zum Glossar über:

Hydrozoa, Hydrentiere

1 Auftakt

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Feingegliederte Sträucher und Büsche entsprießen Kliffen und Meeresgestein:

Glockenförmige Köpfe bewimpern dünne, sacht sich bewegende Fäden

Denn verzweigte Polypen[1] krönen mit ihren Tentakeln[2] die Enden der Zweige;

Stolonen[3] halten das Raumgebilde stabil.

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Der Kleinheit geschuldet, verzichten sie klug auf Falten im Magen.

Schützende Hüllen chitinöser Substanzen[4]

Umgeben den glockig erweiterten Kopf,

Verschmälerten Fuß und langgestreckte Stolonen.

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Weiten Raum lässt der Becher Hydranth[5] und Polypcauloid[6];

Nur die Stolonen schnüren sich eng.

Medusen[7] erscheinen an Kopf und an Stiel;

Bleiben meist klein, wie der knospenverzierte Polyp.

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Nur ein Drittel vermehrt sich mit freien Medusen,

Denn viele wandeln in Geschlechtszellbehälter sie um.

Beständig verknüpft mit der Wand des Polypen,

Initiieren Arbeitsteilung sie, Differenzierung und Kooperation.

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Medusen, vielarmig mit langem Manubrium[8],

Vier radialen Verdauungskanälen,

Peripher in den Ringkanal mündend,

Verengen die Subumbrella mit biegsamem Velum[9], wie Cubozoa[10] mit dem Velarium[11],

Um düsenjetartig durchs Wasser zu eilen.

Statolithen[12], aus Calciummagnesiumphosphat[13] bestehend,

Grenzen von Schirm[14]- und Würfelquallen[15] sie ab.

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Schützen, Manubrium oder Kanälen eng angeschmiegt,

Gonaden unter dem Schirm,

Entlassen Spermatozoide[16] und Oocyten[17] meist noch ins Freie,

Damit der Kreislauf mit Blastulen[18] neu beginnt.

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Als kleine Meduse einzeln im Wasser zu treiben

Erhöhte Gefahr, Opfer fresssüchtiger Quallen[19] zu werden.

Auch Eizellen warten, wegen der Weite des Wassers,

Oftmals vergeblich auf paarungswillige Spermatozoide.

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Die Polypengemeinschaft beschützt jedoch ihre Medusen

In dicht verzweigtem Stolonengestrüpp:

Verringert die Strömung, behindert das Wasser,

Fitnessverheißende Zellen in ferne Regionen zu bringen.

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Was liegt näher als die Meduse fest am Polyp zu verankern,

Ihr Velum nach außen als schützende Schicht zu verschließen,

Dem mundlosen, eizellbestückten Manubrium Raum für Ruhe zu geben,

Lebenspendenden Zellen ungestörtes Entwickeln zu sichern damit?

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Andere schreiten noch weiter, denn sie verzichten auf Verdauungskanäle,

Doch das Mundstück bleibt hohl, noch mit des Hydropolypen[20] Magen[21] verbunden.

Nur die Schirmhöhle erinnert noch fern an der Meduse grazilen Bau,

Auf sie verzichten viele jedoch, enden als schmuckloses Reproduktionsstyloid[22].

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Gut versteckt im Polypengebüsch, schweben, sanft nur vom Wasser bewegt,

Ungezählte, Styloiden entschlüpfte, spermienersehnende Zellen;

Kurz nach dem Stelldichein teilt sich mehrfach die neugebildete Generation,

Formt sich zur schwärmenden Blastula, setzt sich als Planula[23] fest, gewinnt final Polypengestalt.

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Welch unschätzbare Fortschritte bietet Hydropolypen die Evolution:

Im Schutz der Polypengemeinschaft leben Nachfahren anfangs behütet;

Doch Vielen ist dies der Obhut zu wenig:

Der Innovativsten Nachwuchs wächst im Innern gepflegt heran[24].

