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Dikarya, Zweikernpilze

1 Auf dem Weg

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Mit Hyphen[1] durchzogen sie, wie die Vorfahren schon,

Was ihnen Nahrung versprach;

Doch per Zufall, ohne Sinn für ein Ziel,

Wuchsen sie auf und davon, irgendwohin.

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Wie oft schon verloren sie jegliche Spur,

Nachdem sie, was sie durchzogen,

Weil die Quelle erschöpft, wieder verließen und

Organische Leere rundherum nur war.

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Doch die führende Spitze[2] sorgte vor!

Sie trug Verantwortung für ein erstes Erkunden,

Nach hinten zu geben Befehl,

Wenn günstig die Lage, weitere Hyphen

Zur Verstärkung zu fordern, und, wenn erschöpft die Ressourcen[3],

Zu signalisieren, hier lohnt sich der Einsatz nicht mehr.

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Sie selbst wächst, auf Besserung hoffend, immer noch weiter,

Braucht freilich, findet doch momentan sie nichts mehr,

Unterstützung für Wachstum von hinten.

Hofft nicht vergeblich, denn Nachschub kommt prompt.

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Kompartimentiert als Trichome[4], wachsen die Fäden[5];

Minikanäle[6] halten sie offen für Austausch von Zelle zu Zelle,

Für Signale nach hinten.

In beiderlei Richtung läuft der Transport.

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Jede Zelle wirkt zwar als eigener Herr,

Doch, weil vollkommen identisch

– Denn alle gingen durch ständiges Teilen auf eine erste zurück –

Fällt zu koordinieren ihnen nicht schwer.

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Fußnoten

[1] Hyphen: Einzellreihige, zellwandumgebene Fäden von Pilzen mit Spitzenwachstum, mit oder ohne Querwände

[2] Hyphenspitze

[3 ]Ressourcen: Natürlich vorhandene Bestände von etwas, was zum Fortkommen, zum Leben, benötigt wird

[4] Trichal (Algen, Pilze, u.a.): Gebaut aus einzellreihigem Faden, wobei jede Zelle funktionell nur einen Zellkern besitzt, n, 2n (oder n+n, Dikaryon, bei Pezizomycotina und Agaricomycotina)

[5] Hyphen

[6] Querwandporen, Septenporen: Septen, Querwände, von Hyphen (auch Trichome von Rotalgen) sind meist mit einem Porus versehen, der benachbarte Zellen miteinander verbindet. Meist aber sind diese Öffnungen sekundär wieder verschlossen. Diese Verschlüsse sind geeignet, Verwandtschaften zu erkennen.

Eingestellt am 15. März 2025

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Dikarya, Zweikernpilze

2 Ohne Nachkommen kein wirkliches Leben (HP, SP)

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Ihrer Hyphen[1] Inter-Kommunikation schaffen sie

Wie ihre Verwandten, durch einfache Brücken:

Über Anastomosen[2] tauschen sie Wichtiges aus,

Glycogen[3], Lipide[4], Ionen[5 ]und Kerne[6].

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Manchmal, die Umstände kennen wir nicht,

Bleiben nach Anastomosenbildung zwei Kerne zusammen als Paar[7],[8], bleiben,

Wie unentschlossen, noch kurz separat, trennen als Paar[9] sich ab[10],

Bis dann sie zum diploiden[11] Kern sich vereinen[12],{13].

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Weil größer[14], wächst auch des Kerns Bedürfnis für Raum,

Übernimmt – warum auch nicht? –

Verantwortung für mehr Protoplasma[15], für mehr Organelle[16],

Treibt die Brücke[17] zur größeren Beule[18] auf.

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Undurchdringliche Tubulibündel[19] an Spindelpolkörper[20 ]geknüpft,

Heften peripher[21] Chromosomen[22] sich an.

Bringen so homologe[23] an je einen Pol[24],

Teilen sie, einen Schritt mehr, entlang Chromatiden[25]

Zu vier haploiden[26] Kernen den vormals einzigen diploiden Kern;

Um ihrer Kerne Zahl zu vermehren [27],

Schlagen mitotisch[28] womöglich noch einmal sie zu:

Acht genügen den meisten, manchen nur vier, oder formen noch mehr.

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Im Innern der Blase teilen sie jedem der Kerne

Eine Portion Protoplasma zu[29],

Formen Sporen[30],[31] im Innern,

Um nach Öffnen der Blase sie zu verstreu‘n.

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Viele wollen solche Behälter behalten,

Treiben nach außen Ellipsoide für je einen Kern[32],

Um Sporen ein- oder mehrfach zu bilden[33],

Vielleicht für Hyphen jeweils zum Start.

