zum Glossar über:
Flaviviridae, Gelbfiebervirusartige
1 Gelbfiebervirus (AP)
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Zu Flavivirus[1] gehört das Gelbfiebervirus;
Ist als einzige Art nicht augenfällig ikosaedrisch[2], rund vielmehr.
Trotz Sphärenform wird Ikosaedergestalt fürs Capsid vermutet,
Das sich in des Virus‘ Hülle[3] verbirgt.
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Seine Umhüllung wird nicht in des Wirts Membran[4] aufgenommen.
Verdacht auf Fremdes, das eindringen will,
Melden zwei Proteine.
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Ein Endosom[7] wird ums Virus gebildet
Und in die Zelle zum Vernichten geführt.
Dessen sauren pH nutzt das Virus:
Integriert damit seine Hülle in die Endosomenmembran[8],
Gelangt so ins Cytoplasma[9] der Zelle,
Setzt RNA[10] daraufhin frei.
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Weil positiv-strängig, wird sie ribosomal ohne Umschweife abgelesen.
Die des Virusgenoms Vermehrung nun dient;
Zuvor verwenden sie aber den (+)-RNA-Strang, noch mehr der Translationsprodukte zu bilden,
Der Capside Bausteine zu formen und Proteine der künftigen Hüllmembran.
Vesikel des rauhen ER[15] werden dazu verwendet,
Doch in Golgicisternen[16] erfolgt ihr Zusammenbau.
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In die Wirtsmembran gelangen des Virus‘ Hüllproteine.
Bevor aus der Zelle die Viren knospen, werden sie mit modifizierter Membran umhüllt,
Um neu den Wirt damit zu besiedeln, ins Endosom zu gelangen,
Weil der Wirt sie, hüllproteinvermittelt, als Fremdpartikel erkennt.
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Nach Verlassen der Zelle werden sofort neue befallen,
Werden über den Körper verbreitet,
Schädigen Epithel[19]- und Muskelzellen in Leber und Herz.
Dichter Befall führt zu Gelbsucht, verbunden mit Fieber,
Wonach das Virus den Namen bekam;
Starke Besiedlung von Herzmuskelzellen, Störung der Blutgerinnung,
Führen nicht selten zum Tod.
Infektionen verlaufen oft nicht schwerwiegend,
Klingen vielfach nach Fieber, Schmerzen und Übelkeit ab.
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Wenn auch ohne schwerwiegende Krankheitssymptome,
Sind Befallene hochinfektiös.
Werden sie weiblicher Aedes-aegypti[20]-Steckmücken Opfer
– Männliche saugen kein Blut – übernehmen sie die Viren als Zwischenwirt[21].
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In der Mücke Magen gelangende Viren
Befallen Epithelzellendort; bei hoher Virenlast
Besiedeln alsdann sie Hämolymphe[22],
Sammeln in Speicheldrüsen am Ende sich an;
Dringen mit Stich in uns Menschen, in der Viren Endwirt[23] ein.
Der Kreislauf schließt sich, setzt sogleich aber sich fort,
Es sei denn, niemand vertilgt diese Mücken, werden sie fern des Endwirts gehalten,
Oder gefährdete Menschen geimpft. –
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In Afrika wird der Krankheit Ursprung vermutet,
Kam mit Sklavenhandel nach Süd- und Nordamerika wohl.
Mehrere Gelbfieberausbrüche seit dem siebzehnten Jahrhundert, auch in Europa, sind zu beklagen.
Gelbfieber galt lange Zeit als gefährlichste Krankheit der Welt.
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Obwohl Aedes in Asien, pazifischem Raum und Mittlerem Osten tritt ebenfalls auf,
Wurde Gelbfieber dort bislang nicht nachgewiesen.
Unbekannt ist dafür der Grund.
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Auch heute ist Gelbfieber in Afrika und Südamerika verbreitet;
Kommt bevorzugt in urbanen Gebieten[26] vor,
Zwar dort wo sich Mücken bestens vermehren.
Zweihunderttausend Befallene, dreißigtausend Tote jährlich, werden geschätzt.
