zum Glossar über:
Ciliata, Wimpertierchen
1 Größenordnung (HP)
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Hinter langgezogenen Inseln
Liegen in ruhiger Reihe, Untiefen verhüllend,
Warme Lagunen mit langsam fallenden Ufern,
Geschützt vor Wellen und Wind.
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Mineralstoffbeladen ergießt sich,
Lava- und Aschegebirgen entspringend,
Ein schmaler urzeitlicher Fluss
Wasserdurchwühlend ins salzige Meer.
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Bringt Frische, vertreibt giftige Gase,
Trägt ufernah lagernden Sauerstoff bis in die Tiefen,
Klärt mancherorts trüb liegendes Wasser
Für weithin strahlendes Licht.
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Wo wäre wohl besser zu leben
Für schwebende Minimikroben[1]
Und schwimmende Kleinstlebewesen
Als hier in der warmen, abgeschiedenen Bucht?
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Kurz überschattet von Wolken vorüberziehender Schwärmer[4],
Wehren sich, unorthodox nur,
Gegen Amöben[5] mithilfe rasanter Vermehrung.
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Schier unersättliche Münder flagellengezogener[6] Zellen
Durchpflügen, auf kleinere Beute nur achtend,
Ohne Pause den Rand der Lagune und doch
Bleiben Jagderfolge nicht nur gelegentlich aus.
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Zu viel Konkurrenz um gleichkleine Beute
Macht Heterotrophen[7] Leben oft schwer.
Für größeren Fang ist der Mund viel zu klein.
Schon aber schwimmt ein riesiges Cytostom[8] durch das Meer.
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Fußnoten
[1] Mikroben: Mikroskopisch kleine Lebewesen, die einzeln nicht mit bloßem Auge erkennbar sind, zum Beispiel Bakterien und Archäen. Die meisten dieser Mikroorganismen sind Einzeller, zu ihnen zählen jedoch auch wenigzellige Lebewesen (einige Pilze und Algen, viele Amoebozoa, Chromalveolata, Rhizaria und Excavata) entsprechender Größe
[2] Cyanobacteria: Blaualgen (Bacteria)
[3] Purpurbakterien: Darunter werden heute alle obligat oder fakultativ phototroph lebenden Proteobakterien zusammengefasst, bilden deshalb keine monophyletische Gruppe sondern enthalten Vertreter aus den Klassen der Alpha-, Beta- und Gamma-Proteobacteria.
[4] Schwärmer, Zoid: Allgemeiner Ausdruck für begeißelte, bewegliche Zellen (Zoospore oder Gamet)
[5] Amöben, Wechseltierchen: Verändern ständig ihre Form, weil zellwandlos; stülpen Fortsätze des Protoplasten aus, umfließen Nahrung, um Nahrungsvakuolen (Endosomen) zu bilden, ihren Fang zu verdauen. Amöben kommen in verschiedenen Organismenreichen vor; repräsentieren also keine Verwandtschaft, sondern nur eine Lebensstrategie; ein Organismenreich (Amoebozoa) umfasst jedoch nur Amöben
[6] Flagellum, Geißel (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und durch ein zentrales Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte (Terminalplatte) trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.
[7] Heterotroph: Darunter werden alle Organismen subsumiert, die für ihr Leben auf bereits vorhandene organische Substanzen angewiesen sind
[8] Cytostom, Zellmund: Bereich der Zelle bei Einzellern, an dem das Plasmalemma eine tiefe Einsackung zur Nahrungsaufnahme aufweist; Nahrungspartikel werden dort über Endocytose in Nahrungsvakuolen eingeschlossen, worin sie anschließend verdaut werden.
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Ciliata, Wimpertierchen
2 Bänder (HP)
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Mit entschiedenen Schlägen nähert sich Stomia[1],
Durchpflügt ein Kolonien rudernder Algen[2],
Befüllt ihren weit offenen Trichter[3] und
Leitet wehrlose Opfer hinab in den Schlund[4].
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Trennt ihn schließlich durch Strömungsdruck ab,
Schickt ihn auf Wanderschaft rundum in der Zelle,
Treibt ihn wieder zurück und stülpt ihn,
Unverdauliche Reste entsorgend,
Schlussendlich zum After[7] hinaus.
