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An Justierungspunkten wird für gläubige Christen ein Eingreifen Gottes evident. Hier hat Gottes Wirken einen qualitativen Sprung gebracht, ohne den die Geschichte der Welt nicht zu verstehen ist und dessen Auftreten nicht als Folge einer Zufallsentwicklung erklärt werden kann.

In Folgendem werden, gemäß der Reihenfolge wie sie ins Internet eingestellt wurden, solche Beiträge, die einem Justierungspunkt (JP) gleichkommen, zusammengestellt.

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[1] Die Anfänge, 2 Der große Wurf (JP)

Kein Ereignis der Evolution erscheint weniger umstritten als der Urknall, das Kick-off-Geschehen der Weltentwicklung und Basis jeglichen Lebens. Für Kosmologen, Astrophysiker, Biologen, Chemiker und auch für viele Theologen ist er klare Tatsache, und ein Bündel von Argumenten spricht heute für sein plötzliches Aufleuchten vor 13,8 Milliarden Jahren. Doch manchen Kosmologen ist der Anfang nicht Anfang genug. Sie spekulieren, vor dem Urknall hätte eine kollabierte Welt existiert, und sie glauben, alles hätte in sich seinen eigenen Anfang und sein eigenes Ende und würde sich immer wieder selbst neu gebären. Weil solche Spekulationen – nicht einmal Hypothesen, gar Theorien, kommen sie nahe – per se unbewiesen bleiben müssen, sind diese Ansichten nichts anderes als unbegründeter, purer Glaube, aber ohne jegliche göttliche Zusatzinformation, die dem Christen als Offenbarung für seine Weltauffassung so hilfreich und zukunftsweisend zur Seite steht.

Wie anders als gottgewirkter Paukenschlag wäre der eigentliche Schlüssel der Evolution, der Urknall, denn zu verstehen, selbst wenn der Kosmologe Stephen Hawking glaubte, Gott wäre für die Schaffung der Welt nicht nötig? Ein aus sich selbst heraus wirkender Zufall kann hier definitiv ausgeschlossen werden, wenn von einem zunächst nicht vorhandenen Energiebrennpunkt ausgehend, so etwas Überwältigendes entsteht wie Milliarden Galaxien mit jeweils ebenso vielen Sternen und Planeten – und einer davon als unser Planet.

Heute wird der Urknall (= »Big Bang« = Anfangssingularität) der Weltentstehung kaum mehr hinterfragt. Nur wer Evolution generell als Möglichkeit der Weltgeschichte ablehnt, lässt dieses Urereignis nicht gelten. Physiker, Kosmologen und Theologen befassen sich am ausführlichsten damit. Biologen ist es eine Selbstverständlichkeit, vor der biologischen eine kosmologische Evolution, ausgehend vom Urknall, anzunehmen. Diese Auffassung ist dermaßen verbreitet, dass die Weltentstehung aus dem Nichts schon als Allgemeinwissen angesehen werden kann, wie auch immer die Anfangssingularität von den einzelnen interpretiert wird

Der Physiker und Nobelpreisträger Werner Heisenberg dazu: „Wenn jemand aus der unbezweifelbaren Tatsache, dass die Welt existiert, auf eine Ursache dieser Existenz schließen will, dann widerspricht diese Annahme unserer wissenschaftlichen Erkenntnis in keinem einzigen Punkt. Kein Wissenschaftler verfügt auch nur über ein einziges Argument oder irgendein Faktum, mit denen er einer solchen Annahme widersprechen könnte. Auch dann, wenn es sich dabei um eine Ursache handelt, die – wie sollte es anders sein – offensichtlich außerhalb dieser unserer dreidimensionalen“ [hinzugefügt (R. Agerer): materiellen] „Welt zu suchen ist.“ [Zitat aus Küng (2005), dort übernommen aus Heisenberg (1973).]

Das Erstaunlichste für Theologen, Philosophen und selbst für Naturwissenschaftler der Richtung Astrophysik und Kosmologie, ist die unglaubliche Feinabstimmung der Konstanten, die das Universum von Beginn an auszeichnen und seine Entwicklung und seine Existenz bestimmen. Binnen Nanosekunden nach dem Urknallereignis müssen sie bereits geherrscht haben. Niemand anders hat diese Zusammenhänge in so treffender und trefflicher Weise zusammengestellt als Haudel (2023). Ich erlaubte mir deshalb, vier Seiten seines Buches einzuscannen und hier zu übernehmen, zudem als Leseprobe, des überaus lesenswerten Buches.

AP = Anthropisches Prinzip nach Robert Dicke (Astrophysiker), übernommen von Brandon Carter (Theoretischer Physiker): "Weil es in diesem Universum Beobachter gibt, muss das Universum Eigenschaften besitzen, die die Existenz von Beobachtern zulassen." 

