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Discomedusae, Scheibenquallen
1 Die häufigsten Quallen
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Vierkantig ausgezogen das Mundrohr[1],
Faltige, langgezogene Fahnen in entsprechender Zahl hängen recht oft daran;
Meterlang zieh’n sie meist hinterher.
Rückt sie vom Rand nah an den Mund.
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Bilden dafür mitunter auch Podocysten[8].
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Sehr unterschiedlich evolvierten sich Scheibenquallen:
Manchen fehlen Fangentakel am Rand;
Zudem verwächst früh ihre Mundöffnung;
So besteht nur aus Röhren ihr Manubrium[9], das,
In den zentralen Teil des Gastrovaskularsystems[10] mündend,
Nur über sekundär entstandene Poren mit der Außenwelt in Verbindung steht;
Meist sind sie von kleinen Tentakeln umstanden, bekommen Nahrungspartikel von Wimpern[11] zugewedelt;
Unverdaute Reste werden durch die Poren entsorgt.
Zierliche Fransen, Falten und Krausen
Umgeben den einstigen Mund.
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Fußnoten
[1] Mundrohr: Die Mundöffnung ist auf das Ende einer langen Röhre der Subumbrella verlegt
[2] Rhopalium: Rand- oder Sinneskörper von Scophozoa (Schirmquallen) und Cubozoa (Würfelquallen), Hydrozoa (Hydrentiere), die am Rand des Schirms dieser Nesseltiere zu finden sind. Sie haben die Form kleiner mit Entoderm ausgekleideter Tentakel oder Keulen, die der Oberseite des Schirms der Meduse entspringen durch einen Decklappen geschützt werden; sie gelten als Rückbildungen von Tentakeln. Als Sinneszellen sind Statocysten (Gleichgewichtsorgane) und Ocellen an den entodermalen Zellen der Keulenspitze ausgebildet.
[3] Tentakel: Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria
[4] Cyanidae: Blauquallen (Discomedusae – Scyphozoa – Medusozoa – Cnidaria – Amimalia –…)
[5] Tentakel
[6] Polypen: Lebensstadien von Nesseltieren. Polypen haben eine Körperform, die aus einem hohlen Zylinder besteht (Hohltier) und in einer zentralen, von Tentakeln umgebenen Mundöffnung endet.
[7] Stolonial: An basalen hohlen Ausläufern
[8] Podocyste: Mit undifferenzierten Zellen gefüllte, mit chitinöser Hülle versehenes Überdauerungsstadium, aus der ein planulaähnliches Stadium schlüpfen kann
[9] Manubrium: Lange Röhre als Fortsetzung des Magens und Träger des Munds
[10] Gastrovaskularsystem: Verdaungsgefäßsystem
[11] Wimpern: Eukarya-Flagellen, -Geißeln, Cilien
Eingestellt am 23. November 2024
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Discomedusae, Scheibenquallen
2 Cyanea
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Schmerzverzerrten Gesichts schwimmen mitunter badende Gäste
Schnellstmöglich der rettenden Nord- oder Ostseeküste zu.
Umschlingen Arme und Beine, rissen sich los vom flottierenden Schirm.
Grund war die Feuerqualle, Cyanea capillata[3],
Gelbe Haarqualle auch genannt.
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Randtentakel fehlen der ganzen Familie,
Dafür haben sie acht Tentakelgruppen, die, an die Unterseite gerückt
– Mehr als einhundertundfünfzig steh‘n zum Bündel zusammen –
Gelegentlich bis zu dreißig, vierzig Metern strecken sich aus,
Zieh’n in Sekundenschnelle sich auf ein Zehntel zusammen,
Breiten sich, Beute zu fangen, wie ein Netz weit über den Rand hinaus,
Lassen mit gebreiteten Tentakeln
Sich langsam sinken Richtung Grund,
Bedecken lautlos, fangen mit Nesselkapseln,
Was arglos sich darunter befand:
Was immer sich verfängt darin, kommt nicht mehr los.
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So leben die Feuerquallen!
