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Amoebozoa, Amöbentiere:
1 Amoebozoa, Amöbentiere
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Als Amöben fließen die Körper,
Halten meist flach an Substraten sich fest;
Doch ihre Weisen sich fortzubewegen
Genügen, das Reich zu umschreiben, noch lange nicht:
Denn amöboide Bewegung ist vielen Verwandtschaften möglich,
Gilt oft nur als mögliche Organisationsstufenform[1].
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So treten einige Merkmale hinzu, die zum Reich sie gruppieren:
Mikrotubuli[2] spielen, bewegen Amöben sich,
Wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle;
Doch wenn so manche noch sie besitzen,
Zeigen Ursprünglichkeit womöglich sie an.
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Pseudopodien[5] werden relativ rasch gebildet.
Sekunden, höchstens Minuten dauert es, bis ein neues Füßchen entsteht;
Eingeschmolzen wird, wer seine Aufgabe erledigt,
Dafür schreiten aber neue voran;
Auch einzelne Füßchen können Vorwärtsschreiten bewirken,
Der Rest der Amöbe folgt einfach nach.
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Der Kerne Zahl kann von einem bis mehrere variieren,
Wobei der Amöbe Größe womöglich eine größere Rolle spielt.
Mitochondrien[6] gehören, soweit Daten vorliegen, zum
Tubuli-Typ[7], mit Schläuchen nach innen gestülpt.
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Weil immer variabel, weil fließend die Körper,
Wird es, so denkt der Naturfreund, schwierig, wenn nicht unmöglich gar,
Eigenständige Sippen aus ihnen zu filtern,
Einzuordnen in des Reiches Hierarchie.
Doch molekularbiologische[8] Vorgehensweisen helfen;
Sowie der Amöben Internes, die Ultrastruktur.
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Doch all die Methoden müssen versagen,
Liegen fossile Abdrücke davon nur vor.
So bleiben Vermutungen über ihre Verwandtschaft nur,
Deswegen wird eine der beiden Großgruppen hier nur mit großer Vorsicht untergebracht[9].
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Fußnoten
[1] Organisationsstufen (Algen, Pilze): Amöboid (zellwandloser Einzeller mit kriechend-fließender Fortbewegung durch Hervorstülpen und wieder Einziehen füßchenartiger Fortsätze, wie sie Amöben, Wechseltierchen, zeigen); coccal (unbewegliche, runde oder ellipsoide, einzellige Organismen, ohne aufquellende, schleimige Zellwände); capsal (unbewegliche, runde oder ellipsoide, einzellige Organismen, mit aufquellenden, schleimigen Zellwänden, womit zumindest anfänglich Tochterzellen zusammengehalten werden); siphonal (vielkernige, lange Schläuche ohne untergliedernde Querwände); siphonocladal (mit Querwänden untergliederte Schläuche, Hyphen, deren Zellen mehrere Kerne besitzen); trichal (einzellreihige Fäden, Hyphen, wobei jede Zelle funktionell nur einen Zellkern besitzt, n, 2n (oder n+n, Dikaryon, bei Pezizomycotina und Agaricomycotina).
[2] Mikrotubuli: Röhrenförmige Proteinkomplexe innerhalb eukaryotischer Zellen und in Geißeln; Hohlröhren aufgebaut aus den Dimeren α- und β-Tubulinen; funktionieren bei vielen wesentlichen zellulären Prozessen, einschließlich Mitose und Meiose. Mikrotubuli sind gerichtete Strukturen, deren Enden wegen ihrer Polymerisationsrichtung mit plus und minus bezeichnet werden; das α-Tubulin-Ende wird minus-Ende genannt, das β-Tubulin plus-Ende; bilden die Grundlage für das Cytoskelett und spielen eine wichtige Rolle in der Ausbildung der Kernteilungsspindel und im Vesikeltransport.
[3] Geißel, Flagellum (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.
[4] Centriol als Mikrotubuliorganisationszentrum: Zylinderförmige Struktur im Doppelpack nahe der Kernhülle, die sich in vielen lebenden Zellen befindet. Centriolen haben eine Größe von etwa 170 × 500 Nanometern; sind an der Bildung des Mikrotubuliorganisationszentrums beteiligt, das die Mikrotubulispindel für die Chromosomen-, bzw. Kernteilung bildet. Centriolen kommen in den meisten tierischen Zellen vor, sowie in Pflanzen, nicht jedoch bei Rhodophyta, Rotalgen und Magnoliatae, Bedecktsamer; auch nicht bei Unbegeißelten Chitinpilzen. Charakteristisch ist ihr spezieller Bau aus 9 x 3 Mikrotubuli.
[5] Pseudopodien: Vorübergehend als Füßchen wirkende Ausstülpungen von Amöben
[6] Mitochondrien: Gelten als Kraftwerke der Zellen, da sie Energie für die zellulären Prozesse liefern; es lassen sich Außen- und Innenmembran unterscheiden, wobei die innere Membran auf einen zellwandlos gewordenen Endosymbionten (ein Alpha-Proteobacterium) zurückgeht, während die äußere Membran der Plasmamembran der eukaryotischen Zelle entspricht; prokaryotische Chromosomen weisen ebenfalls auf einen aufgenommenen prokaryotischen Endosymbionten als Ursprung der Mitochondrien hin.
