zum Glossar über:
Chlamydiae, Chlamydien
1 Elend (AP)
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Müde reibt sich am Abend Bomba[1] die Augen,
Wischt sich den Schweiß von der Stirn,
Geht langsam zum Rinnsal, nimmt etwas Wasser mit seinen Händen,
Schüttelt recht flüchtig den Schmutz damit ab
Und schöpft, eng die Finger zur flachgründigen Schale geformt,
Einen leidlich erfrischenden Trunk.
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Sein ganzes Dorf lebt von dem wenigen Wasser,
Wäscht auch Kleider und Tücher darin.
Kaum ein Bewohner nennt ein Handtuch sein Eigen,
Miteinander trocknen sich viele an einem einzigen ab.
Macht nichts. –
Der wehende Wind nimmt die restliche Feuchte schon mit.
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Auch Bomba verspürt, seit Wochen nun schon,
Ein Kratzen in seinen Augen!
Die Lider schwellen ein wenig ihm an,
Betonen gar den ermatteten Blick.
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Rauh fühlen die Lider sich an,
Reiben am Auge mit jeglichem Schlag.
Kein Wischen, kein Waschen hindert die Qual.
Am Ende klebt gelblicher Ausfluss fast seine Augen noch zu.
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Lange danach erst verschwindet der Schleim.
Trocknend zieht sich das Lid nun empor
Und weitet den Blick für das Elend im Dorf. –
Auch Bomba wird bald wie die anderen sein!
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Die Narben vertrocknen,
Das Lid rollt sich ein.
Kratzend reiben die Wimpern den Augapfel matt,
Nicht lange noch und Bomba ist blind.
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Fußnote
[1] Bomba: Afrikanischer Junge
Eingestellt am 6. April 2024
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Am Schöpfloch (Kreidezeichnung, Reinhard Agerer)
Eingestellt am 6. April 2024
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Chlamydiae, Chlamydien
2 Helfer
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Staub hebt sich auf in der Ferne.
Dichtwirblig am Anfang breitet er dünnwolkig sich immer mehr aus.
Ein kleiner Punkt nur rollt dicht vor ihm her.
Kommt näher, wird größer, bleibt langsam dann steh‘n.
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Große Lettern, geschrieben auf Türen und Wand,
Verkünden Hoffnung für viele Bewohner:
Christoffel-Blindenmission[1]!
Weißgekleidete Ärzte und Schwestern entsteigen dem staubbedeckten Gefährt.
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Neugierig, die Augen halb mit den Händen bedeckend,
Schaut Bomba[2] verwundert den Helfern entgegen,
Denn ahnungsvoll hofft er auf Hilfe, auf
Heilung der Augen, auf ein Lindern der Qual.
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Voll Erfahrung, mit kundigem Blick,
Durchmustern sie der Einwohner Augen,
Notieren Namen und Schwere der Krankheit,
Erstellen Pläne gegen Trachom[3]:
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Tief in Zellen dringende, antibiotische[4] Salbe
Für leichtere Fälle mit kratzenden Lidern.
Eingerollte bedürfen korrigierender Operation. –
Blinden jedoch hilft nur eine Hornhaut[5]-Transplantation.
Doch wer hat das nötige Geld?
Für jede Spende bedankt sich: Christoffel-Blindenmission.
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SAFE[6] heißt das hoffnungsvolle Programm,
Trachom binnen zehn Jahren final zu besiegen:
S, steht für Surgery, Operation soll Erblinden verhindern,
A für Antibiotica, um Chlamydien auszuradieren,
F, für Face, rät, das Gesicht sauber zu waschen und
E, Environment, zielt auf der Lebensbedingungen Besserung ab:
Brunnen sollen aus Tiefen sauberes Wasser allen Bewohnern bringen.
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Fußnoten
[1] Christoffel-Blindenmission, CBM.de: Stubenwald-Allee 5, 64625 Bensheim; Spendenkonto der CBM, Bank für Sozialwirtschaft, IBAN DE46 3702 0500 0000 0020 20, BIC BFSWDE33XXX
[2] Bomba: Afrikanischer Junge
[3] Trachom: Erkrankung der Augen von Chlamydia trachomatis verursacht
[4] Antibioticum: Ein natürlich gebildetes, oft chemisch modifiziertes, niedermolekulares Stoffwechselprodukt, von Pilzen oder Bakterien, das schon in geringer Konzentration das Wachstum anderer Mikroorganismen hemmt oder diese gar tötet.
[5] Hornhaut (Auge): Auch Cornea genannt, ist die glasklare vordere Begrenzung des Auges. Ähnlich wie ein Fenster lässt sie das Licht in das Auge und ist deshalb entscheidend für gutes Sehen
[6] SAFE, Programm der Christoffel-Blindenmission: S (Surgery, Operation), A (Antibiotika), F (Face, Gesicht), E (Environment, Umwelt)
Eingestellt am 6. April 2024
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SAFE (Kreidezeichnung, Reinhard Agerer, 2016)
SAFE, Programm der Christoffel-Blindenmission zur Bekämpfung von Trachom: S (Surgery, Operation), A (Antibiotika), F (Face, Gesicht), E (Environment, Umwelt)
Eingestellt am 6. April 2024
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Chlamydiae, Chlamydien
3 Chlamydia trachomatis (AP)
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Mit dicht gepackter DNA
Heftet sich‘s Pathogen
Eng an die Haut,
Erwartet der Zelle Reaktion.
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Nicht allzulang musste es warten,
Bis eine wischende Hand ihm ins Auge verhilft
Und nun an der oberen Lidbindehaut[1]
Auf seine Unterkunft trifft.