Treiben, von Badenden so gesehen, ihr Unwesen küstennah;
Berühren Schwimmer ihre agressiv nesselnden Arme,
Gilt es, sofort zu verlassen des Unfalls Ort, denn
Oft hängen Tentakelreste noch an Armen und Beinen,
Deren Nesselkapseln womöglich erst zu zwanzig Prozent explodiert.
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Brennende Schmerzen und Striemen, Verbrennungen ähnlich,
Rufen die Gifte hervor, mitunter allergische Reaktion,
Die einen Schock gelegentlich bringen;
So ist Verlassen des Wassers unbedingt angezeigt.
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Abreiben der Haut lässt restliche Nesselzellen explodieren!
Mit Essigwasser zu spülen sei aber Mittel der Wahl;
Und Schmerzmittel reichen, wie Brandwunden diese Irritationen behandeln
Käme am besten Schmerzen und Hautvergiftungen bei.
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Wären Löwenmähnenquallen nicht so sehr giftig,
Wären sie, nah betrachtet, ihrer Farbenpracht wegen bewundernswert:
Mundarme[6] purpurfaben, Tentakel gelb vor allem, doch auch rötlich,
Woher der Bezug zu den bekannten Steppenbewohnern kommt;
Hellrosa bis rotgelb, auch bauviolett getönt ihre Haube,
Die dreißig Centimeter Durchmesser oft erreicht. –
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In der Arktis hingegen
– Glücklicherweise schwimmt niemand dort –
Erreicht die Löwenmähne zwei Meter:
Wer unter die fünfhundert Quadratmeter deckende Fangarme käme, dem winkte der Tod. –
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Ihre nahe Verwandte, die Blaue Qualle[7],
Wegen der Farbe auch Kornblumenqualle genannt,
Kann gleichfalls mit Fangarmen quälend nesseln,
Doch wer das leuchtende Blau erspäht, ist gewarnt, hält gehörigen Abstand daher.
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Fußnoten
[1] Nesselkapseln: In Nesselzellen gebildete, kapselartige Gebilde, die bei Reizung der Nesselzellen ihr schlauchartiges Fangorgan hervorschleudern
[2] Tentakel (Nesseltiere): Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria
[3] Cyanea capillata: Feuerqualle, Gelbe Haarqualle, Löwenmähnenqualle (Cyanidae; nicht behandelt – Discomedusae – Scyphozoa – Medusozoa – Cnidaria –…)
[4] Garnelen: Die Bezeichnung fasst in einer Gruppe als nicht direkt miteinander verwandte Krebstiere zusammen
[5] Krustentiere: Crustacea (Tetraconata – Mandibulata – Arthropoda – Panarthropoda – Ecdysozoa –…)
[6 ]Mundarme, Mundtentakel, Mundfahnen, Mundlappen (Quallen): Cnidocytentragende unregelmäßig geformte, unmittelbar dem Mundrand, am Ende des Mundrohrs (Manubrium) entspringende Auswüchse
[7] Blaue Qualle, Kornblumenqualle: Cyanea lamarckii (Cyanidae; nicht behandelt – Discomedusae – Scyphozoa – Medusozoa – Cnidaria –…)
Eingestellt am 23. November 2024
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Oben: Cyanea capillata, Feuerqualle, Gelbe Haarqualle, Löwenmähnenqualle
Autor: Wusel007
Lizenz: GNU Free Documentation License; unverändert
Unten: Cyanea capillata, Feuerqualle, Gelbe Haarqualle, Löwenmähnenqualle
Autr: Arnstein Rønning
Lizenz: Creative Commons Attribution 3.0 Unported license; unverändert
Eingestellt am 23. November 2024
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Discomedusae, Scheibenquallen
3 Die Leuchtende
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Stark nesselnd, doch etwas weniger irritierend als Haarquallen[1],
Begegnet Pelagia noctiluca[2] uns im Mittelmeer:
Durchschlägt die Haut mit Nesselkapseln[3],
Verursacht ein Brennen doppelt so stark wie der Brennessel[4] Gift,
Um Blasen danach aufzuwerfen, die
Brandblasen nicht unähnlich sind.