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In Reih und Glied ziehen Nahrungsvesikel[8] des Weges,
Gleiten homogenem Plasma der Zellperipherie[9] entlang,
Bis sie endlich die Kurve erreichen am doppelten Kinetosom[12].
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Tubulibänder[13], der Basis entspringend,
Eines quer orientiert in der Zelle,
Das zweite der Flanke entlang,
Dirigieren sie wieder in Richtung Ort der Geburt.
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Sie verankern die beiden Flagellen[14] fest im schwimmenden Körper,
Federn breitflächig Züge und Drücke der wuchtenden Geißeln,
Unterstützt von proteinelastischer,
Distal verlaufender, wurzelartiger Faser[15],
Erlauben Stomia Fahrt aufzunehmen trotz ihrer Größe,
Zum Vorteil der Großzellenjagd.
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Fußnoten
[1] Stomia: Bezeichnung für hypothetischen Vorfahren der Ciliata
[2] Algen: Eine organismenreichübergreifende Bezeichnung für überwiegend im Wasser lebende Thallophyten
[3] Cytostom, Zellmund: Bereich der Zelle bei Einzellern, an dem das Plasmalemma eine tiefe Einsackung zur Nahrungsaufnahme aufweist; Nahrungspartikel werden dort über Endocytose in Nahrungsvakuolen eingeschlossen, worin sie anschließend verdaut werden.
[4] Zellschlund, Zellpharynx: Trichterförmige Vertiefung im oft flacheren Mundfeld eines Ciliaten
[5] Plasmalemma: Zellmembran (Lipiddoppelmembran) von Organismen; wird oft als Gegenstück zum Tonoplasten betrachtet, der im Zellinneren eine größere Saftvakuole umgibt
[6] Vesikel: Kleine, abgegliederte, rundliche, doppelmembranumhüllte Behälter.
[7] Zellafter, Cytopyge: Konstanter Ort in der Zellmembran vieler einzelliger Organismen, über den Reststoffe oder Giftstoffe durch Exocytose ausgeschieden werden; tritt vor allem bei Einzellern mit einer verhärteten Zellrinde, besonders bei Ciliata, auf.
[8] Nahrungsvesikel: Durch Endocytose entstandene Verdauungsvesikel, die tote Partikel oder Organismen enthalten können; verdaut wird, was verfügbar (Proteine, Fette, Zucker, Nucleinsäuren, Cellulose, etc.)
[9] Ektoplasma (Einzeller): Äußerer, organellen- und granulafreier cytoplasmatischer Bereich des Protoplasten
[10] Mikrotubuli: Röhrenförmige Proteinkomplexe innerhalb eukaryotischer Zellen und in Geißeln; Hohlröhren aufgebaut aus den Dimeren α- und β-Tubulinen; funktionieren bei vielen wesentlichen zellulären Prozessen, einschließlich Mitose und Meiose. Mikrotubuli sind gerichtete Strukturen, deren Enden wegen ihrer Polymerisationsrichtung mit plus und minus bezeichnet werden; das α-Tubulin-Ende wird minus-Ende genannt, das β-Tubulin plus-Ende; bilden die Grundlage für das Cytoskelett und spielen eine wichtige Rolle in der Ausbildung der Kernteilungsspindel und im Vesikeltransport.
[11] Alveolen (Chromalveolata): Flache, oft größerflächige Cisternen unterhalb des Plasmalemmas
[12] Kinetosom: Basaler Teil der Geißel mit dem centriolentypischen Bau aus 9 × 3 kurzen Mikrotubuli
[13] Mikrotubulibänder: Zu geraden oder gebogenen Ebenen einschichtig zusammengefasste Mikrotubuli größerer Zahl
[14] Flagellum, Geißel (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und durch ein zentrales Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte (Terminalplatte) trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.
[15] Geißelwurzel, Rhizoplast: Wird gelegentlich als eigenständiges Organell der Zelle gesehen; damit wird der in der Zelle gelegene Teil der Geißel bezeichnet, der verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen der Geißel besitzt.
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Ciliata, Wimpertierchen
3 Multiplikation (HP)
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Behäbig nur hält sich bis zum Platzen gefüllt,
Stómia in Schwebe mit der Flagellen müdem Schlag.
Sinkt zunehmend tiefer hinab,
Sucht mit all ihrer Kraft, dem Sinken entgegenzuwirken,
Was Cilia[1], ihre Schwester,
Bereits mit doppelter Zahl an Geißeln, mit Leichtigkeit schafft.