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Kaum freiwillig, genötigt durch die Attacke,
Stülpt der Zelle Membran sich ein,
Verdaut aber sie nicht.
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Dies wendet Chlamydia zum Vorteil.
Sich vielfach vergrößernd,
Entpackt sie dicht verknäuelte Chromosomen,
Spannt, sie aktivierend, zum lockeren Netz.
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Eingehüllt, isoliert vom Cytoplasma[4],
Nimmt Chlamydia der Zelle, was sie nur braucht.
Spaltet, vermehrt, vergrößert sich wieder,
Dehnt die engende Hülle, füllt sie am Ende
Mit DNA-verdichteten Sporen[5] aus.
Zerreißt die kaum mehr lebende Zelle,
Setzt hochinfektiöse Nachkommen frei,
Befällt schon wieder Zellen im Lid.
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Wie Körnchen wirken der platzenden Zellen Häufchen.
Reihen sich dicht im Lidinnern an,
Reiben scheuernd den Augapfel wund,
Lassen die Bindehaut schmerzen und tränen.
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Chlamydia legt eine flüchtige Pause gelegentlich ein:
Zusammenziehend vernarben die hügligen Wunden,
Verkleinern des Augenlids innere Fläche,
Bis es zur halben Rolle nach innen sich krümmt
Und der Wimpernsaum wie ein borstiger Kamm
Die eigenen Augen zerkratzt. –
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Die Alten Ägypter schon litten an dieser blickverstellenden Krankheit.
Sie kommt heute besonders in trocken-heißen Gegenden vor,
Plagt zig-Millionen Menschen,
Sechs Millionen sind davon noch blind. –
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Nicht nur Augen befallen Trachom-Chlamydien,
Denn Sexualorgane sind ihnen ebenso lieb.
Auch Pneumoniae[6], ihre Verwandte, nistet dort gerne sich ein,
Obwohl sie am liebsten die Lunge befällt.
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Fußnoten
[1] Bindehaut: Besteht aus mehreren Zellschichten und überzieht die hintere, dem Augapfel zugewandte Fläche der Augenlider und die Vorderseite des Augapfels, nicht aber die Cornea; dieser Schleimhautüberzug wirkt wie ein weiches Wischtuch und verteilt beim Lidschlag die Tränenflüssigkeit auf der Hornhaut des Auges
[2] Chlamydia trachomatis: gramnegatives Bakterium (Chlamydiae – Multiplex – Bacteria); benötigt für das Wachstum ATP, das ihnen durch die Wirtszelle geliefert wird, da sie es nicht selbst synthetisieren kann; bildet keine typischen Sporen, sondern nur robustere sporenähnliche Zellen zum Überdauern, sog. Elementarkörper
[3] Endosom: Vesikel entstanden aus einer Zellmembraneinstülpung
[4] Cytoplasma: Flüssiger Zellinhalt mit darin liegendem Cytoskelett
[5] Sporen (Bakterien): Dauerformen, die Bakterien ermöglichen auch unter ungünstigen Bedingungen (Hitze, Kälte, Austrocknung, Hungerzustand) zu überleben
[6] Chlamydia pneumoniae: gramnegatives Bakterium (Chlamydiae – Multiplex – Bacteria). Weltweit ein häufiger Grund für Lungenentzündungen abwehrgeschwächter Personen; wird typischerweise über die Luft übertragen. Die Chlamydien können vier bis sechs Wochen nach Primärinfektion zu postinfektiösen Arthritiden und Sehnenscheidenentzündungen führen. Man geht von einer 50–70 %igen Durchseuchung der Bevölkerung mit Chlamydia (neuerdingsChlamydophila) pneumoniae aus. Meistens verlaufen Infektionen asymptomatisch und unbemerkt oder verursachen leichte Halsschmerzen, können jedoch auch Ursache einer Bronchitis oder einer Mittelohrentzündung sein.
Eingestellt am 6. April 2024
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Trachom (Kreidezeichnung, Reinhard Agerer, 2016)
Eingestellt am 6. April 2024
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Chlamydiae, Chlamydien
4 Stopp!
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Wer wagt zu behaupten,
Gott habe die Qual erschaffen
Am Anfang des Lebens auf Erden,
Persönlich, mit Absicht kreiert?
Für uns als Strafe gar,
Als Folge der ersten Menschen verfehlender Tat?
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Wer wagt es, Gottes Liebe damit zu leugnen?
Der Freiheit der Schöpfung von Anfang an gab,
Als unverzichtbaren Teil seiner gewährten, allumfassenden Liebe,
Auch, wenn Freiheit Tod und Verderben gebiert!
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Wer wagt es, zynisch zu meinen,
Gott schuf die Mikroben
Für Krankheit und Leiden,
Damit unsere helfende Liebe er prüft?
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Ungelenkt offenbar
Fanden die quälenden Wesen
Den Weg für ihr eigenes sicheres Leben
In den Körper der Tiere, in der Menschen Leib.
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O Kreationist[1], denke darüber gut nach,
Ob nicht doch die gottgewollte Evolution
Das Leiden, nicht nur der Menschheit,
Der ganzen Kreatur, viel besser erklärt?
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Fußnote
[1] Kreationisten: Kreationisten glauben, Gott hätte, wie die Bibel berichtet, die Welt in sechs Tagen so erschaffen, wie heute sie ist und daher könne die Welt nicht älter als fünf- bis sechstausend Jahre sein
Eingestellt am 6. April 2024
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