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Clathrulinidae, Gitter-Wurzelfüßer

1 Hinter Gittern

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Zu Granufilosea rechnet die Clathruliniden[1]-Familie,

Deren Arten überwiegend wie Kugellampen auf Stielen steh’n.

Die Lampe selbst ist, um Licht durchzulassen,

Wie ein Gitter durchbrochen rundum

Mit weiten, runden, oft polygonalen Lücken;

Ungehindert treten die Strahlen dort aus. –

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Nicht Lichtstrahlen sind es,

Die aus den Lücken uns sich entgegenstrecken,

Steife Axopodien[2] ragen aus der mittigen Zelle,

Steh’n wie Angeln der Beute im Weg.

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Keine Köder hängen sie an ihre Spitze!

Hoffen, dass jemand, gleich ob vorn oder hinten, an sie stößt,

Patrouillen[3] schicken die Strahlen entlang ihrer Grenzen[4];

Rastlos wandern sie immer den Strahlen entlang.

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Gefüllt mit Klebstoffen, die nach außen sie geben,

Rempelt ein Ahnungsloser ohne Absicht sie an;

Heften vereint, denn viele marschieren unentwegt wachend,

Unentrinnbar ihn der berührten Angel an.

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Des Strahls Membran[5] umhüllt den Festgeklebten,

Bringt ihn mit Nahrungsvesikel[6] ins Innere,

Transportiert das Opfer zurück durch das Gitter,

Zur mittig sitzenden Zelle, die es allmählich verdaut.

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Mikrotubuli[7] größer Zahl verstärken Axopodien mittig;

Ein ausgesprochen dickes, mit solchen Röhren[8] verstärkt,

Bindet als Stiel den Gitterball an alle möglichen Gegenstände im Wasser,

Winzige Ausläufer zurren die Stielkugellampe dort fest.

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Für asexuelle Vermehrung[9] teilt sich die Zelle, bildet Schwärmer[10],

Die, mit Pseudopodien[11] kriechend, irgendwo heften sich an,

Richten mit Stiel sich weg von der Stelle, an der sie gelandet,

Krönen am Ende ihn mit typischem Gitterball.

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Fußnoten

[1] Clathrulinidae: Gitter-Wurzelfüßer (Granofilosea; nicht separat behandelt – Cercozoa – Rhizaria – Eukarya)

[2] Axopodien (Heliozoen, Radiolarien): Filopodien mit Mikrotubuliachsen, die von Sonnentierchen (Heliozoa) und Strahlentierchen (Radiolaria) gebildet werden. Sie dienen nicht der Fortbewegung, sondern vor allem dem Beutefang und der Vergrößerung der Oberfläche, um ein Absinken zu verlangsamen.

[3] Kinetocysten (Heliozoa): Sonderform der Extrusomen, 0,2 bis 0,8 Mikrometer groß, geben wie alle Extrusomen im Falle eines Reizes ihren Inhalt ab. Ihre genaue Funktion ist nicht ganz klar; dienen aber dem Beutefang. Kinetocysten weisen einen zentralen Innenteil auf, der wiederum von einer faserigen Substanz umgeben und einer Membran abgeschlossen wird; lassen sich in Axopodien und im Zellkörper nachweisen.

[4] Kinetocysten

[5] Plasmalemma: Zellmembran (Lipiddoppelmembran) von Organismen; wird oft als Gegenstück zum Tonoplasten betrachtet, der im Zellinneren eine größere Saftvakuole umgibt

[6] Nahrungsvesikel: Durch Endocytose entstandene Verdauungsvesikel, die tote Partikel oder Organismen enthalten können; verdaut wird, was verfügbar (Proteine, Fette, Zucker, Nucleinsäuren, Cellulose, etc.)

[7] Mikrotubuli: Röhrenförmige Proteinkomplexe innerhalb eukaryotischer Zellen und in Geißeln; Hohlröhren aufgebaut aus den Dimeren α- und β-Tubulinen; funktionieren bei vielen wesentlichen zellulären Prozessen, einschließlich Mitose und Meiose. Mikrotubuli sind gerichtete Strukturen, deren Enden wegen ihrer Polymerisationsrichtung mit plus und minus bezeichnet werden; das α-Tubulin-Ende wird minus-Ende genannt, das β-Tubulin plus-Ende; bilden die Grundlage für das Cytoskelett und spielen eine wichtige Rolle in der Ausbildung der Kernteilungsspindel und im Vesikeltransport.

[8] Mikrotubuli

[9] Asexuell (Vermehrung): Nur aufgrund von Mitosen gebildet

[10] Schwärmer, Zoid: Allgemeiner Ausdruck für begeißelte, bewegliche Zellen (Zoospore oder Gamet)

[11] Pseudopodien: Vorübergehend als Füßchen wirkende Ausstülpungen von Amöben

Eingestellt am 27. September 2025

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Clathrulina elegans

Fig. 1. Individuum mit gelbem Gittergehäuse und Stiel, mit innenliegender Zelle, zahleiche Axopodien ausstrahlend. Absecom pond, New Jersey, Oktober, 1875. – Fig. 2. Zwei Individuen; das jünger ist mit Stiel an den Kopf des älteren angeheftet. Der durchbrochene Kopf des letzteren ist mit einem großen Ball besetzt, der zahleiche Strahlen aussendet, deren Basen zusammen im Zentrum mit einer diffusen granulären Masse umhüllt sind. Der interne Ball des jüngeren Kopfes enthält große Kugeln. Absecom, N. J., 1875. – Fig. 3. Ein junges Individuum, bei dem das Gitter noch nicht erkennbar war. Zusammen mit dem vorherigen gefunden. – Fig. 4. Ein noch jüngeres Individuum als das vorhergehende. Gefunden zusammen mit Gruppen auf der Unterseite von Blättern im White Pond Lily. Hammonton pond, New Jersey, Oktober, 1877.  –  Fig. 5. Eine kleine Gruppe in Übersicht. Selbe Lokalität. – Fig. 6. Individuum mi einem „schlafenden“ Ball im Innern des farblosen, gitterförmigen Kopfes: Gefunden im fließenden Wasser von Absecom pond, New Jersey, Oktober, 1875. – Fig. 7. Farbiges Individuum mit zwei encystierten Zellen. Sphagnum of Absecom, N. J., February, 1875. – Fig. 8.  Farbloses Individuum mit zwei encystierten Zellen. Hammonton pond, New Jersey, Oktober, 1877. – Fig. 9. Aufsammlung von zwei Individuen, die beide encystierte Zellen enthalten. Absecom pond, New Jersey, November, 1874.

Autor: Leidy, Joseph, 1823-1891

Lizenz: Public domain; unverändert

Eingestellt am 27. September 2025

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