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Physarales, Kalkschleimpilze
1 Kontrastreich
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Dunkelpurpurn, violettbraun, gar schwarz in Masse,
Purpurbräunlich oder violettlich die Sporen im Lichtmikroskop.
Doch wirken die Arten gar nicht so duster,
Deponieren sie doch, wo auch immer, hellweißen Kalk
Oft schon außen an der Peridie[1], doch
Überwiegend werden Capillitiumfasern[2] damit inkrustiert.
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Wenn Fruchtkörper getrennt voneinander,
Bevorzugen manche Arten einen mehr oder weniger deutlichen Stiel,
Auch eine Columella[3] kann in den Sporenraum ragen,
Oft mit soliden, auch hohlen Fasern, verknüpft.
Eine Seltenheit sind Aethalien[4] in dieser Verwandtschaft,
Doch die Gerberlohe[5] schmückt sich damit. –
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Unzählige weißüberkrustete bläuliche Birnchen
Hängen zu kleinen Trauben vereint,
An gelben, nur angedeuteten Stielchen
Herab von der üppig bewachsenen Flanke des uralten Stamms.
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Ein Zweiglein trudelt herab,
Streift im Flug Badhamias[6] Sporenbehälter,
Zerstört manchen ihr prall gefülltes Gefäß;
Einer Handvoll jedoch schlägt es nur ab ein kleineres Stück.
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Schwarz quillt die Masse der Sporen hervor,
Enthüllt ein kalkweißes, raumdurchspannendes Bändergerüst.
An vielen Stellen zerbrochen,
Steht es als sprödes Gerippe frei in den winzigen Raum.
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Äußere Hülle, auch internes Skelett,
Belegen Kristalle aus Kalk.
Lebt der Schleimpilz aber in kalkarmen Substraten,
Erstrahlt er in freudigem Blau. –
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Am Haufen von Borkenschnitzeln, im Wald lange schon irgendwo liegend,
– Niemand nahm sie, in Säcke zu füllen als Mulch –
Erscheinen nicht selten der Hexenbutter[7] Aethalien, der Gerberlohe, wie manche sie nennen,
Oft an Stellen, die sonnenbeschienen, mitunter recht heiß.
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Scheinen über Nacht aus der Borke gekrochen!
Überzogen die Schnipsel mit schwefelgelblichen Kissen, die flach,
Groß jedoch oft wie Semmeln, die vielleicht achtlos dorthin geworfen,
Zu unregelmäßigen Grüppchen verteilt.
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Weich anfangs noch, wie Sahne,
Durch die ein Finger dringt bis an den Grund,
Erstarrt und trocknet das Riesenplasmodium[8],
Wandelt komplett sich zum Sammelfruchtkörper[9] um,
Wird nach Stunden schon innerlich schwärzlich,
Zerbröselt, manipulierst du mit Stöckchen herum.
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Röhrige Fruchtkörper, gebogen, oft wie verschlungen,
Füllen das Polster innerlich aus;
Alles bedeckt zunächst eine Rinde, die
Schützend um die Versammlung sich legt.
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Wenn reif das Aethalium, finden sich weiße
Punkte und Striche im tiefen Schwarz:
Kalk inkrustiert das Pseudocapillitium[10], wenn überhaupt noch vorhanden,
Das Capillitium aber, bedeckt sich oft reichlich mit Plättchen von Kalk. –
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Überrascht wird der ein oder andere Gartenliebhaber!
Kommt er eines Tages zu seinem Kompost,
Kann er Ähnliches auf seiner Anlage finden:
Eine Varietät Fuligo septicas[11] in gebrochenem Weiß.
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Fußnoten
[1] Peridie: Nichtzellige Abschlussschicht von Sporenbehältern (Sporangien, Fruchtkörper)
[2] Capillitium: Sterile Fasern zum Auflockern und Präsentieren der Sporen, basierend auf ER-Cisternen, die zu arttypischen Formen zusammengesetzt sind; in diese Cisternen meist, doch auch von außen, werden oft chitinhaltige Substanzen abgeschieden, die hohle oder solide Fasern mit oft charakteristischen Oberflächenstrukturen ergeben; diese Fasern können hygroskopisch beweglich sein.
[3] Columella: Fortsetzung des Fruchtkörperstiels in den Sporenbehälter hinein, an dem das Capillitium abzweigt.
[4] Aethalium: Sammelfruchtkörper eines Plasmodiums, der durch eine Außenschicht geschützt wird und im Innern einzelne, kaum voneinander abgegrenzte Fruchtkörper aufweist; evolutiv zu verstehen als Verschmelzung von Einzelfruchtkörpern, die gelegentlich noch durch Peridienreste zu erkennen sind.
[5] Gerberlohe: Fuligo septica (Physarales – Myxogastromycetidae – Myxogastria – Amoebozoobionta – Amoebozoa –…)
[6] Badhamia (Physarales – Myxogastromycetidae – Myxogastria – Amoebozoobionta – Amoebozoa –…)
[7] Hexenbutter: Fuligo septica (Physarales – Myxogastromycetidae – Myxogastria – Amoebozoobionta – Amoebozoa –…)
[8] Plasmodium: Vielkerniger, eigenbeweglicher Protoplast (Amöbe), der durch Kernteilung ohne nachfolgende Zellteilung entsteht
[9] Sammelfruchtkörper: Äthalien
[10] Pseudocapillitium: Kann auf zweierlei Wesen entstehen. Werden Einzelfruchtkörper (Sporangien) dichtest zu einem komplexen, einheitlich erscheinenden Sammelfruchtkörper zusammengelagert, bleiben oft Wände der Einzelfruchtkörper erhalten, die als sterile Scheiden im Sammelfruchtkörper erscheinen; gelegentlich entsteht es auch durch aneinandergelagerte Plasmodienbereiche, wobei Zwischenräume erhalten bleiben, die von erhärteten Plasmodiengrenzen umgeben sind.
[11] Fuligo septica: Gerberlohe, Hexenbutter (Physarales – Myxogastromycetidae – Myxogastria – Amoebozoobionta – Amoebozoa –…)
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Verschiedene Arten der Physarales
Oben links: Badhamia utricularis (Original; Reinhard Agerer)
Oben rechts: Physarum psittacinum
Autor: HelenGinger
Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license; unverändert
Unten: Fuligo septica, Gerberlohe, Hexenbutter
Autor: Jerzy Opioła
Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license; unverändert
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Endpunkt erreicht
