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Parabasalia, Basalkörperflagellaten

1 Unverkennbar intern

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So unterschiedlich sie sich äußerlich geben,

Scheinen ursprünglich vier Geißeln[1] nach dem Drei-plus-Eins-Verhalten zu sein:

Drei schlagen am Kopf nach vorne, eine gerichtet nach hinten.

Treten zusammen bei manchen Arten, zum dichten Schopf,

Andere schmücken sich mit Tausenden,

Ordnen sie in geraden Linien entlang des Körpers an,

Oder leiten sie schraubig um ihren Body,

Lassen mitunter die ein oder andere Stelle geißelfrei.

Einheitlich scheint ihr Organellenleben,

Generell ähnlich das Grundbauprinzip.

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Ein Zellkern nur regelt jede der Zellen,

Wobei Flagellaten wie üblich nur aus einer besteh’n;

Basalkörper[2] sind damit zwangsläufig nicht mit Kernen verbunden.

Hier gilt ein völlig neues Prinzip: Mit Dictyosomen[3] sind ihre verknüpft.

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Apparate entsteh‘n geradezu aus Kinetosomen[4] und Dictyosomencisternen:

Mit Fibrillensystemen, den Parabasalfasern[5], werden benachbarte oft komplexiert.

Hochstaplig meist bilden Cisternen Dictyosomen,

Eine Einheit, die aus der Excavata-Verwandtschaft wohl nur ihnen gehört.

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Typisch für Parabasalia ist auch ein unbewegliches,

Mit ihrem kopfnah liegenden Kern verknüpftes Axostyl[6]

Aus spiralig aufgewundenen Mikrotubuliplatten[7],

Das von vorne bis hinten den Flagellaten durchzieht,

Oft sogar den schwanzartig ausgezogenen Körper erreichend.

Allein oder zu mehreren können sie vorliegen; dass ein Axostyl vollkommen fehlt, passiert.

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Anstelle von Mitochondrien[8] besitzen sie Hydrogenosomen[9],

Die fermentativ[10], unter Sauerstoffausschluss,

Über Pyruvat[11], aus Zucker[12] gewonnen,

Weiterverwendbare Energie produzieren, wobei Acetat[13], CO2 und Wasserstoff entsteh‘n.

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Ihre Kernhülle[14] bleibt, wie bei Echten Pilzen[15],

Bei der Teilung intakt:

Die Spindeltubuli[16] der MTOCs[17] liegen der Kernhülle in

Festgelegten Neigungen an.

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Fast ausschließlich endozoisch[18] leben Parabasalia.

Wobei Phagocytose[19] über die Zelloberfläche erfolgt,

Freilich nur an flagellenfreien Stellen.

Cellulosehaltige[20] Partikel, Bakterien und anderes nehmen sie auf.

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Offenbar bleiben manche Bakterien intakt in den Zellen und

Dienen als Symbionten[21] womöglich, vornehmlich wohl dann,

Leben Parabasalia in Tieren, die hauptsächlich von Holz sich ernähren:

Stickstoff könnten den Flagellaten sie liefern, indirekt vielleicht auch dem Tier.

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Von den vielleicht Halbdutzend eigenständigen Sippen

Greifen wir zwei nur heraus.

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Fußnoten

[1] Geißel, Flagellum (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.

[2] Basalkörper, Basalapparat: Gehen unmittelbar aus Centriolen hervor, wie sie auch feinstrukturell den Centriolen sehr ähnlich sind. Bei der Umwandlung von Centriolen in Basalkörper wandern diese unter die Plasmamembran und orientieren sich senkrecht zu ihr. An der Kontaktstelle, von der dann die Geißel auswächst, wird eine Basalplatte gebildet. Von hier nach außen wird das typische 9x2 + 2-Muster ausgebildet, während im Basalkörper hinsichtlich der Anordnung der Mikrotubuli die charakteristische Centriolenstruktur (9x3 + 0) erhalten bleibt.

[3] Dictyosom, Netzorganell: Oft tellerförmig anmutende Cisternen treten gern in gestapelter Weise auf, an deren Rändern Vesikel abgeschnürt werden; jedes einzelne Organell der Zelle wird oft als Dictyosom (Netzorganell) bezeichnet, während alle Organelle zusammen als Golgi-Apparat geführt werden.