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Fußnoten

[1] Polypen: Lebensstadien von Nesseltieren. Polypen haben eine Körperform, die aus einem hohlen Zylinder besteht (Hohltier) und in einer zentralen, von Tentakeln umgebenen Mundöffnung endet.

[2] Tentakel: Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria

[3] Stolonen: Basale hohle Ausläufer, die benachbarte Polypen miteinander verbinden

[4] Periderm: Chitinöse Hülle von Polypen

[5] Hydranth: Erweiterter Kopfteil eines Hydropolypen

[6] Hydrocaulus, Scapus: Schmaler Teil (Stamm) eines Polypen

[7] Medusen, Quallen: Ein freischwimmendes, schirmförmiges Lebensstadium der Nesseltiere

[8] Manubrium: Lange Röhre als Fortsetzung des Magens und Träger der Mund-After-Öffnung

[9] Velum: Bildung der Subumbrella; besteht lediglich aus einer Ektodermfalte unter Beteiligung der Mesogloea

[10] Cubozoa, Würfelquallen (Medusozoa – Cnidaria – Animalia – Opisthokota – Eukarya)

[11] Velarium: Bildung der Subumbrella; ist von gastrovaskularen, also von entodermal ausgekleideten Kanälen durchzogen; unterscheidet sich damit grundlegend vom Velum der übrigen Medusoza, das lediglich aus einer Ektodermfalte unter Beteiligung der Mesogloea besteht

[12] Statolithen: Mikroskopisch kleine Körnchen aus kristallinem Calciumcarbonat [CaCO3], Calciumsulfat [CaSO4] oder Calciummagnesiumphosphat [Ca3Mg3(PO4)4], die die Wahrnehmung von Schwerkraft (und Beschleunigung) ermöglichen

[13] Calciummagnesiumphosphat: [Ca3Mg3(PO4)4]

[14] Schirmquallen: Scyphozoa (Medusozoa – Cnidaria – Animalia – Opisthokonta – Eukarya)

[15] Würfelquallen: Cubozoa (Medusozoa – Cnidaria – Animalia – Opisthokota – Eukarya)

[16] Spermatozoide, Spermatozoen, Spermien: Reife, haploide Keimzellen; Gameten, die im Normalfall zu eigenständiger Bewegung fähig sind

[17] Oocyte: Eizelle

[18] Blastula: Zunächst einzellschichtiges Hohlkugelstadium während der Ontogenese von Animalia

[19] Quallen: Schirm- oder glockenförmige Nesseltiere 

[20 ]Hydropolypen: Polypen nach der Klasse Hydrozoa benannt, um diese im Vergleich zu den etwas abweichend gestalteten Polypen anderer Klassen separat bezeichnen zu können

[21] Gastralraum: Großraum nahe des Osculums, oder des Mund-Afters, in den alle zuführenden engeren, dann weiteren, wasserführenden Kanäle oder Taschen münden

[22] Styloid: Am Hydropolypen festsitzendes, als ein viertes, reduktiv signifikant abgewandeltes medusenähnliches Stadium

[23] Planula: Birnförmige bis länglich ovale bis keulenförmige, außen bewimperte Larve der Cnidaria

[24] Vivipar: Lebendgebärend; bereits entwickelte Larven, oder (junge) Adulte verlassen das Mutterzoon

Eingestellt am 23. November 2024

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Querschnittschema des Polypen von Hydrozoa (Tusche und Kreide; Reinhard Agerer)

Durch den Zentralmagen

Epidermis (grün), Mesogloea (grau), Gastrodermis (orange), Gastralraum (blau).

Nach Westheide & Rieger (2013), Seite 121, Abb. 188

Eingestellt am 23. November 2024

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Hydrozoa, Hydrentiere

2 Überblick

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Dreitausendfünfhundert Arten gehören zu dieser Klasse

Mit einer Formenvielfalt, die sonst so bei keiner ins Auge fällt.

Knospung ist ihre besondere Weise, Medusen[1] und Polypen[2] zu bilden;

Freie Medusen entsteh‘n bei einem Drittel der Arten nur,

Sie gingen verloren oder wurden drastisch zurückgebildet,

Oft geht Brutpflege damit einher.

