zum Glossar über:
Filifera, Fadenhydren
1 Nicht viel anders
.
Nicht viel anders, doch fehlen Filifera Stenothelen[1];
Und, wie der Name besagt, Tentakel[2] sind zumeist filiform.
.
Fußnoten
[1] Stenothelen: Nesselkapseln mit stilett- oder skalpellartigen, leicht gekrümmten, messerscharfen, oft in zwei Etagen angeordneten Strukturen an der etwas verbreiterten Basis des ausgestülpten Nesselkapselschlauchs
[2] Tentakel: Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria
Eingestellt am 23. November 2024
.
Cniden-Typen: Auswahl(Reinhard Agerer, Tusche)
Von links nach rechts:
Spirocyste, Klebkapsel: Der nach Explosion umgestülpte Schlauch ragt als gerades Stück aus der Cnide, dem, spiralig nach rückwärts wickelnd, sich sein erheblich längerer Teil anschließt und mit klebriger Masse umgeben ist; in der unentladenen Cnide, liegt der Schlauch schraubig um den geraden Teil
Haploneme Isorhize: Der nach Explosion umgestülpte Schlauch ragt als gerades Stück aus der Cnide; in der unentladenen Cnide liegt der Schlauch schraubig
Haploneme Anisorhize: Der nach Explosion umgestülpte Schlauch ragt enggeschraubt Stück aus der Cnide, in Seitenansicht ist die Schraubung kaum mehr erkennbar; in der unentladenen Cnide liegt der Schlauch schraubig
Rhaboide, Mastigophore: Nesselkapseln mit rundum etagiert angeordneten Mastigonemen in der unteren Hälfte des ausgestülpten Nesselkapselschlauchs; in der unentladenen Cnide, liegt der Schlauch schraubig um den geraden Teil
Eurythele: Nesselkapselschlauch mit zwei unterschiedlichen Bereichen, wenn explodiert: Basal mit kurzem, geradem Anteil, an dem weit spiralig ein Haarkranz emporläuft, an den sich ein engschraubiger Schlauch anschließt, dessen Schraubung in diesem Zustand in Seitenansicht kaum mehr erkennbar ist; in der unentladenen Cnide, liegt der basal gegabelte Schlauch als Rolle
Stenothele: Nesselkapseln mit stilett- oder skalpellartigen, leicht gekrümmten, messerscharfen, oft in zwei Etagen angeordneten Strukturen an der etwas verbreiterten Basis des ausgestülpten Nesselkapselschlauchs; in der unentladenen Cnide, liegt der basal ungegabelte Schlauch als Rolle
Zeichnung aus Westheide & Rieger, Seite 124, Abb. 193 (Auswahl)
Eingestellt am 23. November 2024
.
Filifera, Fadenhydren
2 Schneckenpelz
.
Immer nur an Ort und Stelle zu sitzen,
Nur erhaschen und fangen, was gerade sich hierher verirrt,
Mag vielen, weil unterernährt, den Tod gebracht haben,
Doch muss der sich dem Schicksal ergeben, wer vorschnell unverrückbar sich etabliert.
.
Wer mag den Vorteil bezweifeln, sich auf Wanderschaft zu begeben,
Neue Orte zu finden, die von Räubern[1] verschont, die der Ressourcen noch voll?
Wer Vehikel findet, wer von jemand durch die Umwelt gezogen,
Profitiert davon und noch dazu, falls er vom Fuhrmann auch noch gefüttert wird.
.
So haben Echinaten[2] sich aussichtsreiche Zukunft erworben,
Als Schneckenhäuser zu Fuhrwerken sie sich gewählt;
Besonders, wenn sie von Einsiedlerkrebsen[3] gezogen,
So Orte zügiger wechseln und sie erhalten, was dem Fuhrmann an Resten entkommt.
.
Eine passende Stelle, sich festzusetzen, suchen Planulalarven[4].
Doch worauf geben sie Acht? Auf etwas Festes, das schnell sich bewegt!
Schnecken[5] kriechen dem Boden entlang, Fressbares zu suchen.
Nur die schnellsten davon nehmen sich Planulalarven,
Sie aber sind längstens gestorben, die Häuser sind von Fremden[8] bewohnt.
.
Endlich sitzt sie fest, kann zum Polypen[9] sich wandeln,
Der aber nicht allein für sich bleibt:
Einen Stock[10], das ganze Häuschen zu überziehen, will er sich bilden,
So treibt er dichte Stolonen[11] ringsum aus,
Formt eine millimeterdicke Kruste,
Bedeckt unter ihm damit das Gefährt,
Überzieht mit Ektoderm[12], was er fest auf das Dach geheftet und
Treibt eine Vielzahl Polypen[13] aus den Stolonen hervor.
.
Fresspolypen[14], schlank und rank, wie schmal sich öffnende Vasen, mit
Sporensäcke[19] treiben sie seitlich hervor,
Wollen von oben mit Tentakeln sich schützen, die sich zu Knubbeln verkürzten;
Doch weil platzgreifend der erste Polyp seine Stolonen trieb,
Bleibt einem Zweiten, der viel zu spät auch kam, nur weiterzuschwimmen.