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Fußnoten
[1] Flavivirus sp.: Gelbfiebervirus (Flaviviridae – Behüllte (+)-ss-RNA-Viren – Einzelsträngige (+)-RNA-Viren – RNA-Viren – Viren –…)
[2] Ikosaeder: Polyeder mit zwanzig kongruenten, gleichseitigen Dreiecken als Flächen, mit dreißig gleichlangen Kanten und zwölf Ecken, in denen jeweils fünf Seitenflächen zusammentreffen
[3] Behüllt: Viele Viren, auch gramnegative Bakterien, umhüllen sich mit einer Lipiddoppelmembran
[4] Zellmembran (Lipiddoppelmembran): umgibt das Zellinnere
[5] Primates: Herrentiere (Euarchonta – Euarchontoglires – Boreoeutheria – Placentalia – Theria –…)
[6] Moderner Mensch: Homo sapiens (Hominini – Homininae – Hominidae – Hominoidea – Catarrhini –…)
[7] Endosom: Mikrobenumschließendes Vesikel, entstanden aus einer Zellmembraneinstülpung
[8] Endosomenmembran: Lipiddoppelmembran
[9] Cytoplasma: Flüssiger Zellinhalt mit darin liegendem Cytoskelett
[10] (+)-polare einzelsträngige RNA (Viren): Diese einzelsträngige RNA wird vom Wirt als mRNA erkannt, weil am C3 der Ribose, nahe des C5 die nächste freie [–OH]-Gruppe steht; das C5 ist mit einem Phosphat besetzt und kann nicht mit einem Nucleotid in Verbindung treten (daher erfolgt die RNA-Synthese nur und immer in 5‘ à 3‘ Richtung und nicht umgekehrt; nur in dieser positiven Richtung sind die Basentripletts als Codes in der richtigen Folge und geben für Proteinsynthese Sinn). (+)-polare RNA wird deshalb unmittelbar für die Synthese von Proteinen verwendet.
[11] RNA abhängige RNA-Polymerasen: RNA-abhängig heißen diese RNA-Polymerasen, weil sie RNA nicht von DNA, sondern von RNA ausgehend, synthetisieren
[12] Transkription: Umschreiben von genomischer RNA (oder gewöhnlich DNA) in RNA
[13] Translation: Synthese von Proteinen in den Zellen lebender Organismen, die nach Vorgabe der Basensequenzen an den Ribosomen abläuft
[14] Matrize: Vorlage, Template
[15] Rauhes ER, rauhes Endoplasmatisches Retikulum: ER-Cisternen sind außen dicht mit Ribosomen belegt
[16] Golgivesikel, Golgicisternen: Vesikel des Golgiapparates, eines Zellorganells, bestehend aus ausgedehnten, meist gestapelten Cisternen, in denen vom ER hergestellte Proteine sortiert und modifiziert werden; schnürt kleine Vesikel ab, die Zellprodukte sammeln, die für andere Zellorganellen bestimmt sind
[17] Lymphgefäße: Gefäße mit letztlich dreischichtigem Wandaufbau und passiven Klappen, die ein Rückfließen der Lymphe verhindern; Muskelzellen können die Flüssigkeit vorwärtsdrücken
[18] Lymphknoten: Erbsengroße Sammelpunkte der Lymphe; filtern Pathogene und Zellen heraus
[19] Epithel: Ein- oder mehrlagige Zellschichten, die alle inneren und äußeren Körperoberflächen von Echten Tieren (Animalia) bedecken
[20] Aedes aegypti: Gelbfiebermücke (Culicidae – Nematocera – Diptera – Antliophora – Mecopteroida –…)
[21] Zwischenwirt (Viren, Bakterien): Wirt, der der Ausbreitung dient und keine wesentlichen Schäden davonträgt
[22] Hämolymphe: Bei Arthropoden sind Blut und Lymphe noch nicht in separaten Gefäßen getrennt; beides flottiert somit durchmischt
[23] Endwirt (Viren, Bakterien): Hauptwirt, der pathogenverursachte Schäden trägt
[24] Tropen, tropisch: Klimazone zwischen Äquator und Wendekreisen
[25] Subtropen, subtropisch: Klimazone zwischen Wendekreisen und gemäßigtem Klima
[26] Urban: städtisch
Eingestellt am 6. Juli 2024
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Gelbfieberverbreitung und Impfempfehlungen: Afrika
https://www.cdc.gov/yellowfever/maps/africa.html
Eingestellt am 6. Juli 2024
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Gelbfieberverbreitung und Impfempfehlungen: Südamerika
https://tropeninstitut.de/impfungen-a-z/alle-impfungen/gelbfieber
Eingestellt am 6. Juli 2024
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Flaviviridae, Gelbfiebervirusartige
2 West-Nil-Virus (AP)
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Ob Klimaerwärmung, die höheren Temperaturen, dafür verantwortlich,
Wie mancherorts behauptet, wird kontrovers diskutiert.
Doch in einem amerikanischen West-Nil-Virus-Ereignis zumindest
Schien ein Zusammenhang mit ungewöhnlich warmen Wetterlagen gegeben gewesen zu sein.
