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Eurotiomycetidae, Eigentliche Schimmelpilze i.e.S.
1 Sie brauchten es nicht
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Was oft erfolgreich in der Funktion,
Tausenden Arten zum Leben gut diente,
Wird anderen lästig, ja zum Ballast.
So wird es, als wär nichts gewesen, auch wieder geschasst[1].
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Was nicht mehr von Nutzen,
Wird durch niemals ruhende Evolution,
Weil Umwelt und Nahrung sich ändern,
Konkurrenzdruck ein Neubedenken erfordert,
Oder schlichtweg der eigene Körper sich grundlegend wandelt,
Oft aus ökonomischen Gründen neu konstruiert.
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Geschlechtliche Fortpflanzung[4] zum seltenen Fall,
Klonale Vermehrung[5] hochdominant,
Verbreitung der Sporen, auch wenn sie lediglich liegenbleiben, vollkommen sicher,
Werden hochkomplexe Strukturen, zumal sie viel kosten,
Als überflüssig betrachtet und rasch reduziert.
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So erging es dem Ascus[6],
Wiederholt geschah ihm dies
In anderen Sippen der weiten Verwandtschaft;
Weil Tiere und Regen kamen, Wind die Sporen verblies,
Erübrigte sich ein kostentreibener Porus[7];
Er macht sich‘s einfach: er zerfällt. –
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Recht konservativ bleiben Eurotiales,
Was ihre Nahrung betrifft;
Onygenales jedoch nehmen als Quelle für Stickstoff,
Was viele verschmähen: Keratin[8].
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Fußnoten
[1] Reduktive Evolution: Evolutive Weiterentwicklung durch Verlust verschiedener Merkmale
[2] Fruchtkörper (Fungi): Komplexe Hyphengeflechte, die Überdauerungsorgane oder Sporangien enthalten oder diese oberflächlich tragen
[3] Kleistothecium: Für immer geschlossener Fruchtkörper, der auf Zerfall oder auf Gefressenwerden wartet
[4] Sexuelle Fortpflanzung: Dafür sind drei Vorgänge miteinander gekoppelt, Meiose (abgekürzt mit R!), Plasmogamie (Zellen vereinen sich, abgekürzt mit P!) und Karyogamie (Kerne verschmelzen, abgekürzt mit K!) verbunden, wobei P! und K!, mit Ausnahme bei Dikarya, unmittelbar aufeinander folgen. Bei Dikarya (Unbegeißelte Chitinpilze – Fungi – Opisthokonta – Eukarya) sind beide Vorgänge unterschiedlich lang (weit) voneinander getrennt. Da bei Animalia und Plantae P! und K! unmittelbar aufeinander folgen, werden beide Vorgänge häufig zu Befruchtung (B!) zusammengefasst.
[5] Clonale Vermehrung: Asexuelle Vermehrung (rein mitotisch bedingte Vermehrung, daher Individuen genetisch identisch)
[6] Ascus, Schlauch: Meiosporangium der Ascomycota
[7] Ascoporus: Vorgebildete Öffnung eines inoperculaten Ascus
[8] Keratin: Sammelbegriff für verschiedene wasserunlösliche Faserproteine, die von Tieren gebildet werden und Hornsubstanz charakterisieren; entsprechend ihrer molekularen Konformation, als α-Helix oder β-Faltblatt unterscheidet man α- und β-Keratin; zu Büdeln treten in hierarchischer Ordnung mehrere Fibrillen zu Fasern zusammen und sind umso steifer, je stärker ihre Komponenten durch Disulfidbrücken der Aminosäure Cystein quervernetzt sind.
Eingestellt am 15. März 2025
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