zum Glossar über:

Kinetoplastea, Kinetoplastenflagellaten

1 Trennung

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Vor einer Milliarde Jahren wohl fiel die Entscheidung, von Lena[1] getrennte Wege zu geh‘n.

Boda[2] versieht das Kraftwerk unweit der Antriebsmaschinerie

Mit neuer Struktur und

Baut ihr einzig verbliebenes Mitochondrium[3] zum Großkraftwerk um.

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Körperlang durchzieht es die Zelle,

Tausende Miniringe DNA[4] und Dutzende große davon,

Sich apikal am Mitochondrienende versammelnd,

Verraten mit Feulgenfärbung[5] diesen hervorgehobenen Ort.

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Heterokont[6], unterschiedlich dynamisch in der Bewegung,

Entspringen mitunter zwei Geißeln[7] der Tiefe des Beutels[8],

Dicht assoziiert mit zu Unrecht Kinetoplast[9] benannter DNA-Versammlung am

Vorderende ihres Mitochondrienschlauchs.

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Breitwimprig beugt sich eine der Geißeln leicht bogig nach hinten;

Auch die glatte, weit mehr als der Körper lang[10], treibt wellengleich Boda voran,

Dabei wird bei Vorwärtsbewegung ständig der offene, tief trichterförmige Mund mit

Strömendem, prokaryotenbeladenem[11] Wasser befüllt.

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Pelliculaunterfütternde[12] Mikrotubuli[13]

Verleihen Boda

Und seinen rezenten[14] Verwandten,

Die nötige Stabilität.

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Wird nur eine Geißel mehr ausgebildet,

Entspricht sie der Wimperlosgewordenen des ursprünglichen Paars;

Sie verstärkt sich zudem mit

Parallel zum Axionem[15] verlaufendem, proteinösem, biegsamem Stab. –

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War es Bodas direkter Nachfahre oder eine von seinen jüngeren Schwestern

Die den Mundraum verschloss,

In nahrhaftem Bade langsam schlängelnd sich wälzte,

Am Ende ins Innere fremder Wesen drang?

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Fußnoten

[1] Lena: Bezeichnung für einen hypothetischen Vorfahren der Euglenozoa

[2] Boda: Bezeichnung für einen hypothetischen Vorfahren der Kinetoplastea und Schwester von Lena; wohl heute noch als Bodo lebend

[3] Mitochondrien: Gelten als Kraftwerke der Zellen, da sie Energie für die zellulären Prozesse liefern; es lassen sich Außen- und Innenmembran unterscheiden, wobei die innere Membran auf einen zellwandlos gewordenen Endosymbionten (ein Alpha-Proteobacterium) zurückgeht, während die äußere Membran der Plasmamembran der eukaryotischen Zelle entspricht; prokaryotische Chromosomen weisen ebenfalls auf einen aufgenommenen prokaryotischen Endosymbionten als Ursprung der Mitochondrien hin.

[4] Ring-DNA: DNA in Ringform; in Mitochondrien, Chloroplasten und in Bakterien vorkommend

[5] Feulgenfärbung: Methode zum Nachweis von DNA; durch Hydrolyse der DNA mit Salzsäure (HCl) entstehen freie Aldehydgruppen, die sich mit Fuchsinschwefliger Säure, dem Schiffschen Reagens, (https://de.wikipedia.org/wiki/Schiffsche_Probe#/media/Datei:Schiffs_Reagenz.svg) rot anfärben lassen.

[6] Geißeltyp (Eukarya, bodoid): Trägt der Flagellat noch zwei Geißeln, so sind sie ungleich gestaltet; eine ist mit einer Reihe seitlicher Haare ausgestattet und ragt nach vorne, die andere ist glatt und peitschenartig nach hinten gerichtet

[7] Geißel, Flagellum (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.

[8] Zellmund, Cytostom: Bereich der Zelle bei Einzellern, an dem das Plasmalemma eine tiefe Einsackung zur Nahrungsaufnahme aufweist; Nahrungspartikel werden dort über Endocytose in Nahrungsvakuolen eingeschlossen, worin sie anschließend verdaut werden.

[9] Kinetoplast: Des Mitochondriums große, an seinem apikalen Ende angehäufte DNA-Menge, liegt auch nahe des Kinetosoms, wurde deswegen als Kinetoplast bezeichnet, obwohl diese anfärbbare Struktur nichts mit der Geißelbewegung zu tun hat.

