zum Glossar über:
Arthoniomycetes, Fleckfrüchtige Flechten
1 Sonderbar (TP)
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Der ursprünglichsten Arten welche,
So meinen Forscher, sollen sie sein,
Und doch sind sie samt und sonders lichenisiert[1],
Die gern auf dem Lande allein auch lebt –
Bauen bitunicate Asci[4] komplexer Struktur,
Wachsen als Rasen an Steilküstenfelsen;
Waren schon Alten Griechen als wertvoll bekannt.
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In Sequenzen der Gene verbörgen sich
Mengen ursprünglichen Schrifttums der Ahnen,
Verdeckt durch der Mode äußeres Bild:
Variabel nach außen zu, im Herzen, scheint es, recht konservativ.
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Ein näherer Blick mit neuer Erkenntnis
Entlarvt vielleicht als ein Merkmal der Ahnen doch
Der Asci Entwicklung zwischen sterilem Hyphengeflecht,
Ohne von Anfang an spezielle Hyphen[5] dazwischen.
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Apothecien[6] ganz ohne eigenen Rand,
Auch der Thallus[7] gewährt keinerlei Schutz,
Könnten ein Zeichen der Urahnen sein;
Ascogone[8] mehrfach gebildet an fast identischem Ort,
Weisen eher in die Moderne, auf Risikostreuung und
Lassen Betrachter ganz ohne Schluss, so wie zuvor. –
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Blau, wenn alkalisch[11], geschätzt als Pigment,
Roccellas[12] wertvollster Stoff,
Zeigt der Flechte[13] Erfindergeist.
– Wozu der Flechte er wohl dient?
Bestimmt nicht zum Färben von Kleidern gedacht! –
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Die florentinische Handelsfamilie Rucellai,
– Der Name war stets ihr Programm –
Verdankte den Reichtum Roccella, der Flechte,
Zum Gewinnen der Farbe nach Italien verschifften, damit
Medici, Venedigs Handelsfamilie, an Wohlstand fast übertrumpften.
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Und Soda[18] nach langem Rühren und Stehen der Brühe,
Der Färbetinktur Produktion und
Bläuten Wäsche und kostbare Kleider zu stetem Gewinn.
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Kanarischer Inseln Roccella-Bestände, einmal entdeckt,
Durchbrachen Rucellais Orsellinmonopol;
Denn schnell wurden Rezepte geboren
Und Stoffe nicht in Florenz nur gebläut.
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Fußnoten
[1] Lichenisiert: Sind Pilze, wenn sie mit Algen in Symbiose leben
[2] Trentepohlia: Schuppengrünalgen (Trentepholiaceae; nicht separat behandelt – Ulvophyceae – Chlorophyta – Plantae – Eukarya)
[3] Grünalgen: Chlorophyta (Plantae – Eukarya)
[4] Bitunicat (Ascus): Die Auswand besteht aus zwei sich funktionell unterscheidenden Schichten, aus Exo- und Endoascus
[5 ]Paraphysen (Pezizomycotina): Sterile, gametophytische (haploide), zum Teil speziell gestaltete, zwischen den Asci stehende Hyphen, die mitunter an ihrem apikalen Ende verbreitert sind und so eine Schutzschicht über den sich entwickelnden Asci bilden, die von ihnen bei Reife durchstoßen wird, um die Sporen unbehindert abschießen zu können
[6] Apothecium, Schüsselförmiger Fruchtkörper: Fruchtkörper mit weiter Öffnung für das Hymenium (wie die konkave Seite einer Schüssel), so dass Asci ihre Sporen ungehindert in die Umgebung schießen können
[7] Thallus: Körper von Pflanzen (Pilzen), die nicht in Spross, Blatt und Wurzel gegliedert sind
[8] Ascogon: Ein meist bauchiges, vielkerniges weibliches Gametangium, das mit einem Fortsatz dem männlichen Gametangium es erleichtert, es zu umschlingen, um an einer Stelle die trennenden Zellwände für Plasmogamie aufzulösen.
[9] Orselline, Orseille, Orcein: Gemisch verschiedener Farbstoffe abgeleitet aus der Orsellinsäure
[10] Lackmus: Gemisch verschiedener Farbstoffe aus Flechten, besonders aus Roccella, abgeleitet aus der Orsellinsäure
[11] Alkalisches, basisches Wasser: pH höher als 7 (meist deutlich höher)
[12] Roccella: Felsenflechten (Arthoniomycetes – Bitunicate Ascomycota – Inoperculate Ascomycota – Pezizomycotina – Ascomycota –…)
[13] Flechten: Symbiosen aus Pilzen und Algen
[14] Roccella tinctoria: Färberflechte (Arthoniomycetes – Bitunicate Ascomycota – Inoperculate Ascomycota – Pezizomycotina – Ascomycota –…)
[15] Levante: Im engeren Sinn beschränkt sich die Bezeichnung auf die Ostküste des Mittelmeeres und ihr Hinterland, also das Gebiet der heutigen Staaten Syrien, Libanon, Israel, sowie der palästinensischen Autonomiegebiete und der türkischen Provinz Hatay.
[16] Ammoniak [NH3]: Stickstoffatom mit drei Wasserstoffatomen in flach trigonal-pyramidaler Form angeordnet
[17] Älter gewordenem Urin
[18] Soda: Natriumcarbonat [Na2CO3]
Eingestellt am 15. März 2015
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Roccella-Arten als Färberflechten
Oben: Roccella gracilis
Autor: Jason Hollinger
Lizenz:Creative Commons Attribution 2.0 Generic license; unverändert
Unten: Roccella phycopsis
Autor: Vicente
Lizenz:Creative Commons Attribution 4.0 International license; unverändert
Ganz unten: Roccella tinctoria
Lizenz:Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license; unverändert
Eingestellt am 15. März 2025
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Farbstoffmoleküle aus Roccella
Links: Orsellinsäure, die Basis für die Färbestoffe der Orceine und für Lackmus
Rechts oben: 7-Hydroxy-2-henoxazon (Hydroxy-Orcein).
Rechts unten: 7-Amino-2-phenoxazon (Amino-Orcein)
Eingestellt am 15. März 2025
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