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Hübsch auch diese Qualle[5] als Glocke oder als Hemisphäre,
Höchstens handtellergroß ihr Schirm,
Blasspink oder malvenfarben[6] bis bläulich,
Intensiver gefärbt die Warzen darauf
Mit dichtgedrängten Cnidocyten[7] versehen,
Sich oben zu wehren, fasst jemand von dort sie an.
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Zwischen sechzehn Randlappen[8] sitzen
Mit denen Nahrung sie fangen; außen hübsch gekraust.
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Werden elektrisch sie gereizt, oder stark erschüttert,
Leuchten sie bläulich, je stärker die Reize, umso mehr.
Leben in Schwärmen, die mehrere Kilometer oft lang,
Brechen in Aquakulturen gelegentlich ein, fressen, was nur möglich, darin;
Auch größere Fische, wie Lachse[13], verletzen, töten sie ohne Gewissen,
Doch zu groß ist ihnen die Beute, lassen sie unverzehrt.
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Ihre riesigen Wanderzüge lassen sich fortpflanzungsbiologisch begründen:
Danach vermehren als Quallen sie der Wanderzüge Glieder;
Weil keine Polypen sie bilden, erfolgt Vermehrung auf Hochsee,
Brauchen damit keinen festen Ort für den Entwicklungskreislauf;
Wandern nahe der Oberfläche, sinken auf zwanzig Meter höchstens hinab.
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Fußnoten
[1] Haarquallen: Cyanea spp. (Cyanidae; nicht behandelt – Discomedusae – Scyphozoa – Medusozoa – Cnidaria –…)
[2] Pelagia noctiluca: Leuchtqualle (Pelagiidae; nicht behandelt – Discomedusae – Scyphozoa – Medusozoa – Cnidaria –…)
[3] Nesselkapseln: In Nesselzellen gebildete, kapselartige Gebilde, die bei Reizung der Nesselzellen ihr schlauchartiges Fangorgan hervorschleudern
[4] Brennessel: Urtica spp. (Urticaceae – Rosales - ZyFaRoFaCu-Verwandtschaft – Rosanae – Rosidae –…)
[5] Quallen: Schirm- oder glockenförmige Nesseltiere
[6] Malven: Malva spp. (Malvaceae – Malvales – Malvanae – Rosidae – Superrosidae –…)
[7] Cnidocyten: Nesselkapseln bildende Zellen
[8] Randlappen: Vorhangartig herabhängende Lappen am unmittelbaren Schirmrand, im Kontaktbereich von Ex- und Subumbrella
[9] Rhopalium: Rand- oder Sinneskörper von Scophozoa (Schirmquallen) und Cubozoa (Würfelquallen), Hydrozoa (Hydrentiere), die am Rand des Schirms dieser Nesseltiere zu finden sind. Sie haben die Form kleiner mit Entoderm ausgekleideter Tentakel oder Keulen, die der Oberseite des Schirms der Meduse entspringen durch einen Decklappen geschützt werden; sie gelten als Rückbildungen von Tentakeln. Als Sinneszellen sind Statocysten (Gleichgewichtsorgane) und Ocellen an den entodermalen Zellen der Keulenspitze ausgebildet.
[10] Tentakel: Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria
[11] Mundtentakel, Mundarme: Cnidocytentragende unregelmäßig geformte, unmittelbar dem Mundrand, am Ende des Mundrohrs (Manubrium) entspringende Auswüchse
[12] Mund-After-Öffnung: Körperöffnung, die zugleich als Mund und After verwendet wird
[13] Atlantischer Lachs: Salmo salar (Salmonidae – Salmoniformes – Protacanthopterygii – Euteleostei – Clupeocephala –…)
[14] Planula: Birnförmige bis länglich ovale bis keulenförmige, außen bewimperte Larve der Cnidaria
[15] Ephyra: Larvenform bei Medusozoa; Scheibe mit kurzen, zweilappigen, flügelartigen Anhängen
Eingestellt am 23. November 2024
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Pelagia noctiluca, Leuchtqualle
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pelagia_noctiluca_(Sardinia).jpg
Autor: Hans Hillewaert
Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license; unverändert
Eingestellt am 23. November 2024
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Discomedusae, Scheibenquallen
4 Kompassqualle
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Wie eine Kompassrose[1] erscheint die Zeichnung,
Betrachtet man von oben den Schirm;
Gelbbraune, orange, rote oder dunkelbraune Bänder
Vermitteln das namengebende Bild[2].
