zum Glossar über:
Corallinales, Kalkrotalgen
1 Einmaliges
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Kalkrotalgen heißt diese Ordnung nicht ohne Grund,
Leben doch an Korallenhängen sie oft,
Manche wachsen zu Sträuchern, wie Korallen[1] nicht selten es tun,
Lagern auch Kalk in Zellwände, in Form von Calcit[2].
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Erhöhen mitunter auch Riffe mit steinharter Wand,
Bieten Gerüste für Fels und Gestein,
Sintert die Lücken dazwischen Kalk nach und nach zu;
Zwei verschiedene Wuchsformen zeichnen Corallinales aus:
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Der Strömung folgen Sträucher geschickt,
Brechen deswegen, auch wenn etwas sie rempelt, nicht so leicht,
Lassen sie zwischen kalkharten Abschnitten doch
Wie Gelenke kurze Regionen ohne Calcit.
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Krustenförmig Wachsende fordern lebensbedrohend Ablagerungen heraus,
Würden doch die fotosynthetisch aktiven Zellen allmählich bedeckt:
Hungertod wäre unumgängliches Resultat.
So opfern sie obere Schichten von Zeit zu Zeit,
Damit in Chloroplasten Licht wieder fällt;
Tiere aber zehren davon, was Corallinales lästiger Abfall nur ist.
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Möglich wird dies, weil ihre Fläche nach oben und seitlich immerzu wächst:
Parallel stehen dicht die Fäden[3], senkrecht jedes Trichom,
Schülfern immer wieder Decken nach oben ab,
So wächst, was verloren, von unten her nach.
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Weil beide Generationen gleichgestaltet, isomorph[6]. –
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Beidseits bedeckt den Porenpfropf[7] eine Doppelstruktur:
Eine dünne Schicht unterlagert den dicken, halbrunden Dom,
Beide grenzen aneinander ohne Zwischenraum,
Denn eine Plasmamembran[8] trennt sie nicht. –
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Bei all der Raffinesse denkt man sofort:
Sehr alt müssen sie sein.
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Frühe Zeugen stammen vom Ordoviz[9],
Auch im Ediacarium[10] gab es sie anscheinend schon.
Modernere Formen evolvierten während der Kreidezeit[11],
Weit verbreitet aber sind sie vom Jura[12] schon an.
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Fußnoten
[1] Korallen: Blumentiere (Anthozoa – Cnidaria – Animalia – Opisthokonta – Eukarya)
[2] Calcit, Kalkspat: [Calciumcarbonat, Ca2CO3]; Mineral der wasserfreien Carbonate ohne fremde Anionen, kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca[CO3];https://www.chemie.de/lexikon/Calcit.html; nähere Erklärung sie dort
[3] Trichom, Haar, Faden: Fadenförmiger Organismus oder fadenförmiger Teil von Organismen
[4] Entwicklungszyklus, Entwicklungskreislauf: Ein Kreislauf (eigentlich ist es eine Schraube, weil immer Neues entsteht, das zwar dem Anfänglichen gleicht, doch zeitlich später kommt), in dem sexuelle Fortpflanzung erfolgt. Zusätzlich kann noch in regelmäßigem Wechsel eine Phase der asexuellen Vermehrung eingeschlossen sein.
[5] Diplo-haplontischer Enwicklungszyklus: Hier wechseln sich diploide, auf Grund einer Befruchtung (B! oder getrennt ausgedrückt: P! + K!) entstandene und haploide, auf Grund von Meiose (R!) gebildete Generationen regelmäßig ab
[6] Isomorpher Generationswechsel: Haploide Generation (Gametophyt) und diploide Generation (Sporophyt) sind gleich gestaltet
[7] Zentraler Pfropf: Anfangs durch einen zentralen Porus miteinander verbundene Zellen werden nachträglich durch einen Pfropf voneinander wieder getrennt (bei Rhodophyta und Unbegeißelten Chitinpilzen)
[8] Plasmamembran, Zellmembran: Lipiddoppelmembran um den Zellinhalt herum
[9] Ordoviz-Zeit: vor ca. 485 – 443 Millionen Jahren
[10] Ediacarium-Zeit: vor ca. 580 – 540 Millionen Jahren
[11] Kreide-Zeit: vor ca. 145 – 66 Millionen Jahren
[12] Jura-Zeit: vor ca. 201 – 145 Millionen Jahren
Eingestellt am 6. Juli 2024
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Typ 3 Pfropfenverschluss: Der Verschlussteil ist an beiden Seiten von zwei dunkel färbenden Bereichen begrenzt, wobei der äußere Bereich domförmig gestaltet ist; diese beiden Bereiche sindnichtdurch eine Plasmamembran getrennt; die Plasmamembran kleidet nur den Porus aus und schließt an das Plasmalemma der Zelle. (Gesamtheit als Pfropf).
Nach van den Hoek et al. (1995)
Eingestellt am 6. Juli 2024
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Detail einer Krusten-Kalkkorallenrotalge am Glas Mike Giangrassos Korallenriff-Aquarium.
Autor: User: FalsePerc
Lizensiert unter: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license;GNU Free Documentation License
Eingestellt am 6. Juli 2024
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Strauch-Kalkkoralle Lithothamnion sp.
Autor: Philippe Bourjon
Lizensiert unter: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license; unverändert
Eingestellt am 6. Juli 2024
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Corallinales, Kalkrotalgen
2 Sie setzen noch etwas drauf
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Aber zu mehreren in einer größeren Höhlung oft;
Auch sie verschmelzen ihr befruchtetes Karpogon
Mit Zellen darunter, benachbarten Zellen dazu,
Unterstützen damit
Karposporenontognese[4], vereinen Reserven dafür.
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Doch nicht nur dies!
Umhüllen gleichfalls die vielen Spermatangienstände[5] so.
Und – auf die Spitze trieben sie‘s –
Auch Tetrasporen[6] bekommen ihr eigenes Haus.
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Fußnoten
[1] Polysiphonia: Pinselbüschelalge (Ceramiales – Rhodophyta – Plantae – Eukarya)
[2] Karpogon: bei Rhodophyta; das weibliche, einzellige Geschlechtsorgan mit meist dünnem, fädigem Fortsatz (Trichogyne) als Kontaktmöglichkeit für das Spermatium, um damit die Chance eines Hängenbleibens zu erhöhen.
[3] Perikarp: bei Rhodophyta; ein plectenchymatischer, aus Fäden verklebter, krugartiger, bauchiger Behälter, der Karpogon, Karposporophyt und Karposporen schützt
[4] Ontogenese (oft Ontogenie): Vorgang der Entwicklung des Individuums von der Zygote ab
[5] Spermatangienstand: bei Rhodophyta; viele Spermatangien sind in dichter Versammlung zu einem großen Stand (Komplex) zusammengefasst
[6] Tetrasporen: bei Rhodophyta; haploide Sporen, die von der zweiten Sporophytengeneration (die erste war der Karposporophyt) gebildet werden (Tetra-, weil nach Meiose immer vier Sporen zusammen entstehen)
Eingestellt am 6. Juli 2024
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