Der Platzhirsch schuf durch sein besitzergreifendes Wesen, sein eigenes Handicap,
Besitzt doch so ein Geschlechtspartner nicht die Möglichkeit, neben ihm zu siedeln;
Folglich bleibt jeder für sich allein.
.
Schutz ist den beiden[20] ein Herzensanliegen!
Echinata treibt zwei Typen Wehrpolypen[21] deswegen hervor:
Einer, der schnell sich nach oben verjüngt, nur in einem Tentakel endet,
Der peitschenartig weit über den Körper der beiden schwingt
Und einen weiteren Wehrpolypen, zwar auch recht schlank und oft weit erhoben mit
Knubbeln am Ende, wie sie das Gonozoid sich zugelegt,
Doch kann er spiralig sich krümmen,
Steht bevorzugt an Stellen, an denen des Einsiedlers Kopf dem Fahrzeug entragt.
.
Doch dieser Schutz ist dem Ensemble noch immer zu wenig.
Es könnte ja sein, dass jemand schleichend-äsend über sie fährt!
So stehen Stacheln, vom Periderm[22] nach oben getrieben,
Ebenfalls ektodermbedeckt, halbhoch zwischen den Polypen hervor;
Mancher Experte berichtet sogar, nicht reines Periderm würden sie bilden,
Kalkhaltig seien sie noch dazu. –
.
So fahren Schneckenpelze mit ihren Vehikeln
Im Nordatlantik, auch in Nordwestafrikas Atlantischem Ozean umher,
Hoffen auf Treffen, damit für Fitness möglichst viele Planulalarven entsteh’n.
.
Fußnoten
[1] Prädatoren: Organismen, die andere zum Zweck der Nahrungsaufnahme nutzen und dabei meist töten. Das Opfer eines Prädators ist dessen Beute.
[2] Hydractinia echinata, Schneckenpelz: (Hydractiniidae; nicht behandelt – Filifera – Anthoathecata – Leptolina – Hydrozoa –…)
[3] Einsiedlerkrebse: Pagurus spp. (Decapoda – Eumalacostraca - Malacostraca – Crustacea – Thoracopoda – …)
[4] Planula: Birnförmige bis länglich ovale bis keulenförmige, außen bewimperte Larve der Cnidaria
[5] Schnecken: Gastropoda (Mollusca – Schizocoelia – Spiralia – Protostomia – Bilateria –…)
[6] Strandschnecken: Littorina spp. (Littorinidae; nicht behandelt – Caenogastropoda – Gastropoda – Mollusca – Schizocoelia -…)
[7] Wellhornschnecken: Buccinum spp. (Buccinidae; nicht behandelt – Gastropoda – Mollusca – Schizocoelia –…)
[8] Einsiedlerkrebse
[9] Polypen: Lebensstadien von Nesseltieren. Polypen haben eine Körperform, die aus einem hohlen Zylinder besteht (Hohltier) und in einer zentralen, von Tentakeln umgebenen Mundöffnung endet.
[10] Polypenstock: Aussehen einer Kolonie, doch sind die einzelnen Individuen über ein gemeinsames Gewebe verbunden, unterscheiden sich darin von Kolonien, die durch dichte Siedlung einzelner Individuen gekennzeichnet sind
[11] Stolonen: Basale hohle Ausläufer, die benachbarte Polypen miteinander verbinden
[12] Ektoderm: Äußeres Keimblatt der Embryogenese; im Zuge der Gastrulation außen verbliebene Zellschicht der Blastula
[13] Polypenstock
[14] Fresspolypen, Nährpolypen: Typische, mit Fangtentakel versehene, sich mit Beute versorgende Polypen
[15] Tentakel: Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria
[16] Mund-After-Öffnung: Körperöffnung, die zugleich als Mund und After verwendet wird
[17] Gonozoide: Träger von Gonophoren
[18] Fitness (biologische): Je mehr nachkommenerzeugende Nachkommen entstehen, umso fitter ist ein Organismus
[19] Sporensäcke: Stark abgewandelte Medusoide (Cryptomedusoid, Heteromedusoid, Styloid) als Träger von Gameten
[20] Schneckenpelz und Einsiedlerkrebs
[21] Wehrpolypen, Dactylozoide: Polypen mit meist einziger Aufgabe Prädatoren zu schädigen oder zumindest abzuschrecken
[22] Periderm: Chitinöse Hülle von Polypen
[23] Opak: undurchsichtig
[24] Spermatozoide, Spermatozoen, Spermien: Reife, männliche, haploide Keimzellen; Gameten, die im Normalfall zu eigenständiger Bewegung fähig sind
[25] Eizellen: Unbewegliche, nährstoffreiche, weibliche, haploide Keimzellen
Eingestellt am 23. November 2024
.
Hydractinia altispina
Autor: Seascapeza
Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license; unverändert
Eingestellt am 23. November 2024
.