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Ansonsten zeigt sich der flache Schirm recht zurückhaltend in
Farblos, Weißlich, Gelblichweiß, Orange oder Braun;
Zweiunddreißig bis achtundvierzig Lappen[3], dazwischen mit
Vierundzwanzig ziemlich kräftigen, langen Tentakeln[4] verseh’n;
Vier auffällige, faltig-wellige Mundarme[5], V-förmig im Querschnitt,
Hängen noch weiter als die Randtentakel herab.
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Chrysaoren leben als Zwitter[6]
Meist proterandrisch[7], beginnend mit Männchenfunktion,
Im Übergang wirken beide Geschlechter gleichzeitig,
Beiderlei Gonaden[8] werden zugleich dann reif,
Bis am Ende sie ausschließlich mütterlich und
Planulalarven[9] entstehen, die anfangs noch von der Mutter geschützt.
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Dem normalen Generationswechsel folgend[10],
Setzen sie als Polypen[11] sich fest,
Bilden gestapelt nacheinander Ephyren[12],
Die später als Medusen in Scharen Mittelmeer,
Nordsee, auch den Atlantik in
Grilltellergröße durchzieh’n.
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Fußnoten
[1] Kompassrose: Vielstrahlige Windrose (Himmelsrichtungen anzeigend) auf einem Kompass
[2] Kompassqualle: Chrysaora hysoscella (Semaeostomidae; nicht behandelt – Discomedusae – Scyphozoa – Medusozoa – Cnidaria –…)
[3] Randlappen: Vorhangartig herabhängende Lappen am unmittelbaren Schirmrand, im Kontaktbereich von Ex- und Subumbrella
[4] Tentakel: Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria
[5] Mundarme, Mundtentakel, Mundfahnen, Mundlappen (Quallen): Cnidocytentragende unregelmäßig geformte, unmittelbar dem Mundrand, am Ende des Mundrohrs (Manubrium) entspringende Auswüchse
[6] Zwitter: Weibliche und männliche Gameten befinden sich auf ein und demselben Individuum, müssen aber nicht zur gleichen Zeit zur Reife kommen
[7] Prot(er)andrisch: Vormännlich; zunächst werden die männlichen Gameten reif, dann erst die weiblichen, um Eigenbefruchtung zu verhindern
[8] Gonaden: Geschlechtszellen bildende Organe
[9] Planula: Birnförmige bis länglich ovale bis keulenförmige, außen bewimperte Larve der Cnidaria
[10] Auch als Metagenese bezeichnet
[11] Polypen: Lebensstadien von Nesseltieren. Polypen haben eine Körperform, die aus einem hohlen Zylinder besteht (Hohltier) und in einer zentralen, von Tentakeln umgebenen Mundöffnung endet.
[12] Ephyra: Larvenform bei Medusozoa; Scheibe mit kurzen, zweilappigen, flügelartigen Anhängen
Eingestellt am 23. November 2024
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Kompassqualle, Chrysaora hysoscella
Autor: Francesco Crippa
Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic license; unverändert
Eingestellt am 23. November 2024
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Discomedusa, Scheibenquallen
5 Ohrenqualle
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Ihre acht sind zu vier Paaren zusammengerückt,
Zeigen für manche Betrachter die Form von Ohren,
Andere erinnern sie an Hufeisen nur;
Erscheinen violett bei Weibchen
Bei Männchen aber weiß bis rotorange.
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Für nordatlantische Populationen zumindest wurde ihr Fortpflanzungsverhalten beobachtet
– Doch kommen Ohrenquallen weltweit vom siebzigsten Breitengrad Nord bis zum fünfundfünfzigsten südlich vor. –
Im Frühsommer kommen an Schottlands Westküste geschlechtsreife Medusen,
Männchen geben Spermatozoen[3] alsdann ins Meer.
