zum Glossar über:
Amoebozoa, Amöbentiere
1 Amoebozoa
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Als Amöben fließen die Körper,
Halten meist flach an Substraten sich fest;
Doch ihre Weisen sich fortzubewegen
Genügen, das Reich zu umschreiben, noch lange nicht:
Denn amöboide Bewegung ist vielen Verwandtschaften möglich,
Gilt oft nur als mögliche Organisationsstufenform[1].
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So treten einige Merkmale hinzu, die zum Reich sie gruppieren:
Mikrotubuli[2] spielen, bewegen Amöben sich,
Wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle;
Doch wenn so manche noch sie besitzen,
Zeigen Ursprünglichkeit womöglich sie an.
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Pseudopodien[5] werden relativ rasch gebildet.
Sekunden, höchstens Minuten dauert es, bis ein neues Füßchen entsteht;
Eingeschmolzen wird, wer seine Aufgabe erledigt,
Dafür schreiten aber neue voran;
Auch einzelne Füßchen können Vorwärtsschreiten bewirken,
Der Rest der Amöbe folgt einfach nach.
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Der Kerne Zahl kann von einem bis mehrere variieren,
Wobei der Amöbe Größe womöglich eine größere Rolle spielt.
Mitochondrien[6] gehören, soweit Daten vorliegen, zum
Tubuli-Typ[7], mit Schläuchen nach innen gestülpt.
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Weil immer variabel, weil fließend die Körper,
Wird es, so denkt der Naturfreund, schwierig, wenn nicht unmöglich gar,
Eigenständige Sippen aus ihnen zu filtern,
Einzuordnen in des Reiches Hierarchie.
Doch molekularbiologische[8] Vorgehensweisen helfen;
Sowie der Amöben Internes, die Ultrastruktur.
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Doch all die Methoden müssen versagen,
Liegen fossile Abdrücke davon nur vor.
So bleiben Vermutungen über ihre Verwandtschaft nur,
Deswegen wird eine der beiden Großgruppen hier nur mit großer Vorsicht untergebracht[9].
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Fußnoten
[1] Organisationsstufen (Algen, Pilze): Amöboid (zellwandloser Einzeller mit kriechend-fließender Fortbewegung durch Hervorstülpen und wieder Einziehen füßchenartiger Fortsätze, wie sie Amöben, Wechseltierchen, zeigen); coccal (unbewegliche, runde oder ellipsoide, einzellige Organismen, ohne aufquellende, schleimige Zellwände); capsal (unbewegliche, runde oder ellipsoide, einzellige Organismen, mit aufquellenden, schleimigen Zellwänden, womit zumindest anfänglich Tochterzellen zusammengehalten werden); siphonal (vielkernige, lange Schläuche ohne untergliedernde Querwände); siphonocladal (mit Querwänden untergliederte Schläuche, Hyphen, deren Zellen mehrere Kerne besitzen); trichal (einzellreihige Fäden, Hyphen, wobei jede Zelle funktionell nur einen Zellkern besitzt, n, 2n (oder n+n, Dikaryon, bei Pezizomycotina und Agaricomycotina).
[2] Mikrotubuli: Röhrenförmige Proteinkomplexe innerhalb eukaryotischer Zellen und in Geißeln; Hohlröhren aufgebaut aus den Dimeren α- und β-Tubulinen; funktionieren bei vielen wesentlichen zellulären Prozessen, einschließlich Mitose und Meiose. Mikrotubuli sind gerichtete Strukturen, deren Enden wegen ihrer Polymerisationsrichtung mit plus und minus bezeichnet werden; das α-Tubulin-Ende wird minus-Ende genannt, das β-Tubulin plus-Ende; bilden die Grundlage für das Cytoskelett und spielen eine wichtige Rolle in der Ausbildung der Kernteilungsspindel und im Vesikeltransport.
[3] Geißel, Flagellum (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.
[4] Centriol als Mikrotubuliorganisationszentrum: Zylinderförmige Struktur im Doppelpack nahe der Kernhülle, die sich in vielen lebenden Zellen befindet. Centriolen haben eine Größe von etwa 170 × 500 Nanometern; sind an der Bildung des Mikrotubuliorganisationszentrums beteiligt, das die Mikrotubulispindel für die Chromosomen-, bzw. Kernteilung bildet. Centriolen kommen in den meisten tierischen Zellen vor, sowie in Pflanzen, nicht jedoch bei Rhodophyta, Rotalgen und Magnoliatae, Bedecktsamer; auch nicht bei Unbegeißelten Chitinpilzen. Charakteristisch ist ihr spezieller Bau aus 9 x 3 Mikrotubuli.
[5] Pseudopodien: Vorübergehend als Füßchen wirkende Ausstülpungen von Amöben
[6] Mitochondrien: Gelten als Kraftwerke der Zellen, da sie Energie für die zellulären Prozesse liefern; es lassen sich Außen- und Innenmembran unterscheiden, wobei die innere Membran auf einen zellwandlos gewordenen Endosymbionten (ein Alpha-Proteobacterium) zurückgeht, während die äußere Membran der Plasmamembran der eukaryotischen Zelle entspricht; prokaryotische Chromosomen weisen ebenfalls auf einen aufgenommenen prokaryotischen Endosymbionten als Ursprung der Mitochondrien hin.
[7] Mitochondrien, Tubuli-Typ: Des Mitochondriums innere, seine eigentlich eigene Zellmembran, stülpt sich zur Oberflächenvergrößerung fingerförmige Strukturen ein.
[8] Molekularbiologisch: Anhand von organischen Molekülen Organsimen erforschend; oftmals auf Verwandtschaften anhand Analysen und Vergleichen von Nukleinsäuren und Proteinen bezogen
[9] Vendobionten: Ihrer Größe und des Aufrechtstehens einiger Vertreter, werden sie auch zu vielzelligen Tieren gerechnet. Hier wird der Vendobionten-Theorie gefolgt und den Einzellern sie zugerechnet
Eingestellt am 14. Juni 2025
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