[10] Geißeltyp (Eukarya, bodoid)

[11] Prokaryo(n)t: Organismus, der keinen echten Zellkern besitzt, sondern einfache, meist ringförmige Chromosomen frei in einem zentralen Bereich liegen hat

[12] Pellicula: Zellrinde, kompliziert gebaute Zellhülle bei vielen Einzellern mit konstanter Form, die den Zellen Festigkeit verleiht

[13] Mikrotubuli: Röhrenförmige Proteinkomplexe innerhalb eukaryotischer Zellen und in Geißeln; Hohlröhren aufgebaut aus den Dimeren α- und β-Tubulinen; funktionieren bei vielen wesentlichen zellulären Prozessen, einschließlich Mitose und Meiose. Mikrotubuli sind gerichtete Strukturen, deren Enden wegen ihrer Polymerisationsrichtung mit plus und minus bezeichnet werden; das α-Tubulin-Ende wird minus-Ende genannt, das β-Tubulin plus-Ende; bilden die Grundlage für das Cytoskelett und spielen eine wichtige Rolle in der Ausbildung der Kernteilungsspindel und im Vesikeltransport.

[14] Rezent: gegenwärtig lebend

[15] Axionem: Aus Mikrotubuli zusammengesetzte Zylinderstruktur der eukaryotischen Geißel

Eingestellt am 27. September 2025

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Kinetoplastea, Kinetoplastenflagellaten

2 Halteband (AP)

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Bewegungskoordination zweier Geißeln[1],

Nicht selten kaum zu meisternder, kritischer Punkt,

Endet oft mit totalem Verlust

Des weniger wirksamen Glieds.

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Bodas[2] vorwärtsweisende, bewimperte Geißel

Übernimmt als Führungskraft der unbeflimmerten Part,

Verdrängt die glatte jedoch für immer, verliert,

Uns mag es verwundern, ihr Schlagfächenhaar.

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Chrithidien[3] verlagern das Geißelsäckchen[4] nach subterminal[5],

Trypanosomen[6] verschieben es noch weiter nach hinten, fast bis zum Ende,

Stabilisieren den Schaft des Flagellums mit flexiblem, proteinösem Stab;

Formen es zu flächigem Band,

Fixieren es mehrmals dem Körper entlang.

Undulierend treibt es die beiden Verwandten

Oft in zähflüssige Medien voran.

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Leishmania[7] geht noch einen Schritt weiter,

Reduziert auch den letzten aktiven Motor[8].

Ein Stummel bleibt über,

Der verschämt sich versteckt; lugt nicht mehr hervor.

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Unvergessen bleibt allen jedoch das ursprüngliche Aussehen.

Doch ändern bisweilen sie in der Umwelt ihre Gestalt,

Bewahren so den Körper flexibel;

Ein Vorteil, der sich bei Umweltveränderungen bestens bewährt.

Sie verdanken noch heute dem Spiel mit der Form und

Molekularer Variation der Pellicula[9], ihr Überleben trotz medizinischer Macht.

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Crithidien, auf Gliederfüßer[10] spezialisiert,

Lieben besonders Insekten[11],

Leishmanien und Trypanosomen

Befallen Mensch[12] und anderes homoiothermes[13] Getier.

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Fußnoten

[1] Geißel, Flagellum (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.

[2] Boda: Bezeichnung für einen hypothetischen Vorfahren der Kinetoplastea und Schwester von Lena; wohl heute noch als Bodo lebend

[3] Crithidien: Crithida (Kinetoplastea – Euglenozoa – Discoba – Excavata – Eukarya)

[4] Geißelsäckchen, Cytostom, Zellmund: Bereich der Zelle bei Einzellern, an dem das Plasmalemma eine tiefe Einsackung zur Nahrungsaufnahme aufweist; Nahrungspartikel werden dort über Endocytose in Nahrungsvakuolen eingeschlossen, worin sie anschließend verdaut werden.