[7] Mitochondrien, Tubuli-Typ: Des Mitochondriums innere, seine eigentlich eigene Zellmembran, stülpt sich zur Oberflächenvergrößerung fingerförmige Strukturen ein.
[8] Molekularbiologisch: Anhand von organischen Molekülen Organsimen erforschend; oftmals auf Verwandtschaften anhand Analysen und Vergleichen von Nukleinsäuren und Proteinen bezogen
[9] Vendobionten: Ihrer Größe und des Aufrechtstehens einiger Vertreter, werden sie auch zu vielzelligen Tieren gerechnet. Hier wird der Vendobionten-Theorie gefolgt und den Einzellern sie zugerechnet
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Ab hier werden die Texte bezüglich Taxanamen (s. Stammbaum und/oder Pfade) alphabetisch geordnet.
Die evolutiven Zusammenhänge lassen sich deshalb aber nur erkennen und verfolgen, wird auch der zugehörende Stammbaum berücksichtigt.
Amoebozoobionta, Amöbozoobionten:
1 Schon besprochen
Was vorhin für Amoebozoa besprochen,
Trifft für Amoebozoobionta ohne Ausnahme zu;
Inwiefern dies für Vendobionten[1] gilt, bleibt aber im Dunkeln,
Die für immer verschwanden in lang vergangener Zeit.
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Fußnote
[1] Vendobionten †: Bezeichnung für eine Organismengruppe riesenwüchsiger Einzeller im Erdzeitalter des Ediacariums, die den Großteil der Ediacaria-Fossilfauna ausmachen soll
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Arcellinida, Arcellina-Amöbentierchen
1 Primär, oft auch sekundär geschützt
Leben in Süß- und Meerwasser auf Schutzbedachten[1],
Fühlen in feuchter Böden Ritzen gleichfalls sich wohl,
Schützen bis auf eine kleinere Öffnung den Körper aus
Selbstgeformtem oft noch klebrigem Hüllmaterial,
Wie Leim wirkend für Partikel aus der Umgebung:
Mit Sandkörnern, mit kleinen Kristallen, haben sich viele beklebt.
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Ein einzelnes, mitunter leicht lappiges Pseudopodium[2]
Tritt aus der offen gebliebenen Stelle hervor,
Beschränkt sich darauf, sich damit fortzubewegen;
Auch mit ihm nur nehmen Nahrung sie auf. –
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Die Gattung Difflugia[3] bildet mit dreihundert Arten die umfangreichste,
Deren Gehäuse mit Fremdkörpern immer belegt.
Offensichtlich bedeckt sich manch eine Art
Selektiv mit Fremdmaterial;
Doch beeinflussen bevorzugte Lebensorte,
Womit sie decken das Dach.
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Dass zwischen Torfmoosen[4] lebende Arten
Kieselalgen[5] nehmen dafür,
Ist nicht verwunderlich,
Fehlen dort Alternativen doch.
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Artbezogen variiert des Gehäuses Aussehen.
Des Bewohners Füßchen, angeheftet von innen her,
Helfen wahrscheinlich den Schutzraum zu bauen.
So spielt die Amöbe gekonnt Architekt. –
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Arcella[6] selbst verlässt sich nur auf eigenes Können,
Lehnt Bedeckung mit Fremdmaterialien ab;
Hält das Häuschen, sind ihre Strukturproteine doch nicht klebrig, sauber;
Sie liebt es schildförmig flach.
Doch ihr Schild, wie ein Uhrgläschen[7] oft gestaltet,
Ist unterseits hohl,
Dem Tierchen geräumige Bleibe zu bieten;
Oft wird des Eingangs Gestalt artspezifisch gewählt.
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In Süßwasser, in Mooren[8], leben sie gerne.
Fünfzig Arten etwa sind heute bekannt.
Schon im Paläozoikum[9] war Arcella verbreitet:
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Fußnoten
[1] Schnecken und Muscheln
[2] Pseudopodien: Vorübergehend als Füßchen wirkende Ausstülpungen von Amöben
[3] Difflugia spp.: Difflugien (Arcellinida – Tubulinea – Amoebozoobionta – Amoebozoa – Eukarya)
[4] Torfmoose: Sphagnum spp. (Sphagnophytina – Rhizoidlaubmoose – Bryophyta – Thallophyta – Embryophyta –…)
[5] Kieselalgen: Bacillariophyceae (Chromophyta – Straminipila – „Wimpeola” – Chromalveolata – Eukarya)
[6] Arcella spp.: Uhrgläschen-Amöben (Arcellinida – Tubulinea – Amoebozoobionta – Amoebozoa – Eukarya)
[7] Uhrgläschen, Uhrgläschenschale: Eine kleine Glasschale, geformt wie ein Segment einer Hohlkugel
[8] Moore: Ökosysteme, in denen durch Niederschläge, Grundwasserzufluss, Oberflächen- oder Quellwasser der Boden permanent wassergesättigt ist. Abgestorbenes organisches Material kann aufgrund von Sauerstoffmangel daher nicht, oder nur unvollständig abgebaut werden. Die Produktion organischer Substanz verläuft folglich schneller als deren Abbau. Auf diese Weise entsteht Torf.
