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Caliciviridae, Norovirenartige

1 Weit verbreitet (AP)

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Weit verbreitet zeigt sich diese Familie

Mit ihrer Ikosaederstruktur[1];

In Rindern[2], Schweinen[3], Mäusen[4] und Austern[5] wurden bereits sie gefunden.

Uns Menschen[6] erschreckten solche Viren schon oft.

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Zwei sich unterscheidende Proteine[7] stabilisieren das Virus:

Ein größeres der Außenbegrenzung, ein kleineres lagert von innen sich an;

Geben zusammen die widerstandsfähige Kapsel,

Die in zwei Größenvarietäten, zwanzig und vierzig Nanometer[8], existiert.

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Amorph erscheint trotz Ikosaederbau im Elektronenmikroskop der Viren Fläche,

Denn unregelmäßige Hügel in ungeregelter Ordnung decken Capside ein.

Ein Protein davon erweist sich als hochvariabel, das als

Antigen wirkt: Eine kohlenhydratbindende Stelle gibt Halt auf dem Wirt.

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Ihr Chromosom, das wie bei vielen Viren

Nicht als Ring, sondern linear vorliegt,

Bindet ans 5‘-Ende[9] eine Polyaminosäure[10],

Ihr 3‘-Ende[11] ist polyadenyliert.[12]

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Fußnoten

[1] Ikosaeder: Polyeder mit zwanzig kongruenten, gleichseitigen Dreiecken als Flächen, mit dreißig gleichlangen Kanten und zwölf Ecken, in denen jeweils fünf Seitenflächen zusammentreffen

[2] Hausrind, Milchkühe: Bos taurus (Bovini – Boodontia – Bovidae – Pecora – Ruminatia –…)

[3] Hausschwein: Sus scrofa domesticus (Suidae – Suina – Artiodactyla – Übrige Cetartiodactyla – Ungulata –…)

[4] Mäuse: Mus spp. (Murinae – Muridae – Muroidea – Myomorpha – Rodentia –…)

[5] Austern: Ostreoidea (Bivalva – Mollusca – Schizocoelia – Spiralia – Protostomia –…)

[6] Moderner Mensch: Homo sapiens (Hominini à Homininae à Hominidae à Hominoidea à Catarrhini –…)

[7] Proteine: Aus Aminosäuren aufgebaute, komplexe Moleküle. Die [–NH2]-Gruppe einer Aminosäure wird mit der Hydroxylgruppe [–OH] der Säurefunktion [–COOH] unter Wasserabspaltung verknüpft, dabei entsteht eine charakteristische Abfolge von Atomen: [–C–N–C–C–N–]n, wobei das unmittelbar dem [N] benachbarte [C] einen doppelbindigen Sauerstoff [–C=O] trägt, das zweite der beiden benachbarten den Aminosäurerest

[8] Nanometer, nm: Millionstel Millimeter (10-6mm); Tausendstel Mikrometer (10-3µm); Milliardstel Meter (10-9m)

[9] 5‘-Ende von Nukleinsäuren: Kohlenstoffatome der beteiligen Fünfer-Zucker (Ribose, bzw. Desoxyribose) werden, wenn sie nicht in Ringform vorliegen, vom C des Aldehyds ausgehend, mit den Ziffern 1 bis 5 belegt, wobei das letzte C (das C der [–CH2OH]-Gruppe) somit C5 darstellt. Folglich ist in Ringform des Zuckers das C unmittelbar am Sauerstoff, das die [–CH2OH]-Gruppe trägt, C4. Benachbart zum C4 liegt somit C3. Das 5‘-Ende des Zuckers ist somit die [–CH2OH]-Gruppe, das übernächste C ist C3 und stellt somit das 3‘-Ende dar.

[10] Polyaminosäuren: entstehen, wenn mehrere identische Aminosäuen miteinander verknüpft sind

[11] 3‘-Ende von Nukleinsäuren: Kohlenstoffatome der beteiligen Fünfer-Zucker (Ribose, bzw. Desoxyribose) werden, wenn sie nicht in Ringform vorliegen, vom C des Aldehyds ausgehend, mit den Ziffern 1 bis 5 belegt, wobei das letzte C (das C der [–CH2OH]-Gruppe) somit C5 darstellt. Folglich ist in Ringform des Zuckers das C unmittelbar am Sauerstoff, das die [–CH2OH]-Gruppe trägt, C4. Benachbart zum C4 liegt somit C3. Das 3‘-Ende des Zuckers ist das nächste C, das nicht die [–CH2OH]-Gruppe trägt.

[12] Polyadenyliert: Einer mRNA sind, bevor sie zum Ablesen der Basentripletts für den Zusammenbau von Proteinen reif ist, mehrere Adenylnucleotide angehängt; oft als Adenylschwanz bezeichnet. Bei Reifung der mRNA werden diese Wiederholungen entfernt.

