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Ajellomycetaceae, Ajellpilze

1 Anpassungsfähig (AP)

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Haben sie’s wieder verloren, oder doch eher niemals besessen?

Und fühlen doch im warm-feuchten Boden sich wohl.

Durchzieh‘n mit Fäden[1] alles, was ihnen den Weg vermeintlich verstellt,

Entnehmen, viel ist es nicht, was ihnen nötig

Dem Abfall der andern, den sie entsorgen,

Alles, um ihrer lockeren Flocken[2] Gewinn.

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Winden spiralig genügsame Fäden

Fast schlampig, möchte man meinen, um sich herum,

Bedecken kaum, was ihnen eigentlich wichtig,

Mit gewundenen Locken der Nachkommen Wiege[3]

– Nach Zierde steht der Sinn –

Lassen, fühlen geschützt sich durch dickwandige Hyphen,

Den plumpen, eng befüllten Behältern[4]

Freien Blick, nicht ohne Sinn.

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Allmählich zerfallen zu Staub ihre Schläuche[5],

Legen die Sporen einfach so hin.

Schon krabbeln zwischen den Locken,

Neugierig drängelnd, sechsbeinig sich stemmend,

Kleine Insekten[6] durch das Gewirr;

Nehmen, mit Absicht oder per Zufall, den Puder mit sich,

Verlieren ihn irgendwo, vielleicht nimmt ein Windhauch ihn mit,

Wie auch den Rest, der im Kissen[7] verblieb.

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Fast wolkig durchschwaden trockene Sporen das Tal,

Wo an Hängen Kolonien von Vögeln[8] genistet,

Fledermäuse[9] in Höhlen, unter Felsen wie Dächer, gehangen,

Deren Kacke Ajello[10] so gerne verzehrt;

Finden, keine Wahl ließ der kräftige Sog,

Eingang durch eine Höhle in immer enger werdende Röhren,

Bis sich, von dünner Feuchte gefangen,

Ihre bewegte Reise im Dunkeln verliert. –

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In wohliger Wärme, nachdem sie die Lunge durchschritten bei

Bruttemperaturen von siebenunddreißig Celsiusgrad[11]

Und umgeben von nährstoffreichen Exkreten,

Bleiben mögliche Hyphen im Gepäck des Genoms;

Als Kuglige Zellen, mit allem, was nötig, versehen,

Bringen sie Altbekanntes wieder zum Leben:

Sprossen[12], wie ihre Ahnen, mit Hefen[13].

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Werden von Zellen der Wand[14]– als Wächter geschickt –

Eingehüllt, im Innern verschlossen;

Zerstört, zerlegt, verdaut sollen sie werden.

Wehrkatalasen[15] jedoch

Nehmen jedem oxidativen Griff seine Wirkung:

Lassen sich, warum auch nicht, forttransportieren.

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Munter teilen sich weiter die Hefen,

Überschwemmen, wenn Immunsysteme nicht wirklich auf Trab,

Auch des Menschen Körper überall hin,

Bleiben oft in der Lunge stationär.

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Tuberkulose[16] oder Histoplasmose[17]

Vermutet der Arzt vom Röntgenbild her;

Serologische Tests[18] entlarven

Histoplasma capsulatum[19] als Krankheitserreger jedoch.

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Mit Auswürfen in kothaltigen Böden versenkt,

Ernährt Ajellomyces sich hyphig[20] und gut!

Ihm reicht der Stickstoff in der Fledertiere Guano[21],

In der Vögel Schlafplätze Mist:

Leicht lässt vom Stickstoff sich leben.

Warum denn sich mühen mit Keratin[22]?

