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Piroplasmorida, Birnplasmoridien

1 Verzicht, worauf Verzicht geübt werden kann

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Fast alles, was eigentlich Apicomplexa[1] so typisch,

Zeigt sich bei ihnen nur noch rudimentär oder fiel gänzlich weg:

Conoid[2], teilweise auch Polringe[3], subpelliculäre[4] Mikrotubuli[5], Mikronemen[6],

Auch Rhoptrien[7], sind nur noch als Überreste vorhanden, wenn nicht Fehlanzeige sogar.

Männliche Gameten verloren gänzlich die Geißeln[8],

Axionemennähnliche[9] Fortsätze treten an deren Stelle dafür.

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Auch sie haben Wirbeltiere[10] als Opfer gefunden,

Wie bei Haemosporidia[11] ist strenger Wirtswechsel obligat;

Nur treten an Stelle von Mücken[12] Zecken[13] als Endwirte[14],

In denen, die Bezeichnung Endwirt deutet es an,

Sexuelle Fortpflanzung[15] und Sporozoitenbildung[16] erfolgen,

Ansonsten verläuft der Entwicklungsgang gleich. –

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Ein neues Verhalten, zumindest des ein oder andern Schmarotzers[17],

Besonders der Gattung Babesia[18] kommt noch hinzu:

Sporozoiten können nicht nur in Speicheldrüsen[19], auch in Ovarien[20] wandern,

Damit wird vertikaler Transfer[21] ermöglicht: von Generation zu Generation.

So können bereits Nymphen[22] Schmarotzer in sich tragen,

Obwohl sie Blut noch niemals gesaugt. –

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Eine weitverbreitete Rinderseuche, Texas-Fieber[23],

Wird von Babesia bigemina[24] ausgelöst.

Werden Rinder[25 ]mehrfach von kontaminierten Zecken befallen,

Können in Herden Mortalitätsraten hochschnellen, gar auf fünfzig Prozent.

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Initial zeigen Rinder Kopfschmerzverhalten; beeinträchtigt wird ihr Allgemeinbefinden;

Pulsbeschleunigung, Appetitlosigkeit, Glieder- und Rückenschmerzen und Durchfall

Zeigen fortgeschritt‘ne Erkrankungsstadien;

Des Urins rot- bis schwarzbraune Färbung, Hämoglobinurie[26], zeigt das Endstadium an.

Andauerndes Fieber von zwei bis drei Grad über normaler

Körpertemperatur lässt das Tier immer mehr an Kraft verlieren, bis ins Koma es fällt.

Kälber zeigen sich weniger anfällig als erwachsene Rinder.

Völlige Immunität aber erreichen sie, wie es heißt, nie.

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Rinder warmer Gebiete werden vornehmlich befallen,

Dort halten sich auch Zecken der Gattung Rhipicephalus[27] auf.

Sie sterben, wenn zu kalt die Winter,

Werden Zecken per Zufall in solche Regionen verschleppt.

So tritt die Seuche im Süden Nordamerikas, in Südamerika,

Auch in Ost- und Südafrika auf; in Australien gibt damit es kaum ein Problem.

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Fußnoten

[1] Apicomplexa: Komplexspitzler (Wimpeola – Chromalveolata – Eukarya)

[2 ]Conoid: spiralig angeordnete, apexnahe Mikrotubuli

[3] Polringe: Ringe am apikalen Ende oberhalb und unterhalb des Conoids

[4] Subpelliculär: unterhalb der Pellicula

[5] Mikrotubuli: Röhrenförmige Proteinkomplexe innerhalb eukaryotischer Zellen und in Geißeln; Hohlröhren aufgebaut aus den Dimeren α- und β-Tubulinen; funktionieren bei vielen wesentlichen zellulären Prozessen, einschließlich Mitose und Meiose. Mikrotubuli sind gerichtete Strukturen, deren Enden wegen ihrer Polymerisationsrichtung mit plus und minus bezeichnet werden; das α-Tubulin-Ende wird minus-Ende genannt, das β-Tubulin plus-Ende; bilden die Grundlage für das Cytoskelett und spielen eine wichtige Rolle in der Ausbildung der Kernteilungsspindel und im Vesikeltransport.

