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Myxospongiae, Gallertschwämme

1 Meist ohne Spicula

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Spicula[1] sind, aus welchen Gründen auch immer, fast allen abhandengekommen,

Nur eine Gattung legt noch größeren Wert darauf.

Alle anderen verstärken das Mesohyl[2] mit Kollagen[3],- und Sponginfasern[4],

Manche verzichten auf Faserverstärkung ganz und gar.

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Zwei Ordnungen gehören zu den Gallertschwämmen:

Verongida[5] stabilisieren sich mit anastomosierenden[6], hohlen Fasern Spongins,

Lagern Kollagenfasern im Zentrum des Mesohyls besonders dicht;

Zeigen bei Luftkontakt starke Farbveränderungen zu Schwarz.

Chondrosida[7] verstärken Mesohyls Randbereiche,

Verwenden ausschließlich Kollagen dafür.

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Farbenfroh gelb oder violett sind einige Arten,

Dominieren oft Seichtwasserriffe in der Karibik;

Lassen sich bisweilen mit Korallen verwechseln,

Allerdings nur, falls nebenbei nur geseh’n.

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Goldschwämme[8], im Seichtwasser des Mittelmeers und Ostatlantiks,

Erhielten den Namen nur wegen des hellen Gelbs,

Das, wo Sonne die Röhrenschwämme bestreichelt,

Einen leichten Touch von Grün erhält,

Leben doch Cyanobakterien[9] an diesen Stellen,

Tragen, lebend im Mesohyl, knapp vierzig Prozent zur Biomasse Aplysinas bei.

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Bis einen Meter Durchmesser können die Kolonien erreichen,

Einzelrohre werden bis zu vier Centimeter hoch;

Ihre Isoxazolinalkaloide[10] werden zu Giftstoffen umgebildet,

Verletzt ein Prädator[11] den Schwamm.

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Doch eine Schneckenart[12]pfeift auf die Giftstoffe,

Frisst vergnüglich vom güldenen Schwamm

Und legt – wie unverfroren! –

Sogar Eier daran.

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Fußnoten

[1] Spicula: Nadelförmige Gebilde aus Spongin, Calciumcarbonat oder Siliciumdioxid

[2] Mesohyl: Zwischen äußerem und innerem Pinacoderm (bzw. Choanocyten) liegt die schleimige Matrix der Schwämme mit Versteifungselementen und wandernden Zellen verschiedenster Art

[3] Kollagen: Heterogene Gruppe von Proteinen; der wichtigste Faserbestandteil von Sehnen, Knorpeln, Blutgefäßen und Zähnen; bildet eine linksgängige Schraube, wobei jeweils drei dieser Schrauben in einer rechtsgängigen Superschraube arrangiert sind, dem eigentlichen Kollagen; diese Trippelschraube wird durch Wasserstoffbrücken zwischen den einzelnen Strängen stabilisiert; nur bei Animalia (Echte Tieren) vorkommend.

[4] Spongin: Spezielles, jodhaltiges Kollagen, das als Faserprotein die meisten Porifera stützt

[5] Verongida (Myxospongiae – Demospongiae – Silicea s.s. – Porifera – Animalia –…)

[6] Anastomosen: Stellen sekundär miteinander verbundener Röhren oder hohler Trichome

[7] Chondrosida (Myxospongiae – Demospongiae – Silicea s.s. – Porifera – Animalia –…)

[8] Goldschwamm: Aplysina aerophoba (Myxospongiae – Demospongiae – Silicea s. s. – Porifera – Animalia – …)

[9] Cyanobacteria: Blaualgen (Bacteria)

[10] Isoxazolinalkaloide: Heterozyklische Verbindungen deren Fünferring ein Sauerstoffatom und ein Stickstoffatom nebeneinanderliegend sowie eine Doppelbindung im Ring enthält

[11] Prädatoren: Organismen, die andere zum Zweck der Nahrungsaufnahme nutzen und dabei meist töten. Das Opfer eines Prädators ist dessen Beute.

[12] Tylodina perversa: Verkehrte Schirmschnecke (Umbraculida; nicht behandelt – Heterobranchia; nicht behandelt – Gastropoda – Mollusca – Schizocoelia –…)

Eingestellt am 23. November 2024

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Aplysina aerophoba, Goldschwamm

Autor: Yoruno

Eingestellt am 23. November 2024

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Das Isofistularin Isoxazol(in)alkaloid in Aplysia (ppt generiert; Reinhard Agerer)

Isofistularin-3 (langes Molekül, diagonal) wird bei Verletzung von Aplysina-Arten zerlegt in Aeroplysinin-1 (rechts unten) und das giftig wirkende Dienon (links oben). Der Isoxazol-Ring (der Fünfer-Heterozyklus mit benachbarten N und O; rechts oben) kennzeichnet die Isoxazol(in)alkaloide

Grau: Kohlenstoff; blau: Stickstoff; rot: Sauerstoff; violett: Wasserstoff; pink: Brom; dünne grüne Linie: Einfachbindung; dicke grüne Linie: Doppelbindung; dickste grüne Linie: Dreifachbindung.

Nach Fendert T (2000) Charakterisierung der enzymatischen Abwehrreaktion in Schwämmen der Gattung Aplysina und Isolierung von Bromotyrosinalkaloiden aus Aplysina insularis. Diss Uni Würzburg.

Eingestellt am 23. November 2024

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