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Fußnoten

[1] Medusen, Quallen: Ein freischwimmendes, schirmförmiges Lebensstadium der Nesseltiere

[2] Polypen: Lebensstadien von Nesseltieren. Polypen haben eine Körperform, die aus einem hohlen Zylinder besteht (Hohltier) und in einer zentralen, von Tentakeln umgebenen Mundöffnung endet.

Eingestellt am 23. November 2024

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Hydrozoa, Hydrentiere

3 Hydropolypen

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Nur null Komma zwei bis einen Centimeter Höhe erreichen diese Polypen[1],

Ausnahmen bestätigen, wie üblich die Regel, was uns allen bekannt.

Wahrscheinlich durch die geringe Körpergröße bedingt, fehlen vertikale Gastralsepten[2],

Ihre Polymorphie[3] aber erreicht höchste Diversität.

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Polypenkörper stockbildender Arten[4] sind in zwei Bereiche gegliedert:

In einen keulenförmigen Hydranten[5], der einem Stiel[6] aufsitzt,

Oder Verbindung hält zu basalen Stolonen[7],

Die oft sich verbinden zu dichtem Geflecht.

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Meist werden Hydrozoenstöcke[8]

Von chitinösen Hüllen umgeben, dem Periderm[9];

Schutz wird auf diese Weise ihnen verliehen,

Zieh’n sie in diese Trichter doch sich zurück.

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Zwei Weisen der Knospung sind ihnen gegeben:

Monopodial[10], bei der untergeordnete Knospen immer entlang der Hauptachse steh’n;

Sympodial[11], wenn ein Polyp das Ende der Achse bildet,

Ein Seitenzweig darunter jedoch, oft etwas abgewinkelt, das weitere Wachstum bestimmt;

Auch er beendet mit einem Polypen die kurz gebliebene seitliche Achse

Und wie zuvor schon, erfolgt, gegenüber oft, das nämliche Spiel.

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Fußnoten

[1] Polypen: Lebensstadien von Nesseltieren. Polypen haben eine Körperform, die aus einem hohlen Zylinder besteht (Hohltier) und in einer zentralen, von Tentakeln umgebenen Mundöffnung endet.

[2] Gastralsepten: Mesenterien

[3] Polymorphie: Vielgestaltigkeit

[4] Tierstock, Polypenstock: Aussehen einer Kolonie, doch sind die einzelnen Individuen über ein gemeinsames Gewebe verbunden, unterscheiden sich darin von Kolonien, die durch dichte Siedlung einzelner Individuen gekennzeichnet sind.

[5] Hydrant: Erweiterter Kopfteil eines Hydropolypen

[6] Hydrocaulus, Scapus (Polypen): schmaler Teil (Stamm) eines Polypen

[7] Stolonen: Basale hohle Ausläufer, die benachbarte Polypen miteinander verbinden

[8] Hydrozoenstock: Tierstock, Polypenstock

[9] Periderm: Chitinöse Hülle von Polypen

[10] Monopodiale Verzweigung: Eine Verzweigung, bei der die Seitenachsen immer kürzer als die Hauptachse und dieser immer untergeordnet sind

[11] Sympodiale Verzweigung: Eine Verzweigung, deren Hauptachse das Wachstum durch Bildung eines Organs (Polyp, Blüte, Ranke, etc.) einstellt und knapp darunter ein Seitenzweig die Führung übernimmt, also über das gebildete Organ hinauswächst, selbst aber das gleiche Schicksal erfährt und, wie es treffend heißt, übergipfelt wird, was sich mehrfach wiederholen kann.

Eingestellt am 23. November 2024

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Hydrozoa, Hydrentiere

4 Hydromedusen

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Mit wenigen Ausnahmen erreichen Hydromedusen[1] nur wenige Centimeter Schirmdurchmesser;

Zellfrei die Mesogloea[2] durch die Bank;

Zwischen Epidermis[3] und Stützlamelle[4] liegen Gonaden[5] an

Radiärkanälen oder am Manubrium[6].

