zum Glossar über:
Scyphozoa, Kronen- und Scheibenquallen
1 Ihr Wesen
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Besonders über Bildung, der Epyhren[3] Entwicklungsgang,
Ist viel Spezielles noch über Kronen- und Scheibenquallen zu schreiben,
Was als Besonderheit sie ziert. –
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Ihre Schirme gelten als die stattlichsten unter den Quallen[4],
Keine Seltenheit sind zwanzig bis dreißig Centimeter, gelegentlich mehr,
Gehören zu den bekanntesten Quallen.
Nur wenige Millimeter werden Polypen[5], bleiben unscheinbar.
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Keine konstante Zahl von Tentakeln[6], vier bis zwanzig,
Besitzen Polypen an der Mundscheibe[7] Rand,
Ausgefüllt mit Gastrodermiszellen[8],
Denen jede epitheliale[9] Anordnung fehlt.
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Eine Vierzahl scheint sonst aber sehr geläufig:
Weswegen wohl häufig vierlippig ihr Mund,
Einige gestalten ihn ausschließlich rund.
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Tief in der Polypen Mesenterien ein,
Bildet so Septaltrichter[14] mit Muskeln am Ende,
Die an der Fußscheibe[15] finden Halt.
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Einzeln leben meist die Polypen auf Holzpfählen und Muscheln[16],
Bevorzugt auf steinigem Untergrund.
Auch Stolonenbildung[17] eignet ihnen gelegentlich,
Bleibt auf Coronatae aber beschränkt. –
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Sind sie nur als Lappen oder Spangen gebildet, meist jedoch reduziert;
Dafür bildet der Magenraum[20] sekundär Radialkanäle,
Entstanden durch gezieltes Verwachsen des Bodens mit dem Plafond[21];
Können sich vielfach verzweigen,
Gelegentlich verbindet ein Ringkanal sie peripher.
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Den Mund begrenzen recht dünne Lippen
Oder zieh’n sich fahnenartig lang aus,
Können über längere Strecken miteinander verwachsen,
Bilden oft vielerlei Anhänge daran.
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Des Schirms Inneres prägt mächtige Ringmuskulatur,
Wobei nur bei Coronatae Nervenringe entstehen,
Bei anderen Sippen[24] liegen Nervenkomplexe in Rhopaliennähe vor.
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Der Meduse Randlappenschlagen
Bringt die Qualle gemächlich voran;
Richtungsänderungen entsteh’n durch ungleichartiges Regen der Lappen
Und durch der Glocke asymmetrische Kontraktion.
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Randsinnesorgane[25] steh’n zwischen den Lappen kolbenartig nach außen;
Organisch sind sie miteinander verbunden,
Zeigen dazwischen keine Zäsur;
Deren distale Gastrodermiszellen besitzen Kristalleinlagerungen aus
Sinneszellen darunter nehmen, pendeln Medusen,
Ablenkung aus der Senkrechten wahr. –
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Getrenntgeschlechtlichkeit[31] ist bei Scyphozoa die Regel;
Keimzellen entstehen entodermal, wandern in die Mesogloea meist aber ein;
Spermatozoen[32] werden generell über den Magenraum ins Wasser gegeben;
Eizellen können im Gastralraum befruchtet werden, dort,
Die Furchung erfolgt einheitlich total-radiär[35],
Wonach sich eine typische Blastula[36] bildet,
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Meist verschlossen wird wieder der Blastoporus[39];
Der sich durch laterale oder stoloniale Knospung, gelegentlich durch Podocystenbildung[44] vermehrt. –
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Medusenentstehung wurde schon weiter vorne beschrieben[45],
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Fußnoten
[1] Cnidaria, 4 Medusenbildung auf die Spitze getrieben
[2] Medusen, Quallen: Ein freischiwimmendes, schirmförmiges Lebensstadium der Nesseltiere
[3] Ephyra: Larvenform bei Medusozoa; Scheibe mit kurzen, zweilappigen, flügelartigen Anhängen
[4] Quallen: Schirm- oder glockenförmige Nesseltiere
[5] Polypen: Lebensstadien von Nesseltieren. Polypen haben eine Körperform, die aus einem hohlen Zylinder besteht (Hohltier) und in einer zentralen, von Tentakeln umgebenen Mundöffnung endet.
[6] Tentakel: Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria
[7] Mundfeld, Mundscheibe: Bereich zwischen Mund und Tentakeln
[8] Gastrodermiszellen: Zellen des Verdauungstraktes
[9] Epithel: Ein- oder mehrlagige Zellschichten, die alle inneren und äußeren Körperoberflächen von Echten Tieren (Animalia) bedecken
[10] Gastraltaschen: Taschenartige Strukturen, die durch Mesenterien abgetrennt sind
[11] Mesenterien: Scheidewände im Innern von Polypen, die den Gastralraum aufteilen
[12] Coronatae: Kronen- und Kranzquallen (Scyphozoa – Medusozoa – Cnidaria – Animalia – Opisthokonta –…)
[13] Epidermis: Außenschicht eines Tieres
[14] Septaltrichter: Vom Mundfeld der Polypen ausgehende in Mesenterien eingesenkte Trichter
[15] Fußscheibe, Fußplatte: Der flächig verbreiterte Anheftungsbereich des Fußes
[16] Muscheln: Bivalva (Mollusca – Schizocoelia – Spiralia – Protostomia – Bilateria –…)
[17] Stolonen: Basale hohle Ausläufer, die benachbarte Polypen miteinander verbinden
[18] Scyphomedusen: Medusen nach der Klasse Scyphyoza benannt, um diese im Vergleich zu den etwas abweichend gestalteten Quallen anderer Klassen separat bezeichnen zu können
[19] Gastralfilamente: Wulste von Mesenterien, oft nur als Fäden an ihnen hängend
[20] Magenraum: Einheitlicher oder gegliederter Verdauungsraum von Nesseltieren
[21] Plafond: Zimmerdecke
[22] Subumbrella (Medusozoa): Konkave Unterseite einer Qualle
[23] Glockenrand (Medusozoa): Schirmrandkante einer Qualle
[24] Sippe: Unter Sippe wird eine oft nicht genauer genannte Verwandtschaft verstanden, im Gegensatz zu Gruppe, die lediglich ein Gruppe nicht näher verwandter Organismen bezeichnen will
[25] Rhopalium: Rand- oder Sinneskörper von Scophozoa (Schirmquallen) und Cubozoa (Würfelquallen), die am Rand des Schirms dieser Nesseltiere zu finden sind. Sie haben die Form kleiner mit Entoderm ausgekleideter Tentakel oder Keulen, die der Oberseite des Schirms der Meduse entspringen durch einen Decklappen geschützt werden; sie gelten als Rückbildungen von Tentakeln. Als Sinneszellen sind Statocysten (Gleichgewichtsorgane) und Ocellen an den entodermalen Zellen der Keulenspitze ausgebildet.