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Fußnoten

[1] Hyphen: Einzellreihige, zellwandumgebene Fäden von Pilzen mit Spitzenwachstum, mit oder ohne Querwände

[2] Lockere, im Mycel wenig umgrenzte Fruchtkörper

[3] Fruchtkörper (Fungi): Komplexe Hyphengeflechte, die Überdauerungsorgane, Konidien oder Sporangien enthalten oder diese oberflächlich tragen

[4] Ascus, Schlauch: Meiosporangium der Ascomycota

[5] Asci

[6] Insekten: Hexapoda (Tetraconata – Mandibulata – Arthropoda – Panarthropoda – Ecdysozoa –…)

[7] Lockere, im Mycel wenig umgrenzte Fruchtkörper

[8] Vögel: Aves (Maniraptora – Coelurosauria – Tetanurae – Theropoda – Saurischia – …)

[9] Fledertiere: Chiroptera (Übrige Laurasiatheria – Laurasiatheria – Boreoeutheria – Placentalia – Theria –…)

[10] Ajellomyces capsulatus: Erreger der Histoplasmose (Ajellomycetaceae – Onygenales – Eurotiomycetidae – Eurotiomycetes – Bitunicate Ascomycota –…)

[11] Körpertemperatur des Menschen

[12] Hefeknospung, Hefesprossung: Wenn Hefen sich vermehren, wird an eng begrenzter Stelle die Zellwand der Zelle erweicht, so, dass intern sich erhöhender Druck dort die Zellwand nach außen beulen kann; diese Beule wird immer größer, wird sich, weil ihre Zellwand noch plastisch ist, zu einer sippenspezifischen Form entwickeln, bis sie ihre endgültige Größe erreicht hat, dann wird die Pore, durch die ein Teil des Protoplasts (mit Zellkern; nach Mitose) von der Mutter- in die Tochterzelle gewandert ist, durch eine Zellwand verschlossen; anschließend zerteilt sich mittig die gemeinsame Zellwand der beiden, so dass die Tochterzelle, passiv abbrechend, sich von der Mutterzelle lösen kann. Dieser Vorgang kann sich an ein und derselben Mutterzelle mehrfach wiederholen. Dadurch kommt es zu einer raschen Vermehrung der Hefezellen, solange der Energievorrat in der Zelle und um sie herum reicht.

[13] Hefen i.e.S.: Von Ascomycota durch Knospung gebildete Einzelzellen unterschiedlichster Form; Knospungsstellen sind als Narben in der Zellwand erkennbar

[14] Adern des Brutkreislaufs

[15] Katalase: Enzym das das Zellgift Wasserstoffperoxid durch Spaltung in Wasser und Sauerstoff unschädlich macht

[16] Tuberkulose: Durch verschiedene Arten der Gattung Mycobacterium, meist durch M. tuberculosis, verursachte Erkrankung

[17] Histoplasmose: Eine systemische Mykose, die durch eine Infektion mit dem dimorphen Pilz Histoplasma capsulatum ausgelöst wird.

[18] Serologischer Test:  Labortest, der eine Blutprobe auf das Vorhandensein von Antikörpern oder anderen Substanzen prüft, wofür unterschiedliche Verfahren angewendet werden können.

[19] Histoplasma capsulatum: Nebenfruchtform von Ajellomyces capsulatum

[20] Hefen-Hyphen-Dimorphismus: Besteht, treten Pilze sowohl in Hefen- als auch in Hyphenform auf

[21] Guano: Aus Exkrementen, meist von Seevögeln aber auch von Fledermäusen, bestehender, über Jahre hinweg angehäufter organischer Dünger

[22] Keratin: Sammelbegriff für verschiedene wasserunlösliche Faserproteine, die von Tieren gebildet werden und Hornsubstanz charakterisieren; entsprechend ihrer molekularen Konformation, als α-Helix oder β-Faltblatt unterscheidet man α- und β-Keratin; zu Büdeln treten in hierarchischer Ordnung mehrere Fibrillen zu Fasern zusammen und sind umso steifer, je stärker ihre Komponenten durch Disulfidbrücken der Aminosäure Cystein quervernetzt sind

Eingestellt am 15. März 2025

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