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Wie Cubomedusen[7] umfasst auch Hydromedusen ein Vorhang[8] am

Rand zum Verengen der Subumbrella[9] Raum,

Für Jetstrom wird die Öffnung verengt, sich vorwärtszutreiben,

Beute zu haschen oder wendig davonzuschwimmen, droht Gefahr.

– Das Velum differiert freilich von der Cubozoa Velarium[10],

Wird deswegen als Velum angesehen,

Bilden doch zwei Epidermisschichten nur, mit Mesogloea dazwischen, dieses Konstrukt. –

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Zwei Nervenringe liegen in des Velums Ansatzstelle.

Der größere formt in der Exumbrella[11] einen Ring,

Der kleinere hingegen umläuft die Subumbrella;

Ganglien[12] kommen in wenigen Fällen wohl noch hinzu.

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Sinnesorgane liegen am Rand ihrer Glocke;

Statolithen[13] bestehen nur bei Hydromedusen aus Calciummagnesiumphosphat[14].

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Tentakel[15] erbeuten wie üblich die Nahrung,

Manubrium und Glockenrand biegen aufeinander sich zu,

Tentakeln Möglichkeit zu geben, Nahrung abzustreifen,

Die ohne Hilfe von Gastralfilamenten[16] wird verdaut.

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Am Zentralmagen beginnen vier Radialkanäle,

Sekundär zum Teil auch mehr,

Münden in einen Ringkanal am Rand der Umbrella[17],

Bei wenigen Arten erhalten Radialkanäle Taschengestalt.

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Fußnoten

[1] Hydromedusen: Medusen nach der Klasse Hydrozoa benannt, um diese im Vergleich zu den etwas abweichend gestalteten Quallen anderer Klassen separat bezeichnen zu können

[2] Mesogloea: Gallertartiges Gewebe bei Ctenophora (Rippenquallen) und Cnidaria (Nesseltieren), den Hohltieren, das den Zwischenraum zwischen der Gastrodermisschicht und der Epidermisschicht außen füllt. Sie ist zunächst zellfrei, bei den meisten Gruppen wandern jedoch verschiedene Zellen in die Schicht ein. Es handelt sich dabei aber nicht um ein drittes Keimblatt, nicht um ein Mesoderm.

[3] Epidermis (allgemein): Außenschicht eines Tieres

[4] Stützlamelle: Dünne Schicht der Mesogloea zwischen Ekto- und Entoderm

[5] Gonaden: Geschlechtszellen bildende Organe

[6] Manubrium: Lange Röhre als Fortsetzung des Magens und Träger der Mund-After-Öffnung

[7 ]Cubomedusen: Medusen nach der Klasse Cubozoa benannt, um diese im Vergleich zu den etwas abweichend gestalteten Quallen anderer Klassen separat bezeichnen zu können

[8] Velum: Bildung der Subumbrella; besteht lediglich aus einer Ektodermfalte unter Beteiligung der Mesogloea

[9] Subumbrella (Medusozoa): Konkave Unterseite einer Qualle

[10] Velarium: Bildung der Subumbrella; ist von gastrovaskularen, also von entodermal ausgekleideten Kanälen durchzogen; unterscheidet sich damit grundlegend vom Velum der übrigen Medusoza, das lediglich aus einer Ektodermfalte unter Beteiligung der Mesogloea besteht

[11] Exumbrella: Konvexe Oberseite einer Qualle

[12] Ganglion: Ansammlung von Nervenzellkörpern (Perikarya), aus der eine Verdickung des Nervenstrangs resultiert

[13] Statolithen: Mikroskopisch kleine Körnchen aus kristallinem Calciumcarbonat [CaCO3], Calciumsulfat [CaSO4] oder Calciummagnesiumphosphat [Ca3Mg3(PO4)4], die die Wahrnehmung von Schwerkraft (und Beschleunigung) ermöglichen

[14] Calciummagnesiumphosphat: [Ca3Mg3(PO4)4]

[15] Tentakel: Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria

[16] Gastralfilamente: Wulste von Mesenterien, oft nur als Fäden an ihnen hängend

[17] Umbrella: Schirm

Eingestellt am 23. November 2024

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Hydrozoa, Hydrentiere

5 Der Hydromedusen Reduktion

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Der Hydrozoa ursprünglicher Lebenszyklus bestand aus Polypen[1], der festsitzend lebte

Und einer planktontischen[2] Phase, der Meduse[3], die als Abknospung entstand.

