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Coccidia, Kokzidien

1 Toxoplasmose

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Besonders Schwangere fürchten Toxoplasmose[1],

Halten bei rohem Fleisch sich daher zurück,

Verspüren Angst, Toxoplasma-gondii-Zellen[2] aufzunehmen,

Besteht doch Gefahr, der Parasit durchtritt

Die Plazenta[3], gelange danach in den Fetus[4],

Ihn schädigend, in das Gehirn.

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Der Entwicklungskreislauf lässt die Stellen erkennen,

Wo sich zu infizieren, die größte Gefahr besteht:

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Zwei zur sexuellen Fortpflanzung geneigte Parasitenzellen

– Sie bleiben voneinander getrennt – bereiten darauf aber sich vor;

Der weibliche der beiden Gamonten[5] teilt sich nicht weiter,

Der Mikrogamont[6] jedoch bildet durch mehrfache Teilung Mikrogamenten[7] aus.

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Erfolgte des Makrogamonten Befruchtung, ummantelt er sich zur Cyste[8],

Wird, weil der Gamont als Eizelle wirkte, Oocyste[9] genannt;

Zwei Sporocysten[10] entsteh’n in der Kugel,

Wovon jede vier Sporozoite[11] später enthält.

Haploid[12] sind Sporocysten und Sporozoite,

Verweilen, doppelt geschützt, einige Zeit;

Werden vom Wirt, von der Katze[13], worin sie entstanden,

Ausgeschieden mit Kot und ins Freie gebracht,

Um wieder von Katzen oder von Zwischenwirten aufgenommen zu werden;

Oft von omnivoren[14] Tieren, wie Mäusen[15], oder auch Pflanzenfressern, die an Kräutern gütlich sich tun. –

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Sporozoite werden frei, durchdringen des Zwischenwirts[16] Darmwand,

Suchen der Tiere Lymphsystem[17];

Wiederholte Teilung verdoppelt, vervierfacht, versechzehnfacht Toxoplasmas Zellen;

Durchdringen Gewebe, nisten dort in Zellen sich ein,

Verdicken, wenn sie befallenen, Wände der Hirn- oder Muskelzellen,

Teilen sich mehrfach im Innern zu Merozoiten[18] von Sichelgestalt.

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Werden wieder von Zwischenwirten sie aufgenommen, beginnt erneut asexuelle Vermehrung,

Erst dann, sind in den Endwirt[19] sie, in die Katze, gelangt,

Vergrößern sich Sichelzellen,

Dringen dem Tier ins Darmepithel für ihres Zyklus’ neuen Beginn.

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Nur als Nebenwirte[20] dienen wir Menschen,

Setzen den Kreislauf nämlich nicht fort,

Verzehren wir Fleisch befallender Schweine[21] und Rinder[22]

– Katzenfleisch essen heutige Menschen ja nicht. –

Menschen erkranken recht selten, merken kaum den Schmarotzer,

Nur für Feten ist er gefährlich, falls er Plazenten durchringt.

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Fußnoten

[1] Toxoplasmose: Eine Toxoplasmose-Infektion während der Schwangerschaft erhöht das Risiko einer Früh-, Fehl- oder Totgeburt. Außerdem kann der Erreger das zentrale Nervensystem schädigen und Fehlbildungen verursachen. Die Kinder können dann ein vermindertes Sehvermögen haben, geistig behindert sein oder an Krampfanfällen leiden.

[2] Toxoplasma gondii: Verursacher der Toxoplasmose (Coccidia – Conoidasida – Apicomplexa – Wimpeola – Chromalveolata –…)

[3] Plazenta (Animalia): Sich während der Schwangerschaft entwickelndes Gewebe an der Gebärmutterwand, das zum embryonalen Organismus gehört, von diesem gebildet wird und von Blutgefäßen der Mutter und des Embryos durchzogen ist, darüber steht der Embryo, bzw. Fötus, mittelbar mit dem Blutkreislauf der Mutter in Verbindung, erhält Nährstoffe und Sauerstoff und gibt Abfallprodukte ab. (Wikipedia)

[4] Fötus: Sich entwickelndes menschliches Kind ab der neunten Schwangerschaftswoche; davor spricht man von Embryo

[5] Macrogamont, Makrogamont: Weiblicher Gamont

[6] Microgamont, Mikrogamont: Männlicher Gamont

[7] Mikrogameten, Microgameten: Männliche Gameten; die kleineren bei Anisogamie; bei Oogamie die begeißelten Gameten (Spermatozoide) 

[8] Cyste: Mit widerstandsfähiger Wand umgebene Überdauerungsform von Zellen, von mehrzelligen Gebilden, gar von winzigen Organismen

[9] Oocyste: Zygote

[10] Sporocysten: Cysten, die mehrere Sporen enthalten

[11] Sporozoite: Eigenbewegliche, in einer Zygote entstandene, haploide, infektiöse Sporen der Apicomplexa

[12] Haploid: Zellkerne mit einfachem Chromosomensatz; ausgedrückt als n

[13] Hauskatze: Felis catus (Felis-Gruppe – Feloidea – Feliformia – Carnivora s.s. – Carnivora s.l. –…)

