zum Glossar über:
Inoperculate Ascomycota, Deckellose Schlauchpilze
1 Der Mandelhäutmechanismus
.
Wer einmal zu Weihnachten Plätzchen und Lebkuchen geformt,
Beim Bereiten der Zutaten geholfen,
Kennt der erfahrenen Bäckerin Art,
.
In eine Schüssel den Inhalt der Packung geleert,
Kochendes Wasser darüber gegossen,
Ein wenig gewartet, bis die Haut locker,
Schon drücken zwei Finger aus seiner Schale den Kern[3].
.
Wer hat nicht als Kind schon einmal versucht,
Aus sicherem Abstand auf die Mutter damit zu schießen?
Selbst überrascht von des Geschosses Kraft,
Lässt er gleichfalls dem Bruder die Wirkung verspüren. –
.
Recht ähnlich erfolgt der Inoperculaten Schuss
– Sie öffnen Asci mit Poren,
Leicht aber ist ‚inoperculat‘ misszuverstehen:
Nur das Operculum[4], ein Deckel, fehlt diesem Typ –
Als Katapult mit Hilfe der vordersten Spore weiterster Stelle,
Tritt sie in den von ihr nun verlegten, elastischen Mund.
.
Die erste gleitschichtversehene Spore
Verlegt des Ascus nun geöffnete Pore:
Langsam wir der Druck ihr im Rücken zu hoch,
Bis sie mit Wucht den Durchgang verlässt,
Die nächste Spore sofort ihn besetzt,
Bis auch die Letzte des Sporenoktetts wurde befreit.
.
Welch einmaliges Material der Ascus erfand!
Ohne Ermüdung bleibt es elastisch,
Folgt der Pore mehrfachen Dehnung, verglichen zur Ruhestellung,
Achtmal im Bruchteil einer Sekunde,
Kehrt dennoch zur Ausgangsweite wieder zurück,
Der letzten Spore zum Glück.
.
Viele verwenden beim Sporenschleudern als Einheit des Ascus Wand,
Halten die Lagen, zur Stabilisierung erfunden,
Von Anfang bis Ende zusammen.
Nicht alle, besonders, wenn dick ihre Wände, verhalten sich so:
Sie spalten zum Sporenbefreien die Hülle,
In einen äußeren Teil, den Exoascus[5], der, zerplatzend,
Plötzlich nach unten sich zieht und,
Seine Spannung entlastend, von unten den inneren, den Endoascus[6], heftig bedrängt;
Auch er voller Kraft, denn erhöht wurde vom Partner von außen der Druck,
Jagt die Sporen durch den Porus davon.
.
Zwei bezeichnende Namen erhielten die beiden:
Unitunicat[7], wer seine Schichten als Einheit behält,
Bitunicat[8], wer sie, den Druck zu erhöhen,
In Exo- und Endoascus funktionell plötzlich trennt.
Bequeme lassen des Ascus Wandung verschleimen oder zerfallen,
Werden, weil kaum sie etwas Besonderes zeigen,
Prototunicat[9], ihrer Einfachheit halber, benannt.
Manche verzichten auf vormals aktive Sporenbefreiung[10],
Andere waren von Anfang schon so[11]:
Oft hilft, dies zu entscheiden, nur DNA[12].
.
Fußnoten
[1 ]Mandelkerne, Samen des Mandelbaums: Prunus amygdalus (Prunoideae – Rosaceae – Rosales – ZyFaRoFaCu-Verwandtschaft – Rosanae – …)
[2] Samenschale: Schützende Hülle des Samens und des Embryos
[3] Keimblätter, Cotyledonen (Samenpflanzen): Die ersten Blätter einer Samenpflanze, die bereits innerhalb der Samenschale ausgebildet werden
[4] Operculum: Deckel, daher operculater Ascus; Ascus mit Deckel
[5 ]Exoascus: Bitunicate Asci besitzen zwei funktionell differierende Ascusschichten, einen Exoascus, der bei Reife des Ascus aufreißt und nach unten zu strumpfartig sich faltend zusammenzieht, dabei übt er auf den inneren Teil, auf den Endoascus, weiteren Druck aus, der sich im Inneren fortsetzt und durch diese Druckerhöhung die Ascosporen durch seinen Porus hinausschleudert.
[6] Endoascus: Bitunicate Asci besitzen zwei funktionell differierende Ascusschichten, einen Exoascus, der bei Reife des Ascus aufreißt und nach unten zu strumpfartig sich faltend zusammenzieht, dabei übt er auf den inneren Teil, auf den Endoascus, weiteren Druck aus, der sich im Inneren fortsetzt und durch diese Druckerhöhung die Ascosporen durch seinen Porus hinausschleudert.
[7] Unitunicat (Ascus): Obwohl die Ascuswand, elektronenmikroskopisch (TEM) betrachtet, geschichtet erscheinen kann, bilden diese Schichten zusammen eine funktionelle Einheit
[8] Bitunicat (Ascus): Die Auswand besteht aus zwei sich funktionell unterscheidenden Schichten, aus Exo- und Endoascus
[9] Prototunicat (Ascus): Ascuswand ohne vorgebildete Öffnungsstelle; die Wand löst sich auf oder zerfällt
[10] Sekundär prototunicat: Durch Verwandtschaftsvergleiche lässt sich feststellen, das Vorfahren einen sich öffnenden Ascus gehabt haben mussten; deshalb lässt sich davon ausgehen, die aktive Sporenbefreiung ging verloren; zum Beispiel Tuberaceae und Geneaceae, die sich von sporenabschleudernden Pezizaceae-Ahnen ableiten lassen.
[11] Primär prototunicat: Auch die anzunehmenden Vorfahren zeigen keinen Hinweis auf aktive Sporenbefreiung; so zum Beispiel Saccharomycetales und Schizosaccharomycetales
[12] Sequenzanalysen: Analysen der Nucleoidreihenfolge (A, C, G, T) in der DNA
Eingestellt am 15. März 2025
.