zum Glossar über:
Hepadnaviridae: Hepatitis B Viren
1 Auch ihnen hat’s die Leber angetan (AP)
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Als Schlaraffenland gilt unter Viren die Leber,
Wird sie doch ständig erneuert, schafft ramponierten Zellen Ersatz,
Bleibt immer jung, denn mehr als drei Jahre erreicht keine Zelle.
Wo Zellteilungsaktivitäten und Reserven sich häufen, dort zieht Viren es hin.
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Entlässt das Chromosom[7], das nur teilweise doppelsträngig,
Zwar gebogen zum Ring,
Doch unverbunden blieben die Enden.
Der zweite Holm, zwei Drittel etwa, wie der erste, nur lang,
Überbrückt die Lücke, bindet das ganze Ensemble
Zum pseudodoppelsträngigen Ring.
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Lässt sich kurz nach der Infektion im Kerninnern[8] nieder.
Des Virus DNA-Polymerase[9] bindet zum festen Ring den längen Strang,
Verlängert den kürzeren, koppelt ihn mit dem Partner.
Komplett doppelsträngig liegt nun das Ringchromosom.
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Nur des Chromosoms ergänzter Strang hat für das Virus Bedeutung,
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mRNAs, die prägenomisch[20] nun wirken,
Werden dann in Capside integriert
Zusammen mit viraler DNA-Polymerase und reverser Transkriptase.
Erst dort wird RNA zu DNA transkribiert,
Anschließend die Matrix-RNA[21] durch reverse Transkriptase zerstückelt;
DNA-Polymerase ergänzt den offenbleibenden Ring zum partiellen Doppelstrang.
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Bevor Viren, sich umhüllend aus der Zelle knospen,
Wird des Wirts Membran mit dreierlei Proteinen durchsetzt;
Sie dienen, den Wirt zu erkennen, aus Endosomen sich zu befreien
Und als Antigene[22], sie auszumerzen, dem Wirtsimmunsystem.
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Ein kurzes Stück RNA bleibt am kürzeren Strang noch erhalten,
Das entfernt wird, nachdem DNA aus seinem Capsid befreit.
Hepadnaviren erweisen sich damit als einzigartig,
Weil kein Virus sonst beide Nucleinsäuretypen[23] enthält. –
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Leberzellen gehen nicht zugrunde nach Vermehrung der Viren.
Stehen für neue Virusgenerationen, wohl aber höchstens drei Jahre, immer bereit;
Nicht alle Viren knospen aus der befallenen Zelle,
Können sofort sich wieder zerlegen, beginnen alles von vorn.
Die Immunreaktion ist es, die Hepatocyten[24] nach und nach schädigt;
Fulminate Hepatitis[25] folgt, wenn die Reaktion zu stark.
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In chronischem Fall der Erkrankung,
– Wenn Immunreaktionen zu schwach –
Zirrhose endet nicht selten mit Krebs.
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Fußnoten
[1] Behüllt: Viele Viren, auch gramnegative Bakterien, umhüllen sich mit einer Lipiddoppelmembran
[2] Ikosaeder: Polyeder mit zwanzig kongruenten, gleichseitigen Dreiecken als Flächen, mit dreißig gleichlangen Kanten und zwölf Ecken, in denen jeweils fünf Seitenflächen zusammentreffen
[3] Orthohepadnavirus:HepatitisBVirus, HBV (Hepadnaviridae – Revers transkribierende Doppelstrang DNA-Viren – Doppelstrang DNA-Viren – RNA-Viren – Viren – Bacteria)
[4] Plasmamembran, Zellmembran: Lipiddoppelmembran um den Zellinhalt herum
[5] Endosom: Mikrobenumschließendes Vesikel, entstanden aus einer Zellmembraneinstülpung
[6] Cytoplasma: Flüssiger Zellinhalt mit darin liegendem Cytoskelett
[7] Chromosom: Genetische Informationseinheit aus unterschiedlichen Mengen DNA (oder selten RNA bei Viren) diverser Basensequenzen
[8] Zellkern: Chromosomen einschließendes, cisternenumgebenes Organell der Eukarya, in dem u. a. im Zuge der Mitose die Verdoppelung der Chromosomen stattfindet
[9] DNA-Polymerasen: Enzyme, welche die Synthese von DNA aus Nucleotidtriphosphaten (Desoxyribose als Zucker in TTP, ATP, GTP und CTP als Nucleotide) als monomere Vorstufen (Einzelvorstufen) katalysieren
[10] Transkription: Umschreiben der DNA in RNA
[11] RNA-Polymerasen: Enzyme, welche die Synthese von RNA aus Nucleotidtriphosphaten (Ribose als Zucker und Uridintriphosphat, UTP, anstelle von Thymidintriphosphat, TPP, verwenden) als monomere Vorstufen (Einzelvorstufen) katalysieren
[12] mRNA, messenger RNA, Boten RNA: Übersetzt den genetischen Code der DNA in für tRNAs ablesbare Matrizen.
