zum Glossar über:
Heteroscleromorpha, Verschiedennadlige Schwämme
1 Heterogen (TP,AP)
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Eine heterogene Gruppe spiculabildender[1] Schwämme,
Deren interne Verwandtschaft bislang nicht geklärt,
Umfasst der Demospongien meisten Arten.
Ein paar nur der besser bekannten Ordnungen greifen wir folgend heraus.
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Megascleren[2] erweisen sich als durchwegs vorhanden,
Mikroscleren[3] kommen recht häufig hinzu:
Gelegentlich sitzen die Schwämme auf Basalskeletten[4]
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Paecilosclerida[7] gehört zu den besser bekannten Ordnungen mit
Einseitig zugespitzten Megascleren, oft mit unregelmäßig geordneten Zähnchen daran[8];
Microscleren, gebogen
Erscheinen oft glatt, tragen aber gelegentlich Dornen,
Oder sind beidseits mit Schirmchen verziert[11].
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Hierzu gehören auch räuberische Schwämme[12],
Nährstoffarmer Regionen der Tiefsee, sowie
Strömungsarmer Höhlenhabitate;
Ragen dafür aus der Schwämme Gewebe,
Darin sich verfangend, kommen davon Opfer nicht mehr los.
Langgezog‘ne Filamente der Schwämme helfen, die
Weit in das Wasser gestreckt.
Innerhalb weniger Stunden umwächst des Schwamms Gewebe die Beute;
Aufgelöst innerhalb weniger Tage, wird sie nach und nach phagocytiert[16].
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– Hier werden, wie so oft, evolutive Prinzipien deutlich,
Wonach reduziert, worauf verzichtet wird, was nicht mehr sich lohnt,
Weil andere, neu entwickelte Ernährungsweisen entstanden,
Althergebrachtes sich als überflüssig erweist. –
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Choanocytenkammern[17 ]reduzierten sie folglich,
Verzichten weitgehend auf das Kanalsystem;
Strecken mit Stiel sich in das umgebende Wasser,
Fangquoten so zu erhöh’n.
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Zu Poecilosclerida gehören auch Feuerschwämme[18],
Die mit komplexen Molekülen schon mancher Taucher Haut irritiert.
Ohne Unterlass werden sie ins Wasser gegeben
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– Nicht wenige Porifera produzieren bioaktive Substanzen[21],
Oft toxische Moleküle, nicht selten von Lebenspartnern, von Bakterien[22], produziert;
Ihre Konzentration nimmt zu, werden die Schwämme beschädigt.
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Oder Spicula mit Spitz und Knopf[29]
Charakterisieren Hadromeride Schwämme[30],
Von denen die Gattung Cliona[31] ökologisch Faszinierendes zeigt.
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Endolithisch[32] wollen sie leben. Doch geeignete Höhlen sind Mangelware!
So greifen sie selbst zu ätzendem Meißel, schicken Pinacocyten[33] voran:
Schirmen sich ringsum seitlich nach unten,
Schicken lösende, grabende Säuren[34 ]hinein in den Kalk,
Unterfassen ein Bröckchen,
Hebeln es mit Leichtigkeit danach heraus,
Befördern, was sie gelockert, durch ihr Kanalsystem zm Osculum[35],
Das es, hinausströmend, Wirbeln zum Abladen gibt.
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Vergrößern, verlängern zu Grotten, zu Tunnels, die Höhlen,
Bohren nach oben Kamine, vermitteln Papillen Wasserkontakt
Für Zufuhr von Wasser, Abfuhr von Abfall,
Leben geschützt im Kalksubstrat,
In Schnecken- und Muschelschalen,
In Kalkkorallenriffen und Sandsteingefels. –
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Fußnoten
[1] Spicula: Nadelförmige Gebilde aus Spongin, Calciumcarbonat oder Siliciumdioxid
[2] Megascleren (Schwämme): Scleren (Spicula) werden nach ihrer Größe eingeteilt, wobei keine klare und scharfe Größenklassifizierung vorgenommen werden kann. Megascleren streuen im Bereich von 0,1 – 1 mm (ausnahmsweise bis zu Dutzenden cm) Länge; Microscleren liegen im Bereich von 0,01 – 0,15 (0,3) mm.