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Fußnoten

[1] Hyphen: Einzellreihige, zellwandumgebene Fäden von Pilzen mit Spitzenwachstum, mit oder ohne Querwände

[2] Anastomosen: Stellen sekundär miteinander verbundener Röhren oder hohler Trichome

[3] Glycogen: Ein hochverzweigtes Polysaccharid aus meist α-1,4 verknüpfter Glucose (mitunter α-1,6 am freien [–CH2OH] des Glucoserings); Speicherprodukt von Tieren, Pilzen und Bakterien

[4] Lipide (Fettes Öl): Ein Triglycerid aus Glycerin (mit drei [–OH]-Gruppen) und drei Fettsäuren, die als Fettsäurereste unter Wasserabspaltung ans Glycerin gebunden und eine Bindungsgruppe –C–O–(C=O)– ergeben

[5] Nährionen: Ionen, die für die Ernährung von Organismen von Bedeutung sind

[6] Zellkern: Chromosomen einschließendes, cisternenumgebenes Organell der Eukarya, in dem u. a. im Zuge der Mitose, auch der Meiose, die Verdopplung der Chromosomen stattfindet

[7] Dikaryon, dikaryotisch: Zwei konträrgeschlechtliche haploide (n) Kerne [werden als (+)- und (–)-Kerne oder als α- und β-Kerne bezeichnet; unterscheiden sich ihre Behälter in Größe oder die Dikaryen bildenden Kerne in der Wanderungsrichtung, kann auch von männlichen (wandern zu ihren Partnern, die stationär bleiben) und weiblichen Kernen gesprochen werden], bilden funktionell eine Einheit (n+n), ohne miteinander zum diploiden Kern (2n) verschmolzen (K!) zu sein; sie teilen sich mitotisch synchron, um damit zwei Dikaryen zu bilden, sich zu verdoppeln. Im Entwicklungskreislauf erfolgt zwar zunächst die Plasmogamie (P!), doch die Karyogamie (K!) zum diploiden (2n) Kern wird erst kurz vor der Meiose (R!) vollzogen. Man spricht hier auch von verzögerter Karyogamie. Dikaryen treten bei Taphrinomycotina, Pezizomycotina, Pucciniomycotina, Ustilaginomycotina und Agaricomycotina auf.

[8] Schon bei Olpidium brassicae, eine Art der Chytridiomycota ließ sich erkennen, dass ein kompatibles Kernpaar nach Plasmogamie nicht sofort zum diploiden Zellkern verschmolz, sondern getrennt noch eine Weile (im zweigeißligen Zustand) vorlag.

[9] Zygote: Diploide Zelle, die nach der Verschmelzung zweier haploider Kerne im Zuge der sexuellen Fortpflanzung entstand

[10] Die beiden aufeinanderzuwachsenden, dann sich treffenden Papillen, die normalerweise einer Anastomosenbildung vorausgehen, können hier als kaum differenzierte Zygophoren betrachtet werden

[11] Diploid: Zellkerne mit doppeltem Satz zusammenpassender, homologer Chromosomen; ausgedrückt mit 2n

[12] Karyogamie: Verschmelzung zweier haploider Zellkerne; abgekürzt K!

[13] Dieses Gesätz formuliert eine Hypothese

[14] Weil diploid

[15] Protoplast, Protoplasma: Gesamter Inhalt einer Zelle

[16] Zellorganell (Organell): Zellorganelle treten nur bei Eukarya auf; sie sind durch Membranen oder flache Cisternen vom Cytoplasma abgegrenzt.

[17] Anastomose

[18] Vergrößerte Zygote

[19 ]Mikrotubuli: Röhrenförmige Proteinkomplexe innerhalb eukaryotischer Zellen und in Geißeln; Hohlröhren aufgebaut aus den Dimeren α- und β-Tubulinen; funktionieren bei vielen wesentlichen zellulären Prozessen, einschließlich Mitose und Meiose. Mikrotubuli sind gerichtete Strukturen, deren Enden wegen ihrer Polymerisationsrichtung mit plus und minus bezeichnet werden; das α-Tubulin-Ende wird minus-Ende genannt, das β-Tubulin plus-Ende; bilden die Grundlage für das Cytoskelett und spielen eine wichtige Rolle in der Ausbildung der Kernteilungsspindel und im Vesikeltransport.