[13] Ribosom: Organell aus ribosomaler RNA und Proteinen. Es dient zur Translation der mRNA-Informationen in Proteine. Meist sind mehrere Ribosomen über die mRNA kettenartig verbunden, um zugleich mehrere Ablesevorgänge hintereinander ablaufen lassen zu können
[14] Capsid: Komplexe, regelmäßige Struktur von Viren aus Proteinen, die der Verpackung des Virusgenoms dient.
[15] Proteine: Aus Aminosäuren aufgebaute, komplexe Moleküle. Die [–NH2]-Gruppe einer Aminosäure wird mit der Hydroxylgruppe [–OH] der Säurefunktion [–COOH] unter Wasserabspaltung verknüpft, dabei entsteht eine charakteristische Abfolge von Atomen: [–C–N–C–C–N–]n, wobei das unmittelbar dem [N] benachbarte [C] einen doppelbindigen Sauerstoff [–C=O] trägt
[17] Replizieren, Replikation: Replikation dient dazu, DNA (bei manchen Viren genomische RNA) in einer Zelle zu verdoppeln. Sie wird also dazu benötigt, Erbinformationen an jede neue Zelle (gegebenenfalls an jedes neue Virus) weiterzugeben.
[18] Reverse Transkriptase: RNA-abhängige DNA-Polymerase; Enzym, das RNA in DNA umschreibt
[19] DNA (=DNS):DesoxyribonucleinicAcid, Desoxyribonukleinsäure; mit einer reduzierten Ribose; das [–OH] am C2 der Ribose fehlt; Baustein der Erbinformation
[20] Prägenomisch: Vor dem Genom (vor dem DNA-Chromosom) gebildet
[21] Matrix-RNA: RNA, die als Vorlage dient, genomische DNA zu bilden
[22] Antigene: Oberflächen (Glyco)Proteine; generell molekulare Strukturen von Pathogenen, die von Immunzellen Befallener als fremd erkannt werden und daraufhin Antikörper dagegen entwickeln
[23] Nucleinsäuren: generelle Bezeichnung für DNA und RNAs
[24] Hepatocyten: Leberzellen
[25] Hepatitis: Leberentzündung
[26] Leberfibrose: Überschießende Wundheilung, bei der sich verstärkt Bindegewebe in der Leber bildet
[27] Leberzirrhose: Chronische Erkrankung der Leber, bei der das Lebergewebe zerstört wird und das Organ seine Funktion einbüßt
Eingestellt am 6. Juli 2024
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Hepadnaviridae: Hepatitis B Viren
2 Der Hepadnaviren mögliches Alter (AP)
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Zwei größere Gruppen lassen sich in Hepadnaviren trennen:
Säugetierpathogene, Orthohepadnaviren[1], genannt
Sieben Gattungen gibt es nun darüber hinaus.
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Treten, so neue Befunde, Hepadnaviren ebenfalls auf.
Funde, die Phylogenetiker[8] dazu ermunterten,
Hepadnarviren-DNA-Sequenzvariationen einem Vergleich
Mit der Wirte möglichem Stammesalter zu unterziehen,
Kamen so zum hypothetischen Schluss:
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Hepadnaviren hätten sich zusammen mit Wirbeltieren[9] entwickelt,
Denn in Fischen und Fröschen treten sie auf;
Vor zweihundert Millionen Jahren seien sie übergegangen auf Schildkröten, Schlangen und Frösche,
Sprangen über auf Vögel alsdann;
Vor mehr als zweiundachtzig Millionen Jahren,
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Fußnoten
[1] Orthohepadnaviren: Säugetierhepadnaviren (Hepadnaviridae – Revers transkribierende Doppelstrang DNA-Viren – Doppelstrang DNA-Viren – RNA-Viren – Viren – Bacteria)
[2] Vögel: Aves (Maniraptora – Coelurosauria – Tetanurae – Theropoda – Saurischia – …)
[3] Avihepadnaviren: Vogelhepadnaviren (Hepadnaviridae – Revers transkribierende Doppelstrang DNA-Viren – Doppelstrang DNA-Viren – RNA-Viren – Viren – Bacteria)
[4] Knochenfische i. e. S.: Teleostei (Actinopterygii – Osteognathostomata – Gnathostomata – Umericingulata – Lacertipinnata –…)
[5] Frösche: Anura (Batrachia – Lissamphibia – Amphibia – Tetrapoda – Rhipidista –…)
[6] Schildkröten: Testudines (Anapsida – Sauropsida – Amniota – Bisacromorpha – Pleurocentralia –…)
[7] Schlangen: Serpentes (Scleroglossa – Squamata – Lepidosauria – Diapsida – Sauropsida – …)
[8] Phylogenetiker: Forscher der Fachrichtungen Genetik und Bioinformatik, die sich mit der Abstammung der Organismen beschäftigen
[9] Wirbeltiere: Craniota (Nothochordata – Chordata – Deuterostomia – Bilateria – Animalia –…)
[10] Säugetiere: Mammalia (Cynodontia – Therodontia – Therapsida – Synapsida – Amniota –…)
[11] Menschen: Homo (Hominini – Homininae – Hominidae – Hominoidea – Catarrhini –…)
Eingestellt am 6. Juli 2024
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Endpunkt erreicht