Und wie könnte es anders sein, als „wenn es sich dabei um eine Ursache handelt, die – wie sollte es anders sein – offensichtlich außerhalb dieser unserer dreidimensionalen [materiellen] Welt zu suchen ist“ (Heisenberg 1973), an den Dreieinen Gott zu denken? Außerdem: Wenn Gott dies nicht könnte, dann wäre er nicht Gott!

So können wir in diesem Ereignis das Wirken Gottes erkennen und so von einem gottbedingten Justierungspunkt sprechen.

Ergänzt am 30. März 2025

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[2] Grundlegendes, 7 Die Zelle lebt (JP)

In jeder Evolutionstheorie wird bislang davon ausgegangen, das Leben, also die Selbstreproduktion, sei von sich selbst heraus als Basis der Evolution entstanden. Für eine solche Annahme werden keine kompliziert gebauten, vielzelligen Organismen der Eukarya in den Fokus genommen, vielmehr konzentriert sich die Diskussion der Biologen auf einzellige Organismen, die heute unter Prokaryoten zusammengefasst werden. Doch selbst diese sind schon zu komplex, um mit und in ihnen das entstandene Leben zu begründen. Sehr viel früher muss daher das Aufscheinen des Lebens angenommen werden.

Doch was sind die Voraussetzungen, dass Etwas lebend werden kann?

Dafür werden beispielsweise evolutiv gebildete (a) Nucleinsäuren angenommen (ob nun zunächst RNA oder DNA entstanden ist, spielt keine Rolle), (b) als Enzyme katalytisch wirkende Proteine; auch sie lassen sich einigermaßen gut als evolutiv entstanden begründen und (c) Lipiddoppelmembranen als Schutzschicht von Lebenswichtigem und letztlich der Zelle.

Für viele Moleküle ist ein Self-Assembling charakteristisch, ein Prozess der Struktur- und Musterbildung, der autonom, also ohne äußerliche Einwirkungen, abläuft. Zumindest ist dies für einige Proteine, für Lipiddoppelmembranen und z.B. auch für Tubuline der Mikrotubuli bekannt. Darüber hinaus spielt auch die interne Selbstgestaltung von Molekülen eine bestimmende Rolle, so z. B. die Entstehung der Doppelhelixstruktur der DNA, oder die internen Faltungen der RNA (siehe „5.2 Basidiomycota, 8 RNA-Signale“). Für automatisch ablaufende Prozesse, die aber noch lange kein Leben darstellen, ist auch räumliche Nähe der Komponenten, sowie ein passendes ionenbeladenes Umfeld von Bedeutung, wofür sicherlich Lipiddoppelmembranen Räume einschließend sorgen (siehe „Grundlegendes, 5 Unterseeisch“).

Ohne weiteres ist auch evolutiv denkbar, auch evolutiv begründbar, dass wichtige, das Leben voraussetzende Abläufe, gleichsam in sich, einem Self-Assembling entsprechend, nach und nach zu Optimierungen finden, falls damit das optimierte System dem weniger optimierten für einen bestimmen Zweck überlegen ist und damit durch Übernahme der einmal besetzten Position gefördert wird, andere dafür verdrängt werden. (Ein Prinzip der Evolution, dass unter bestimmen Umständen besser Geeignetes weniger gut Geeignetes aus Konkurrenzgründen verdrängt. Dies setzt aber ein „Wofür geeignet“ voraus). Über solche Zusammenhänge und Abläufe forscht die Systemische Biologie, die wegen der vielen zu berücksichtigen molekularen Prozesse im Wesentlichen auf Modelle und Computersimulationen angewiesen ist und mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten Verläufe und Entwicklungen abbilden kann.

Damit kann aber die Entstehung des Lebens weder begründet noch nachgewiesen werden. Diese Frage könnte nur durch mehr als langwierige Experimentserien angegangen werden, bis aus organischen Substanzen, die schon in diversen Himmelskörpern und auch experimentell nachgewiesen wurden, Leben entsteht (siehe „Grundlegendes, 1 Das Experiment“, „Grundlegendes, 2 Der Komet“, „Grundlegendes, 3 Vom Eise befreit“, „Grundlegendes, 4 Das Purinnucleosidproblem“, „Grundlegendes, 6 Doch wie war es damals?“)

Was ist leichter anzunehmen, so ließe sich folgern: Leben, das aus einfachen Molekülbausubstanzen aus sich selbst entstand, was aber nicht nachzuweisen sein wird, oder Gott hat das erste Leben geschaffen, nachdem chemisch-evolutiv, präbiotisch dafür alles bereitet war? Doch Gottes Eingreifen lässt sich natürlich genauso wenig beweisen. Aber: Wenn Gott dies nicht könnte, dann wär‘ er nicht Gott! Und – wenn einmal Leben entstanden ist, es sich weitergibt und daraufhin sich erhält, ist der biologischen Evolution Tür und Tor geöffnet.

Eingestellt am 14. Juni 2025