zum Glossar über:
Staurozoa, Becher-/Stielquallen
1 Verkehrtherum
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Wie Polypen[1] erscheinen Beobachtern Stielquallen.
Doch in Wahrheit setzte evolutiv eine Meduse[2] am Schirmgipfel sich an,
Zog zum Stiel, womit am Substrat sie haftete,
Gleicht so Polypen fast aufs Haar.
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Tief oft eingesenkt wird, wie üblich, die Subumbrella[3],
Schwach nur vorhanden der Meduse Ringmuskulatur;
Dünn ausgeprägt der Qualle Gallerte[4], dennoch vorhanden,
Vierstrahlig der Körperbau, doch octoradial[5].
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Überwiegend besitzt der medusoide Becher
Armartig ausgezogene, konische Flächen, die meist zu acht,
Gekrönt von Tentakeln[6] in Büscheln, je mit knopfartigem Ende,
Die dicht mit Nesselzellen[7] bestückt.
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Führen, nach innen sich beugend, dem vierlippigen Mundrohr[12] sie zu.
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Sezernieren klebrige Substanzen, wirken als Haftorgane,
Scheinen bei manchen Arten zurückgebildet, anderen fehlen sie ganz.
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In vier Taschen ist ihr Gastralraum[17] gegliedert,
Von wandständigen Septen[18] getrennt,
Worin Längsmuskeln ziehen, den Stiel zu verkürzen;
Septaltrichter[19 ]führ‘n in die Tiefe hinab.
Durch periklines[20] Septum
Entsteht ein verdoppelter Raum.
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So ähnelt der Stielqualle unterer Teil einem Polypen,
Hingegen der obere einer Ephyra[21], die zur Meduse entwickelt, sich nicht davon löst.
Auch die Gonaden[22], in den langgezogenen, armartigen Sockeln,
Sprechen für die Meduse, die sonst sexuell die Arten vermehrt.
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Getrennt verteilt sind der Staurozoa Geschlechter[23].
Eier gelangen in den Magen durch Platzen der Gonadenwand,
Werden durch ihren Mund[24] in die Umwelt befördert,
Wo extern die Befruchtung erfolgt.
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Bald darauf gehen die Eltern zugrunde,
Hat doch sich ihr Lebenswerk in den Nachkommen erfüllt.
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Worauf keine typischen Planulalarven[30] entstehen,
Vielmehr etwas wie ein kurzgeratener Wurm,
Der sich ohne Geißeln[31], kriechend
Ohne typische Gastrula[34] beginnt die Entwicklung;
Das Entoderm sei im Inneren geldrollenartig geformt.
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Eine polypoide Gestalt entwickeln sie, sobald am Substrat sie haften,
Nachdem sie durch Knospung vielleicht sich auf vier vermehrt;
Die Gestalt zieht sich zusammen, sich eine Pause zu gönnen,
Bildet eine Hülle, in der Monate sie oft so verbleibt,
Um dann sich am oberen Ende zur Meduse zu wandeln,
Die als Trichter die Stielqualle ergibt.
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Agil und flexibel waren zuvor sie im wahrsten Sinne des Wortes!
Wer als Art nicht freischwimmend oder ortsfest ist,
Kann zur Nahrungssuche sich oder auf Reiz hin lösen,
Heftet dann mit Tentakeln am Substrat sich fest, an Makroalgen zumeist,
Zieht den Fuß anschließend nach, sich anzukleben,
Löst Tentakel, nach vorne zu greifen, bis erneut
Klebend Halt sie finden und
So sich bewegen, wie Spannerraupen[35],[36] dies tun. –
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In vergleichsweise kaltem Wasser finden sich Staurozoa,
Sind weltweit verbreitet, leben überwiegend auf Seegräsern und Algen,
Werden bis zu vier Centimeter lediglich hoch.
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Fußnoten
[1] Polypen: Lebensstadien von Nesseltieren. Polypen haben eine Körperform, die aus einem hohlen Zylinder besteht (Hohltier) und in einer zentralen, von Tentakeln umgebenen Mundöffnung endet.
[2] Medusen, Quallen: Ein freischwimmendes, schirmförmiges Lebensstadium der Nesseltiere
[3] Subumbrella: Konkave Unterseite einer Qualle
[4] Mesogloea: Gallertartiges Gewebe bei Ctenophora (Rippenquallen) und Cnidaria (Nesseltieren), den Hohltieren, das den Zwischenraum zwischen der Gastrodermisschicht und der Epidermisschicht außen füllt. Sie ist zunächst zellfrei, bei den meisten Gruppen wandern jedoch verschiedene Zellen in die Schicht ein. Es handelt sich dabei aber nicht um ein drittes Keimblatt, nicht um ein Mesoderm.