[9] Paläozoikum-Zeit: vor 542 – 251 Millionen Jahren
[10] Paläontologen: Erforschen frühere Lebewesen, indem sie deren Fossilien untersuchen
[11] Karbon-Zeit (Carbon-Zeit, Steinkohlezeit): Vor 359 – 299 Millionen Jahren
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Einige Arcellinida
Links oben: Diffluga gramen
https://de.wikipedia.org/wiki/Difflugia#/media/Datei:Collection_Penard_MHNG_Specimen_255-10-1_Difflugia_gramen.tif
Autor: Naturhistorisches Museum Genf, Thierry Arnet
Lizenz: Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert; unverändert
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Rechts oben: Diffluga acuminata
Bildet ihr Gehäuse aus diversen angeklebten Partikeln; in diesem Fall benutzte die Amöbe centrale (weißer Pfeil) und pennale (schwarzer Pfeil) Kieselalgen, zusammen mit anderen kleineren Partikeln.
Autoren: Daniel J. G. Lahr, Tanja Bosak, Enrique Lara, Edward A. D. Mitchell; Thierry Arnet
Lizenz: Creative Commons Attribution 4.0 International license; unverändert
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Links unten: Difflugia urceolata
Autor: Rothaus
Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license; unverändert
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Rechts unten: Arcella sp.
Autor: Frank Fox
Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany license; unverändert
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Archamoebea, Altamöben:
1 Sehr divers, nur scheinbar alt
Noch vor Jahrzehnten galten sie als
Ursprünglichster Eukaryoten Relikt,
Fehlen ihnen doch wichtige Organelle[1] und dachte,
Sie entstanden in dieser Verwandtschaft noch nicht;
Sie wurden aber, aus welchen Gründen auch immer,
In spezifischer Weise, was ihre Unterklasse kennzeichnet, lediglich eingespart.
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Fußnote
[1] Organell: Lipidmembranumgrenzte Bereiche einer Zelle eigener Funktion, z. B. Zellkern, Mitochondrien, Chloroplasten, etc.; oder als Zelle, weicht sie signifikant in Gestalt und Funktion von anderen ab, z. B. Drüsenzelle, Exkretionszelle
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Dictyostelea, Zelluläre Schleimpilze:
1 Versammlung (HP)
Bakterienmatten[1] durchpflügend,
Vermehren sich muntere Wechseltierchen[2] zuhauf.
Weite, kahle Spuren verlaufen im Rasen,
Gabeln in schmälere Pfade sich immer wieder mal auf.
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Schwestern trennten sich hier,
Werden selbst wieder zum Zwillingspaar.
Ohne Pause, solange der Vorrat an Nahrung nur reicht,
Verdoppeln sie Zellen und Dichte der Population.
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Meiden die Nähe der Nachbarn,
Breiten sich aus, suchen Kost und Logis an ferneren Stellen.
Vertausendfachen ihr Reproduktionspotenzial
Bis Nahrungsmittelverknappung dem Treiben jäh ein Ende setzt. –
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Ist nicht ein leichtes Signal aus der Ferne zu spüren?
Ein Hauch von cyklischem AMP[3]?
Kurz nur verweilen die vielen Amöben in Ruhe,
Schon richten zum Signalgeber Füßchen um Füßchen sie aus.
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Wandern in einzelnen, dichtzelligen Strängen,
Bald zu konzentrischen Kreisen geformt,
Rhythmisch der Mitte entgegen,
Bleiben kurz stehen bei schwachem Signal,
Nehmen erneut bei lockendem Werben die Wanderschaft auf,
Häufen am Ende zu Tausenden sich zum lebenden Berg.
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Strecken zusammen sich wie Nacktschnecken[4] auf dem Substrat in Länge,
Ordnen sich, je nach Position in ihrem Verbund, besondere Aufgaben zu.
Setzen sich, wohlkoordiniert langsam kriechend, dann in Bewegung,
Verweilen später, einem runden Kissen recht ähnlich, an feuchter Stelle im Licht.
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Alle Amöben ruhen sich aus.
Runden sich ab zur festen Struktur.
Lockern sich wieder, nun zum pulvrigen Berg:
Als Sporen übernimmt der Wind sie zur Saat.
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Viele bleiben unbewegt liegen,
Kein Windzug holt sie vom Lager hervor.
Verweilen und warten auf bessere Tage
Bis Wasser Amöben wieder den Sporen entlockt.
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Nur leise hauchte am Boden der Wind,
Lud sie kaum einen Meter entfernt bald wieder ab.
Dictyos‘ terrestrische Vorfahren war so aber nicht gedient:
Optimierten Schritt für Schritt des Fruchtkörpers Bau.
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Fußnoten
[1] Bakterien: Bilden zusammen mit Archäen die sog. Prokaryo(n)ten, die noch keinen echten Zellkern und keine komplex gebauten Chromosomen besitzen. Sie unterscheiden sich grundsätzlich voneinander. Deshalb wurden die Archäen in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts als eigene Organismen-Domäne der Domäne der Bakterien gegenübergestellt
[2] Amöben, Wechseltierchen: Verändern ständig ihre Form, weil zellwandlos; stülpen Fortsätze des Protoplasten aus, umfließen Nahrung, um Nahrungsvakuolen (Endosomen) zu bilden, ihren Fang zu verdauen. Amöben kommen in verschiedenen Organismenreichen vor; repräsentieren also keine Verwandtschaft, sondern nur eine Lebensstrategie; ein Organismenreich (Amoebozoa) umfasst jedoch nur Amöben
[3] cAMP, cyklisches Adenosinmonophosphat: Glied der zellulären Signalkette, das insbesondere der Aktivierung von Peptidhormonen dient
[4] Wegschnecke, Schadwegschnecke: Arion vulgaris (Arionidea - Eupulmonata – Erythroneura – Gastropoda – Mollusca –…)
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Dictyostelea, Zelluläre Schleimpilze
2 Exponiert
Drei Regionen, drei Aufgabenbereiche
Grenzen die sozialen Amöben heute im
Wandernden Pseudoplasmodium[1] ab:
Das vordere Ende bildet die Stielregion[2],
Das hintere wird bald zur Scheibe[3] sich formen,
Der Hauptteil, in der Mitte, wird zu Sporen sich wandeln.
