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Rhizaria, Wurzelfüßer

1 Doppelstrategie (HP)

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Zwei Flagellen[1] identischer Form,

Doch ungleich nach ihrer Länge[2],

Zieh‘n und schieben die Zelle, sie ständig verformend,

Bodennahe mit Mühe voran.

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Schnell verringern sich angehäufte Reserven,

Bis kein ATP[3] mehr die Geißeln bewegt.

Schon sinkt Rhiza[4] trotz auftriebsvergrößernder Lappen,

Verzögert zwar, doch den Ufersanden unentwegt zu.

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Wie Finger greifen die Lappen[5]

Hinein in die Lücken der Körner,

Durchmustern, immer weiter sich streckend,

Jeden auch noch so kleinen, energieverdächtigen Raum.

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Weit verstreut jedoch liegt die heißersehnte Ware.

So reduzieren die suchenden Finger die

Breite zugunsten der Länge,

Verzweigen sich feinstrahlig[6] nach jeglicher Richtung hin.

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Ein ständiger Wechsel von Kürzen und Sprießen der Fäden[7]

Bringt den Wurzelfüßer langsam voran;

Die Geißeln bewegen allmählich sich wieder,

Heben den Körper ab vom Grund.

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Zu instabil wird Rhizas Zentrum!

Zerfranst, ohne Rückkehr zur rundlichen Form,

In Hunderte wenig nur hilfreiche Fäden.

Nichts erinnert mehr an der Rhizarien ursprüngliche Form.

Wurden ohne Gnade

Überrollt von der Evolution.

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Doch was über Millionen Jahrhunderte aus ihnen wurde,

Fasziniert Forscher und Laien wegen der Schönheit und ihrer bizarren Gestalt.

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Fußnoten

[1] Flagellum, Geißel (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und durch ein zentrales Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte (Terminalplatte) trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.

[2] Anisokont: Trägt der Flagellat zwei Geißeln, so sind sie gleichgestaltet aber ungleich lang

[3] ATP: Adenosin-Tri-Phosphat; der Energieträger von Organismen, bestehend aus Ribose und Adenin; Ribose trägt an seiner nicht in den Zuckerring einbezogenen Kohlenstoffgruppe drei hintereinander liegende Phosphatgruppen. Diese lineare Anordnung der Phosphate hat zur Folge, dass das dritte, äußerste Phosphat, mit seiner ihm dadurch innewohnenden Energie, diese leicht unter Abspaltung auf andere Moleküle übertragen kann

[4] Rhiza: Bezeichnung für hypothetischen Vorfahren der Rhizaria

[5] Pseudopodien: Vorübergehend als Füßchen wirkende Ausstülpungen von Amöben

[6] Filopodien: Dünne, fadenartige Pseudopodien bei Einzellern oder wandernden Zellen in Vielzellern

[7] Filopodien

Eingestellt am 27. September 2025

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Rhizaria, Wurzelfüßer

2 Filigran

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Nur schwerlich lassen Rhizaria als Reich sich umfassen,

Zeigen als Einzeller doch sie zu wenige Merkmale ihrer Identität.

Nach molekularphylogenetischen[1] Studien gelten sie heute als Einheit,

Trotz geringer morphologischer Fassbarkeit sind sie über zwölftausend Arten reich.

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Filipodien[2] gelten als Markenzeichen:

Feinste Pseudopodien[3], oft filigran verbunden zum Netz,

In dem sich Organismen als Beute verfangen:

Werden meist darin zum Körper zurücktransportiert und verdaut.

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Viele verstärken Filopodien,

Versteifen sie mit Achsen aus Mikrotubuli[4];

Ziehen sie ein, knicken sie, verlängern sie wieder;

Schweben, die meisten aber schreiten damit.

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Zum Schutz ihres Körpers bilden nicht wenige recht bizarre Gehäuse[5],

Bauen ein Leben lang oft daran;

Belegen mit unterschiedlichen Stoffen die Wände:

Aus Opal[6], Celesit[7] oder aus Calciumcarbonat[8];

Manche bedecken die Wand aus Protein mit

Körnern, die sie gefunden, nicht selten mit Sand.

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Fußnoten

[1] Molekularphylogenie: Auf Molekülähnlichkeiten (meistens von DNA, doch mitunter auch von Proteinen) basierende Schlüsse bezüglich Stammesgeschichte bzw. Verwandtschaftslinien von Organismen

[2] Filopodien: Dünne, fadenartige Pseudopodien bei Einzellern oder wandernden Zellen in Vielzellern

[3] Pseudopodien: Vorübergehend als Füßchen wirkende Ausstülpungen von Amöben

[4] Mikrotubuli: Röhrenförmige Proteinkomplexe innerhalb eukaryotischer Zellen und in Geißeln; Hohlröhren aufgebaut aus den Dimeren α- und β-Tubulinen; funktionieren bei vielen wesentlichen zellulären Prozessen, einschließlich Mitose und Meiose. Mikrotubuli sind gerichtete Strukturen, deren Enden wegen ihrer Polymerisationsrichtung mit plus und minus bezeichnet werden; das α-Tubulin-Ende wird minus-Ende genannt, das β-Tubulin plus-Ende; bilden die Grundlage für das Cytoskelett und spielen eine wichtige Rolle in der Ausbildung der Kernteilungsspindel und im Vesikeltransport.

[5] Gehäuse: Eine Schutzschicht aus klebrigem Material, belegt mit Mineralien oder unterschiedlichen Partikeln der Umwelt

[6] Opal: Mineral, das durch hydratisiertes Siliziumdioxid (SiO2 · nH2O) charakterisiert ist und oft für sein schillerndes Farbenspiel, die Opaleszenz, bekannt ist. Im Gegensatz zu kristallinen Mineralien hat Opal eine amorphe Struktur, was bedeutet, dass sie keine definierte Kristallstruktur aufweist. Opale kommen deshalb in verschiedenen Farben und Mustern vor.

[7] Celesit: Kristallines Mineral aus Strontiumsulfat, SrSO4

[8] Calciumcarbonat: CaCO3

Eingestellt am 27. September 2025

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