Eingestellt am 6. Juli 2024

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Caliciviridae, Norovirenartige

2 Der Menschen[1] Norovirus[2] (AP)

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Zu achtzehn Prozent etwa seien Noroviren[3] verantwortlich für

Gastroenteritis[4] und Diarrhöe[5];

Ließen symptomatisch von Rotavirusbefällen[6] sich gut unterscheiden,

Wovon spontanes Erbrechen als Primärwirkung gilt.

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Diarrhöe und Magenschmerzen begleiten die Magenentleerung,

Leichtes Fieber und Kopfweh treten bisweilen hinzu.

Übelkeit fühlen die Kranken, klagen gelegentlich über Muskelschmerzen und Schwäche,

Liegt die Infektion acht bis achtundvierzig Stunden zurück.

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Doch ist nicht von langer Dauer die Krankheit;

Nach ein bis drei Tagen ist alles vorbei.

Nur für Elektrolyt[7]- und Flüssigkeitszufuhr ist peinlichst zu sorgen,

Dann ist schnell der Patient rekonvaleszent[8].

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Infektionsgefahr für andere besteht jedoch weiter,

Selbst ein paar Wochen, nachdem der Betroffene wieder gesund.

Vorsicht ist deshalb weiter geboten,

Reichen oft zwanzig und weniger Virus-Partikel schon aus,

Die Krankheit von Person zu Person zu überbringen, direkt oder mittelbar über

Essgegenstände und Abfallwerkzeuge, auf denen das Virus ein bis zwei Wochen und mehr überlebt.

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Höchstinfektiös wirkt ein Norovirus Erkrankter,

Der in Gesellschaft Nahrung erbricht,

So wie im gut untersuchen, dokumentierten Fall,

Der wie folgt in einem Restaurant verlief:

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Ein Gast erbrach sich auf den Boden

– Was lag, entfernte Personal sofort –

Achtundneunzig Prozent der Tischgesellschaft erkrankten an Noro,

Gäste benachbarter Tische noch zu siebzig Prozent;

An entfernteren Tischen betraf es ein Viertel,

Zum Glück waren nur sechs Tische im Raum;

Doch lässt sich mit einigem Recht extrapolieren,

An einer nächsten Runde von Tischen wär‘ sicher auch noch jemand erkrankt.

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Alkoholische Desinfektionsmittel helfen nicht gegen Noroviren,

Ihre fehlende Wirtsmembranhülle[9] ist wohl der Grund.

Im Dünndarm[10] besiedelt das Virus die Zellen,

Findet Eingang, multipliziert sich im Cytoplasma[11] des Wirts.

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Mehr als sechshundert Millionen Personen

Sollen jährlich von Noroviren befallen sein.

Mehr als zweihunderttausend Todesfälle sind zu beklagen,

Hauptsächlich in Entwicklungsländern, wenn Kinder kaum fünf Jahre sind alt

Und, wenn Elektrolyt- und Wasserverlust nicht behoben werden,

Ansonsten erholen Patienten sich rasch.

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Fußnoten

[1] Moderner Mensch: Homo sapiens (Hominini – Homininae – Hominidae – Hominoidea – Catarrhini –…)

[2] Humanes Norovirus: früher auch Norwalk-Virus genannt

[3] Noroviren: Auslöser von Gasteroenteritis und Diarrhöe (Calicivirdae – Unbehüllte (+)-ss-RNA-Viren –Einzelsträngige (+)-RNA-Viren – RNA-Viren – Viren –…)

[4] Gasteroenteritis: Schleimhautentzündung des Magen-Darm-Traktes

[5] Diarrhoe: Durchfall

[6] Rotaviren: Radviren, Brechdurchfallviren (Rotaviridae – Doppelsträngige RNA-Viren – RNA-Viren – Viren – Bacteria)

[7] Elektrolyte: Wichtige in Flüssigkeit gelöste Mineralien des Körpers; gehen bei Durchfallerkrankungen oft in erheblichem Maße verloren

[8] Rekonvaleszent: Wiederherstellung der Gesundheit nach Erkrankung

[9] Unbehüllt: Viele Viren, auch gramnegative Bakterien, umhüllen sich mit einer Lipiddoppelmembran, doch diese fehlt Unbehüllten

[10] Dünndarm: Darmbereich zwischen Magen und Dickdarm

[11] Cytoplasma: Flüssiger Zellinhalt mit darin liegendem Cytoskelett

Eingestellt am 6. Juli 2024

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Humanes Norovirus-Capsid

Röntgenkristallographische Ansicht in Falschfarben: Unterschiedliche Proteine verschiedenartig koloriert; kein Muster zu erkennen

Autoren: Prasad BV, Hardy ME, Dokland T, Bella J, Rossmann MG, Estes MK

Eingestellt am 6. Juli 2024

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