zum Glossar über:
Chytridiomycotina, Töpfchenpilze i.w.S.
1 Wiederholte Anläufe
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Was brachte Chytros[1] dazu,
Flagellen[2] basal zu diversifizieren?
Spielte mit Mitochondrienform[3], -zahl und -größe,
Mit Ribosomenverpackung und ihrem -ort,
Ob parallel oder schräg, legt jede Gruppe selbst für sich fest.
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Auch Verbindungsstücke zwischen den beiden,
Wurzelstrukturen[10], homogen oder gestreift,
Tubuli[11], strahlend, oft auch gebündelt,
Variieren sie mit einiger Phantasie.
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Flagellengrenzen zum Centrioläquivalent[12],
Verdichten mit Platten die einen,
Moderne verzichten oft wieder darauf,
Erscheinen vielleicht ohne Sinn.
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War dieses Spiel schon am Anfang gelaufen,
Oder doch erst zu späterer Zeit
Als Chytros‘ vegetative Struktur
Längst schon differenzierte Formen annahm?
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Waren es Spiele ohne tieferen Sinn,
Ohne Nutzen zu bringen
Für Ausdauer, Tempo, Wirtschaftlichkeit?
Erfolg im Kampf um Nahrung, um Nischen, zeigen Chytridiomycota[13] bis heut.
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Schon Milleromyces[14],
Vor vierhundert Millionen Jahren,
In tiefsten devonischen[15] Schichten in
Schottlands Rhynie[16]
gefunden,
Lebte, wie manch eines der jetzigen Glieder
Nahe der Küste im Wassermilieu.
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War damals sein Opfer!
An ihren quirlig geordenten Zweigen nistete Milleromyces sich ein;
Mit Rhizoiden[19] sitzt eine Kugel den Armen vorwitzig auf,
Füßchengleich ankernd in damals aktivem Gewebe,
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Hohl ist die Kugel,
Kein Flagellat[22] blieb erhalten,
Folglich bleibt auch für immer verborgen,
Welcher Klasse Milleromyces zugehört.
Selbst seine Verwandtschaft mit Chytros gilt,
Weil Ansatzstellen und Geißelanhänge zwangsläufig fehlen, als
Völlig ungewiss.
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Immerhin zeigt uns dieses Fossil
Das Mindestalter der einfachsten Pilze;
Ist fast schon Staffage. –
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Eine kleine Gruppe von Pilzen blieb
Bis in die heutige Zeit;
Eintausend Arten, vielleicht etwas mehr;
Vermitteln die Basis der Fungi Evolution. –
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Liefern Kladen[27] verschied‘ner Fasson,
Oft korreliert mit der Geißelbasis Struktur,
Bilden Genealogien unterschiedlichster Ebenen ab.
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Komplizierte Gabelungen kladistischer[28] Bäume,
Basal, oft wegen unzureichender Zahl von Proben,
Statistisch kaum unterstützt,
Geben für Ahnentafeln noch keine Gewähr.
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Wer wagt die Prognose über Anzahl und Namen der Klassen[29]
In dieser alten Verwandtschaft der Pilze?
Eine einzige Klasse nur in diesem Phylum[30],
Wird seiner Diversität nicht gerecht.
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Wenige Beispiele vier verschiedener Genealogien
– Ob als Ordnung bezeichnet,
Als Klasse später vielleicht,
Bleibt im Weiteren undiskutiert –
Sollen mögliche Wege ihrer Entwicklung
Während Hunderter Millionen Jahren nachvollzieh‘n.
Eine Gruppe steht schon heut separat:
Blastocladiales wurden zum Stamm hierarisch erhöht.
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Fußnoten
[1] Chytros: Name für hypothetischen Vorfahren der Chytridiomycota
[2] Flagellum, Geißel (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.
[3] Mitochondrien: Gelten als Kraftwerke der Zellen, da sie Energie für die zellulären Prozesse liefern; es lassen sich Außen- und Innenmembran unterscheiden, wobei die innere Membran auf einen zellwandlos gewordenen Endosymbionten (ein Alpha-Proteobacterium) zurückgeht, während die äußere Membran der Plasmamembran der eukaryotischen Zelle entspricht; prokaryotische Chromosomen weisen ebenfalls auf einen aufgenommenen prokaryotischen Endosymbionten als Ursprung der Mitochondrien hin.
[4] ER (Abkürzung fürEndoplasmatischesRetikulum): Intrazelluläres Membransystem aller eukaryotischen Zellen. Es besteht aus lipiddoppelmembranumschlossenen Hohlräumen, die ein zusammenhängendes System bilden und mit der Kernhülle in Verbindung stehen
[5] Cisternen (Zelle): Abkömmlinge des endoplasmatischen Retikulums in hohler und oft flacher Form; Zellvesikel auch Zellkerne sind damit umgeben, besitzen den gleichen Grundbau wie die Zellmembran.
