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Bicosoecida, Bicosoeciden

1 Tüten (HP)

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Müde gerudert, lässt Bica[1] sich nieder,

Findet am Lagerplatz nur Mineral.

Kaum Partikel bringt des Wassers Bewegung,

Dazu noch zu weit entfernt: Vergeblich sehnt sich Bica danach.

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Schlägt ihre unbewimperte Geißel[2],[3] nach hinten,

Klebt die Spitze mit Schleim am Untergrund fest,

Drückt sich, dem Zieh‘n des Wimperflagellums[4] geschuldet,

Eine Kerbe dem Körper entlang.

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Kräftig rühren die Wimpern[5 ]im Wasser,

Ohne, fast ohne, Erfolg,

Denn kaum merklich

Strömen einige Teilchen herbei,

Verschwinden im Zellmund[6] nahe der Geißel;

Beheben aufs erste Bicas besondere Not.

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Kreisend folgt Bica jeder Bewegung der schwingenden vorderen Geißel,

Neigt sich gezwungenermaßen etwas nach außen,

Bleibt jedoch punktförmig gebunden am Anheftungsort,

Durchmisst unerwartete Fülle des nah sie umgebenden Raums.

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Generationen folgen dem Beispiel,

Überliefern die lebenstandardverbessernde Weise,

Bis eine Neuerung, das Kreiselverhalten ergänzend,

Einer der Sippen beim Kampf um Ressourcen gehörige Vorteile bringt.

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Eine besonders Kräftige Bicas Verwandtschaft

Schafft es, mit wuchtigen Schlägen sich zu befreien.

Cafeteria[7]-Arten, ihre Verwandten, durchstreifen bis heute

In Massen als Nanoplankton[8] bakterienfressend das Meer.

Bica aber beschritt einen anderen Weg:

Sie stimmte sich auf Sesshaftigkeit ein.

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Ihre Außenmembran[9] zu verstärken,

Schickt sie Fäden durch die Grenze nach außen.

Doch statt an der Zelle zu haften, driften sie schwungvoll davon,

Verheddern sich noch in der Nähe,

Umhüllen so hohlkegelig Bica damit.

Zur Tüte geformt, versinken Partikel im Sammel- und schützenden Trichter.

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Hoch überragt Bica der Trichter.

So streckt sie das Wimperflagellum der Öffnung entgegen,

Verlängert die rückwärts gebogene Geißel, ihr haltendes Ende,

Und wirbelt herein was immer sie kann.

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Irgendwo festgeklebt, was sich bietet,

Lebt sie bis heute als Bicosoeca[10] in Tüten verpackt.

Einzeln, oft auch in Gruppen, in Stockwerken gar,

Finden Tochterzellen schon im Trichter den nötigen Halt.

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Fußnoten

[1] Bica: Bezeichnung für hypothetischen Vorfahren der Bicosoecida

[2] Flagellum, Geißel (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und durch ein zentrales Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.

[3] Peitschengeißel: Als Peitschengeißel wird die nach hinten schlagende, unbewimperte Geißel der heterokont begeißelten Organismen bezeichnet.

[4] Wimpergeißel: Geißel mit Mastigonemen

[5] Mastigonemen (Chromalveolata): Feine dreiteilige Härchen am Geißelschaft; im Detail aufgebaut aus einer kurzen konischen Basis (1), einem tubulären Schaft, dessen Wand aus zwei unterschiedlich dicken, parallel zu Spiralen gewundenen Elementen besteht (2), die am Ende der Mastigonemen als ein bis zwei dünne Härchen abstehen (3).

[6] Zellmund, Cytostom: Bereich der Zelle bei Einzellern, an dem das Plasmalemma eine tiefe Einsackung zur Nahrungsaufnahme aufweist; Nahrungspartikel werden dort über Endocytose in Nahrungsvakuolen eingeschlossen, worin sie anschließend verdaut werden.

[7] Cafeteria: Bicosoecida (Straminipila – „Wimpeola“ – Chromalveolata – Eukarya)

[8] Nanoplankton: Kleinste Vertreter des Planktons, deren Größe weniger als 50 µm beträgt

[9] Plasmalemma: Zellmembran (Lipiddoppelmembran) von Organismen; wird oft als Gegenstück zum Tonoplasten betrachtet, der im Zellinneren eine größere Saftvakuole umgibt

[10] Bicosoeca: Bicosoecida (Straminipila – „Wimpeola“ – Chromalveolata – Eukarya)

Eingestellt am 14. Juni 2024

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Cafeteria roenbergensis

Schematische Zeichnung von Cafeteria roenbergensis mit Zellkern, 2 Vakuolen (mit Bakterien), 3 Mitochondrien, und 2 Geißeln, von denen die größere Mastigonemen trägt und dadurch als Zuggeißel die Zelle vorwärts zieht, während die andere kleiner ist und als Schleppgeißel zum Steuern dient. 

Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license; unverändert

Eingestellt am 14. Juni 2025

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Bicosoeca (Schema)

Vereinfachtes Schema einer Bicosoeca Zelle: 1. Wimpergeißel, 2. Nahrungsvakuolen, 3. Cytostom, 4. Nucleus, 5. Trichter, 6. Peitschengeißel

Autor: Wlodzimierz

Lizenz: Public domain

Eingestellt am 14.Juni 2025

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