[6 ]Mikronemen: Kleinere, länglich gestreckte Vesikel, die auf Membranverdickungen beruhen und typischerweise im gesamten vorderen Teil der Zelle verteilt sind

[7] Rhoptrien: Paar keulenförmiger Sekretionsorganelle (Vesikel) im Apikalkomplex der Apicomplexa, die lytische Enzyme und Serin/Threonin-Kinasen enthalten und z. B. an der Auflösung roter Blutkörperchen beteiligt sind.

[8] Geißel, Flagellum (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.

[9] Axionem: Aus Mikrotubuli zusammengesetzte Zylinderstruktur der eukaryotischen Geißel

[10] Wirbeltiere: Craniota (Nothochordata – Chordata – Deuterostomia – Bilateria – Animalia –…)

[11] Haemosporidia: Blutsporidien (Aconodasida – Apicomplexa – „Wimpeola“ – Chromalveolata – Eukarya)

[12] Anopheles: Malariamücken (Culicidae – Nematocera – Diptera – Antliophora – Mecopteroida –…)

[13] Zecken, Holzböcke: Ixodidae; nicht separat behandelt (Actinotrichida – Acari – Apulmonata – Lipoctena – Arachnida –…)

[14] Endwirt: Wirt, in dem sexuelle Fortpflanzung (P! K! R!) erfolgt

[15] Sexuelle, geschlechtliche Fortpflanzung: Dafür sind drei Vorgänge miteinander gekoppelt, Meiose (abgekürzt mit R!), Plasmogamie (Zellen vereinen sich, abgekürzt mit P!) und Karyogamie (Kerne verschmelzen, abgekürzt mit K!) verbunden, wobei P! und K!, mit Ausnahme bei Dikarya, unmittelbar aufeinander folgen. Bei Dikarya (Unbegeißelte Chitinpilze – Fungi – Opisthokonta – Eukarya) sind beide Vorgänge unterschiedlich lang (weit) voneinander getrennt. Da bei Animalia und Plantae P! und K! unmittelbar aufeinander folgen, werden beide Vorgänge häufig zu Befruchtung (B!) zusammengefasst.

[16] Sporozoite: Eigenbewegliche, in einer Zygote entstandene, haploide, infektiöse Sporen der Apicomplexa

[17] Schmarotzer, Parasit: Ein Organismus lebt auf Kosten eines anderen

[18] Babesia: Babesien, Erreger des Texas-Fiebers (Piroplasmorida – Aconodasida – Apicomplexa – „Wimpeola“ – Chromalveolata –…)

[19] Speicheldrüsen: Exokrine Drüsen des Körpers, die Speichel produzieren und in die Mundhöhle sezernieren

[20] Ovarien, Ovariolen: Weibliches Geschlechtsorgan, Produktionsort der Eizellen

[21] Vertikaler Parasitentransfer: Erfolgt, werden Nachkommen der Parasiten über Nachkommen des Wirtes an die nächste Generation weitergegeben; dies macht dem Pathogen eine Neuinfektion unnötig

[22] Nymphen: Geschlechtlich unreife Arthropoden, die meist der erwachsenen Form ähneln

[23] Texas-Fieber: Babesia, Babesien, Erreger des Texas-Fiebers

[24] Babesia bigemina: Babesien

[25] Hausrind: Bos taurus (Bovini – Boodontia – Bovidae – Pecora – Ruminatia –…)

[26] Hämoglobinurie: Ausscheidung von Hämoglobin mit dem Harn

[27] Rhipicephalus spp.: Ixodidae; nicht separat behandelt (Actinotrichida – Acari – Apulmonata – Lipoctena – Arachnida –…)

Eingestellt am 14. Juni 2025

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