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Multikarya, Mehrkernpilze

1 Auf die Mischung kommt es an

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Links zwängt sich verjüngend, die führende Spitze

Sich zwischen der Algen[1] Fäden, zum Wall aufgetürmt,

Nimmt, was enzymatisch[2] verwertbar, in Kleinmolekülen zu sich,

Konvertiert sie zu Nahrung und Gleitmaterial[3].

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Ein Seitenzweig[4], Hunderte Mikrometer[5] vom Gipfel entfernt,

Nimmt seine Route rechts von der Spitze Revier,

Trifft, nicht von der Richtung weichend,

Die ruhende Flanke eines anderen Glieds.

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Wendet, kurz entschlossen, sich zu ihr hin,

Bemerkt mit Freude die kleine, empfangende Beule[6],

Berühren einander, verschmelzen zur Brücke[7],

Damit der Austausch von Kernen beginnt.

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Nicht gezielt, durch Zufall, wandern sie hin und andere her,

Vermengen sich, teilen sich weiter,

Fühlen dabei sich überall wie zu Haus,

Erhöhen der Kerne Diversität. –

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Erst, wenn die Zeit dazu reif,

Treffen Hyphen erneut aufeinander,

Nicht, um Anastomosen zum Austausch von Kernen zu bilden,

Sexuelle Fortpflanzung[8] steht nun auf dem Programm.

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Grenzen mit Septen[9] jeweils Behälter für Kerne gut ab,

Reißen die beidseits bestehenden, aneinandergrenzenden Mauern nach und nach ein,

Vereinen, was zusammen gehört[10] und will,

Planen mit sich treffenden Kernen die Zukunft.

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Keine Gameten[11] geh‘n ins Rennen um einen Partner,

Zellkerne nehmen dies selbst in die Hand,

Ein Paar nur wird das Rennen gewinnen,

Ein Kern der beiden Behälter nur.

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Verschmelzen[12], geben alle Informationen in einen gemeinsamen Pool,

Um der nächsten Generation Fortkommen willen,

Befehlen, sich aufzulösen den übrigen Kernen,

Setzen als Großkern[13] sich über kurz oder lang zur Ruh.

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Wieder erwacht, tauschen Chromosomenpaare[14] Anleitungspläne,

Lassen sich, auf ursprüngliche Zahlen zielend,

Von Tubuli zu kleineren Kernen[15] exakt separieren[16],

Teilen sich nochmals entlang Chromatiden[17].

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Noch sind der Kerne oftmals zu wenig,

Mitosen[18] hängen sie deshalb noch an,

Zum Verbreiten Sporen in Menge zu bilden.

Viele Nachkommen zu haben, das ist ihr Ziel!

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Zu aufwendig ist manchen der ganze Prozess,

Verzichten oftmals für immer,

Chromosomen zu rekombinieren,

Erzielen Flexibilität durch der Kerne größere Zahl.

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Fußnoten

[1] Algen: Eine organismenreichübergreifende Bezeichnung für überwiegend im Wasser lebende Thallophyten

[2] Exoenzyme (Pilze): Von Pilzen durch die Zellwand ausgeschiedene Enzyme, die extrahyphal Substanzen in „mundgerechte“ Portionen, kleinere Moleküle, zerlegen, die dann durch die Zellwand aufgenommen werden.

[3] Gleitmaterial: Äußerste Schichten der Zellwände verschleimen, bleiben am Substrat haften, bilden damit eine Rutschbahn, vielmehr eine Rutschröhre, in der die Hyphe mit ihrer übrigen, ihrer festen Zellwand unbeschadet gleiten kann.

[4] Hyphen: Einzellreihige, zellwandumgebene Fäden von Pilzen mit Spitzenwachstum, mit oder ohne Querwände

[5] Mikrometer, µm: Tausendstel Millimeter (10-3mm); Millionstel Meter (10-6m)

[6] Papille: Kleine Hervorwölbung einer Zelle

[7] Anastomosen: Stellen sekundär miteinander verbundener Röhren oder hohler Trichome

[8] Sexuelle Fortpflanzung: Dafür sind drei Vorgänge miteinander gekoppelt, Meiose (abgekürzt mit R!), Plasmogamie (Zellen vereinen sich, abgekürzt mit P!) und Karyogamie (Kerne verschmelzen, abgekürzt mit K!) verbunden, wobei P! und K!, mit Ausnahme bei Dikarya, unmittelbar aufeinander folgen. Bei Dikarya (Unbegeißelte Chitinpilze – Fungi – Opisthokonta – Eukarya) sind beide Vorgänge unterschiedlich lang (weit) voneinander getrennt. Da bei Animalia und Plantae P! und K! unmittelbar aufeinander folgen, werden beide Vorgänge häufig zu Befruchtung (B!) zusammengefasst.

[9] Septum (Algen, Pilze): Querwand eines einzellreihigen Fadens, eines Trichoms, eines Zellausläufers, einer Hyphe

[10] Plasmogamie: Verschmelzung der Protoplasten zweier Zellen im Zuge sexueller Fortpflanzung; abgekürzt P!

[11] Gameten: Für sexuelle Fortpflanzung vorgesehene haploide Zellen

[12] Karyogamie: Verschmelzung zweier haploider Zellkerne; abgekürzt K!

[13] Diploid: Zellkerne mit doppeltem Satz zusammenpassender, homologer Chromosomen; ausgedrückt mit 2n

[14] Chromosom: Genetische Informationseinheit aus unterschiedlichen Mengen DNA (oder selten RNA bei Viren) diverser Basensequenzen

[15] Haploid: Zellkerne mit einfachem Chromosomensatz; ausgedrückt als n

[16] Meiose, meiotisch: Meiose dient der Reduktion eines diploiden Chromosomensatzes zu haploiden Sätzen. Dabei werden einander entsprechende Chromosomen, im Kern sich dann mittig in einer Ebene gegenüberstehend, gepaart und anschließend in entgegengesetzter Richtung („polwärts“) separiert. Dieser Vorgang wird auch als Reduktionsteilung (oft abgekürzt als R! und zugleich stellvertretend für die ganze Meiose verwendet) bezeichnet. Da die voneinander getrennten haploiden Chromosomen (zu Chromatiden) schon verdoppelt sind, schließt sich an die Reduktionsteilung noch eine mitotische Teilung an, so dass vier haploide Kerne in letztlich vier Zellen liegen.

[17] Chromatid: Einer der beiden identischen Teile, in die ein Chromosom während der mitotischen Prophase dupliziert wird und am Centromer noch zusammenhängen

[18] Mitose, mitotisch: Im Kern mittig in einer Ebene versammelte Chromosomen bildeten je zwei identische Chromatiden, die bei der Mitose durch Mikrotubuli separiert werden und, von einer Zellwand getrennt, als identische Chromosomensätze der entstandenen Zellen wirken

Eingestellt am 15. März 2025

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