Als vereinfachte, abgewandelte Meduse

Blieben am Hydranten[4] sie sitzen oder am Cauloid[5],

Wirken dort, entsprechend der Hauptaufgabe,

Als asexuell[6] vermehrte Generation.

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Als Eumedusoid[7] ist eine erste Rückbildungsstufe erkennbar,

Das einer echten Meduse noch in mancherlei Hinsicht entspricht:

Als durchgehende Lage, Ektoderm[8 ]innen und außen, mit dünner Mesogloea[9] dazwischen,

Bleibt das Velum[10] erhalten, deckt aber Subumbrella[11] und Manubrium[12] zu;

Erhalten bleibt der Meduse Höhlung und ihr Manubrium,

Das jedoch ohne Mund-After-Öffnung[13] ist,

Denn Ekto- und Entoderm[14] treffen sich und verschließen Ein-und-Ausgang;

Tentakel[15] bleiben erhalten mitsamt dem Kanal,

Eingeschlossen aber in des Eumedusoids Exumbrella[16];

Gonaden[17], zwischen Ekto- und Entoderm des Manubriums gelegen,

Genießen, von ihrer Außenhülle und Velum umhüllt,

Willkommenen Schutz des Eumedusoids,

Das, Schwimmen ist ohnehin nicht möglich,

Mit hohlem Stiel, dem Hydrocauloid[18] ständig verbunden bleibt.

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Ein Crypomedusoid[19], so die Bezeichnung,

Baut das Manubrium, wie das Eumedusoid es noch zeigte, zurück,

Staucht es, verbeitert die Basis erheblich,

Zieht in den hohlen Stiel es mit ein;

Der Meduse Subumbrellarraum bleibt als Glockenhöhle erhalten

– Gleicht tatsächlich eher der Glocke als einer Meduse Gestalt –

Tentakel lassen sich nur mehr als Entodermstreifen erkennen,

Wurden einbezogen in der Glocke dreischichtige Wand,

Aus zweimal Ektoderm und einmal Entoderm bestehend

– Im Grunde genommen ist es nur das Entoderm des Schirms; –

Zwar ist das Velum noch zu erkennen,

Doch bleibt es klein, ein Glockenraumfinger deutet es an.

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Das Heteromedusoid[20] erfuhr weiteren Umbau:

Flachpokalförmig endet sein entodermales Manubrium[21],

Trägt die Oocyte[22] nur auf der Mulde,

Alles umgeben von Ektoderm,

Eine ektodermale hohle Haube bedeckt dazu noch die Oocyte;

Der Glockenraum zieht sich tief über der Oocyte Pokal,

Vom ektodermalen Rest der Exumbrella

Gegen die Wasserumwelt begrenzt.

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Das Styloid[23], sonst am stärksten verändert,

Umfasst wieder vier Oocyten, wie Eumedusoid und Cryptomedusoid,

Aber ihr entodermaler Magenstiel zieht bis in den Gipfel,

Trägt vier Eizellen seitlich daran,

Die, wie auch des Styloids Spitze

Und dessen Stiel, der ektodermale Rest der Exumbrella umgibt.

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All diese umgewandelten für sexuelle Fortpflanzung gedachten Medusoiden erhalten

Gonophore[24] als Bezeichnung nach wissenschaftlicher Nomenklatur;

Darunter fallen zudem freie Medusen, bilden auch sie doch Gameten[25];

Doch als Sporensäcke[26] gelten Cryptomedusoid, Heteromedusoid und Styloid[27].