[5] Subterminal: Unterhalb des höchsten, des weitest vorstehenden Punktes

[6] Trypanosomen: Trypanosoma spp. (Kinetoplastea – Euglenozoa – Discoba – Excavata – Eukarya)

[7] Leishmania: Leishmanien (Kinetoplastea – Euglenozoa – Discoba – Excavata – Eukarya)

[8] Geißel

[9] Pellicula: Zellrinde, kompliziert gebaute Zellhülle bei vielen Einzellern mit konstanter Form, die den Zellen Festigkeit verleiht

[10] Gliederfüßer, Arthropoda (Panarthropoda – Ecdysozoa – Protostomia – Bilateria – Animalia – …)

[11] Insekten: Hexapoda (Tetraconata – Mandibulata – Arthropoda – Panarthropoda – Ecdysozoa –…)

[12] Moderner Mensch: Homo sapiens (Homo spp. – Hominini – Homininae – Hominidae – Hominoidea –…)

[13] Homoiotherm, homöotherm: Tiere, die ihre Körpertemperatur unabhängig von der Umwelttemperatur auf einen für sie typischen konstanten Wert regulieren

Eingestellt am 27. September 2025

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Kinetoplastea, Kinetoplastenflagellaten

3 Desorientiert (AP)

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Nach langem Flug erspäht sie endlich buntgesprenkelte Wiesen,

Wählt ohne viel Zögern die passende Bahn,

Ergreift sicheren Halt, kommt zum Steh‘n und

Fährt gezielt den Saugrüssel aus.

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Nichts! –

Leer ist, die sonst so prall gefüllte Kaverne!

Doch keine Spur verriet den vorigen Gast.

Nur überseh‘n? – Auf, such eine neue, mehrversprechende Rast!

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Wieder fast nichts! –

Nur einen winzigen Tropfen für Flugenergie

Hielt der Tankwart bereit!

Zu wenig für die sicher noch weite Tournee.

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Zu häufig wird vergebliches Mühen!

Nicht die leiseste Spur erkennt mehr die Biene[1]

An den Lippen der Blüten,

Zu oft noch wird sie leer ausgeh‘n.

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Ermattet erhofft sie im Sinken

Ein wenigstens halb gefülltes Horn[2].

Nichts blieb für sie über,

Auch der gesammelte Pollen[3] ist damit verlor‘n. –

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Crithidien[4] lebten im Darm der einsamen Biene,

Fraßen sich voll, teilten sich hundert- und tausendfach,

Sandten verheerende Steuersignale

In des Insektes Gehirn.

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So verlernen befallene Bienen

Zwischen nektarbefüllten und leeren Blüten zu trennen.

Hungern selbst auf der Reise,

Versorgen kaum noch mit Nektar[5] die Brut.

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Fußnoten

[1] Honigbienen: Apis spp. (Apidae – Aculeata – Apocrita – Hymenoptera – Holometabola –…)

[2] Sporn (Blüte): Hohle Aussackung im Bereich der Blüte, die sich vom Inneren der Blüte weg erstreckt. Sie ist meist Teil der Blütenkrone, seltener ein Teil des Blütenkelchs oder der Blütenachse.

[3] Pollen, Blütenstaub: Mehlartige oder verklebte Masse von haploiden Pollenkörnern in Staubblättern von Samenpflanzen.

[4] Crithidia mellificae: Bienen-Crithidie (Kinetoplastea – Euglenozoa – Discoba – Excavata – Eukarya)

[5] Nektar: Von Bedecktsamern abgeschiedene zuckerhaltige Flüssigkeit, um Bestäuber anzulocken

Eingestellt am 27. September 2025

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Crithidia luciliae (Parasit von Musca domestica, Stubenfliege)

Immunofluoreszenznachweis der Zellkern- (groß und schwach grün) und der mitochondrialen DNA (klein und intensiv grün); Zelle ganz schwach grünlich.

Autor: Simon Caulton

Lizenz:  Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license; unverändert

Eingestellt am 27. September 2025

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Kinetoplastea, Kinetoplastenflagellaten

4 Kala-Azar (AP)

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Einmal im Leben nach Indien, den Subkontinent so manch eines Traums,

Um Tempel, Paläste, Land und Leute zu seh’n!

Mumbay, Neu Delhi, in Agra Taj Mahal und

Ganz am Ende Kalkutta, Mutter Teresas[1] besondere Stadt.

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Gut vorbereitet musste die Reise sein.

Schutzimpfung für jede häufige Seuche dort,

Vordringlich gegen Hepatitis Typ A[2].

Manch anderes Medikament

War im Gepäck noch dabei und,

Zur Abwehr gefährlicher Mücken, ein feinmaschiges Stechmücken-Netz.

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Tagsüber vertrieben Repellents[3]

Aufdringliche Mücken mit ihrem Gesumm.

