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Keratosa, Hornschwämme

1 Kommen ohne Spicula aus

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Nur aus Spongingerüsten[1] bestehen Keratosa.

Längs- und Querfasern, mehrfach verbogen, vernetzt, nicht gestreckt,

Ergeben dichte, engmaschiges Flecht- und Netzwerk

Für des Schwammes Stabilität.

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Fremdpartikel, wie Sandkörner und anderer Schwämme Spicula

Können in ihr Mesohyl[2] gelangen durch der Pinacocyten[3] Aktivität:

Kleben sie fest, diskriminieren nicht für Nahrungspartikel,

Was typischerweise zu dieser Zellen Aufgaben gehört. –

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Der Mensch hat, archäologischen Funden zufolge,

Schon vor sechstausendfünfhundert Jahren in Asien nach Hornschwämmen getaucht.

Waren auch für sie wohl schon nützlich, wie für

Europäer Zweitausendfünfhundert vor Christi Geburt,

Die zum Waschen und Ölen sie nahmen,

Schließt man zurück aus Alter Griechen Bericht.

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Schwämme zweier Gattungen werden dazu hauptsächlich verwendet,

Spongia[4] und Hippospongia[5] – die letztere gibt einen gröberen Badeschwamm nur –

Werden tauchend, bisweilen mit metallstückversehenen Stangen

Vom felsigen Grund des Meeres gelöst,

Feucht gehalten, faulen gelassen,

Geknetet, gewaschen, mit leichten Säuren[6] behandelt, um

Kalkigen Sand und Muschelschalenfragmente aufzulösen, dann mit Natriumhydrogencarbonat[7] gewaschen,

Getrocknet, eventuell zugeschnitten, exportiert oder verkauft auf dem lokalen Markt.

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In Mikronesiens[8] Pohnpei wird die Gattung Coscinoderma[9] gezüchtet,

Um angestammten Einwohnern Einkünfte zu vermitteln dort.

Dabei kommt der Schwämme Regenerationskraft ihnen zu Hilfe:

Werden in Stücke sie zerteilt,

An langen Leinen befestigt,

Entstehen erntbare Schwämme nach zwei Jahren bereits.

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Wie wertvoll der Schwämme Sponginfilamente,

Zeigt sich in des Gerüstes Wasserhaltekapazität[10]:

Das Fünfundzwanzigfache ihres Gewichts, wenn trocken,

Nehmen Wasser sie auf und halten es, ohne zu tropfen, fest.

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Eine Kuriosität – für uns – zum Ende der Keratosaschwämme Betrachtung:

Alte Griechen und Römer nahmen Schwammstücke, wofür

Heutige Menschen Toilettenpapier verwenden: steckten an Stöckchen die Stücke,

Wuschen nach der Verwendung sie wieder aus.

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Fußnoten

[1] Spongin: Spezielles, jodhaltiges Kollagen, das als Faserprotein die meisten Porifera stützt

[2] Mesohyl: Zwischen äußerem und innerem Pinacoderm (bzw. Choanocyten) liegt die schleimige Matrix der Schwämme mit Versteifungselementen und wandernden Zellen verschiedenster Art

[3] Pinacocyten, Plattenzellen: Bei den meisten Schwämmen ist das Äußere und das interne Kanalsystem durch Plattenzellen (nicht durch Choanocyten) epithelartig begrenzt

[4] Spongia: Badeschwämme (Keratosa – Demospongiae – Silicea s.s. – Porifera – Animalia – …)

[5] Hippospongia: Pferdebadeschwämme (Keratosa – Demospongiae – Silicea s.s. – Porifera – Animalia – …)

[6] Säuren: Die Säurewirkung beruht auf der Dissoziation (Ablösen) des Protons [H+] von einer dann negativ geladenen Gruppe, wofür häufig die Schreibweise verwendet wird; Säuren besitzen einen pH kleiner als 7

[7] Natriumhydrogencarbonat, Natron: NaHCO3

[8] Mikronesien: Mikronesien ist ein Sammelbegriff für über 2000 tropische Inseln und Atolle, die auf über sieben Millionen Quadratkilometern des westlichen Pazifischen Ozeans verstreut sind. Geographisch liegen die meisten Inseln nördlich des Äquators und nord-nordöstlich von Neuguinea. 

[9] Coscinoderma matthewsi (Keratosa – Demospongiae – Silicea s.s. – Porifera – Animalia – …)

[10] Wasserhaltekapazität, Wasserhaltevermögen: Fähigkeit Wasser aufzunehmen und gegen die Schwerkraft zu halten (Begriff der Bodenkunde)

Eingestellt am 23. November 2024

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Spongia officinalis, Echter Badeschwamm (Habitus im Habitat, oben)

Autor: Guido Picchetti

Spongia officinalis, Echter Badeschwamm(als Badeschwamm, unten)

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Spongia_officinalis_001.JPG

Autor: H. Zell

Lizenz: GNU Free Documentation License; unverändert

Eingestellt am 23. November 2024

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