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Ceriantharia, Zylinderrosen
1 Selbsterrichtete Wohnkammer
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Auf weichen Böden, wie Sand und Schlick, finden sie Heimat und
Bauen sich selbst eine Wohnröhre, die hinab in den Untergrund reicht!
Bis zu einem Meter Tiefe kann sie sich ziehen;
Gefahr zum Einsturz besteht aber nicht,
Denn lederartige Wandung stabilisiert innen die Röhre,
Aus Schleim, feinen Bodenpartikeln und Cniden[1 ]zusammengeklebt.
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Zieh’n sich, wenn Gefahr, blitzschnell zurück in die Röhre,
Von der Epidermis[2] umfangreicher Längsmuskulatur bewirkt.
Der Mesenterien[3] Zusammenziehen hülfe zu wenig,
Sind ihre Muskelstränge doch einzeln nur und im Innern des Körpers verteilt.
So wurden sie nach dem Prinzip der Sparsamkeit
Evolutiv konsequent reduziert.
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Blitzschnelles Verkürzen muss intensivem Druck entgegenwirken,
Von Wasser zum Aufrechterhalten der Form etabliert;
Zu klein wäre die Mund-After-Öffnung[4] wohl, das Wasser
Schnellstmöglich aus dem Raum zu entfernen, damit der Körper schnell sich verkürzt.
So kann es physikalisch und evolutiv Denkenden kaum mehr verwundern,
Dass am Fußende des Polypen[5] eine Spritzöffnung wirkt.
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Zweierlei Arten Tentakel[6] schmücken Zylinderrosen:
Lange, überlang erscheinende Arme am Mundfeldrand
Breiten sich wie eines Springbrunnens Strahlen nach außen.
Lugt der Polyp aus der Röhe hervor,
Fallen sie, in ein bis vier Kreisen stehend,
Weitbogig über den Untergrund hin.
Ein Polyp von zwei Centimeter Körperdurchmesser
Belegt dann einen Keis von sechzig Centimetern rund um sich.
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Verschwindet der Träger in der Behausung,
Zieht er sie bis auch die letzte Spitze verschwindet, zügig sich nach,
Denn die Tentakel sind nicht in der Lage, sich schnell zu verkürzen,
Was für die Länge der Wohnröhre spricht.
Mundtentakel, entschieden kürzer und geringer an Zahl als die randlichen Partner,
Steh‘n unmittelbar am Rand des Munds[7].
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Als Zwitter[8] können sie ihr Geschlecht auch wechseln;
Pflanzen sich, aber selten, auch ungeschlechtlich fort.
Larven leben lange pelagisch[9],
Besitzen bereits einen Mund[10],
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Später noch kurze Tentakel, die erheblich länger schnell werden,
Zweireihig und wie bei Erwachs‘nen gestellt.
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Fußnoten
[1] Cniden: Nesselkapseln
[2] Epidermis: Außenschicht eines Tieres
[3] Mesenterien: Scheidewände im Innern von Polypen, die den Gastralraum aufteilen
[4] Mund-After-Öffnung: Körperöffnung, die zugleich als Mund und After verwendet wird
[5] Polypen: Lebensstadien von Nesseltieren. Polypen haben eine Körperform, die aus einem hohlen Zylinder besteht (Hohltier) und in einer zentralen, von Tentakeln umgebenen Mundöffnung endet.
[6]T entakel: Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria
[7] Mund-After-Öffnung
[8] Zwitter: Weibliche und männliche Gameten befinden sich auf ein und demselben Individuum, müssen aber nicht zur gleichen Zeit zur Reife kommen
[9] Pelagisch: schwimmend, schwebend
[10] Mund-After-Öffnung
Eingestellt am 23. November 2024
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Cerianthus membranaceus, Große Mittelmeer-Zylinderrose
Autor: unbekannt
Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 1.0 Generic license; unverändert
Eingestellt am 23. November 2024
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