Weichduftiges Flechtwerk umhüllte des Nachts

Wie ein Zelt die schlafenden Rucksack-Touristen. –

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Wozu dieses schier atemabdrückende Netz,

Wenn trotz aller Vorsicht Moskitos[4] stechwütig die Maschen durchdringen? –

Am Morgen entdeckten sie winzige fliegende Biester

Voll des entwendeten Bluts.

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Seltsam – sie ähneln kaum unseren Mücken,

Sie schlagen die Flügel nach oben zusammen

Wie ein zu klein geratener Schmetterling!

Kein Wunder, dass sie die Maschen durchdrangen.

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Nur wenige Stiche am Rücken der Hand

Hinterließen saugend die Störenfriede.

Nur ein kleiner, zartroter Ring gibt Zeugnis

Der unerbetenen Tat. –

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Lang schon vergessen sind Juckreiz, Stich, zu großmaschiges Netz.

Doch Monate nach der aufregenden Reise

Stellten sich Bauchschmerzen, Fieber und Durchfälle ein.

Kein Arzt kann Abhilfe schaffen!

Nur einer fragt nach:

Wo waren Sie heuer im Urlaub? Vielleicht in den Tropen gar?

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Ärzte des Tropeninstituts waren schnell bei der Hand,

Entnehmen Blut und suchen nach Keimen.

Werden schnell fündig in Makrophagen[5].

Niederschmetternd verkünden sie: Kala-Azar,

Schwarzes, auch Dum-Dum-Fieber,

Von Ärzten viscerale Leishmaniose genannt!

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Leishmania donovani[6], von Phlebotomus-Arten[7],

Einer Gattung der Schmetterlingsmücken-Familie[8],

Durch Stich übertragen, plagt Menschen[9] in tropischen[10] Ländern,

Tötet jährlich dreihunderttausend gar!

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Leber und Milz werden befallen,

Nisten in Blut, in Knochenmark sich, in Lymphknoten ein!

Schwer nur lassen sie sich bekämpfen,

Keine Impfung gibt es gegen sie!

Und unsere Backpacker-Touristen? –

Erhebliches Glück hatten sie!

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Fußnoten

[1] Mutter Teresa (1910 – 1997), Hl. Mutter Teresa von Kalkutta: Gründerin des Ordens ‚Missionarinnen der Nächstenliebe‘, Friedensnobelpreis 1979. Aus der Rede bei der Verleihung des Friedensnobelpreises „Der größte Zerstörer des Friedens ist heute der Schrei des unschuldigen, ungeborenen Kindes. Wenn eine Mutter ihr eigenes Kind in ihrem eigenen Schoß ermorden kann, was für ein schlimmeres Verbrechen gibt es dann noch, als wenn wir uns gegenseitig umbringen? … Aber heute werden Millionen ungeborener Kinder getötet, und wir sagen nichts. … Für mich sind die Nationen, die Abtreibung legalisiert haben, die ärmsten Länder. Sie fürchten die Kleinen, sie fürchten das ungeborene Kind.“ Heiligsprechung 2016.

[2] Hepatitis A: Leberentzündung verursacht von Hapatovirus A, Hepatitis-A-Virus (Picornaviridae – Unbehüllte (+)-ss-RNA-Viren – Einzelsträngige (+)-RNA-Viren – RNA-Viren – Viren –…)

[3] Repellent: Abschreckendes, abwehrendes, äußerlich aufzutragendes Mittel

[4] Moskito: Genereller Ausdruck für Stechmücken; im engeren Sinne Stechmücken tropischer Länder, die gefährliche Krankheiten übertragen können.

[5] Makrophagen: Fresszellen; weiße Blutkörperchen, Zellen des Immunsystems; dienen der Beseitigung von Mikroorganismen durch Phagocytose; bildeten sich aus Monocyten

[6] Leishmania donovani: Erreger der Leishmaniose (Kinetoplastea – Euglenozoa – Discoba – Excavata – Eukarya)

[7] Phlebotomus: Sandmücken (Phlebotominae; nicht separat behandelt – Psychodidae – Nematocera – Diptera – Antliophora –…)

[8] Schmetterlingsmücken: Psychodidae (Psychodidae – Nematocera – Diptera – Antliophora – Mecopteroida –…)

[9] Moderner Mensch: Homo sapiens (Homo spp. – Hominini – Homininae – Hominidae – Hominoidea –…)

