zum Glossar über:
Archaeosporales, Ursprünglichsporer
1 Einer tanzt aus der Reihe
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An Zygogamie[1] sich fest noch erinnernd,
Mit weniggeschichteten Wänden;
Lassen kaum, als ursprüngliches Merkmal wird dies gewertet,
Durch Färben fürs Mikroskopieren, sich seh‘n. –
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Geosiphon[6] ging seine eigenen Wege.
Ließ unbeachtet der Pflanzen zuckerspendierende Quelle,
Zu unsicher war ihm womöglich, was er davon bekommt;
Fing lieber – gab Wasser, Ionen und Hülle –
Nostoc[7], der Blaualgen Kettenfäden, die
Reich an Protein[8], damit er mit Stickstoff den Wirt versorgt.
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Geosiphons Hyphen, im Boden verborgen,
Legten hauchdünne Bläschen, nach oben sie sendend,
Am feucht-schattigen Abhang des Ackers ins Freie,
Fanden von schleimiger Schicht sich umhüllt.
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Geperlte, blaugrüne Fäden[9] kommen
Mit einzelnen Perlen auf ihnen zu liegen.
Umhüllen mit dünner werdender Wand ein paar,
Nehmen sie in die Blase und,
Zu nahe will Geosiphon sie nicht,
Umgibt sie mit Doppelmembran aus Lipid[10].
Lässt ihnen als Gäste,
Obschon mit Hintergedanken, viel Freiheit noch.
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Freiwillig kamen sie nicht,
Aber sie fühlen sich wohl!
Umhüllt von glasklarer Wandung
Bekommen sie ausreichend Licht;
Auch für Wasser und was sonst noch so nötig,
Sorgt schon betulich der Wirt.
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Er verhätschelt sie fast, um das zu bekommen,
Was Nostoc vor urlangen Zeiten gelernt[11],
Er aber, vergeblich bleibt seine Hoffnung, noch immer nicht kann:
Mit Licht aus CO2[12], Nostoc sorgt schon dafür,
Und Wasser, auch dies bringt Geosiphon schnellstens herbei,
Zucker zu zaubern, so kommt es ihm vor
Und hofft, einen Teil abzubekommen
Als fälligen Lohn.
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Ob Geosiphon nun freiwillig gibt, oder Nostoc
Sich einfach an des Pilzes Nährstoffen und Wasser bedient,
Der Wirt seinerseits ohne zu fragen nimmt,
Was sein erzwungener Gast nicht ausreichend schützt,
Ist der beiden Problem wie sie das Hin und Her zu lösen gedenken.
Der Betrachter erkennt ihr Feilschen sicherlich nicht.
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In Saus und Braus lebt wohl keiner von beiden.
Nostoc bekommt, sich immerzu teilend,
Nach und nach benötigten Raum,
Trägt ja selbst dazu bei, dass die Herberge[13] wächst.
Geosiphon aber hat sich bestimmt mehr von dieser Beziehung versprochen.
Er dümpelt so einfach dahin,
Denn nur in Deutschland hat man ihn,
Auch nur durch Zufall, ein paarmal entdeckt.
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Fußnoten
[1] Zygogamie: Gametangiogamie der Zygomycota wird, wegen der Bildung von Zygophoren, auch als Zygogamie bezeichnet
[2] Acaulosporoide Azygosporenbildung: Sie kennzeichnet eine terminale, leere Blase; wogegen die Azygospore in einer seitlichen kugligen Ausstülpung liegt.
[3] Azygospore: Strukturell einer Dauerzygote durch zygotenartige Merkmale ähnlich; Hinweise dazu geben suspensorähnliche Strukturen oder Reste, die als reduzierte Gametangien gedeutet werden können.
[4] Arbuskel: Bäumchen, Haustorium der Arbuskulären Mykorrhiza
[5] Hyphen: Einzellreihige, zellwandumgebene Fäden von Pilzen mit Spitzenwachstum, mit oder ohne Querwände
[6] Geosiphon pyriformis: Birnförmiger Bodenschlauch (Geosiphonaceae; nicht separat behandelt – Archaeosporales – Glomeromycota – Multikarya – Ungegeißele Chitinpilze –…)
[7] Nostoc: Gallertkugel (Cyanobacteria – Bacteria)
[8] Proteine: Aus Aminosäuren aufgebaute, komplexe Moleküle. Die [–NH2]-Gruppe einer Aminosäure wird mit der Hydroxylgruppe [–OH] der Säurefunktion [–COOH] unter Wasserabspaltung verknüpft, dabei entsteht eine charakteristische Abfolge von Atomen: [–C–N–C–C–N–]n, wobei das unmittelbar dem [N] benachbarte [C] einen doppelbindigen Sauerstoff [–C=O] trägt, das zweite der beiden benachbarten den Aminosäurerest
[9] Nostoc
[10] Lipidmembran (Bacteria, Eukarya): Lipide, bestehend aus einem mit drei Hydroxylgruppen [–OH] versehenen Glycerinmolekül, an dem zwei Fettsäuren und ein Cholin unter Wasserabspaltung angeknüpft sind, zeigen einen hydrophilen Kopf (Glycerin und Cholin) und den hydrophoben Fettsäureschwanz; nach dem Motto Gleich zu Gleich gesellt sich gern, ordnen sich die hydrophilen Köpfe zum einen und die hydrophoben Schwänze zum anderen nebeneinander an und bilden eine geschlossene Schicht; eine Doppelmembran entsteht dann, wenn sich zwei solcher Schichten, hydrophobe Schwänze zueinander gereckt, aneinanderlegen
[11] Luftstickstoff fixieren: Nur Prokaryoten sind in der Lage, aus dem inerten, molekularen Luftstickstoff den von Organismen verwendbaren Ammomiumstickstoff zu gewinnen
[12] CO2: Kohlendioxid
[13] Wirt (Parasiten, Symbionten): Opfer eines Parasiten; Partner eines Symbionten
Eingestellt am 15. März 2025
Geosiphon pyriformis, Birnförmiger Erdschlauch
Oben: Habitusaufnahme, Franz Oberwinkler
Geosiphon pyriformis, Birnförmiger Erdschlauch
Unten: Schematischer Längsschnitt
he: Heterocyste. – in: Cytoplasmatische Einschlüsse. – mi: Mitochondium. – ms: Nostoc umgebende Zellmemban von Geosiphon. – No: Zellkette von Nostoc. – nu: Einer der Zellkerne von Geosiphon. – pcG: Zellwand von Geosiphon. – pcN: Zellwand von Nostoc. – pm: Plasmalema von Geosiphon. – va: Vakuole. – No: Zellkette von Nostoc.
Autor: Falconaumanni
Eingestellt am 15. März 2025
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