[6 ]Microbodies: Gruppe membranumhüllter Zellorganellen, in deren enzymreichen Reaktionsräumen vom Cytoplasma abgetrennte Stoffwechselprozesse ablaufen; in ihnen werden verschiedene Subtypen zusammengefasst: Peroxisomen, Glyoxisomen und Glykosomen
[7] Lipide: Ein Triglycerid aus Glycerin (mit drei [–OH]-Gruppen) und drei Fettsäuren, die als Fettsäurereste unter Wasserabspaltung ans Glycerin gebunden und eine Bindungsgruppe –C–O–(C=O)– ergeben
[8] Centriol als Mikrotubuliorganisationszentrum: Zylinderförmige Struktur im Doppelpack nahe der Kernhülle, die sich in vielen lebenden Zellen befindet. Centriolen haben eine Größe von etwa 170 × 500 Nanometern; sind an der Bildung des Mikrotubuliorganisationszentrums beteiligt, das die Mikrotubulispindel für die Chromosomen-, bzw. Kernteilung bildet. Centriolen kommen in den meisten tierischen Zellen vor, sowie in Pflanzen, nicht jedoch bei Rhodophyta, Rotalgen und Magnoliatae, Bedecktsamer; auch nicht bei Unbegeißelten Chitinpilzen. Charakteristisch ist ihr spezieller Bau aus 9 x 3 Mikrotubuli.
[9] Geißel, Flagellum
[10] Geißelwurzel: Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.
[11] Mikrotubuli: Röhrenförmige Proteinkomplexe innerhalb eukaryotischer Zellen und in Geißeln; Hohlröhren aufgebaut aus den Dimeren α- und β-Tubulinen; funktionieren bei vielen wesentlichen zellulären Prozessen, einschließlich Mitose und Meiose. Mikrotubuli sind gerichtete Strukturen, deren Enden wegen ihrer Polymerisationsrichtung mit plus und minus bezeichnet werden; das α-Tubulin-Ende wird minus-Ende genannt, das β-Tubulin plus-Ende; bilden die Grundlage für das Cytoskelett und spielen eine wichtige Rolle in der Ausbildung der Kernteilungsspindel und im Vesikeltransport.
[12] Centrioläquivalent, Kinetosom: Geißelbasis mit charakteristischem Bau aus neun Mal drei kurzen Microtubuli
[13] Chytridiomycota: Begeißelte Chitinpilze (Fungi – Opisthokonta – Eukarya)
[14] Milleromyces †: Chytridiomycetenähnlicher Pilz aus der Rhynie-Chert
[15] Devon-Zeit: vor etwa 416 – 359 Millionen Jahren
[16] Rhynie: Hauptortschaft in der schottischen Grafschaft Aberdeenshire im mittleren Nordosten Schottlands
[17] Palaeonitella † (Characeae; nicht separat behandelt – Charophyceae – Streptophyta – Plantae – Eukarya)
[18] Armleuchteralgen: Charophyceae (Streptophyta – Plantae – Eukarya)
[19] Rhizoide: Fadenartige, wurzelähnliche, trichale oder unseptierte Auswüchse zum Festheften von Thallophyten
[20] Zoospore: Mitotisch entstandene, einzellige, eigenbewegliche Verbreitungseinheit
[21] Gameten: Für sexuelle Fortpflanzung vorgesehene haploide Zellen
[22] Flagellat: Begeißelter, einzelliger Organismus; oder als Eigenschaft: mit Geißel versehen
[23] Hyphochytriomycetes: Hyphochytriopilze (Straminipila – „Wimpeola“ – Chromalveolata – Eukarya)
[24] Chytridiomycota
[25] Sequenzanalysen: Analysen der Nucleoidreihenfolge (A, C, G, T) in der DNA
[26] Gen: Erbanlage, Erbfaktor; Einheit der genetischen Information; Abschnitt auf der DNA der bestimmte Proteinbausteine codiert oder eine bestimmte regulatorische Funktion hat
[27] Klade (engl. clade): Eine geschlossene Abstammungsgemeinschaft (Monophylum); eine systematische Einheit, die den letzten gemeinsamen Vorfahren und alle seine Nachfahren enthält.
[28] Kladistisches Prinzip: Jedem Verzweigungspunkt der Evolution liegt immer ein hypothetischer Vorfahre zu Grunde, dem alle gemeinsamen Merkmale der ihm folgenden Verwandtschaften zugeschrieben werden; dieser hypothetische Organismus tritt heute nicht mehr in Erscheinung, muss aber zwangsläufig für die weiteren evolutiven Schritte als Stammsippe gefordert werden
[29] Klasse (der Organismen): Hierarchische Ebene zwischen Unterklasse und Unterabteilung; „-mycetes“ als Klassencharakterisierende Endung von Pilzen; für Unterabteilung „-mycotina“; für Unterklasse „-mycetidae“
[30] Phylum: Stamm, Abteilung
Eingestellt am 15. März 2025
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