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Das West-Nil-Virus, erstmals entdeckt in Uganda westlich des Flusses,
Der Gattung Flavivirus[1] Art,
Von milde Winter gewohnten Mücken zumeist übertragen
Breitet zunehmend sich nach Nordamerika und Mitteleuropa aus.
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Ein milder Winter in USA ließ weit mehr solcher Mücken überleben
– In Abwasserrohren, in feuchten Kellern – als sonst gewohnt,
So wuchsen ungewöhnlich stark im Frühling die Populationen.
Durch Wärmelagen begünstigt, schrumpften, so wird argumentiert,
Der Mückenlarven mögliche Habitate. Damit verbunden verbesserte sich aber der
Larven Ernährungslage, wurde doch Nahrung, das Plankton[7], konzentriert;
Umso mehr sammelten Vögel, weil Wasser
Nunmehr im Mangel, an den wenigen Stellen sich an.
Zugleich aber wurden der Mücken Prädatoren[8], wie
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So konnten auch Virus-infizierte Mückenweibchen sich zügig vermehren.
Ihre Opfer, Vögel, waren gleich bei der Hand;
So holten sich aus Vögeln nicht-infizierte Mücken das West-Nil-Virus
Und ein Circulus vitiosus[12] begann.
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Erkrankte Vögel starben am Virus. Weil nicht wählerisch in Blutnot,
Waren den Mücken für Mahlzeiten Menschen ebenso recht.
Sie übertrugen zwar Viren,
Doch Infizierte erkrankten zu lediglich zwanzig Prozent.
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Grippeähnliche, fieberhafte Symptomatik entwickeln wir Menschen;
Drei bis sechs Tage halten, nach abruptem Anfang, Beschwerden dann an.
Zumeist sind Ältere und vorerkrankte Personen davon betroffen; in seltenen Fällen
Wie heute es scheint, wird der Menschen Anfälligkeit für das Virus
Durch eine bestimmte Genmutation, mit Verlust von zweiunddreißig Basenpaaren, drastisch erhöht.
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Erscheint das West-Nil-Virus zumindest heute noch wenig gefährlich,
So zeigt es doch vielleicht der Klimaerwärmung Konsequenz:
Besiedeln Virusvektoren, wie Mücken, klimatisch begünstigte
Neue Gebiete, nehmen zwangsläufig sie auch die Viruslast mit.
Doch nur, wenn sie uns Menschen bevorz
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Fußnoten
[1] Flavivirus sp.: West-Nil-Virus (Flaviviridae – Behüllte (+)-ss-RNA-Viren – Einzelsträngige (+)-RNA-Viren – RNA-Viren – Viren –…)
[2] Tigermücken: Aedes albopictus (Culicidae – Nematocera – Diptera – Antliophora – Mecopteroida –…)
[3] Culex spp.: Stechmücken i. e. S.: (Culicidae – Nematocera – Diptera – Antliophora – Mecopteroida –…)
[4] Säugetiere: Mammalia (Cynodontia – Therodontia – Therapsida – Synapsida – Amniota –…)
[5 Moderner Mensch: Homo sapiens (Hominini – Homininae – Hominidae – Hominoidea – Catarrhini –…)
[6] Vögel: Aves (Maniraptora – Coelurosauria – Tetanurae – Theropoda – Saurischia – …)
[7] Plankton: Gesamtheit der im Wasser freischwebenden oder mit geringer Eigenbeweglichkeit schwimmende, kleinere Organismen, deren Ortswechsel hauptsächlich durch Wasserströmungen vermittelt wird
[8] Prädatoren: Organismen, die andere zum Zweck der Nahrungsaufnahme nutzen und dabei meist töten. Das Opfer eines Prädators ist dessen Beute.
[9] Frösche: Anura (Batrachia – Lissamphibia – Amphibia – Tetrapoda – Rhipidista –…)
[10] Käfer: Coleoptera (Neuropteroidea – Neuromecoptera – Holometabola – Neoptera – Pterygota –…)
[11] Netzflügler: Neuroptera (Neuropteroidea – Neuromecoptera – Holometabola – Neoptera – Pterygota –…)
[12] Circulus vitiosus: Teufelskreis
[13] Meningitis: Hirnhautentzündung
[14] Enzphalitis: Entzündung des gesamten Hirngewebes oder Teilen davon
Eingestellt am 6. Juli 2024
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Eine blutsaugende Gelbfiebermücke (Aedes aegypti)
Originalauthor: US Department of Agriculture
Lizenz: Gemeinfrei; unveerändert
Eingestellt am 6. Juli 2024
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Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) beim Blutsaugen
Autor: James Gathany, CDC
Lizenz: Gemeinfrei; unverändert
Eingestellt am 6. Juli 2024
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Flaviviridae, Gelbfiebervirusartige
3 Hepatitis C (AP)
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Eine Lebertransplantation hätte womöglich ihm noch geholfen,
Doch vergeblich wartete er über Jahre auf einen Hirntoten, dessen Organ zu ihm passt;
Auch alle virushemmenden Mittel, einschließlich Interferone[1], waren vergeblich,
So fand er letztlich als gläubiger Mensch[2] mit seinem Schicksal sich ab.