[5] Octoradial: Mit acht Symmetrieebenen
[6] Tentakel: Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria
[7] Nesselzellen, Cnidocyten: Zellen in der Epidermis der Cnidaria, zum Beutefang und zur Abwehr dienend; bei Reizung wird ein Nesselschlauch ausgeschleudert, der häufig ein hochwirksames Gift in das Opfer injiziert
[8] Krebstiere, Krebsartige: Crustacea (Tetraconata – Mandibulata – Arthropoda – Panarthropoda – Ecdysozoa ... –)
[9] Muscheln: Bivalva (Mollusca – Schizocoelia – Spiralia – Protostomia – Bilateria –…)
[10] Schnecken: Gastropoda (Mollusca – Schizocoelia – Spiralia – Protostomia – Bilateria –…)
[11] Larven: Jugendstadien von Tieren, die sich grundsätzlich vom Erscheinungsbild Erwachsener unterscheiden und erst nach einer Metamorphose Adultgestalt annehmen
[12] Mundrohr: Die Mundöffnung ist auf das Ende einer langen Röhre der Subumbrella verlegt
[13] Randanker: Klebknöpfe zwischen armartig ausgezogenen Lappen des Polypen
[14] Armartige: Armartig ausgezogene Lappen des Polypen, an denen Tentakelbüschel hängen
[15] Rhopalium: Rand- oder Sinneskörper von Scophozoa (Schirmquallen) und Cubozoa (Würfelquallen), Hydrozoa (Hydrentiere), die am Rand des Schirms dieser Nesseltiere zu finden sind. Sie haben die Form kleiner mit Entoderm ausgekleideter Tentakel oder Keulen, die der Oberseite des Schirms der Meduse entspringen durch einen Decklappen geschützt werden; sie gelten als Rückbildungen von Tentakeln. Als Sinneszellen sind Statocysten (Gleichgewichtsorgane) und Ocellen an den entodermalen Zellen der Keulenspitze ausgebildet.
[16] Drüsenzellen: Zellen, die der Produktion und Abgabe (Sekretion) bestimmter Substanzen dienen
[17] Gastralraum (Schwämme, Nesseltiere): Großraum nahe des Osculums, des Mund-Afters, in den alle zuführenden engeren, dann weiteren, wasserführenden Kanäle oder Taschen münden
[18] Mesenterien: Scheidewände im Innern von Polypen, die den Gastralraum aufteilen
[19] Septaltrichter: Vom Mundfeld der Polypen ausgehende in Mesenterien eingesenkte Trichter
[20] Periklin: parallel zur Oberfläche
[21] Ephyra: Larvenform bei Medusozoa; Scheibe mit kurzen, zweilappigen, flügelartigen Anhängen
[22] Gonaden: Geschlechtszellen bildende Organe
[23] Getrenntgeschlechtlich: Weibliches und männliches Geschlecht sind auf zwei verschiedene Individuen verteilt
[24] Mund-After-Öffnung: Körperöffnung, die zugleich als Mund und After verwendet wird
[25] Radiäre Furchung: Die Zygote und deren Abkömmlinge hin zur Blastula teilen sich radiär
[26] Zygote: Diploide Zelle, die nach der Verschmelzung zweier haploider Kerne im Zuge der sexuellen Fortpflanzung entstand
[27] Blastula: Zunächst einzellschichtiges Hohlkugelstadium während der Ontogenese von Animalia
[28] Unipolare Immigration: Nur an einer Stelle wandern Zellen der Blastula in ihren Hohlraum
[29] Entoderm: Inneres Keimblatt der Embryogenese; im Zuge der Gastrulation nach innen gebrachte Zellschicht der Blastula
[30] Planula: Birnförmige bis länglich ovale bis keulenförmige, außen bewimperte Larve der Cnidaria
[31] Flagellum, Geißel (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.
[32] Seegras: Zostera spp. (Zosteraceae – Alismatales – Alismatanae – Liliidae – Abgeleitete Angiospermen –…)
[33] Makroalgen: Kein verwandtschaftsbezeichnender Begriff; mit bloßem Auge erkennbare Algen mit Größen von wenigen Millimetern bis zu 60 Metern
[34] Gastrula: Im Verlauf der Ontogenese der Eumetazoa stülpt sich die Blastula zur Gastrula ein, bildet dadurch ein zweizellschichtiges Stadium
[35] Spanner: Geometridae (Macrolepidoptera – Ditrysia s.l. – Glossata – Lepidoptera – Amphiesmenoptera –…)
[36] Raupen: Larven der Schmetterlinge
[37] Subtropen, subtropisch: Klimazone zwischen Wendekreisen und gemäßigtem Klima
[38] Tropen, tropisch: Klimazone zwischen Äquator und Wendekreisen
Eingestellt am 23. November 2024
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Haliclystus octoradiatus
Von verschiedenen Seiten aufgenommen: Oben links: von oben – Oben rechts: von der Seite – Unten links: von unten (guterkennbar ist der Saugfuß) – Unten rechts: von der Seite (auf Seegras) unter Benutzung eins Randankers
Autor: Genet
Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license; unverändert
Eingestellt am 23. November 2024
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