Freie Planulalarven[4] finden sich
Ende Juni zwischen den Mundfahnen[5] der Weibchen;
Anfang August bedecken massenhaft
Bilden Epyhra-Larven[8] von November bis Ende Januar en masse.
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Schwimmen Ephyralarven und junge Quallen[9 ]im Wasser,
Endet der Quallen Fortpflanzungszeit mit Tod;
Ende Februar bereits verschwinden auch die Polypen;
Viereinhalb Monate vielleicht scheint damit der Ohrenquallen Lebensdauer zu sein. –
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Flachgewölbt nur zeigt sich Aurelia aurita,
Gleicht eher größerem Teller, den jemand umgedreht,
Und farblos-durchsichtig, nur Gonaden lassen sich darin erkennen;
Fransig wirkt der Qualle Rand, der dicht von kurzen, für Menschen harmlosen Tentakeln[10] besetzt;
Vorhangartige Lappen[11] lassen sich nicht erkennen, weil nicht vorhanden,
Mundarme dagegen wirken gut ausgebildet und kräftig gefärbt.
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Für kleinerer Beute Erwerb verwenden sie
Tentakel nur zum geringeren Teil;
Als Hauptfangapparate wirken des ganzen Körpers bewimperte Zellen:
Sie bewegen in Schleim eingehüllte Partikel zum Rand des Schirms,
Werden in Gruben dort zwischengelagert,
Bis Mundarme sie holen, zum Mund sie führ’n.
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Neben Kleinpartikeln, sechs Millimeter, aber nicht größer,
Nehmen sie kleinere Fische ebenfalls an,
Von zehn Centimeter Größe waren sie im Magen zu finden.
Fingen und brachten Mundarme sie zum Mund?
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Fußnoten
[1] Ohrenqualle: Aurelia aurita (Ulmariidae; nicht behandelt – Discomedusae – Scyphozoa – Medusozoa – Cnidaria –…)
[2 ]Gonaden: Geschlechtszellen bildende Organe
[3] Spermatozoide, Spermatozoen, Spermien: Gameten, reife, haploide Keimzellen, die im Normalfall zu eigenständiger Bewegung fähig sind
[4] Planula: Birnförmige bis länglich ovale bis keulenförmige, außen bewimperte Larve der Cnidaria
[5] Mundarme, Mundtentakel, Mundfahnen, Mundlappen (Quallen): Cnidocytentragende unregelmäßig geformte, unmittelbar dem Mundrand, am Ende des Mundrohrs (Manubrium) entspringende Auswüchse
[6] Scyphopolypen: Polypen nach der Klasse Scyphozoa benannt, um diese im Vergleich zu den etwas abweichend gestalteten Polypen anderer Klassen separat bezeichnen zu können
[7] Laminaria spp.: Zuckertang (Laminariales – Phaeophyceae – Chromophyta – Straminipila – “Wimpeola” –…)
[8] Ephyra: Larvenform bei Medusozoa; Scheibe mit kurzen, zweilappigen, flügelartigen Anhängen
[9] Quallen: Schirm- oder glockenförmige Nesseltiere
[10] Tentakel: Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria
[11] Randlappen: Vorhangartig herabhängende Lappen am unmittelbaren Schirmrand, im Kontaktbereich von Ex- und Subumbrella
Eingestellt am 24. November 2024
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Ohrenqualle, Aurelia aurita
Autor: Julian Fahrbach
Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany license; unverändert
Eingestellt am 23. November 2024
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Discomedusae, Scheibenquallen
6 Mangrovenquallen (TP)
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Liegen zu Tausenden auf schlammigem Grund!
Ja liegen! Richtig gelesen!
Saugen sich fest, damit sie nicht Strömung verschwemmt.
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Nicht mit Mundrohr[4] nach unten,
Wo denkst du hin?!
Auf den Rücken dreht sich Cassiopea[5],
Liegt dort auf einer Delle recht gut.