[10] Tropen, tropisch: Klimazone zwischen Äquator und Wendekreisen

Eingestellt am 27. September 2025

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Phlebotomus papatasi (Sandmücke, Sand“fliege“)

Autor: Content provider: CDC/ Frank Collins

Lizenz: Public domain

Eingestellt am 27. September 2025

Leishmania Lebenskreislauf

Lizenz: Public domain; unverändert

Eingestellt am 27. September 2025

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Kinetoplastea, Kinetoplastenflagellaten

5 Tsetse (AP)

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Langsam rollt der vergitterte Bus durch Ostafrikas Savanne,

Tote Gazellen[1], Löwen[2], Hyänen[3], liegend im Gras, auf der Lauer am Baum,

Faszinieren Besucher und Kamerajäger

Aus sicherer Entfernung schon über den ganzen staubtrocknen Tag.

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Geier[4] stehen hackend auf leblosen Körpern,

Wolkig umschwirrt von verwesungsgierigen Fliegen. –

Schnell senkt sich der Tag in die tropische[5] Nacht und

Bringt doch keine Kühlung für erholsamen Schlaf.

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Weiter geht’s schon am anderen Morgen

Vorbei an dürstenden Büffelherden[6]

Nahe fast trockener warmwässriger Lachen.

Fliegen verirren sich kurz in den Bus,

Stechen ausgesprochen schmerzhaft, den Schlägen entkommen,

Ohne Erbarmen heißhungrig zu.

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Trinkgeld wollte der Fahrer, ihm war’s aber zu wenig,

Rächte sich – hielt, wo doch nichts zu sehen.

Am nächsten Tag schon fahren mit Charterbussen sie

Fort Richtung immergrün winkende Shimbahills[7].

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Hinauf auf die Berge, hindurch zwischen Farnen[8] wie Bäume[9],

Feucht-gesättigten Trampelpfaden entlang;

Tieftriefende Zweige über schwitzenden Schleichern,

Die Gefahren dort wittern, wo doch keine sind.

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Moskitonetze[10] dicht über den Betten in Pfahlbauten nahe am See:

Von Ferne ertönen fremde Geräusche,

Fauchendes Knurren, dauerndes Zirpen.

Ein Schrei – Stille und Spannung folgen ihm jäh!

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Schlaflos war die Nacht!

Doch sie steigen am folgenden Tag hinauf in die Höh:

Mount Kenia[11] ruft mit spitzkegligem Hut,

Bedeckt mit weißglänzendem Schnee.

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Einheimische Träger übernehmen das Rucksackgepäck,

Bringen es sicher auf viertausend zweihundert Meter.

Durchnässt, durchfroren, zusehends erschöpft,

Schleppen keuchende Wanderer sich dem McKinders-Camp[12] zu.

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Zelte stehen in Reih und Glied:

Reißverschluss auf, Rucksack hinein,

Daunensack raus, den Körper bedeckt und –

Schon im traumlosen Schlaf. –

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Seltsame dichtblütige, stämmige Lobelienkerzen[13]

Leuchten am Rande der felsigen Ebene

Hinweg über schopfästige, mannshohe Senecionen[14]

Im harten Gestrüpp Alchemillengesträuchs[15].

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Sternenklar wird die Nacht,

Kein künstliches Licht trübt das Dunkel des Himmels.

Erstrahlen lässt er das Kreuz des Südens[16],

Im unheimlich schaurigen nächtlichen Rund.

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Beim Abstieg erst wird ihnen der Leichtsinn dann klar,

Im nächtlichen Camp wandern zu geh’n!

Ein Schild besagt: Verboten ist das Verlassen der Zelte

Der Berglöwen[17] halber, in jeglicher Nacht. –

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Schüttelfrost, Fieber und Gliedmaßenschmerzen,

Fesseln einen der Nationalparkbesucher ans Bett.

Doch bald schon fühlt er sich zur Reise wieder bereit.

Zu Hause aber kehrt das Fieber zurück.