[14] Omnivor: Sowohl tierische als auch pflanzliche Nahrung fressend und verdauend

[15] Feldmaus: Microtus arvalis (Arvicolinae – Cricetidae – Muroidea – Myomorpha – Rodentia –…)

[16] Zwischenwirt (Pathogene): Wird von einem Pathogen zwar befallen, doch dient er nicht der Pathogenverbreitung

[17] Lymphe: In Lymphgefäßen fließende wässrige, hellgelbe Flüssigkeit als Zwischenglied zwischen Gewebsflüssigkeit und Blutplasma; das Lymphsystem mit Lymphgefäßen als Leitungsbahnen ist neben dem Blutkreislauf das wichtigste Transportsystem im Körper; es ist auf den Transport von Nähr- und Abfallstoffen spezialisiert und entsorgt in den Lymphknoten auch Krankheitserreger wie Bakterien und Fremdkörper (Wikipedia)

[18] Merozoiten: Durch Zergliederung ungeschlechtlich vermehrte Zellen

[19] Endwirt: Wirt, in dem sexuelle Fortpflanzung (P! K! R!) erfolgt

[20] Nebenwirt: Wirt, in dem lediglich asexuelle Vermehrung erfolgt

[21] Hausschwein: Sus scrofa domesticus (Suidae – Suina – Artiodactyla – Übrige Cetartiodactyla – Cetartiodactyla –…)

[22] Hausrind: Bos taurus (Bovini – Boodontia – Bovidae – Pecora – Ruminatia –…)

Eingestellt am 14. Juni 2025

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Toxoplasma gondii Entwicklungszyklus

Sexueller Kreislauf (blau unterlegt): Zwei haploide Merozoiten (a, Tachyzoiten von Parasitologen genannt; schnell sich teilende, sehr bewegliche Merozoiten) differenzieren sich in einen weiblichen und einen männlichen Gamonten, in denen eine Eizelle (c) oder viele männliche Gameten (b) entstehen.

Männliche und weibliche Gameten fusionieren (P!, nicht dargestellt), um eine diploide Zygote, eine Oocyste (K!, nicht dargestellt) zu bilden. Daraufhin teilt sich die Zygote und bildet intern zwei Sporocyten (d), Zellen, die je vier haploide Sporozoite bilden werden. In den Sporocyten erfolgt die Meiose (R!, nicht dargestellt), so dass in jeder Oocyste acht Sporozoite (e) entstehen.

Dieser sexuelle Kreislauf erfolgt in Katzen, in deren Darm sich die Dauerzygoten (Daueroocysten) ansammeln und mit dem Kot ausgeschieden werden. Nehmen Katzen Nahrung, die mit ihnen kontaminiert, auf, oder fangen infizierte Mäuse, kann der Kreislauf neu beginnen, indem die Sporozoite der Katze Darmepithelzellen infizieren. Andererseits können auch Merozoiten (a, Bradyzoiten von Parasitologen genannt; eher stationäre, langsam sich teilende Merozoiten) entstehen, die sich in Tachyzoiten wandeln und ohne sexuelle Fortpflanzung Katzen intern immer wieder infizieren.

Asexueller Kreislauf (ocker unterlegt): In Nebenwirten, die sich mit Toxoplasma gondii kontaminierten (wie Ratten, Mäuse, Vögel, Rinder, auch der Mensch), dringen Bradyzoiten in Darmepithelzellen ein (5); sie entwickeln sich zu schnell sich teilenden, beweglichen Tachyzoiten (1), die nahezu in alle Zellen eindringen können, vermehren sich darin durch ständige Zweiteilung, bis die Zelle zerplatzt und sie freigibt. Die Parasiten besiedeln dann Blut- und Lymphgefäße, um Makrophagen und Lymphocyten zu befallen; im weiteren Verlauf kann dann eine systemische Ausbreitung von Toxoplasma gondii erfolgen. Tachyzoiten entwickeln sich zu cystenbildenden Bradyzoiten (3), in denen durch wiederholte Zweiteilung eine große Anzahl von Bradyzoiten (4) entsteht. Aufgenommene Bradyzoitencysten (4), zersetzen sich in Magen und Darm, geben ihre Bradyzoiten frei, die wieder in Epithelzellen des Darms eindringen können (5). – Die Kontamination der Nebenwirte kann durch Dauerzygoten oder durch Bradyzoitencysten erfolgen, die durch Wind oder Regen in fein verteiltem Kot oder auch als freie Cysten Pflanzen behaften können und so von Pflanzenfressern oder Omnivoren aufgenommen werden können.

Es handelt sich bei Kokzidien somit um haploide Organismen, deren Zygoten allein diploid sind. Sexuelle Fortpflanzung und asexuelle Vermehrung erfolgen im Endwirt (Katzen bei Toxoplasma gondii), in Nebenwirten nur eine asexuelle Vermehrung. Es liegt hiermit ein Wirtswechsel vor, der allerdings nicht obligat stattfinden muss.

Autor: Furfur

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Eingestellt am 14. Juni 2025

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