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Das kurz nur ruhende Kissen schickt,
Nach und nach sich verlängernd,
Einen schmalkonischen Fortsatz mittig nach oben.
Von unten nach oben sich vakuolisierend,
Bringen benachbarte Zellenverbände Achsenstabilität[4],
Agieren zusammen als Hilfe zum Klettern,
Wandeln funktionell sich zum Stiel.
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Unzählige Wanderamöben klettern, zum Reif gruppiert,
Dem Stiel bis zum Ende empor.
Umgeben das entstandene Köpfchen mit hauchzarter Hülle,
Rüsten sich für innere Reorganisation.
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Wie eine Kugellaterne mutet das Kunstwerk jetzt an.
Ein Kippen verhindert basal ein flaches Multiamöbenprodukt[5];
Doch in dieser Laterne wandeln sich alle Amöben währenddessen zum Ellipsoid,
Reifen zu Sporen mit reißfester Wand.
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Recht lange schon steh‘n diese Körper,
Wie winzige Früchte am Stiel
Im Windzug und trocknen zur Gänze fast aus;
Nur die Sporen bleiben im Innern genügend mit Wasser versorgt.
Es platzt der Früchte schützende Hülle[6],
Dann holt der Wind sie pustend heraus.
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Weit verstreut er sie!
Doch nur wenige fallen auf nahrungversehenes Land.
Es dauert aber nicht lange
Bis die Amöbe der Spore entschlüpft
Und nach einiger Zeit
Hunderten Ausgangspunkt für unstetes Leben ist.
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Fußnoten
[1] Pseudoplasmodium: Äußerlich wirkt es wie ein wanderndes Plasmodium, doch ist es nicht eine einzige riesige Zelle, wie das Plasmodium der Myxogastria, sondern aus Tausenden Einzelzellen zusammengesetzt
[2] Zukünftiger Stiel des Fruchtkörpers
[3] Scheibenförmige Haftstruktur am Substrat
[4] Achsenstabilität: Eine zentrale stabile Achse gibt den nach oben wandernden Amöben ausreichend Halt.
[5] Die basale Scheibe
[6] Peridie: Nichtzellige Abschlussschicht von Sporenbehältern (Sporangien, Fruchtkörper)
Eingestellt am 14. Juni 2025
Dictyostelium, Entwicklungsphasen (Originale; Reinhard Agerer)
Oben: Vier wandernde, dabei ihre Form verändernde Amöben; Zeitreihe, Pfeile geben den Streckengewinn an; zweite Amöbe von oben teilt sich, zwei Tochteramöben setzen den Weg fort.
Unten links: Basis eines reifen Fruchtkörpers mit befreiten Sporen.
Unten Mitte: Oben Wanderstadium des Pseudoplasmodiums; darunter beginnende Aufwärtswanderung, an einer Stelle steht der sich entwickelnde Stiel oben heraus.
Unten rechts: Die Amöbenversammlung wandert der Achse, dem zukünftigen Stiel des Fruchtkörpers nach oben; erst wenn sie die Achsenspitze erreicht hat, die anfangs sich ständig verlängert, entsteht der Sporenbehälter.
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Dictyostelea, Zelluläre Schleimpilze
3 Kannibalisch
Mitotisch nur vermehrten[1] sich scheinbar die
Wechseltierchen durch laufende Spaltung.
Sexuelles Leben[2] blieb lang uns verborgen,
Bis in eines Amöbenknäuels Zentrum
Schlaue Köpfe zwei Amöben sich vereinen[3] sahen,
Auch wie sie Kerne ineinander noch brachten[4].
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Eine dauerhafte Wand umgab die Zygote, zusammen mit einigen Zellen,
Formte zur Cyste[5] sie, schirmte nach außen Ungeheuerliches ab:
Die Zygote[6] mästete sich mit den eingesperrten Todgeweihten
Bis nur sie den Raum zur Gänze beherrscht.
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Wohlgenährt hält sie nun Ruh,
Teilt, nach langandauernder Rast, meiotisch[7] den Kern,
Hängt noch viele Mitosen[8] daran und
Lässt aus der Cyste Dutzende neue Amöben[9] entschlüpfen.
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Der Enge einmal für immer entkrochen,
Entweichen die neu Gebor‘nen ohne Bedenken
Soweit die Füßchen auch tragen,
Schleichen nach allen Seiten gemächlich davon.
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Worauf wohl verzichtet Dictyostelium für immer?
Aus Mangel an Wasser sparte die Geißel[10] sie ein,
Kriecht fast ununterbrochen geschmeidig voran,
Geht, beständig sich teilend, in seinen Nachkommen auf,
Bis es wieder das lang schon bekannte Signal[11] verspürt
Und mit Tausenden Amöben sich zum Zentrum, zum Sender, rhythmisch hinbewegt.