Macht es sich leicht, sich festzusetzen,
Hebt den Hohlraum nur etwas an, schon hält der Dellenrand dicht.
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Nicht schon immer liegt sie bequem auf dem Boden.
Und als Jungqualle bis zu zwei Centimeter Durchmesser
Schwebt sie, mehr als sie schwimmt, herum.
Nur die Mundarme[10] helfen ihr. –
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Auch wenn sie bequem am Boden, scheint es mitunter ihr nötig,
Den Ort zu wechseln aus unbekanntem Grund,
– Fühlt sich erheblich gestört vielleicht durch irgendetwas –
Löst den Saugnapf, hebt ab,
Schwimmt wenig nur weiter, legt sich,
Den Saugnapf umgehend hochziehend,
Sofort wieder hin.
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Gekrauste, feinverästelte Mundarme legt sie
Schräg-flach, einem Stern fast gleich,
Mit nesselzellbestückten[11] Zweigbüscheln
Nach oben, ausgestreckt gegen des Schirmes Rand,
Der, sauerstoffhaltiges Wasser und Plankton[12] heranzubefördern,
Bis zu zwanzig Mal in der Minute sich zusammenzieht und wieder dehnt.
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Wohl in Schleimballen verpackt, werden die Fänge
Irgendwie zum Mund transportiert.
Doch lässt sich der Hunger damit wohl nicht vollkommen stillen,
Denn als eine der wenigen Quallen setzt sie auf der Zooxanthellen[13] Werk.
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Doch damit noch nicht genug! An Nahrung zu kommen,
Schickt sie Kügelchen los, Opfer zu treffen, damit sie getötet sinken herab.
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– Lange schon klagten Schnorchler und Schwimmer,
Die in Mangrovenzonen des Öftern unterwegs,
Über stechendes Gefühl an freiliegenden Stellen,
Obwohl sie mit wirbellosen Tieren nie,
Auch mit Quallen[14] nicht, in Kontakt gekommen sind.
Mehr als ein lästiges Jucken, ein leichtes Brennen, war es jedoch nicht. –
Forscher kamen erst vor wenigen Jahren
Diesem Phänomen auf die Spur:
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An hervorgehobenen, etwas aufgeblähten Stellen der Mundarmkrausen
Bilden sich Kügelchen, schnüren sich ab!
Und – überraschend für die Experten –
Schlossen Zooxanthellen ebenfalls ein.
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Stießen mit Krebschen[20] im Versuch sie zusammen,
Waren die Opfer umgehend tot, weiter aber schwamm das Projektil.
Erfolgen Zusammenstöße über der Qualle,
Sinkt die Beute womöglich auf die gebreiteten Arme herab.
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Was der Zooxanthellen Aufgabe in den Cassiosomen[21],
Darüber rätselt die Wissenschaft heute noch.
Liefern Energie sie für der Projektile Reise,
Dienen der asexuellen Vermehrung der Qualle sie?
Setzen sie sich irgendwo nieder, Polypen zu werden?
Entstehen Quallen aus ihnen sogar?SL
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Fußnoten
[1] Mangroven: Mangrovenwälder bestehen aus Bäumen und Sträuchern verschiedener Pflanzenfamilien mit insgesamt fast 70 Arten, die sich an die Lebensbedingungen der Meeresküsten und brackiger Flussmündungen durch aus dem Wasser herausragende Wurzeln angepasst haben.
[2] Mangrovenzone: Gezeitenbereiche vorwiegend tropischer Küsten mit Wassertemperaturen über 20oC
[3] Tropen, tropisch: Klimazone zwischen Äquator und Wendekreisen
[4] Mundrohr: Die Mundöffnung ist auf das Ende einer langen Röhre der Subumbrella verlegt
[5] Mangrovenqualle: Cassiopea xamachana (Cassiopeidae; nicht behandelt – Discomedusae – Scyphozoa – Medusozoa – Cnidaria –…)
[6] Ephyra: Larvenform bei Medusozoa; Scheibe mit kurzen, zweilappigen, flügelartigen Anhängen
[7] Polypen: Lebensstadien von Nesseltieren. Polypen haben eine Körperform, die aus einem hohlen Zylinder besteht (Hohltier) und in einer zentralen, von Tentakeln umgebenen Mundöffnung endet.
