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Harpellales, Sichelzellenjochpilze

1 Gebotene Eile

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Schnell noch ein paar der Sporen[1] befreien,

Bevor wir mit unserm Standplatz

Alle entlang der Röhre durch das schützende Tor sind geschoben!

Gelingt es nicht, geht der Wirt uns verloren.

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Mühsam wird es, einmal im Wasser, Neue, geeignete Larven[2] zu finden, Selbst wenn sich die Sporen

Mit schleimigen Fäden fest ans Futter verkrallen,

Bleibt, auf Gefressenwerden zu hoffen,

Gilt es, einen Darm zu besiedeln.

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Warum auch müssen die Biester sich häuten[3],

Nehmen keinerlei Rücksicht auf uns!

Wir tun ihnen doch nichts zu Leide,

Halten uns nur an der Darmcuticula[4] fest.

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Unser Leben geht aber dahin,

Denn von Nahrungsströmen entfernten sie uns!

Ein paar unserer Sporen, zurückgeblieben im Darm,

Heften sich, so bleibt zu hoffen, an der neuen Abschlussschicht an.

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Fußnoten

[1] Aplanosporen: Nichteigenbewegliche, gleißellose Sporen

[2] Larven: Jugendstadien von Tieren, die sich grundsätzlich vom Erscheinungsbild Erwachsener unterscheiden und erst nach einer Metamorphose Adultgestalt annehmen

[3] Häuten (Ecdysozoa, Häuter): Ein hormonell gesteuerter Vorgang, bei dem sich die alte, zu klein gewordene Schutzschicht, von einer darunterliegenden, neuen, etwas größeren, abhebt und letzere Ende abgestreift wird. Die noch flexible neue Cuticula wird gedehnt und in vergrößerter Form versteift und so als Schutz wieder wirksam. Mit dieser alten Cuticula, die bei Ecdysozoa etwas in den Darm ziehen kann, werden damit dort auch Parasiten oder Kommensalen abgestoßen.

[4] Cuticula (Arthropoden): Funktional als Außenskelett wirkende, von der Epidermis nach außen abgeschiedene Hülle eines Hochleistungsverbundstoffs aus Chitin und Strukturproteinen, die eine besondere Stelle, sich an Chitin zu binden, besitzen. Je nach Art und Struktur der Proteinkomponenten kann die Cuticula hart oder biegsam sein.

Eingestellt am 15. März 2025

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Harpellales, Sichelzellenjochpilze

2 Hoffnung

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Trichosporen[1] des doppelten Anhangs wegen

Und der Harpellales haarigen Aussehens,

Auch mit Namen Trichomyceten benannt,

Verfangen sich klebend in grünlichen Filzen des Bachs,

Im Futter verschiedener Larven[2]

Kürzlich gehäuteter Wasserinsekten[3].

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Nur wenige Glückliche finden sich wieder im Darm,

Wandern allmählich mit gleitenden Bällchen ihrem Bestimmungsort zu,

Geben den Platz, sobald er gewählt, nicht mehr her,

Verankern sich, wachsen zum Faden heran. –

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Trichosporen, beidseits konvex, in der Mitte erweitert,

Landen mit schmälerem Ende, die

Klebrigen Fäden noch in der Zelle verbergend,

Auf einer Alge[4] Trieb.

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Oder, Fäden benachbarter Sporen berühren einander,

Halten mit seitlichen Beulen sich fest,

Verschmelzen, trennende Wände kanalartig lösend[5],

Treiben, den größeren Kern[6],[7] nun spitzenwärts schiebend,

Gleich in der Nähe nur eine kurze Hyphe[8] heraus.

Beginnen am Ende des Triebs, eine Zygote[9],[10] zu bilden.

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Zygosporen[11] oft ähnlich, doch mit dickeren Wänden,

Verfangen sich gleichfalls mit klebrigen Fäden am

Grünzeug des sprudelnden Bachs,

Keimen[12] wohl nach Meiose[13] im Darm zu neuem Fadensystem.

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Schöpfen vom Überfluss der Larve nur,

Entnehmen kurz vor Defäkation[14],

Was verwertbar und gerade noch blieb,

Stehlen nichts somit dem Wirt.

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Vielleicht entnehmen im Vorderdarm Sitzende

Etwas zu viel des Guten dem Wirt,

Doch manche scheinen sich kenntlich zu zeigen,

Produzieren als willkommenen Mietzins Vitamin B[15].

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Fußnoten

[1] Trichosporen (Harpellales): Asexuell gebildete Aplanosporen mit zwei Anhängseln

[2] Larven: Jugendstadien von Tieren, die sich grundsätzlich vom Erscheinungsbild Erwachsener unterscheiden und erst nach einer Metamorphose Adultgestalt annehmen

[3] Insekten: Hexapoda (Tetraconata – Mandibulata – Arthropoda – Panarthropoda – Ecdysozoa –…)

[4] Algen: Eine organismenreichübergreifende Bezeichnung für überwiegend im Wasser lebende Thallophyten

[5] Plasmogamie: Verschmelzung der Protoplasten zweier Zellen im Zuge sexueller Fortpflanzung; abgekürzt P!

[6] Karyogamie: Verschmelzung zweier haploider Zellkerne; abgekürzt K!