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Fußnoten
[1] Ungeschlechtliche Fortpflanzung (Eukarya): Beruht nur auf mitotisch entstandenen Zellen, Zellkomplexen, Gewebeteilen, Organen oder Jungorganismen
[2] Sexuelle, geschlechtliche Fortpflanzung: Dafür sind drei Vorgänge miteinander gekoppelt, Meiose (abgekürzt mit R!), Plasmogamie (Zellen vereinen sich, abgekürzt mit P!) und Karyogamie (Kerne verschmelzen, abgekürzt mit K!) verbunden, wobei P! und K!, mit Ausnahme bei Dikarya, unmittelbar aufeinander folgen. Bei Dikarya (Unbegeißelte Chitinpilze – Fungi – Opisthokonta – Eukarya) sind beide Vorgänge unterschiedlich lang (weit) voneinander getrennt. Da bei Animalia und Plantae P! und K! unmittelbar aufeinander folgen, werden beide Vorgänge häufig zu Befruchtung (B!) zusammengefasst.
[3] Plasmogamie: Verschmelzung der Protoplasten zweier Zellen im Zuge sexueller Fortpflanzung; abgekürzt P!
[4] Karyogamie: Verschmelzung zweier haploider Zellkerne; abgekürzt K!
[5] Cyste (Überdauerungsform): Mit widerstandsfähiger Wand umgebene Überdauerungsform von Zellen, von mehrzelligen Gebilden, gar von winzigen Organismen
[6] Zygote: Diploide Zelle, die nach der Verschmelzung zweier haploider Kerne im Zuge der sexuellen Fortpflanzung entstand
[7] Meiose, meiotisch, R!: Meiose dient der Reduktion eines diploiden Chromosomensatzes zu haploiden Sätzen. Dabei werden einander entsprechende Chromosomen, im Kern sich dann mittig in einer Ebene gegenüberstehend, gepaart und anschließend in entgegengesetzter Richtung („polwärts“) separiert. Dieser Vorgang wird auch als Reduktionsteilung (oft abgekürzt als R! und zugleich stellvertretend für die ganze Meiose verwendet) bezeichnet. Da die voneinander getrennten haploiden Chromosomen schon zu Chromatiden verdoppelt sind, schließt sich an die Reduktionsteilung noch eine mitotische Teilung an, so dass vier haploide Kerne letztlich vorliegen.
[8] Mitose, mitotisch, abgekürzt M!: Im Kern mittig in einer Ebene versammelte Chromosomen bildeten je zwei identische Chromatiden, die bei der Mitose durch Mikrotubuli separiert werden und, von einer Zellwand getrennt, als identische Chromosomensätze der entstandenen Zellen wirken
[9] Amöben, Wechseltierchen: Verändern ständig ihre Form, weil zellwandlos; stülpen Fortsätze des Protoplasten aus, umfließen Nahrung, um Nahrungsvakuolen (Endosomen) zu bilden, ihren Fang zu verdauen. Amöben kommen in verschiedenen Organismenreichen vor; repräsentieren also keine Verwandtschaft, sondern nur eine Lebensstrategie; ein Organismenreich (Amoebozoa) umfasst jedoch nur Amöben
[10] Flagellum, Geißel (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und durch ein zentrales Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.
[11] cAMP, cyklisches Adenosinmonophosphat: Glied der zellulären Signalkette, das insbesondere der Aktivierung von Peptidhormonen dient
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Entwicklungszyklus von Dictyostelium discoidem
Nachdem die Zeit reif, ausreichend dicht der Amöben Population, übernimmt eine zentral gelegene Amöbe mit cyklischem AMP, das radial diffundiert, die Funktion eines Signalgebers (rechts oben). Dieses Hormon wirkt auf benachbarte Amöben ein (auf beide Geschlechtstypen; siehe Punkt- und Kringelkerne), die daraufhin stillhalten und ihrerseits cAMP produzieren; so kommt es zu rhythmischen Wanderungen, die sich in konzentrischen Ringen (hier nicht gezeigt) ausdrücken.
Sind Tausende Amöben zur Einheit versammelt, bilden sie ein wegschneckenartiges Gebilde, das als vielzellige Gemeinschaft Richtung Licht in einer in sich polarisierten Weise wandert: Die Amöben des vorangehenden, etwas abgehobenen Endes werden zum Stiel des Fruchtkörpers (daher als Prästiel-Ende bezeichnet), das entgegengesetzte Ende, wird zur Haftscheibe (daher als Präscheibe bezeichnet) und die Amöben des Mittelbereichs werden zu Sporen werden (Präsporen-Bereich). Im Zuge des Aufrichtens, der Kulmination, werden diese Regionen schon deutlicher.
Letztlich steht der fertige Fruchtkörper mit Scheibe, Stiel und Sporenbehälter und gibt nach Reife die Sporen frei.
Den Sporen entkriechen konträrgeschlechtliche haploide Amöben (Punktkerne, Kringelkerne), die sich immer wieder teilen, sich als Einzelamöben ernähren, bis sich irgendwo ein Häufchen bildet, in dessen Zentrum zwei Amöben unter Plasmogamie (P!) und Karyogamie (K!) eine diploide Zygote entstehen lassen.
Um diese Zygote (Punkt- in Kringelkern) sammeln sich Amöben als Nährzellen, die mitsamt der Zygote mit einer Wand zur überdauerungsfähigen Cyste abgegrenzt werden. Von diesen Amöben nährt sich die Zygote, die dann vollkommen in der nun großen, dickwandigen diploiden Zygote (als Makrocyste bezeichnet) aufgegangen sind.