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Hepaticiviren[3] gelangten vor Jahren in seinen Körper mit
Bluttransfusion als ein Test darauf nicht möglich noch war,
Gehörte zu zwanzig Prozent, deren Infektion nicht symptomlos,
Sondern chronisch wurde mit Leberzirrhose[4] als Folge, dem schwersten Fall.
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Erhielt eine hohe Viruslast wohl mit Blutübertragung,
Der sein Körper wurde nicht Herr
Und Hepaticivirus der T-Zellen[5] Vermehrung wahrscheinlich behinderte,
So das Pathogen[6] mit Blut den Weg in die Leber, dort Hepatocyten zerstörend, fand.
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Nein! Drogenkonsument war er keiner,
Schon gleich nicht einer, der womöglich mit Nadeln sich Viren injiziert;
Denn wer öfter Nadeln gemeinsam mit andern verwendet,
Dessen Spritzen sind zu sechzig bis neunzig Prozent mit Hepaticiviren kontaminiert,
Auch Tätowierung und Piercing mit verunreinigten Nadeln
Bringen mitunter Infektionsgefahr.
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Vielleicht zeigte er gar ein Krankheitsbild, das einer Grippe recht ähnlich.
Doch niemand vermutete Hepatitis C, klangen doch bald die Symptome ab.
An die Bluttransfusion dachte niemand, wie auch, kannte damals doch
Kaum jemand die große Gefahr, die damit womöglich zusammenhing;
Zudem vergingen schon Wochen seit der Behandlung.
Zwei Wochen bis zum halben Jahr dauert die Zeit der Inkubation[7].
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Auch heute noch steht kein Impfstoff gegen Hepatitis C zur Verfügung,
Was womöglich an der Genotypen Variationsfähigkeit liegt.
Medikamentöse Behandlung zum Eliminieren der Viren scheinen heute zwar möglich,
Doch dreißigtausend Euro kostet eine Behandlung zurzeit.
Eine Lebertransplantation mit Vor- und Nachbehandlung
Wird mit dreimal höheren Kosten angesetzt.
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Fußnoten
[1] Interferone: Proteine und Glycoproteine mit mehr als 100 Aminosäuren; werden als körpereigene Gewebshormone in menschlichen und tierischen Zellen gebildet, vor allem in Leucocyten und zählen zur ersten Abwehrlinie des Körpers; verhindern Vermehrung und Ausbreitung von Viren im Körper und alarmieren das Immunsystem.
[2] Moderner Mensch: Homo sapiens (Hominini – Homininae – Hominidae – Hominoidea – Catarrhini –…)
[3] Hepaticivirus sp.: Hepatitis C verursachende Viren (Flaviviridae – Behüllte (+)-ss-RNA-Viren – Einzelsträngige (+)-RNA-Viren – RNA-Viren – Viren –…)
[4] Leberzirrhose: Chronische Erkrankung der Leber, bei der das Lebergewebe zerstört wird und das Organ seine Funktion einbüßt
[5] T-Zellen: Wichtiger Typ der Leucocyten des Immunsystems, spielen eine bedeutende Rolle im adaptiven Immunsystem; lassen sich durch einen spezifischen Oberflächenrezeptor erkennen. Sie entstehen im Knochenmark, wandern in den Thymus (daher die Bezeichnung T-Zellen) und reifen dort, wobei nur ein geringer Teil selektiv dabei überbleibt. Cytotoxisch gewordene werden als Killer T-Zellen bezeichnet, Helfer T-Zellen aktivieren Killer T-Zellen und bestimmte Leucocyten, sog. Memory Cells, die aus Vorprägung bestimmter Antigene Kennung tragen.
[6] Pathogen: Krankheit hervorrufender Organismus; Begriff meist verwendet für Viren, Bakterien und Pilze; bei größeren Organismen spricht man eher von Parasiten
[7] Inkubationszeit: Zeit, die zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit vergeht
Eingestellt am 6. Juli 2024
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