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Fußnoten

[1] Gazellenartige: Antilopini (Aegodontia – Bovidae – Pecora – Ruminantia – Cetruminantia –…)

[2] Löwe: Panthera leo (Panthera-Gruppe; jetzt Pantherinae – Felidae; nicht separat behandelt – Feloidea – Feliformia – Carnivora s.s. – Carnivora s.l. –…)

[3] Tüpfelhyänen: Crocuta crocuta (Hyaenidae – Viverroidea – Felimormia – Carnivora s.s. – Carnivora s.l. –…)

[4] Weißrückengeier: Gyps africanus (Aegypiinae – Accipitridae – Accipitriformes – Accipitrimorphae – Telluraves –…)

[5] Tropen, tropisch: Klimazone zwischen Äquator und Wendekreisen

[6] Kaffernbüffel: Syncerus caffer (Bovini – Boodontia – Bovidae – Pecora – Ruminantia –…)

[7] Shimbahills: Liegen südwestlich von Mombasa in Kenia

[8] Farne: Pteridophyta s.s. (Pteridophyta s.l. – Trimerophyta – Eutracheophyta – Embryophyta – Streptophyta –…)

[9] Baumfarne: Cyatheales (Moderne Farne – Restliche Farne – Übrige Farne – Filicopsida – Filicophytina -…)

[10] Moskitonetz: Feinmaschiges, tüllartiges Gewebe, das zum Schutz gegen das Eindringen von Stechmücken über Betten, vor Fenster o. Ä. gehängt wird

[11] Mount Kenya: Mit 5199 m zweithöchster Berg Afrikas, etwa 150 km nord-nordöstlich Nairobi und etwa 16,5 km südlich des Äquators gelegen; als erloschener Vulkan besitzt er unter dem Gipfel eine Caldera.

[12] McKinders Camp: Ein Basislager unter andrem für Kletterer auf dem Mount Kenia, auf etwa 4200 m Meereshöhe.

[13] Lobelia deckenii: Riesenlobelie (Lobelioideae – Campanulaceae – Asterales – Campanulanae – Asteridae -…)

[14] Dendrosenecio kenyensis: Kenianisches, baumförmiges Riesengreiskraut (Sencioneae - Asteroideae – Asteraceae – Asterales – Campanulanae -…)

[15] Alchemilla argyrophylla: Silberblatt Kugelbuschfrauenmantel (Rosoideae – Rosaceae – Rosales - ZyFaRoFaCu-Verwandtschaft – Rosanae -…)

[16] Kreuz des Südens: Kreuzförmiges Sternbild des Südhimmels

[17] Berglöwen am Mount Kenya: Gemeint sind damit wohl Löwen, die auf ihrer Wanderschaft gelegentlich den Mount Kenya kreuzen.

Eingestellt am 27. September 2025

Glossina moritans, Tsetsefliege

Autor: Unbekannt; aus Meyers Konversationslexikon (1885–90), 4. Auflage

Lizenz: Public domain; unverändert

Eingestellt am 27. September 2025

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Kinetoplastea, Kinetoplastenflagellaten

6 Warum? (AP)

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Der Tsetse-Fliege[1] schmerzhafter Stich

In des Geplagten unbekleideten Arm

Jagte Hunderte Trypanosoma brucei[2]

Als epimastigote[3] Form in die Haut.

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Drängen in nahe liegende Blutgefäße vor,

Teilen sich unentwegt;

Ihre Geißel[4] weiter und weiter ans hintere Ende verlagernd,

Kolonisieren sie jede Vene[5] und jede Arterie[6].

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Verbreiten toxische[7] Stoffe in Blut und Innenwelt,

Wandeln beständig den Mantel aus Glycoprotein[8]:

Werden so zum schwer bekämpfbaren Parasiten,

Denn spät erst merkt das Immunsystem das neu entwickelte Antigen[9].

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Ein paar Tage braucht es

Für die Produktion neugestalteter Antikörper und

Hinkt Trypanosomas Verwandlungskünste

Permanent hinterher.

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Fiebrig-schläfrig werden Patienten

Mit jedem neuen, unbehinderten Teilungsschub!

Eile ist dringend geboten, bevor nach einigen Wochen

Trypanosoma brucei sich gezielt ins Gehirn begibt.

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Doch wo in Afrika findet Trypanosoma

Sein Rückzugsgebiet, sein Infektionsreservoir?

Tsetse-Fliegen entnehmen mit Blut von Büffeln[10], Antilopen[11] und Rindern[12],

Auch von infizierten Menschen[13],[14] die Krankheitserreger.

Vom Verdauungstrakt aus, in Tsetses Speicheldrüsen[15] migrierend,

Warten sie nur auf den nächsten blutsaugenden Stich.