Unter Meiose (R!) und weiteren mitotischen Teilungen entstehen viele einzelne konträrgeschlechtliche Zellen, die als Einzelamöben die Makrocyste verlassen, sich verselbständigen, unabhängig voneinander sich ernähren und unter wiederholter Teilung eine tausendfache Menge von Einzelamöben bilden, die dann einmal wieder unter dem Einfluss von cyklischem AMP auf eine signalgebende Amöbe in Strängen rhythmisch zuwandern und selbst durch Abgabe von cAMP noch ferner liegende Amöben dazu verleiten.
In Kreisform dargestellt, lässt sich ein haploider Lebenskreislauf erkennen, bei dem alle Stadien, außer der Zygote haploid sind. Auf Plasmogamie und Karyogamie erfolgt nach einer Ruhepause (mit kannibalischer Ernährung der Zygote) die Meiose, worauf in der Hauptfruchtform (braune Linie) wieder haploide Amöben entstehen. Die Vermehrung der Amöben, um wieder ein Pseudoplasmodium bilden zu können, erfolgt allein mitotisch in einer Nebenfruchtform (violette Linie). Die Größe der beiden Kreise steht für die Bedeutung von HFF und NFF für das Leben des Organismus‘. Hier überwiegt erheblich der Einfluss der Nebenfruchtform, mit der erst die nötige Zahl Amöben gebildet wird, aus deren Mitte die haploiden Sporen entstehen.
Eigenem Vorlesungsmanuskript entnommen.
In den nachfolgenden sieben Abbildungen ist der Entwicklungszyklus einer Powerpoint-Präsentation ähnlich aufgebaut
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Nachdem die Zeit reif, ausreichend dicht der Amöben Population, übernimmt eine zentral gelegene Amöbe mit cyklischem AMP, das radial diffundiert, die Funktion eines Signalgebers (rechts oben). Dieses Hormon wirkt auf benachbarte Amöben ein (auf beide Geschlechtstypen; siehe Punkt- und Kringelkerne), die daraufhin stillhalten und ihrerseits cAMP produzieren; so kommt es zu rhythmischen Wanderungen, die sich in konzentrischen Ringen (hier nicht gezeigt) ausdrücken.
Sind Tausende Amöben zur Einheit versammelt, bilden sie ein wegschneckenartiges Gebilde, das als vielzellige Gemeinschaft Richtung Licht in einer in sich polarisierten Weise wandert: Die Amöben des vorangehenden, etwas abgehobenen Endes werden zum Stiel des Fruchtkörpers (daher als Prästiel-Ende bezeichnet), das entgegengesetzte Ende, wird zur Haftscheibe (daher als Präscheibe bezeichnet) und die Amöben des Mittelbereichs werden zu Sporen werden (Präsporen-Bereich). Im Zuge des Aufrichtens, der Kulmination, werden diese Regionen schon deutlicher.
Letztlich steht der fertige Fruchtkörper mit Scheibe, Stiel und Sporenbehälter und gibt nach Reife die Sporen frei.
Den Sporen entkriechen konträrgeschlechtliche haploide Amöben (Punktkerne, Kringelkerne), die sich immer wieder teilen, sich als Einzelamöben ernähren, bis sich irgendwo ein Häufchen bildet, in dessen Zentrum zwei Amöben unter Plasmogamie (P!) und Karyogamie (K!) eine diploide Zygote entstehen lassen.
Um diese Zygote (Punkt- in Kringelkern) sammeln sich Amöben als Nährzellen, die mitsamt der Zygote mit einer Wand zur überdauerungsfähigen Cyste abgegrenzt werden. Von diesen Amöben nährt sich die Zygote, die dann vollkommen in der nun großen, dickwandigen diploiden Zygote (als Makrocyste bezeichnet) aufgegangen sind.
Unter Meiose (R!) und weiteren mitotischen Teilungen entstehen viele einzelne konträrgeschlechtliche Zellen, die als Einzelamöben die Makrocyste verlassen, sich verselbständigen, unabhängig voneinander sich ernähren und unter wiederholter Teilung eine tausendfache Menge von Einzelamöben bilden, die dann einmal wieder unter dem Einfluss von cyklischem AMP auf eine signalgebende Amöbe in Strängen rhythmisch zuwandern und selbst durch Abgabe von cAMP noch ferner liegende Amöben dazu verleiten.
In Kreisform dargestellt, lässt sich ein haploider Lebenskreislauf erkennen, bei dem alle Stadien, außer der Zygote haploid sind. Auf Plasmogamie und Karyogamie erfolgt nach einer Ruhepause (mit kannibalischer Ernährung der Zygote) die Meiose, worauf in der Hauptfruchtform (braune Linie) wieder haploide Amöben entstehen. Die Vermehrung der Amöben, um wieder ein Pseudoplasmodium bilden zu können, erfolgt allein mitotisch in einer Nebenfruchtform (violette Linie). Die Größe der beiden Kreise steht für die Bedeutung von HFF und NFF für das Leben des Organismus‘. Hier überwiegt erheblich der Einfluss der Nebenfruchtform, mit der erst die nötige Zahl Amöben gebildet wird, aus deren Mitte die haploiden Sporen entstehen.
Eigenem Vorlesungsmanuskript entnommen.