[3] Microscleren (Schwämme): Scleren (Spicula) werden nach ihrer Größe eingeteilt, wobei keine klare und scharfe Größenklassifizierung vorgenommen werden kann. Microscleren liegen im Bereich von 0,01 – 0,15 (0,3) mm Länge; Megascleren streuen im Bereich von 0,1 – 1 mm (ausnahmsweise bis zu Dutzenden cm)
[4] Kalksockel, Basalskelett: Podest aus Kalk, auf dem der Schwamm sitzt
[5] Aragonit: [Calciumcarbonat, CaCO3]; Mineral der wasserfreien Carbonate ohne fremde Anionen; kristallisiert im orthorhomischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca[CO3]; löst sich leichter in Säuren als Calcit; https://www.chemie.de/lexikon/Calcit.html; nähere Erklärung dort
[6] Calcit, Kalkspat: [Calciumcarbonat, CaCO3]; Mineral der wasserfreien Carbonate ohne fremde Anionen, kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca[CO3]; https://www.chemie.de/lexikon/Calcit.html; nähere Erklärung dort
[7] Paecilosclerida (Heteroscleromorpha – Demospongiae – Silicea s. s. – Porifera – Animalia –…)
[8] Styl und Acanthostyl: Silicat-Megaspicula leicht gebogener gleichdicker Form mit nur einem zugespitzten Ende; glatt ist das Styl, mit unregelmäßig angeordneten Zähnchen das Acanthostyl
[9] S-förmiges Sigma, C-förmiges Sigma: Silicat-Mikrospicula von S-Gestalt, bzw. von C-Gestalt
[10] Toxa: Ein Silicat-Mikrospiculum von Pfeilbogenform
[11] Arcuates Isochela (a), Palmates Anisochela (b), Bitorulates Spiculum (c): (a)Silicat-Mikrospiculum mit grobzackigen Schirmchen an beiden Enden eines dreigliedrigen Stiels; (b) Silicat-Mikrospiculum mit gleichgerichtet-einseitswendigen, scharf zulaufenden, jeweils zur Mitte ihres dünnen Stielchens gerichteten Ensemble an Zacken; (c) Silicat-Mikrospiculum mit feinzackigen Schirmchen an beiden Enden eines durchgehenden Stiels.
[12] Cladorhizidae, Räuberische Schwämme (Paecilosclerida – Heteroscleromorpha – Demospongiae – Silicea s. s. – Porifera –…)
[13] Naupliuslarven: Primärlarven (Eilarven) der Krebstiere, die durch drei Beinpaare und ein unpaares medianes Auge gekennzeichnet ist
[14] Krebstiere, Krebsartige: Crustacea (Tetraconata – Mandibulata – Arthropoda – Panarthropoda – Ecdysozoa –...)
[15] Arcuates Isochela, Palmates Anisochela
[16] Phagocytose: Aufnahme von Partikeln (organismische oder organische) in ein Vesikel, um sie zu verdauen
[17] Choanocytenkammern, Choanosomen: Bei der weit überwiegenden Mehrzahl der Schwämme, sind Choanocyten in besonderen Kammern zusammengefasst, die unmittelbar Anschluss an Kanäle der Ostioli haben
[18] Tedania ignis: Feuerschwamm (Paecilosclerida – Heteroscleromorpha – Demospongieae – Silicea s. s. – Porifera –…)
[19] Algen: Eine organismenreichübergreifende Bezeichnung für überwiegend im Wasser lebende Thallophyten
[20] Korallen: Blumentiere (Anthozoa – Cnidaria – Animalia – Opisthokonta – Eukarya)
[21] Bioaktive Substanzen i. w. S.: Substanzen, die auf andere Organismen eine wie auch immer geartete Wirkung zeigen
[22] Bakterien: Bilden zusammen mit Archäen die sog. Prokaryo(n)ten, die noch keinen echten Zellkern und keine komplex gebauten Chromosomen besitzen. Sie unterscheiden sich grundsätzlich voneinander. Deshalb wurden die Archäen in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts als eigene Organismen-Domäne der Domäne der Bakterien gegenübergestellt
[23] Antibiotisch: Schon in geringer Konzentration das Wachstum anderer Mikroorganismen hemmend oder gar tötend
[24] Antifungal, antifungisch: Schon in geringer Konzentration das Wachstum von Pilzen hemmend oder gar tötend.