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Fußnoten

[1] Tsetsefliegen: Glossina spp. (Glossinidae; nicht separat behandelt – Calyptratae – Cyclorrhapha s.s. – Cyclorrhapha s.l. – Brachycera – Diptera –…)

[2] Trypanosoma brucei: Erreger der Schlafkrankheit bei Menschen und der Naganaseuche bei Rindern (Kinetoplastea - Euglenozoa – Discoba – Excavata – Eukarya)

[3] Epimastigot: Die Geißel entspringt seitlich am schlanken Flagellaten

[4] Geißel, Flagellum (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen

[5] Venen: Blutgefäße, die das Blut zum Herzen führen

[6] Arterien: Blutgefäße, die das Blut vom Herzen wegführen

[7] Toxisch: giftig

[8] Glycoproteine: Substanzen aus Zuckern und Proteinen mit mehr als 4 % Glucanen

[9] Antigene: Oberflächen (Glyco)Proteine; generell molekulare Strukturen von Pathogenen, die von Immunzellen Befallener als fremd erkannt werden und daraufhin Antikörper dagegen entwickeln

[10] Kaffernbüffel: Syncerus caffer (Bovini – Boodontia – Bovidae – Pecora – Ruminantia –…)

[11] Antilopen: Antilopini (Aegodontia – Bovidae – Pecora – Ruminantia – Cetruminantia –…)

[12] Rind: Bos taurus (Bovini – Boodontia – Bovidae – Pecora – Ruminatia –…)

[13] Moderner Mensch: Homo sapiens (Homo spp. – Hominini – Homininae – Hominidae – Hominoidea –…)

[14] Womöglich auch schon Vorfahren des Modernen Menschen in Ostafrika, bevor sie ihre Wanderungsbewegungen nach Norden begannen

[15] Speicheldrüsen: Exokrine Drüsen des Körpers, die Speichel produzieren und in die Mundhöhle sezernieren

Eingestellt am 27. September 2025

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Trypanosoma brucei

Blau gefärbt zwischen Blutkörperchen

Lizenz: Public domain; unverändert

Eingestellt am 27. September 2025

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Trypanosoma brucei Entwicklungszyklus

Erklärungen übersetzt (die speziellen Begriffe sind Medizinern und Parasitologen geläufig, um Abschnitte im Entwicklungszyklus des Parasiten genau ansprechen zu können und spielen für Biologen keine größere Rolle; -mastigot bedeutet nur „begeißelt“, da nur begeißelte Stadien auftreten genügte Trypanosomen; Epimastigot ist auch ein von Biologen verwendeter Begriff):

1 Die Tsetse nimmt eine Blutmahlzeit und injiziert dabei „metacyclische“ (in der Speicheldrüse des Insekts mit seitlich ansitzendem Flagellum lebend) „Trypomastigoten“ in einen Menschen. – 2 Die „metacyclischen Trypomastigoten“ wandeln sich zu „Blutstrom-Trypomastigoten“ (mit subterminal inserierendem Flagellum), die in andere Bereiche verfrachtet werden. – 3 Die „Trypomastigoten“ vervielfältigen sich in verschiedenen Körperflüssigkeiten, z. B. Blut, Lymphe und Rückenmarkflüssigkeit, durch Längsteilung. – 4 „Trypomastigoten“ zirkulieren während der akuten Entwicklungsphase im Blut; sind gewöhnlich in dieser latenten Phase mikroskopisch nicht zu entdecken. – 5 Eine Tsetsefliege nimmt wieder eine Blutmahlzeit und nimmt dabei „Trypomastigoten“ in ihren Darm auf. – 6 „Blutstrom-Trypomastigoten“ verändern sich in der Tsetse zu „prozyklischen Trypomastigoten“ und vermehren sich durch Längsspaltung – 7 „Procyclische Trypomastigoten“ verlassen den Mitteldarm und wandeln sich zu Epimastigoten (Flagellum seitlich ansitzend). – 8 Epimastigoten vervielfältigen sich in den Speicheldrüsen der Tsetse und verändern sich zu „metacyclischen Trypomastigoten“, die bei der nächsten Blutmahlzeit (1) in den Menschen übertragen werden. – Blaue Pfeile: Entwicklung in Menschen, Rindern und möglicherweise in wilden Huftieren.; rote Pfeile: Entwicklung in der Tsetsefliege.

Autor: DPDx

Lizenz: Public domain; unverändert

Eingestellt am 27. September  2025

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Endpunkt erreicht