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Discosea, Scheibenamöben:
1 Eine von mehreren Unterklassen
Abgeflachte Amöben sammeln sich in dieser Klasse.
Bewegen mit flachen Pseudopodien[1] sich, zylindrische kennen sie nicht;
Behalten des Körpers Form, wenn sie gleiten,
Wofür polyachsialer[2] Cytoplasmatransport wohl verantwortlich ist,
Falls sich gerichtete Strömungen überhaupt zeigen;
– Niemals mit Protoplasma[5] nur mit Ektoplasma gefüllt –
Die allenfalls kurz, falls tatsächlich vorhanden,
Niemals zugleich verzweigt und zugespitzt sind. –
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Eine dieser Amöben, Acanthamoeba castellanii[6],
Gehört zur Unterklasse Longamoebia[9]:
Verlängerte, abgeflachte Zellen, deren Subpseudopodien zugespitzt,
Mit in Reihe geordneten Centriolen[10], beeindrucken auch Experten.
Doch sei, so stellen sie fest,
Das Taxon alles andere als homogen[11]. –
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Wie auch immer, hier soll uns nur Acanthamoeba interessieren
Mit der medizinisch bedeutsamen Art[12].
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Stacheln, daher der Name, trägt potenziell sie überall auf dem Rücken,
Nicht als permanente Gebilde, nicht ein für alle Mal,
Sie kommen und verschwinden auch wieder;
Zur Wehr sollen sie sein, auch zum Vorwärtsdrücken im Raum.
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Starre, kräftige Actino-Myosin[13]-Bündel drücken die
Haut radial zu Spitzen empor!
Sie erweichen und zerlegen sich wieder,
Sammeln an anderen Stellen zum radialen Bündel sich neu.
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Weltweit verbreitet ist Acanthamoeba als Gattung;
Auch die problematische Art, die in Wirklichkeit nicht eine nur ist:
Lebt ubiquistisch[14] in Böden, in süß- und in salzwasserhaltigen Biotopen,
Denn in Stäuben verträgt ihre Cysten[15] der Wind.
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Raffiniert umbaut sich dafür die Amöbe mit doppelter Hülle:
Dagegen zuvorderst aus Cellulose[18] die innenliegende,
Wobei ein dünner Leerraum zwischen die beiden sich legt.
Kontakt mit dem Außenraum will sie bewahren,
Durchstößt mit Fortsätzen die doppelte Wand;
Doch auch sie bleiben nicht einfach der Umwelt ergeben:
Ein kleiner Deckel schützt sie vor der Umgebung Griff.
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Durch Einatmen oder Kontakt mit Wunden
Immunsupprimierter Menschen, breiten sie bevorzugt sich aus,
Gelangen über die Blutbahn in des Betroffenen Körper,
Schließlich auch ins Gehirn.
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Über Monate dauert die Inkubation[19], bis Symptome sich zeigen, wie
Übelkeit, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Somnolenz[20];
Krampfanfälle, neurologische Ausfälle können die Krankheit begleiten.
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Doch nicht immer müssen Infektionen sich als Tragödie zeigen:
Amöben-Keratitis[23] gilt als harmloserer Fall,
Wenn zwischen Kontaktlinsen und Hornhaut[24] Amöben sich zwängen,
Oder Läsionen[25] bilden in unserer Haut. –
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Viel weniger aggressiv für Mensch und Umgebung
Zeigt sich Mayorella viridis[26]. Denn
Aber nicht alles verdaut sie, was sie so fängt.
Manche Algen lässt sie am Leben,
Spannt sie als Zoochlorellen[29] für ihr eigenes Leben ein;
Grün wurde sie dadurch,
Und lagerte damit doch nur lebende Schminke sich ein. SL
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Fußnoten
[1] Pseudopodien: Vorübergehend als Füßchen wirkende Ausstülpungen von Amöben
[2] Polyachsial: Protoplasmaströmungen mehrerer Achsen entlang
[3] Subpseudopodium: Pseudopodium, das nur Ektoplasma enthält
[4] Ektoplasma: Äußerer, organellen- und granulafreier cytoplasmatischer Bereich des Protoplasten
[5] Protoplast, Protoplasma: Gesamter Inhalt einer Zelle
[6] Acanthamoeba castellanii: Castellans Stachelamöbe (Acanthamoebidae; nicht separat behandelt –Longamoebia; nicht separat behandelt – Discosea – Amoebozoobionta – Amoebozoa – Eukarya)
[7] Fakultativ: Frei in der Wahl einer Möglichkeit, im Gegensatz zu obligat
[8] Opportunistisches Pathogen, opportunistischer Parasit: Normalerweise nichtpathogene, nichtparasitische Organismen nutzen nur geschwächte Organismen (z. B. immunsupprimierte Personen) für dann parasitisches Wachstum
[9] Longamoebia; nicht separat behandelt (Discosea – Amoebozoobionta – Amoebozoa – Eukarya)
[10] Centriol als Mikrotubuliorganisationszentrum: Zylinderförmige Struktur im Doppelpack nahe der Kernhülle, die sich in vielen lebenden Zellen befindet. Centriolen haben eine Größe von etwa 170 × 500 Nanometern; sind an der Bildung des Mikrotubuliorganisationszentrums beteiligt, das die Mikrotubulispindel für die Chromosomen-, bzw. Kernteilung bildet. Centriolen kommen in den meisten tierischen Zellen vor, sowie in Pflanzen, nicht jedoch bei Rhodophyta, Rotalgen und Magnoliatae, Bedecktsamer; auch nicht bei Unbegeißelten Chitinpilzen. Charakteristisch ist ihr spezieller Bau aus 9 x 3 Mikrotubuli.