[26] Entoderm: Inneres Keimblatt der Embryogenese; im Zuge der Gastrulation nach innen gestülpte Zellschicht der Blastula
[27] Ektoderm: Äußeres Keimblatt der Embryogenese; im Zuge der Gastrulation außen verbliebene Zellschicht der Blastula
[28] Mesogloea: Gallertartiges Gewebe bei Ctenophora (Rippenquallen) und Cnidaria (Nesseltieren), den Hohltieren, das den Zwischenraum zwischen der Gastrodermisschicht und der Epidermisschicht außen füllt. Sie ist zunächst zellfrei, bei den meisten Gruppen wandern jedoch verschiedene Zellen in die Schicht ein. Es handelt sich dabei aber nicht um ein drittes Keimblatt, nicht um ein Mesoderm.
[29] Calciumsulfathemihydrat: CaSO4.½ H2O; Calciumsulfat mit durchschnittlich einem Molekül Kristallwasser pro zwei Molekülen Calciumsulfat
[30] Statolithen: Mikroskopisch kleine Körnchen aus kristallinem Calciumcarbonat [CaCO3], Calciumsulfat [CaSO4] oder Calciummagnesiumphosphat [Ca3Mg3(PO4)4], die die Wahrnehmung von Schwerkraft (und Beschleunigung) ermöglichen
[31] Getrenntgeschlechtlich: Weibliches und männliches Geschlecht sind auf zwei verschiedene Individuen verteilt
[32] Spermatozoide, Spermatozoen, Spermien: Gameten, reife, haploide Keimzellen, die im Normalfall zu eigenständiger Bewegung fähig sind
[33] Gonaden: Geschlechtszellen bildende Organe
[34 Mundarme (Quallen): Cnidocytentragende unregelmäßig geformte, unmittelbar dem Mundrand, am Ende des Mundrohrs (Magenstiel oder Manubrium) entspringende Auswüchse
[35] Total-radiäre Furchung: Die Zygote und deren Abkömmlinge hin zur Blastula teilen sich vollkommen, gleichzellig und mit radiär liegenden Wänden (und damit der Zellen); es bleiben keine Partien ungeteilt
[36] Blastula: Zunächst einzellschichtiges Hohlkugelstadium während der Ontogenese von Animalia
[37] Gastrulation: Vorgang der Gastrulabildung, dabei stülpt sich die Blastula zur Gastrula ein, bildet dadurch ein zweizellschichtiges Stadium
[38] Immigration (Gastrulation): Zellen wandern in den Hohlraum der Blastula
[39] Blastoporus: Öffnung der Blastula, die im Zuge der Gastrulation entsteht; eigentlich Öffnung der Gastrula
[40] Planula: Birnförmige bis länglich ovale bis keulenförmige, außen bewimperte Larve der Cnidaria
[41] Metamorphose (Animalia): Entwicklung von der Zygote zum geschlechtsreifen Tier über selbständige Larvenstadien
[42] Pelagisch: schwimmend, schwebend
[43] Scyphopolypen: Polypen nach der Klasse Scyphozoa benannt, um diese im Vergleich zu den etwas abweichend gestalteten Polypen anderer Klassen separat bezeichnen zu können
[44] Podocyste: Mit undifferenzierten Zellen gefüllte, mit chitinöser Hülle versehenes Überdauerungsstadium, aus der ein planulaähnliches Stadium schlüpfen kann
[45] Cnidaria, 4 Medusenbildung auf die Spitze getrieben
[46] Serial: in Serie, nacheinander
[47] Strobilation (Medusenbildung): „Zapfenbildung“ im Zuge der Medusenentstehung bei Scyphozoa; seriale Anordnung der Ephyren erinnert an einen Zapfen (Strobus)
Eingestellt am 23. November 2024
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Querschnittschema des Polypen von Scyphozoa (Tusche und Kreide; Reinhard Agerer)
Durch den Zentralmagen mit Querschnitt der Septaltrichter in den vier Mesenterien. Wegen der Position des Querschnitts ist die am Ende des Trichters ansetzende Muskulatur nicht gezeigt.
Epidermis (grün), Mesogloea (grau), Gastrodermis (orange), Gastralraum (blau).
Nach Westheide & Rieger (2013), Seite 121, Abb. 188
Eingestellt am 23. November 2024
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