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Zwar wird hier alles nur für weibliche Medusoide geschildert,

Doch auch für männliche gilt die schrittweise Reduktion.

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Bei vielen Hydrozoa ging die Medusengeneration völlig verloren,

Dann reifen Gameten an den Polypen heran.

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Fußnoten

[1] Polypen: Lebensstadien von Nesseltieren. Polypen haben eine Körperform, die aus einem hohlen Zylinder besteht (Hohltier) und in einer zentralen, von Tentakeln umgebenen Mundöffnung endet.

[2] Plankton: Gesamtheit der im Wasser freischwebenden oder mit geringer Eigenbeweglichkeit schwimmende, kleinere Organismen, deren Ortswechsel hauptsächlich durch Wasserströmungen vermittelt wird

[3] Medusen, Quallen: Ein freischwimmendes, schirmförmiges Lebensstadium der Nesseltiere

[4] Hydrant: Erweiterter Kopfteil eines Hydropolypen

[5] Hydrocaulus, Scapus: schmaler Teil (Stamm) eines Polypen

[6] Asexuell (Vermehrung): Nur aufgrund von Mitosen gebildet

[7] Eumedusoid: Am Hydropolypen (Gonozoid) festsitzendes, als ein erstes reduktiv leicht abgewandeltes medusenähnliches Stadium

[8] Ektoderm: Äußeres Keimblatt der Embryogenese; im Zuge der Gastrulation außen verbliebene Zellschicht der Blastula

[9] Mesogloea: Gallertartiges Gewebe bei Ctenophora (Rippenquallen) und Cnidaria (Nesseltieren), den Hohltieren, das den Zwischenraum zwischen der Gastrodermisschicht und der Epidermisschicht außen füllt. Sie ist zunächst zellfrei, bei den meisten Gruppen wandern jedoch verschiedene Zellen in die Schicht ein. Es handelt sich dabei aber nicht um ein drittes Keimblatt, nicht um ein Mesoderm.

[10] Velum: Bildung der Subumbrella; besteht lediglich aus einer Ektodermfalte unter Beteiligung der Mesogloea

[11] Subumbrella: Konkave Unterseite einer Qualle

[12] Manubrium: Lange Röhre als Fortsetzung des Magens und Träger der Mund-After-Öffnung

[13] Mund-After-Öffnung: Körperöffnung, die zugleich als Mund und After verwendet wird

[14] Entoderm: Inneres Keimblatt der Embryogenese; im Zuge der Gastrulation nach innen gebrachte Zellschicht der Blastula

[15] Tentakel: Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria

[16] Exumbrella: Konvexe Oberseite einer Qualle

[17] Gonaden: Geschlechtszellen bildende Organe

[18] Hydrocauloid

[19] Cryptomedusoid: Am Hydropolypen (Gonozoid) festsitzendes, als ein zweites reduktiv stärker abgewandeltes medusenähnliches Stadium

[20] Heteromedusoid: Am Hydropolypen (Gonozoid) festsitzendes, als ein drittes reduktiv schon recht stark abgewandeltes medusenähnliches Stadium

[21] Nun auch Magenstiel nennbar: Röhrenförmige Fortsetzung des Magens, die die Mund-After-Öffnung trug

[22] Oocyte: Eizelle

[23] Styloid: Am Hydropolypen (Gonozoid) festsitzendes, als ein viertes reduktiv signifikant abgewandeltes medusenähnliches Stadium

[24] Gonophor: Träger von Geschlechtszellen

[25] Gameten: Für sexuelle Fortpflanzung vorgesehene haploide Zellen

[26] Sporensäcke: Stark abgewandelte Medusoide (Cryptomedusoid, Heteromedusoid, Styloid) als Träger von Gameten

[27] Styloid (Hydrozoa, Cnidaria): Am Hydropolypen festsitzendes, als ein viertes reduktiv signifikant abgewandeltes medusenähnliches Stadium