[8] Randlappen: Vorhangartig herabhängende Lappen am unmittelbaren Schirmrand, im Kontaktbereich von Ex- und Subumbrella
[9] Tentakel: Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria
[10] Mundarme, Mundtentakel, Mundfahnen, Mundlappen: Cnidocytentragende unregelmäßig geformte, unmittelbar dem Mundrand, am Ende des Mundrohrs (Manubrium) entspringende Auswüchse
[11] Nesselzellen, Cnidocyten: Zellen in der Epidermis der Cnidaria, zum Beutefang und zur Abwehr dienend; bei Reizung wird ein Nesselschlauch ausgeschleudert, der häufig ein hochwirksames Gift in das Opfer injiziert
[12] Plankton: Gesamtheit der im Wasser freischwebenden oder mit geringer Eigenbeweglichkeit schwimmende, kleinere Organismen, deren Ortswechsel hauptsächlich durch Wasserströmungen vermittelt wird
[13] Zooxanthellen: Endosymbionten in einer Reihe von Lebewesen. Bei den Zooxanthellen handelt es sich meistens um Dinoflagellaten; aber auch um Chrysomonden, Cryptomonaden oder Diatomeen kommen vor
[14 ]Quallen: Schirm- oder glockenförmige Nesseltiere
[15] Ektoderm: Äußeres Keimblatt der Embryogenese; im Zuge der Gastrulation außen verbliebene Zellschicht der Blastula
[16] Flagellum, Geißel (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.
[17] Cnidocyten: Nesselkapseln bildende Zellen
[18] Amoebocyten: Sich amöbenartig bewegende Zellen
[19] Mesogloea: Gallertartiges Gewebe bei Ctenophora (Rippenquallen) und Cnidaria (Nesseltieren), den Hohltieren, das den Zwischenraum zwischen der Gastrodermisschicht und der Epidermisschicht außen füllt. Sie ist zunächst zellfrei, bei den meisten Gruppen wandern jedoch verschiedene Zellen in die Schicht ein. Es handelt sich dabei aber nicht um ein drittes Keimblatt, nicht um ein Mesoderm.
[20] Krebstiere, Krebsartige: Crustacea (Tetraconata – Mandibulata – Arthropoda – Panarthropoda – Ecdysozoa ... –)
[21] Cassiosomen (Mangrovenquallen): Von geißeltragendem Ektoderm und von Cnidocyten umgebene, von Mundarmen abgegebene, frei flottierende, Zooxanthellen und Amoebocyten beinhaltende winzige Gallertkügelchen, die dem Beuteerwerb dienen
SL Ames CL, Klompen AML, Badhiwala K, Muffett K, Reft AJ, Kumar M, Janssen JD, Schultzhaus JN, Field LD, Muroski ME, Bezio N, Robinson JT, Leary DH, Cartwright P, Collins AG, Vora GJ (2020) Cassiosomes are stinging-cell structures in the mucus oft the upside-down jellyfish Cassiopea xamachana. Nature Communic Biol 3(67): 1-15.
Eingestellt am 23. November 2024
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Mangrovenqualle, Cassiopea xamachana
Autor: Marco Almbauer
Lizenz: Ppublic domain; unverändert
Eingestellt am 23. November 2024
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Discomedusae, Scheibenquallen
7 Blumenkohlquallen
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Gehörig hat sich Ephyra[1] zu wandeln,
Bis als ausgewachs‘ne Qualle[2] sie schwimmt:
Ihre Mundpartie stellt sie vor größte Probleme,
Bis ihre Mundlappen[3] arbeitsbereit, mit Krausen verziert:
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Zuerst legen sich der Mundlappen vier freie Kanten aneinander,
Verwachsen und gabeln sich wiederholt;
Verschmelzen miteinander, auch durch Querverbindungen,
Wodurch allmählich zwei Krausen geformt.