[4] Kinetosom: Basaler Teil der Geißel mit dem centriolentypischen Bau aus 9 × 3 kurzen Mikrotubuli

[5] Parabasalfasern: Fasern offenbar noch unbestimmter Zusammensetzung zwischen Kern und Axostyl

[6] Axostyl: Besteht aus oft in strenger Regelmäßigkeit vernetzten Mikrotubuli, die als Achse den Zellleib durchlaufen; es nimmt meist seinen Ursprung an den Basalkörpern der Geißeln

[7] Mikrotubuli: Röhrenförmige Proteinkomplexe innerhalb eukaryotischer Zellen und in Geißeln; Hohlröhren aufgebaut aus den Dimeren α- und β-Tubulinen; funktionieren bei vielen wesentlichen zellulären Prozessen, einschließlich Mitose und Meiose. Mikrotubuli sind gerichtete Strukturen, deren Enden wegen ihrer Polymerisationsrichtung mit plus und minus bezeichnet werden; das α-Tubulin-Ende wird minus-Ende genannt, das β-Tubulin plus-Ende; bilden die Grundlage für das Cytoskelett und spielen eine wichtige Rolle in der Ausbildung der Kernteilungsspindel und im Vesikeltransport.

[8] Mitochondrien: Gelten als Kraftwerke der Zellen, da sie Energie für die zellulären Prozesse liefern; es lassen sich Außen- und Innenmembran unterscheiden, wobei die innere Membran auf einen zellwandlos gewordenen Endosymbionten (ein Alpha-Proteobacterium) zurückgeht, während die äußere Membran der Plasmamembran der eukaryotischen Zelle entspricht; prokaryotische Chromosomen weisen ebenfalls auf einen aufgenommenen prokaryotischen Endosymbionten als Ursprung der Mitochondrien hin.

[9] Hydrogenosom: Organell, das in manchen Organismen anstelle von Mitochondrien vorkommt und ein Überleben unter anaeroben Bedingungen ermöglicht; alle Hydrogenosomen stammen wahrscheinlich von Mitochondrien ab; dabei ging in fast allen Fällen das Genom inklusive der mitochondrialen Ribosomen verloren

[10] Fermentieren i.e.S.: Vergären eines Stoffes von oder mit Hilfe von Mikroorganismen unter Sauerstoffausschluss (anaerob)

[11] Pyruvat, Brenztraubensäureion: [CH3COCOO + H+]; durch sog. Glycolyse aus Glucose gewonnen, verliert unter ATP-Gewinn ein CO2, übrig bleibt ein Acetyl (=Essigsäurerest) mit zwei Kohlenstoffatomen und Formiat, das anschließend ohne Energiegewinn in CO2 und H2 zerfällt. Das Acetyl könnte aber auch alternativ unter weiterem Energiegewinn zu Wasser und CO2 abgebaut werden

[12] Glucose, Traubenzucker: Ringförmiger Zucker mit sechs [C]-Atomen [C6H12O6]; der Ring besteht aus fünf [C]-Atomen und einem Sauerstoffatom; das restliche [C]-Atom hängt als [–CH2OH]-Gruppe an einem dem Sauerstoff benachbarten [C]-Atom; vier [–OH]-Gruppen stehen an [C]-Atomen des Rings, wobei [–CH2OH]  und die dem Sauerstoff benachbarte [–OH]-Gruppe in gleicher Richtung stehen, alle anderen wechseln sich richtungsmäßig ab

[13] Acetat: Salz der Essigsäure, Essigsäureion: [CH3COO + H+]

[14] Kernhülle: Der Eukarya Zellkern ist von einer Kernhülle umgeben, die sich aus Cisternen, als Abkömmlinge des Endoplasmatischen Retikulums, zusammensetzt. Dazwischen bleiben nicht wenige Poren mit speziellem Bau.

[15] Echte Pilze, Chitinpilze: Fungi (Opisthokonta – Eukarya)

[16] Spindeltubuli: Mikrotubuli der Kernteilung

[17] MTOC, Mikrotubuliorganisationscentrum: Zellorganell, das die Bildung der Mikrotubuli organisiert

[18] Endozoisch: Im Innern eines anderen Tieres lebend

[19] Phagocytose: Aufnahme von Partikeln (organismische oder organische) durch Endocytose in ein Vesikel, um sie zu verdauen

[20] Cellulose: Unverzweigte Ketten aus Glucose in β-1,4-Verknüpfung; wobei der 6C-Zucker Glucose in Ring-Form geschrieben, das C1 der Aldehydgruppe ist [CH2OHCHOHCHOHCHOHCHOHCHO], davon aus gerechnet ist der vierte Kohlenstoff das C4 ist. In Ringform geschrieben weist die OH-Gruppe des C1 nach oben, wie auch die frei gebliebene CH2OH-Gruppe. Die OH-Gruppen wechseln von 1 bis 4 die Stellung: C1 nach oben, C2 nach unten, C3 noch oben, C4 nach unten, an C5 hängt die nach oben stehende CH2OH-Gruppe

[21] Symbionten: Organismen, die wechselseitig zu beiderseitigem Vorteil dem anderen nehmen; auch als wechselseitige Parasiten verstehbar

Eingestellt am 27. September 2025

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