Eingestellt am 23. November 2024

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Sessile weibliche Gonophoren der Hydrozoa, Längsschnitte (Tusche und Kreide; Reinhard Agerer)

Oben links: Eumedusoid: Schirm noch erhalten; Radiärkanäle und Hauptkanal als Verbindung zum Gastralraum des Hydropolypen, des Gonozoids (blau),  Glockenhöhle (nicht eingefärbt), Stützlamelle (grau) zwischen Ektoderm (moosgrün) und Entoderm (orange), Manubrium mit Oocyten (gelb) zwischen Ektoderm und Stützlamelle; Velum als apikal eingesunkenes, flaches Verbindungsstück aus zwei Ektodermschichten, getrennt durch Stützlamelle; Nahrungsaufnahme nicht möglich, Manubrium ohne Mund-After-Öffnung. – Erstes reduktiv leicht abgewandeltes medusenähnliches Stadium.

Oben links: Cryptomedusoid: Radiärkanäle fehlen; Schirmentoderm nur als einschichtige (orange) Lage erhalten; Glockenhöhle (nicht eingefärbt), Hauptkanal als Verbindung zum Gastralraum des Hydropolypen, des Gonozoids (blau), Manubrium mit Oocyten (gelb) zwischen Ektoderm und Stützlamelle; Velum als Brücke aus zwei Ektodermschichten, getrennt durch Stützlamelle; Ektoderm (moosgrün), Stützlamelle (grau). – Zweites reduktiv stärker abgewandeltes medusenähnliches Stadium.

Unten links: Heteromedusoid: Schirmentoderm fehlt vollständig, Exumbrella nur als Ektoderm (moosgrün) erhalten; Glockenhöhle (nicht eingefärbt) wird durch einen kleinen, sekundär entstandenen Raum ergänzt; Hauptkanal als Verbindung zum Gastralraum des Hydropolypen, des Gonozoids (blau), trägt die einzelne Eizelle (gelb); Stützlamelle (grau) zwischen Ektoderm und Entoderm. – Drittes reduktiv schon recht stark abgewandeltes medusenähnliches Stadium.

Unten rechts: Styloid: Keine Medusenstrukturen mehr vorhanden; sackförmiges Ende des Hauptkanals als Verbindung zum Gastralraum des Hydropolypen, des Gonozoids (blau); Oocyten (gelb) zwischen Ektoderm (moosgrün) und Stützlamelle (grau); Entoderm (orange). – Viertes reduktiv signifikant abgewandeltes medusenähnliches Stadium.

Nach Westheide & Rieger (2013), Seite 147, Abb. 228

Eingestellt am 23. November 2024

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Hydrozoa, Hydrentiere

6 Gametenbildung und Ontogenese

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Der Hydrozoa Gameten[1] befinden sich meist unter der Epidermis[2], unter dem Ektoderm[3];

Zumindest Ooogonien[4] aber finden in der Gastrodermis[5] zunächst ihren Raum,

Liegen anfangs an Stellen somit, an denen bei andern Cnidariern[6] ebenfalls Platz sie finden,

Treten dann im Zuge der Reifung an ihren endgültigen Ort;

Ein Vorgang, so der Wissenschaftler Vermutung,

Der als Autapomorphie[7] die Klasse der Hydrozoa charakterisiert.

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Hohe Variabilität zeigt der befruchteten Eizellen Furchung:

In starker Abwandlung erfolgt sie radiär[8] bis partiell-superfiziell[9];

Typische Coeloblastulen[10] konnten Wissenschaftler entdecken,

Wie auch Sterroblastulen[11], die mit Zellen gefüllt.

Entodermbildung[12] erfolgt durch uni[13]- oder multipolare Einwanderung[14],

Oder durch Delamination[15]; Einstülpung der Blastula zur typischen Gastrula[16] wird nirgends erwähnt.