[11] Homogen (Taxon): Eine monophyletische Verwandtschaft (Art, Gattung, Familie, etc.)
[12] Acanthamoeba castellanii
[13] Actinomyosin-Komplexe: Actin bildet mit Myosin für Bewegungen in Zellen Komplexe mit mehreren Fibrillen; Myosin als Motorprotein, kann Verknüpfungen zu verschiedenen Actin-Fibrillen herstellen und dadurch die Fibrillen aneinander vorbeiziehen, was in Zellbewegungen münden kann.
[14] Ubiquistisch: Ist eine Art, die zumindest in einem Teil ihres Verbreitungsgebietes unterschiedliche Lebensräume besiedelt
[15] Cyste: Mit widerstandsfähiger Wand umgebene Überdauerungsform von Zellen, von mehrzelligen Gebilden, gar von winzigen Organismen
[16] Polysaccharide: Vielfachzucker aus einer großen, unbestimmbaren Zahl von Einfachzuckern (Monosacchariden)
[17] Proteine: Aus Aminosäuren aufgebaute, komplexe Moleküle. Die [–NH2]-Gruppe einer Aminosäure wird mit der Hydroxylgruppe [–OH] der Säurefunktion [–COOH] unter Wasserabspaltung verknüpft, dabei entsteht eine charakteristische Abfolge von Atomen: [–C–N–C–C–N–]n, wobei das unmittelbar dem [N] benachbarte [C] einen doppelbindigen Sauerstoff [–C=O] trägt, das zweite der beiden benachbarten den Aminosäurerest
[18] Cellulose: Unverzweigte Ketten aus Glucose in β-1,4-Verknüpfung; wobei der 6C-Zucker Glucose in Ring-Form geschrieben, das C1 der Aldehydgruppe ist [CH2OHCHOHCHOHCHOHCHOHCHO], davon aus gerechnet ist der vierte Kohlenstoff das C4 ist. In Ringform geschrieben weist die OH-Gruppe des C1 nach oben, wie auch die frei gebliebene CH2OH-Gruppe. Die OH-Gruppen wechseln von 1 bis 4 die Stellung: C1 nach oben, C2 nach unten, C3 noch oben, C4 nach unten, an C5 hängt die nach oben stehende CH2OH-Gruppe.
[19] Inkubation: Bebrüten
[20] Somnolenz: Schläfriger Zustand in Form einer Bewusstseinsstörung. Betroffene sind jedoch durch äußere Reize wieder zu wecken
[21] Granulomatös: knötchenbildend
[22] Enzephalitis: Entzündung des gesamten Hirngewebes oder Teilen davon
[23] Keratitis: Entzündung der Hornhaut des Auges
[24] Hornhaut (Auge): Auch Cornea genannt, ist die glasklare vordere Begrenzung des Auges. Ähnlich wie ein Fenster lässt sie das Licht in das Auge und ist deshalb entscheidend für gutes Sehen
[25] Läsionen: Gewebeschädigungen durch Absterben oder Verletzung von Gewebe; bei Blättern oft mit Durchbruch verbunden
[26] Mayorella viridis (Dermamoebida; nicht separat behandelt – Discosea – Amoebozoobionta – Amoebozoa – Eukarya)
[27] Bakterien: Bilden zusammen mit Archäen die sog. Prokaryo(n)ten, die noch keinen echten Zellkern und keine komplex gebauten Chromosomen besitzen. Sie unterscheiden sich grundsätzlich voneinander. Deshalb wurden die Archäen in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts als eigene Organismen-Domäne der Domäne der Bakterien gegenübergestellt
[28] Algen: Eine organismenreichübergreifende Bezeichnung für überwiegend im Wasser lebende Thallophyten
[29] Zoochlorellen: Endosymbionten in einer Reihe von Lebewesen. Bei den Zoochlorellen handelt es sich meistens um Algen der Chlorophyta, womöglich meist der Chlorococcales
SL Tekle Y, Wood FC (2017) Longamoebia is not monophyletic: Phylogenomic cytoskeleton analyses provide novel and well-resolved relationships at amoebozoan subclades. Mol Phyl Evol 114: 249-260
Eingestellt am 14. Juni 2025
Acanthamyoeba keratitis
Links: Phasenkontast
Autor: Jacob Lorenzo-Morales, Naveed A. Khan and Julia Walochnik
Lizenz: Creative Commons Attribution 4.0 International license; unverändert
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Rechts: Interferenzkontrast
Autor: Jacob Lorenzo-Morales, Naveed A. Khan and Julia Walochnik
Lizenz: Creative Commons Attribution 4.0 International license; unverändert
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Mayorella sp. (oben, mit Beschriftung)
Autor: Andrei Savitsky
Lizenz: Creative Commons Attribution 4.0 International license; unverändert
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Mayorella viridis (Mitte und unten)
2 Bilder “from Arcella.nl, courtesy of Ferry Siemensma”, 1. 3. 2025
Mitte: Zoochlorellen deutlich zur kennen.
Unten: Mit einverleibter pennaler Kieselalge
Eingestellt am 14. Juni 2025
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