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Delta-Proteobacteria

1 Aggressor (AP)

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Frei schweben im lauen Wasser dichte Schwaden von Bakterien,

Wohlgenährt und voller Energie, gespeichert in Lipid[1] und Protein[2].

Dies verlockt die Neider, Faulen, Diebe und Bequeme:

Suchen rastlos nach den Pforten, auszunutzen Fremder Müh‘n.

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Jagen unstet, geißelschwingend in der Herde Zwischenräume;

Schmiegen sich an Fremder äußere Membran,

Finden nicht den Weg jedoch, in Zellen vorzudringen.

Heißersehnte Nährstoffmittelmengen bleiben wohlverwahrt.

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Plötzlich aber rast ein winziges Geschoss mit wild rotierendem Propeller

Zielgenau auf eine ahnungslose Zelle zu!

Passiert die hüllende Lipidmembran[3], durchbohrt rotierend das Gerüst aus Murein[4] und

Bleibt ermattet liegen vor der Zelle letzter Grenze aus Lipid[5].

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Fast gewonnen – leider kurz noch vor dem Ziel versagt.

Doch halt! Enzyme[6] des Aggressors dringen leicht durch die Membran,

Zerkleinern große Moleküle mundgerecht in Ministücke,

Wandern dann und ohne Zwang zum matten Bdellovibrio[7].

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Er streckt sich folglich lang zum Faden,

Raubt der Zelle nach und nach

Alles fast, wessen er bedarf.

Lässt des Wirtes Zellenraum zusammenschrumpfen – bis zum Nichts.

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Wohlernährt zerbricht er seinen Faden flugs in lauter kleine Kommata.

Schnell noch dann die Geißeln produziert,

Schon verlassen sie, auf neue Beute lauernd,

Schwarmesgleich den scheinbar wohlbeschützten Raum durch Murein. –

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Auf Kosten eines Andern sein Leben zu gestalten

Wird bald zum vielgefragten modischen Design.

Gefallen lassen – oder wehren – oder gar den Spieß umkehren?

Bleibt die schicksalshafte Frage alles Lebens über Jahrmilliarden hin!

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Fußnoten                    

[1] Lipide (Fettes Öl): Ein Triglycerid aus Glycerin (mit drei [–OH]-Gruppen) und drei Fettsäuren, die als Fettsäurereste unter Wasserabspaltung ans Glycerin gebunden und eine Bindungsgruppe –C–O–(C=O)– ergeben

[2] Proteine: Aus Aminosäuren aufgebaute, komplexe Moleküle. Die [–NH2]-Gruppe einer Aminosäure wird mit der Hydroxylgruppe [–OH] der Säurefunktion [–COOH] unter Wasserabspaltung verknüpft, dabei entsteht eine charakteristische Abfolge von Atomen: [–C–N–C–C–N–]n, wobei das unmittelbar dem [N] benachbarte [C] einen doppelbindigen Sauerstoff [–C=O] trägt

[3] Äußere Lipiddoppelmembran: eine zusätzlich Lipiddoppelmembran, die gramnegative Bakterien umgibt, die Grampositiven fehlt

[4 Murein: Zellwand fast aller Bakterien; an kettenförmig verbundenen Zuckermolekülen, hängen Ammoniumgruppen (–NH2) und diese sind wieder mit verschiedenen Molekülen verknüpft. Diese Ketten werdedn noch durch kurze Folgen von Aminosäuren verbunden und ergeben so einen sehr stabilen Sack um die Zelle (Abbildung unter „Bacteria 1 Steckbrief“)

[5] Innere Lipiddoppelmembran, Plasmamembran: Lipiddoppelmembran, die jedes Organismus‘ Zellinneres umgibt

[6] Enzym: Protein, das, an spezielle Moleküle angepasst, die Synthese katalysiert. Meistens werden mehrere Enzyme zu einem Komplex verbunden, um eine räumliche Nähe zwischen den einzelnen, aufeinanderfolgenden Syntheseschritten herzustellen

[7] Bdellovibrio bacteriovorus: Killerbakterium (Delta-Proteobacteria – Gramnegative – Bacteria)

Eingestellt am 6. April 2024

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