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Planulalarven[17], bewimpert[18], birn- oder keulenförmig,

Fehlt, wenn in pelagischer[19] Phase, der Blastoporus[20], ein Mund[21],

Leben währenddessen auf Kosten mitgenommenen Dotters[22],[23];

Erst im Zuge der Metamorphose[24] bricht die Mund-After-Öffnung[25] durch.

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Aboral[26] ist der Planulalarve Bewimperung etwas stärker,

Erreicht aber nicht die Form eines Schopfs.

Brutpflege wurde bei manchen Arten gefunden;

Larvenentwicklung erfolgt dann in speziellen Taschen oder angeheftet der Magenwand.

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Fußnoten

[1] Gameten: Für sexuelle Fortpflanzung vorgesehene haploide Zellen

[2] Epidermis (allgemein): Außenschicht

[3] Ektoderm: Äußeres Keimblatt der Embryogenese; im Zuge der Gastrulation außen verbliebene Zellschicht der Blastula

[4] Oogonien: Eizellbehälter

[5] Gastrodermis, Gastroderm: Epithel des Verdauungstraktes

[6] Cnidaria: Nesseltiere (Animalia – Opisthokonta – Eukarya)

[7] Autapomorph: Ist ein abgeleitetes (apomorphes) Merkmal, das eine monophyletische Gruppe gegenüber verwandten Taxa auszeichnet; abgeleitet bedeutet dabei, dass das Merkmal gegenüber den evolutiven Vorläufern neu ist.

[8] Radiäre Furchung: Die Zygote und deren Abkömmlinge hin zur Blastula teilen sich radiär

[9] Partiell-superfizielle Furchung: Aus dem Zellkern der Zygote entstehen durch viele synchrone und schnell aufeinanderfolgende Kernteilungen ohne nachfolgende Zellteilungen viele weitere Zellkerne. Anschließend wandern die meisten Kerne in die Peripherie, und dann stülpt sich zwischen benachbarten Kernen die Plasmamembran ein (superfiziell, also oberflächlich), so dass jeder Kern eine zum innen liegenden Dotter hin offene Verbindung behält.

[10] Blastula: Zunächst einzellschichtiges Hohlkugelstadium während der Ontogenese von Animalia

[11] Sterroblastula: Ein frühes ontogenetisches Stadium der Animalia, das einer dicht gepackten, vielzelligen Morula, also einem großen kugligen Zellhaufen entspricht

[12] Entoderm: Inneres Keimblatt der Embryogenese; im Zuge der Gastrulation nach innen gebrachte Zellschicht der Blastula

[13] Unipolare Immigration: Nur an einer Stelle wandern Zellen der Blastula in ihren Hohlraum

[14] Multipolare Ingression: Einwanderung von Zellen in die Höhlung der Blastula von mehreren Stellen ausgehend

[15] Delamination: Entodermbildung erfolgt durch Ablösung der inneren Lage einer zweischichtig gewordenen Blastula

[16] Gastrula: Im Verlauf der Ontogenese der Eumetazoa stülpt sich die Blastula zur Gastrula ein, bildet dadurch ein zweizellschichtiges Stadium

[17] Planula: Birnförmige bis länglich ovale bis keulenförmige, außen bewimperte Larve der Cnidaria

[18] Wimpern (Zellen): Eukarya-Flagellen, -Geißeln, Cilien

[19] Pelagisch: schwimmend, schwebend

[20] Blastoporus: Öffnung der Blastula, die im Zuge der Gastrulation entsteht; eigentlich Öffnung der Gastrula

[21] Urmund: Öffnung der Gastrula, die nach Einstülpung der Blastula im Zuge der Gastrulation entstanden ist

[22] Dotter: Ansammlung von Reservestoffen in Eizellen in Form von Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten, besonders Glycogen

[23] Lecithotroph: Sich von Dotter ernährend

[24] Metamorphose: Entwicklung von der Zygote zum geschlechtsreifen Tier über selbständige Larvenstadien

[25] Mund-After-Öffnung: Körperöffnung, die zugleich als Mund und After verwendet wird

[26] Aboral: gegenüber dem Mund

Eingestellt am 23. November 2024

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