zum Glossar über:
Anthozoa, Blumentiere
1 Mehrfach vorgesorgt
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Als artenreichste Klasse der Nesseltiere[1]
Erreichen sie, obwohl ihnen Medusen[2] fehlen, hohe Diversität,
Sind rein marin verbreitet; im Brackwasser[3] kommen nur wenige vor.
Zu rezenten Vertretern kommen noch viele fossile,
Spezielle Merkmale des basalen Kalkskeletts erwiesen dabei sich überraschend informativ.
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Ausgesprochene Vielfalt im inneren Bau der Polypen[8],
Ihre Lebensweise als Einzeltiere und ihrer oft riesigen Kolonien Gestalt,
– Meist als zusammenhängender Tierstock[9] gebildet
Der über allseits genutzte Gewebe vereint –
Erlauben, sie in einzelne, oft gut definierte Sippen zu trennen;
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Das zwei bewimperte Rinnen, von den Winkeln nach unten ziehend, trägt,
Nahrungsaufnahme und Defäkation[18] zu erleichtern,
Wasseraustausch zu regulieren, auch den inneren Druck,
Den Polypen steif und in Form zu halten,
Fehlt ihm etwa ein mineralienfestes Skelett.
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Der Tentakel Hohlräume steh’n mit je einer Bauchraumtasche in direkter Verbindung, die
Beidseits von Mesenterien[19] begrenzt,
An denen längsverlaufende, zum Teil sich freibewegende Wülste[20] sitzen,
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Vor allem größere, dem Gastralraum[23] zugeführte Beute
Wird dort von Nesselkapseln[24] fixiert,
In Drüsenzellnähe gehalten
Und durch Kontakt schneller verdaut.
Cilien[25] sorgen für Verteilung der Nährstoffe,
So werden sie aufgenommen fast ohne Verzug.
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Ein normales Cilium setzen Anthozoa als
Abzug ein für der Nesselkapseln Schuss;
Kein oder ein dreiteiliger Deckel schließt die Kapsel;
Einteilig ist er bei anderen Nesseltieren jedoch.
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Bei extraintestinaler[26], extrakorporaler Verdauung, skelettbildenden Arten von großer Bedeutung,
Werden Gastralfilamente aus der Mund-After-Öffnung gestreckt,
Umhüllen damit von Tentakeln ergatterte Beute,
Verdauen sie, danach werden Verdauungsprodukte über die Öffnung eigesaugt.
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Unter der Mundscheibe[27] liegt ein ringförmiger Schließmuskel;
Experten führ’n ihn auf lokal modifizierte entodermale[28] Muskulatur zurück.
Den Mundraum zu schließen, scheint Blumentieren geraten,
Wie auch Mesenterialmuskelstränge Polypen zusammenzieh’n.
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Kalkleisten können, in Mesenterien abgeschieden, von Fußscheiben[29] ausgehend,
Polypen Stabilität verleihen, Widerstandsfähigkeit und, bilden basal sie Gehäuse, Schutz;
Färben oft intensiv Gewebe und die Skelette,
Meist tragen Carotinoide[30] Verantwortung dafür.
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Fußnoten
[1 ]Nesseltiere: Cnidaria (Animalia – Opisthokonta – Eukarya)
[2] Medusen, Quallen (Cnidaria): Ein freischiwimmendes, schirmförmiges Lebensstadium der Nesseltiere
[3] Brackwasser: In Mündungsgebieten und in Strandseen sich bildendes Gemisch aus Salz- und Süßwasser
[4] Ordoviz-Zeit: vor ca. 485 – 443 Millionen Jahren
[5] Perm-Zeit: vor etwa 299 – 251 Millionen Jahren
[6] Trias-Zeit: vor etwa 251 – 199 Millionen Jahren
[7] Muschelkalk: Die fossilreichen Gesteine dieser Einheit enthalten nicht nur Muscheln, sondern vor allem die den Muscheln äußerlich ähnlichen Brachiopoda bzw. deren massenhaft neben- und übereinandergeschichtete Bauch- und Rückenschalen. Der Ablagerungszeitraum des Muschelkalks erstreckt sich etwa auf den Zeitraum vor 243 bis 235 Millionen Jahren
[8] Polypen (Nesseltiere): Lebensstadien von Nesseltieren. Polypen haben eine Körperform, die aus einem hohlen Zylinder besteht (Hohltier) und in einer zentralen, von Tentakeln umgebenen Mundöffnung endet.
