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Arcellinida, Arcellina-Amöbentierchen
1 Primär, oft auch sekundär geschützt
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Leben in Süß- und Meerwasser auf Schutzbedachten[1],
Fühlen in feuchter Böden Ritzen gleichfalls sich wohl,
Schützen bis auf eine kleinere Öffnung den Körper aus
Selbstgeformtem oft noch klebrigem Hüllmaterial,
Wie Leim wirkend für Partikel aus der Umgebung:
Mit Sandkörnern, mit kleinen Kristallen, haben sich viele beklebt.
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Ein einzelnes, mitunter leicht lappiges Pseudopodium[2]
Tritt aus der offen gebliebenen Stelle hervor,
Beschränkt sich darauf, sich damit fortzubewegen;
Auch mit ihm nur nehmen Nahrung sie auf. –
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Die Gattung Difflugia[3] bildet mit dreihundert Arten die umfangreichste,
Deren Gehäuse mit Fremdkörpern immer belegt.
Offensichtlich bedeckt sich manch eine Art
Selektiv mit Fremdmaterial;
Doch beeinflussen bevorzugte Lebensorte,
Womit sie decken das Dach.
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Dass zwischen Torfmoosen[4] lebende Arten
Kieselalgen[5] nehmen dafür,
Ist nicht verwunderlich,
Fehlen dort Alternativen doch.
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Artbezogen variiert des Gehäuses Aussehen.
Des Bewohners Füßchen, angeheftet von innen her,
Helfen wahrscheinlich den Schutzraum zu bauen.
So spielt die Amöbe gekonnt Architekt. –
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Arcella[6] selbst verlässt sich nur auf eigenes Können,
Lehnt Bedeckung mit Fremdmaterialien ab;
Hält das Häuschen, sind ihre Strukturproteine doch nicht klebrig, sauber;
Sie liebt es schildförmig flach.
Doch ihr Schild, wie ein Uhrgläschen[7] oft gestaltet,
Ist unterseits hohl,
Dem Tierchen geräumige Bleibe zu bieten;
Oft wird des Eingangs Gestalt artspezifisch gewählt.
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In Süßwasser, in Mooren[8], leben sie gerne.
Fünfzig Arten etwa sind heute bekannt.
Schon im Paläozoikum[9] war Arcella verbreitet:
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Fußnoten
[1] Schnecken und Muscheln
[2] Pseudopodien: Vorübergehend als Füßchen wirkende Ausstülpungen von Amöben
[3] Difflugia spp.: Difflugien (Arcellinida – Tubulinea – Amoebozoobionta – Amoebozoa – Eukarya)
[4] Torfmoose: Sphagnum spp. (Sphagnophytina – Rhizoidlaubmoose – Bryophyta – Thallophyta – Embryophyta –…)
[5] Kieselalgen: Bacillariophyceae (Chromophyta – Straminipila – „Wimpeola” – Chromalveolata – Eukarya)
[6] Arcella spp.: Uhrgläschen-Amöben (Arcellinida – Tubulinea – Amoebozoobionta – Amoebozoa – Eukarya)
[7] Uhrgläschen, Uhrgläschenschale: Eine kleine Glasschale, geformt wie ein Segment einer Hohlkugel
[8] Moore: Ökosysteme, in denen durch Niederschläge, Grundwasserzufluss, Oberflächen- oder Quellwasser der Boden permanent wassergesättigt ist. Abgestorbenes organisches Material kann aufgrund von Sauerstoffmangel daher nicht, oder nur unvollständig abgebaut werden. Die Produktion organischer Substanz verläuft folglich schneller als deren Abbau. Auf diese Weise entsteht Torf.
[9] Paläozoikum-Zeit: vor 542 – 251 Millionen Jahren
[10] Paläontologen: Erforschen frühere Lebewesen, indem sie deren Fossilien untersuchen
[11] Karbon-Zeit (Carbon-Zeit, Steinkohlezeit): Vor 359 – 299 Millionen Jahren
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Einige Arcellinida
Links oben: Diffluga gramen
https://de.wikipedia.org/wiki/Difflugia#/media/Datei:Collection_Penard_MHNG_Specimen_255-10-1_Difflugia_gramen.tif
Autor: Naturhistorisches Museum Genf, Thierry Arnet
Lizenz: Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert; unverändert
Rechts oben: Diffluga acuminata
Bildet ihr Gehäuse aus diversen angeklebten Partikeln; in diesem Fall benutzte die Amöbe centrale (weißer Pfeil) und pennale (schwarzer Pfeil) Kieselalgen, zusammen mit anderen kleineren Partikeln.
Autoren: Daniel J. G. Lahr, Tanja Bosak, Enrique Lara, Edward A. D. Mitchell; Thierry Arnet
Lizenz: Creative Commons Attribution 4.0 International license; unverändert
Links unten: Difflugia urceolata
Autor: Rothaus
Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license; unverändert
Rechts unten: Arcella sp.
Autor: Frank Fox
Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany license; unverändert
Eingestellt am 14. Juni 2025
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