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Tubiporidae, Orgelkorallen

1 Orgelpfeifenkorallen

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Nicht treffender war der deutsche Name zu wählen[1],

Steh’n doch rote Kalkröhren dicht an dicht,

Bilden polsterartigen Tierstock[2] mit zehn bis hundert Centimetern Durchmesser,

Bis zu zwei Dezimetern[3] wachsen die Röhren in Länge,

Doch zwei Millimeter sind sie nur dick.

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Etagiert liegen exakt sie übereinander,

Zieh’n in Abständen Querwände ein;

Was abgeschottet, wird der Verwesung heimgegeben,

Während darüber der Rest sich besser ernährt.

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Ein Polyp[4] nur bewohnt jede der Röhren,

Streckt er sich, bewirkt er mit Grün bemerkenswerten Kontrast,

Denn in der Mundscheibe[5] versammeln bevorzugt sich Zooxanthellen[6];

Tentakel[7], zwar gefiedert[8], doch

Niemand kann sie deutlich erkennen,

Denn sie verwuchsen zur Trichterwand.

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Nicht nur anfängliches Stolonengeflecht[9] verbindet Polypen

– Abgestorben ist es, nachdem die zweite Etage etabliert –

Weiter oben eint sie gemeinsames, gelatinöses Gewebe[10],

Das innen die Röhren bekleidet und sie umschließt:

In eingewanderten Ektodermzellen[11] entstehen rotgefärbte Sclerite[12],

Bleiben in der Mundfeldgegend vereinzelt, verschmelzen jedoch

Darunter zu stabilen orgelpfeifenähnlichen roten Röhren,

Die zum Polster vereint.

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Auf Riffdächern[13] finden Orgelkorallen bevorzugte Orte,

Dort mit dichtester Röhrenversammlung, wo heftige Brandung wogt.

Leben indopazifisch[14],

Doch genauso im Roten Meer.

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Taucher sammeln Orgelkorallen, trocknen die Polster,

Verkaufen Touristen die selten Geword’nen als Souvenir.

Ob jemand versuchte, Töne wie Panflöten sie geben, ihnen zu entlocken?

Zu wenig spitz wohl ist dafür der Mund.

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Fußnoten

[1] Orgelkoralle, Orgelpfeifenkoralle:: Tubipora musica (Tubiporidae – Malacalcyonacea – Octocorallia – Anthozoa – Cnidaria –…)

[2] Tierstock: Aussehen einer Kolonie, doch sind die einzelnen Individuen über ein gemeinsames Gewebe verbunden, unterscheiden sich darin von Kolonien, die durch dichtes Siedeln einzelner Individuen gekennzeichnet sind.

[3] Dezimeter: 10 cm

[4] Polypen: Lebensstadien von Nesseltieren. Polypen haben eine Körperform, die aus einem hohlen Zylinder besteht (Hohltier) und in einer zentralen, von Tentakeln umgebenen Mundöffnung endet.

[5] Mundfeld, Mundscheibe: Bereich zwischen Mund und Tentakeln

[6] Zooxanthellen: Endosymbionten in einer Reihe von Lebewesen. Bei den Zooxanthellen handelt es sich meistens um Dinoflagellaten; aber auch um Chrysomonden, Cryptomonaden oder Diatomeen kommen vor

[7] Tentakel: Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria

[8] Gefiedert: Organ, das Fiedern trägt

[9] Stolonen: Basale hohle Ausläufer, die benachbarte Polypen miteinander verbinden

[10] Coenenchym: Dicke Gewebeschicht als gemeinsame Lebensbasis von Polypen, ohne im Inneren ein Skelett zu bilden.

[11] Ektoderm: Äußeres Keimblatt der Embryogenese; im Zuge der Gastrulation außen verbliebene Zellschicht der Blastula

[12] Sclerite, Scleren, Spicula: Oft nadelförmige Gebilde

[13] Riffdach: Der höchste Punkt eines Riffs

[14] Indopazifisch(er Raum): Region, die sich von der Ostküste Afrikas bis zu den Pazifik-Inselstaaten erstreckt

Eingestellt am 23. November 2024

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Orgelpfeifenkoralle, Tubipora musica

Orgelpfeifenkoralle, Tubipora musica

Autor: Wilson44691

Lizenz: Public domain, unverändert

Eingestellt am 23. November 2024

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