[20] Spindelpolkörper als Mikrotubuliorganisationszentrum: Elektronendichte Körper besonderen Baus, dienen bei Rhodophyta und Unbegeißelten Chitinpilzen der Kernteilung; an ihnen setzt die Kernteilungsspindel an, um Chromosomen in die Tochterkerne zu ziehen

[21] Ohne Centromere an ihren Flanken

[22] Chromosom: Genetische Informationseinheit aus unterschiedlichen Mengen DNA (oder selten RNA bei Viren) diverser Basensequenzen

[23] Homologe Chromosomen: Gleichartige, von zwei Partnern stammende Chromosomen, die sich hinsichtlich Form, Struktur und Abfolge der Genorte genau entsprechen.

[24] An gegenüberliegende Positionen

[25] Chromatid: Einer der beiden identischen Teile, in die ein Chromosom schon während der ersten meiotischen Teilung oder in der mitotischen Prophase dupliziert wird und (am Centromer) noch zusammenhängen

[26] Haploid: Zellkerne mit einfachem Chromosomensatz; ausgedrückt als n

[27] Meiose, meiotisch: Meiose dient der Reduktion eines diploiden Chromosomensatzes zu haploiden Sätzen. Dabei werden einander entsprechende Chromosomen, im Kern sich dann mittig in einer Ebene gegenüberstehend, gepaart und anschließend in entgegengesetzter Richtung („polwärts“) separiert. Dieser Vorgang wird auch als Reduktionsteilung (oft abgekürzt als R! und zugleich stellvertretend für die ganze Meiose verwendet) bezeichnet. Da die voneinander getrennten haploiden Chromosomen schon verdoppelt sind, schließt sich an die Reduktionsteilung noch eine mitotische Teilung an, so dass vier haploide Kerne in letztlich vier Zellen liegen.

[28] Mitose, mitotisch: Im Kern mittig in einer Ebene versammelte Chromosomen bildeten je zwei identische Chromatiden, die bei der Mitose durch Mikrotubuli separiert werden und, von einer Zellwand getrennt, als identische Chromosomensätze der entstanden Zellen wirken

[29] Freie Zellbildung (Ascomycota; keine Zellzerklüftung!): Dabei werden, auf unterschiedliche Weisen beginnend, um den Zellkern mit Zellmembransystemen Protoplasmaportionen des Sporangiums herausgeschnitten; da dies um jeden Zellkern individuell geschieht, bleiben zwischen den separierten Portionen noch Protoplasmareste erhalten, die bei der Sporenbefreiung eine osmotisch wirkende Rolle innehaben.

[30] Aplanosporen: Nichteigenbewegliche, geißellose Sporen

[31] Endosporen (allgemein): Sporen, die in einem Behälter gebildet werden

[32] Exosporen: Sporen, die nach außen gebildet werden

[33] Hefen i.w.S.: Von Fungi (Echten Pilzen) durch Knospung gebildete Einzelzellen unterschiedlichster Form; Knospungsstellen sind als Narben in der Zellwand erkennbar; im weiten Sinne können sie von Ascomycota (Schlauchpilzen) wie von Basidiomycota (Ständerpilzen) gebildet werden; als Hefen in engerem Sinne werden jene der Ascomycota bezeichnet

Eingestellt am 15. März 2025

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Dikarya, Zweikernpilze

3 Womit sie sonst noch spielen

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Den zellenverknüpfenden Poren[1]

Gilt ihr spezielles Interesse,

Kontrollieren doch diese Wesen und Menge der Information,

Der Waren Zugang und des Verbrauchs.

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Zweischichtig verharren in einer Gruppe der Hyphen[2] Wände,

Bei anderen werden sie lamelliert, bisweilen bedeutend imprägniert,

Gestalten zur Umwelt die lebenserhaltenden Grenzen,

Stellen zum eigenen Vorteil rigiden Substraten[3] sich in den Weg.

Begnügen mit Totem sich[4], mit verblichenen Wesen,

Greifen mit Exoenzymen[5] auch lebende[6 ]an.  

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Der Spindelpolkörper[7] Gestalt und Duplikation,

Der Chromosomen[8] Ordnung bei der Mitose[9] und auch Meiose[10],

Der Kernteilungstubuli[11] Menge, ihr Anheftungsort,

Sind nicht entschieden noch, bleiben im offenen Spiel.

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Oft ernähren sie sich von Zuckersubstanzen[12].

Hyphen helfen recht wenig dabei,

Denn als Tröpfchen, als

Hauchdünne Schichten liegen mitunter sie vor;

Zu schnell eilten sie über den Tropfen hinaus,

Ohne ausführlich zu nutzen das Angebot.