[7] Diploid: Zellkerne mit doppeltem Satz zusammenpassender, homologer Chromosomen; ausgedrückt mit 2n

[8] Hyphen: Einzellreihige, zellwandumgebene Fäden von Pilzen mit Spitzenwachstum, mit oder ohne Querwände

[9] Zygote: Diploide Zelle, die nach der Verschmelzung zweier haploider Kerne im Zuge der sexuellen Fortpflanzung entstand

[10] Wegen eines Anhangs auch Trichozygote genannt

[11] Zygosporen: Als Verbreitungseinheiten wirkende Zygoten, die mitunter keinem Ruhestadium unterliegen

[12] Keimen (allgemein): Ein kürzeres oder längeres Ruhestadium beenden, zu aktivem Leben wecken mit Entwicklung weiterführender Strukturen (Zoosporen, Gameten, Keimvesikel, Keimschlauch, Wurzeln, Spross, Blätter, etc.)

[13 ]Meiose, meiotisch: Meiose dient der Reduktion eines diploiden Chromosomensatzes zu haploiden Sätzen. Dabei werden einander entsprechende Chromosomen, im Kern sich dann mittig in einer Ebene gegenüberstehend, gepaart und anschließend in entgegengesetzter Richtung („polwärts“) separiert. Dieser Vorgang wird auch als Reduktionsteilung (oft abgekürzt als R! und zugleich stellvertretend für die ganze Meiose verwendet) bezeichnet. Da die voneinander getrennten haploiden Chromosomen schon verdoppelt sind, schließt sich an die Reduktionsteilung noch eine mitotische Teilung an, so dass vier haploide Kerne in letztlich vier Zellen liegen.

[14] Defäkation: Entleerung, Entfernung von Unverdaulichem

[15] Vitamin B: Bezeichnung für eine Vitamingruppe, in der acht wasserlösliche Vitamine zusammengefasst sind, die alle als Vorstufen für Coenzyme dienen. Es sind chemisch und pharmakologisch völlig verschiedene Substanzen. Vitamine der B-Gruppe stellen deshalb keine einheitliche Gruppe dar. Die Nummerierung ist nicht durchgehend, weil sich bei vielen Substanzen, die ursprünglich als Vitamine galten, der Vitamincharakter nicht bestätigen ließ.

Eingestellt am 15. März 2025

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Entwicklungskreislauf der Harpellales (Fineliner auf Folie; Reinhard Agerer)

Das trichal organisierte, verzweigte, von der Oberfläche abstehende, an der Cuticula angeheftete (schwarze Basis), haploide Verzweigungssystem, bildet an seinen Enden aus je einer Zelle eine haploide Trichospore mit zwei Anhängseln. Jede dieser Trichsoporen ist in der Lage, erneut ein solches Verzweigungssystem zu bilden, stellt damit die asexuelle Vermehrung des Pilzes sicher (violette Pfeile).

Kommt es zur sexuellen Fortpflanzung (braune Pfeile), verschmelzen Zellen zweier kompatibler Hyphen (Punkt- und Kringelkern) miteinander (P!).

Woraus sich kleine Seitenzweige bilden, die am Ende eine diploide Zygote (Punkt- in Kringelkern) tragen. Wo und wann die Karyogamie (K!) stattfindet ist unsicher.

Auch diese diploide Zygote trägt nach Ablösen ein, aber nur ein, Anhängsel. Sie ist in der Lage, ein identisches Verzweigungssystem zu bilden. In diesem Zusammenhang findet die Meiose (R!) statt, doch sind auch hier Ort und Zeit unbekannt. Damit ist der sexuelle Kreislauf (braune Pfeile) geschlossen.

In Kreisen dargestellt, zeigt sich hier ein haploider Organismus mit Haupt- (HFF) und Nebenfruchtform (NFF). Nur der Ort der Plasmogamie ist sicher; Wo Karyogamie und Meiose stattfinden bedürfen noch der Klärung.

Eigenem Vorlesungsmanuskript entnommen.

In den nachfolgenden fünf Abbildungen ist der Entwicklungszyklus einer Powerpoint-Präsentation ähnlich aufgebaut

Eingestellt am 15. März 2025

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Das trichal organisierte, verzweigte, von der Oberfläche abstehende, an der Cuticula angeheftete (schwarze Basis), haploide Verzweigungssystem, bildet an seinen Enden aus je einer Zelle eine haploide Trichospore mit zwei Anhängseln. Jede dieser Trichsoporen ist in der Lage, erneut ein solches Verzweigungssystem zu bilden, stellt damit die asexuelle Vermehrung des Pilzes sicher (violette Pfeile).

Kommt es zur sexuellen Fortpflanzung (braune Pfeile), verschmelzen Zellen zweier kompatibler Hyphen (Punkt- und Kringelkern) miteinander (P!).

Woraus sich kleine Seitenzweige bilden, die am Ende eine diploide Zygote (Punkt- in Kringelkern) tragen. Wo und wann die Karyogamie (K!) stattfindet ist unsicher.

Auch diese diploide Zygote trägt nach Ablösen ein, aber nur ein, Anhängsel. Sie ist in der Lage, ein identisches Verzweigungssystem zu bilden. In diesem Zusammenhang findet die Meiose (R!) statt, doch sind auch hier Ort und Zeit unbekannt. Damit ist der sexuelle Kreislauf (braune Pfeile) geschlossen.

In Kreisen dargestellt, zeigt sich hier ein haploider Organismus mit Haupt- (HFF) und Nebenfruchtform (NFF). Nur der Ort der Plasmogamie ist sicher; Wo Karyogamie und Meiose stattfinden bedürfen noch der Klärung.

Eigenem Vorlesungsmanuskript entnommen

Eingestellt am 15. März 2025

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