[25] Antiviral: Schon in geringer Konzentration das Wachstum von Viren hemmend oder gar tötend,
[26] Tumorhemmend: Das Wachstum von Tumoren hemmend
[27] Styl
[28] Oxea: Silicat-Megaspiculum leicht gebogener gleichdicker Form mit zwei zugespitzten Enden
[29] Tylostyl: Silicat-Megaspiculum leicht gebogener gleichdicker Form mit einem zugespitzten und einem knopfartig gestalteten Ende
[30] Hadromeride Schwämme: Clionaida (Demospongiae – Silicea s. s. – Porifera – Animalia – Opisthokonta –…)
[31] Cliona: Bohrschwämme (Clionaida – Demospongiae – Silicea s. s. – Porifera – Animalia – …)
[32] Endolithisch: Innerhalb von Steinen (von steinharten Kalkexoskeletten)
[33] Pinacocyten, Plattenzellen: Bei den meisten Schwämmen ist das Äußere und das interne Kanalsystem durch Plattenzellen (nicht durch Choanocyten) epithelartig begrenzt
[34] Säuren: Die Säurewirkung beruht auf der Dissoziation (Ablösen) des Protons [H+] von einer dann negativ geladenen Gruppe; Säuren besitzen einen pH kleiner als 7
[35] Osculum: Hauptöffnung von Schwämmen, durch die Wasser, eingesaugt durch Wandporen, zusammen mit Stoffwechselprodukten wieder ausgestoßen wird
Eingestellt am 23. November 2024
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Silicat-Spicula der Demospongiae, Auswahl (Tusche; Reinhard Agerer)
Megascleren (obere Reihe, von links nach rechts): Styl; Tylostyl; Tylot; Oxea; Strongyl; Acanthostyl; Plagioträn
Microscleren (zweite und dritte Reihe, jeweils von links nach rechts): C-förmiges Sigma; S-förmiges Sigma; Toxa (pfeilbogenförmig); Arcuates Isochela; Palmates Anisochela; Bitorulates Spiculum; Verticillaster; Oxysphaerster; Tylaster; Oxyaster.
Nach Westheide & Rieger (2013); Seite 90
Eingestellt am 23. November 2024
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Cladorhizidae: Räuberische Schwämme
A. Cladorhiza abyssicola, scale approximate; B. Cladorhiza sp., undescribed species from West Norfolk Ridge (New Zealand EEZ), 757 m (NIWA 25834); C. Abyssocladia sp., undescribed species from Brothers Seamount (New Zealand EEZ), 1336 m (NIWA 21378); D. Abyssocladia sp., undescribed species from Chatham Rise (New Zealand EEZ), 1000 m (NIWA 21337); E. Abyssocladia sp., undescribed species from Seamount 7, Macquarie Ridge (Australian EEZ), 770 m (NIWA 40540); F. Asbestopluma (Asbestopluma) desmophora, holotype QM G331844, from Macquarie Ridge (Australian EEZ), 790 m (from Fig. 5A in [47]); G. Abyssocladia sp., undescribed species from Seamount 8, Macquarie Ridge (Australian EEZ), 501 m (NIWA 52670); H. Asbestopluma hypogea from [41];I. Chondrocladia lampadiglobus (from Fig. 17A in [48]).
Autoren: Rob W. M. Van Soest, Nicole Boury-Esnault, Jean Vacelet, Martin Dohrmann, Dirk Erpenbeck, Nicole J. De Voogd, Nadiezhda Santodomingo, Bart Vanhoorne, Michelle Kelly, John N. A. Hooper
Lizensiert unter:https://creativecommons.org/licenses/by/2.5/; ; unverändert
Eingestellt am 23. November 2024
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Cliona celata (Cladorhizidae)
Autor: Matthieu Sontag
Lizensiert unter https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/; unverändert
Eingestellt am 23. November 2024
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Von einem Bohrschwamm durchlöcherter Stein von der französischen Mittelmeerküste
Autor:J ohann Wirten
Lizensiert unter: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license.
Eingestellt am 23. November 2024
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