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Lassen Hyphen an Septen[13] zerfallen,

Oder finden andere Wege zu einzelnen, kleineren Zellen,

Den leckeren Tropfen damit zu besiedeln;

Falls Arthropoden[14] naschen daran, verbreiten sie,

An Mundwerkzeuge geklebt,

Entstandene Zellen zu zuckerhaltigen anderen Stellen.

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An winzigem Ort nur wird die Wandung der Hyphe erweicht:

Eine Beule zum Ellipsoid, zur Kugel, sich dehnend,

Schnürt sich, lediglich ausdünnend an sich der Hyphe Wandung,

Und mit einzelnem Zellkern bestückt,

– Von der bildenden Zelle vorausschauend mitotisch geteilt –

Schnürt sich von ihrer Mutterzelle vollkommen ab.

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Sie selbst übernehmen das Teilungsprinzip,

Knospen laufend, bei guter Ernährung

Gleichgestaltete Einheiten ab:

Besiedeln den Tropfen als Hefen[15].

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Fußnoten

[1] Querwandporen, Septenporen: Septen, Querwände, von Hyphen (auch Trichome von Rotalgen) sind meist mit einem Porus versehen, der benachbarte Zellen miteinander verbindet. Meist aber sind diese Öffnungen sekundär wieder verschlossen. Diese Verschlüsse sind geeignet, Verwandtschaften zu erkennen.

[2] Hyphen: Einzellreihige, zellwandumgebene Fäden von Pilzen mit Spitzenwachstum, mit oder ohne Querwände

[3] Substrat: Allgemeine Bezeichnung für feste, unterstützende, tragende oder nährende Substanz

[4] Saprotroph: Nur von toter organischer Masse lebend

[5] Exoenzyme (Pilze): Von Pilzen durch die Zellwand ausgeschiedene Enzyme, die extrahyphal Substanzen in „mundgerechte“ Portionen, kleinere Moleküle, zerlegen, die dann durch die Zellwand aufgenommen werden.

[6] Parasitisch, parasitär: Schmarotzend leben auf Kosten lebender Organismen

[7] Spindelpolkörper als Mikrotubuliorganisationszentrum: Elektronendichte Körper besonderen Baus, dienen bei Rhodophyta und Unbegeißelten Chitinpilzen der Kernteilung; an ihnen setzt die Kernteilungsspindel an, um Chromosomen in die Tochterkerne zu ziehen

[8] Chromosom: Genetische Informationseinheit aus unterschiedlichen Mengen DNA (oder selten RNA bei Viren) diverser Basensequenzen

[9] Mitose, mitotisch: Im Kern mittig in einer Ebene versammelte Chromosomen bildeten je zwei identische Chromatiden, die bei der Mitose durch Mikrotubuli separiert werden und, von einer Zellwand getrennt, als identische Chromosomensätze der entstanden Zellen wirken

[10] Meiose, meiotisch: Meiose dient der Reduktion eines diploiden Chromosomensatzes zu haploiden Sätzen. Dabei werden einander entsprechende Chromosomen, im Kern sich dann mittig in einer Ebene gegenüberstehend, gepaart und anschließend in entgegengesetzter Richtung („polwärts“) separiert. Dieser Vorgang wird auch als Reduktionsteilung (oft abgekürzt als R! und zugleich stellvertretend für die ganze Meiose verwendet) bezeichnet. Da die voneinander getrennten haploiden Chromosomen schon verdoppelt sind, schließt sich an die Reduktionsteilung noch eine mitotische Teilung an, so dass vier haploide Kerne in letztlich vier Zellen liegen.

[11] Kernteilungstubuli: Chromosomen und Chromatiden separierende Mikrotubuli

[12] Zucker: Kohlenstoffverbindungen mit einem doppelbindigen Sauerstoff [–C=O] am Ende der Kette, wenn in offener Form dargestellt, oder als Ringform mit einem einfachgebundenen Sauerstoff im Ring, und einer oder mehreren [–OH]-Gruppen; Summenformel meist [Cn(H2O)n]

[13] Septum (Algen, Pilze): Querwand eines einzellreihigen Fadens, eines Trichoms, eines Zellausläufers, einer Hyphe

[14] Arthropoda: Gliederfüßer (Panarthropoda – Ecdysozoa – Protostomia – Bilateria – Animalia –…)

[15] Hefen i.w.S.: Von Fungi (Echten Pilzen) durch Knospung gebildete Einzelzellen unterschiedlichster Form; Knospungsstellen sind als Narben in der Zellwand erkennbar; im weiten Sinne können sie von Ascomycota (Schlauchpilzen) wie von Basidiomycota (Ständerpilzen) gebildet werden; als Hefen in engerem Sinne werden jene der Ascomycota bezeichnet

Eingestellt am 15. März 2025

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