[9] Tierstock: Aussehen einer Kolonie, doch sind die einzelnen Individuen über ein gemeinsames Gewebe verbunden, unterscheiden sich darin von Kolonien, die durch dichte Siedlung einzelner Individuen gekennzeichnet sind.
[10] Symbiose, symbio(n)tisch: wechselseitiges Nehmen zu beiderseitigem Vorteil; auch als wechselseitiger Parasitismus verstehbar
[11] Zooxanthellen: Endosymbionten in einer Reihe von Lebewesen. Bei den Zooxanthellen handelt es sich meistens um Dinoflagellaten; aber auch um Chrysomonden, Cryptomonaden oder Diatomeen kommen vor
[12 ]Radiärsymmetrisch: Durch einen Gegenstand, Organismus oder Organismenteil lassen sich mehr als zwei Symmetrieebenen legen
[13] Tentakel: Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria
[14] Mund-After-Öffnung: Körperöffnung, die zugleich als Mund und After verwendet wird
[15] Bilateralsymmetrisch: Spiegelbildsymmetrisch
[16] Ektoderm: Äußeres Keimblatt der Embryogenese; im Zuge der Gastrulation außen verbliebene Zellschicht der Blastula
[17] Pharynx: Schlundrohr, das sich von der Mund-After-Öffnung bis zum Magenraum erstreckt
[18] Defäkation: Entleerung, Entfernung von Unverdaulichem
[19] Mesenterien: Scheidewände im Innern von Polypen, die den Gastralraum aufteilen
[20] Gastralfilamente: Wulste von Mesenterien, oft nur als Fäden an ihnen hängend
[21] Cnidocyten: Nesselkapseln bildende Zellen
[22] Drüsenzellen: Zellen, die der Produktion und Abgabe (Sekretion) bestimmter Substanzen dienen
[23] Gastralraum (Schwämme, Nesseltiere): Großraum nahe des Osculums, des Mund-Afters, in den alle zuführenden engeren, dann weiteren, wasserführenden Kanäle oder Taschen münden
[24] Nesselkapseln: In Nesselzellen gebildete, kapselartige Gebilde, die bei Reizung der Nesselzellen ihr schlauchartiges Fangorgan hervorschleudern
[25] Cilie, Flagellum, Geißel (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.
[26] Extraintestinal: Außerhalb des Verdauungsraums; außerhalb des Körpers, extrakorporal
[27] Mundscheibe: Bereich zwischen Mund-After-Öffnung und Tentakelkranz
[28] Entoderm: Inneres Keimblatt der Embryogenese; im Zuge der Gastrulation nach innen gebrachte Zellschicht der Blastula
[29] Fußscheibe, Fußplatte: Der flächig verbreiterte Anheftungsbereich des Fußes
[30] Carotinoide: Carotinoide sind lineare Kohlenwasserstoffe mit vielen konjugierten Doppelbindungen (= benachbarte Kohlenstoffatome sind in wechselnder Abfolge mit einer einfachen und einer Doppelbindung miteinander verknüpft), an deren beiden Enden jeweils ein Kohlenstoffring aus sechs Atomen hängt. Je nach Lage einer Doppelbindung in diesen Sechserringen und ob eine Hydroxylgruppe [–OH] oder andere zusätzliche Gruppen an Sechserringen hängen, werden verschiedene Typen an Carotinoiden unterschieden, die auch in ihrer Färbung voneinander abweichen und somit Licht anderer Wellenlängen aufnehmen können; nicht selten nur als Farbstoff vorhanden.
Eingestellt am 23. November 2024
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Querschnittschema des Polypen von Anthozoa (Tusche und Kreide; Reinhard Agerer)
Oben durch den Zentralmagen, unten durch die Schlundregion. Schlund zur Ellipse gezogen. Von seinen Winkeln ausgehend, verlaufen die Siphonoglyphen nach unten und zwischen jenen Mesenterien, deren Gastraltasche die Retraktormuskeln nach außen zeigt, alle übrigen Gastraltaschen richten sie zueinander; der Siphonoglyphen benachbarte Mesenterien werden als Richtungssepten bezeichnet.
Epidermis (grün), Mesogloea (grau), Gastrodermis (orange), Retraktormuskeln (rot), Pharynx und Gastralraum (blau).
Nach Westheide & Rieger (2013), Seite 121, Abb. 188
Eingestellt am 23. November 2024
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