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Am kurzgehalt‘nen Manubrium[4] entsteht eine Schulterepaulette,
Ein Stück darunter bleibt frei,
Bis ein Mundkranz, umfangreicher etwas, größer und auffälliger
Nach unten zu folgt, dem sich acht
Zunächst verwachsene Arme anschließen,
Nur die Endkolben bleiben ein stückweit frei.
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Epaulette[5], das Schulterstück, und die Mundkrause,
Sind derart gebuchtet, dicht gezähnt,
Können Betrachtern so den Eindruck vermitteln,
Zwei Blumenkohlrosen wären übereinander um dickeren,
furchigen Strunk gruppiert.
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Einer Lampe ähnelt Rhizostoma octopus[6],
Schwimmt sie so frei im Meer, doch hängt der Lampenstiel frei,
Während der weiß- bis cremefarbene Schirm wie ein hochgewölbter Pilzhut das
Kunstwerk in schwerelos scheinender Schwebe hält.
Kunstvoll ist auch der Rand gestaltet:
Sechsundneunzig kleine Läppchen[7] hängen dort in Kobaltblau bis violett;
Keine Tentakel[8] sind hier zu finden,
Doch Nesselzellen[9] liegen über den ganzen Schirm verstreut.
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Eine zweite Zierde hübscht die Qualle: blaue Gonaden der Männchen;
Weibchen heben sie Gelb über Braun bis Rot hervor.
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Keine Mundöffnung ist der Qualle gegeben,
Auch den zentralen Magenraum sparte sie ein.
Für Ersatz sorgen sechzehn Radialkanäle,
Die peripher ihr Ende finden im Ringkanal.
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Feine Poren verbinden diese verzweigten Kanäle mit der Umgebung,
Die in der Schulterkrause erheblich gehäuft,
Dorthin sollen passende Planktonwesen gelangen,
Größeres aber hätte, hätte, der verlorengegangene Mund nur gefasst.
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Doch wie kommt die Qualle zur gefangenen Nahrung?
Schnell kann sie schwimmen, verengt dafür den Lampenschirmraum;
Schon durch diese Bewegung trifft Plankton[10] auf Hut und Krause,
Cilien[11] wohl strudeln, was kommt, in die Poren hinein.
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Fußnoten
[1] Ephyra: Larvenform bei Medusozoa; Scheibe mit kurzen, zweilappigen, flügelartigen Anhängen
[2] Quallen: Schirm- oder glockenförmige Nesseltiere
[3] Mundarme, Mundtentakel, Mundfahnen, Mundlappen (Quallen): Cnidocytentragende unregelmäßig geformte, unmittelbar dem Mundrand, am Ende des Mundrohrs (Manubrium) entspringende Auswüchse
[4] Manubrium: Lange Röhre als Fortsetzung des Magens und Träger des Munds
[5] Epaulette: Schulterklappe
[6] Blumenkohlquallen: Rhizstoma octopus (Rhizostomidae; nicht behandelt – Discomedusae – Scyphomedusae – Medusozoa – Cnidaria –…)
[7] Randlappen: Vorhangartig herabhängende Lappen am unmittelbaren Schirmrand, im Kontaktbereich von Ex- und Subumbrella
[8] Tentakel: Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria
[9] Nesselzellen, Cnidocyten: Zellen in der Epidermis der Cnidaria, zum Beutefang und zur Abwehr dienend; bei Reizung wird ein Nesselschlauch ausgeschleudert, der häufig ein hochwirksames Gift in das Opfer injiziert
[10] Plankton: Gesamtheit der im Wasser freischwebenden oder mit geringer Eigenbeweglichkeit schwimmende, kleinere Organismen, deren Ortswechsel hauptsächlich durch Wasserströmungen vermittelt wird
[11] Cilie, Flagellum, Geißel (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.
Eingestellt am 23. November 2024
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Wurzelmundqualle, Rhizostoma pulmo
Schulterkrause verdeckt
Autor :MarkusGarger
Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license; unverändert
Eingestellt am 23. November 2024
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