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In Mode sind dichtere Haare[2] gekommen!
Erst vier, dann acht, auch sechzehn und mehr
Reihen sich an von vorne nach hinten,
Bis dicht ein Pelz die Zelle umfasst.
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Ein Verfangen der Geißeln, ein Verknoten sogar,
Behindern Cilias stetiges Drängen
Nach neuen, lohnenden Jagdrevieren.
Noch aber fehlt des Geißelschlags Synchronisation.
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Verbinden sich seitlich, überlagern sich längs.
Richten die Wurzeln in Reihe nun aus
Zu Linien, Schrägen und zu Spiralen.
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Dicht genug steh‘n sie jetzt für koordinierten Schlag,
Doch zu lang sind die Schäfte
Für unbehinderndes Niederschlagen
Und langsam beugendes Wiedererheben.
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Wer die Flagellen kürzt,
Verliert zwar treibende Kraft,
Doch ein Verheddern der schiebenden Geißeln
Verminderte ihrer Vielzahl Gewinn.
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Den Mundraum[5] umgeben nun Cilien dicht;
Strudeln Nahrung hinein,
Leiten sie weiter zum Pharynx[6];
Entweichen gibt es nicht mehr.
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Wohlgenährt, mit riesigen Happen im Mund,
Nimmt Cilióphora[7] ständig an Größe noch zu.
Erntet, was immer sie findet:
Energiereiche größere Zellen, haben Ciliophora es angetan.
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Fußnoten
[1] Cília: Schwester Stomias, Bezeichnung für hypothetischen Vorfahren der Ciliata
[2] Cilie, Wimper, Flagellum, Geißel, (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.
[3] Mikrotubulibänder: Zu geraden oder gebogenen Ebenen einschichtig zusammengefasste Mikrotubuli größerer Zahl
[4] Geißelwurzel, Rhizoplast: Wird gelegentlich als eigenständiges Organell der Zelle gesehen; damit wird der in der Zelle gelegene Teil der Geißel bezeichnet, der verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen der Geißel besitzt.
[5] Cytostom, Zellmund: Bereich der Zelle bei Einzellern, an dem das Plasmalemma eine tiefe Einsackung zur Nahrungsaufnahme aufweist; Nahrungspartikel werden dort über Endocytose in Nahrungsvakuolen eingeschlossen, worin sie anschließend verdaut werden.
[6] Zellpharynx: Trichterförmige Vertiefung im oft flacheren Mundfeld eines Ciliaten
[7] Ciliophora: Bezeichnung eines hypothetischen Vorfahrens der Ciliata; Nachfahre Stomias und Cilias
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Ciliata, Wimpertierchen
4 Der Vielzahl Preis
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Ein kleiner Zellkern[1] nur koordiniert das Geschehen:
Vermittelt millionenfach enzymatische[2] Kraft,
In Nanosekunden[8] minimal phasenversetzt an jeden nötigen Ort.
Er soll zudem für Sex[9],
Vermehrung und Fortpflanzung steh‘n!
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Drei Alternativen markieren Ciliatas Weg:
Chromosomen[10 ]im einzigen Kern mehrfach zu reduplizier’n;
Die Anzahl der Kerne beträchtlich erhöh’n;
Oder einen besonders großen für Lebensfunktionen reservier’n,
Der Weg, den Ciliata für immer beschreiten,
Der einzigartig für alle gewählt. –
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Ein allzu langer Weg wäre es wohl,
Hochstrukturierte, nach allen Seiten verbundene,
Multibasalkomplexe[13] in zigfacher Zahl immer neu zu konstruier‘n.
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Ist es nicht konsequent, sich Zoosporen zu sparen,
Schon Existierendes einfach quer zur Mitte zu spalten und
Jeder Zelle die halbe Grundkonstruktion zu geben
Für einen unkomplizierten Weiterbau?
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Dies ist tatsächlich Ciliophoras[14] Weg!
Ihre erfolgversprechende Größe beinahe behaltend,
Ergänzt sie ohne viel Mühe noch fehlende Stücke,
Bleibt dauerhaft somit in Funktion.
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Aus Eins mach Zwei und
Dann noch Vier!
Gering erscheint ihre Anzahl zwar, vergleichen mit Hunderten Sporen,
Doch die Chance fürs Überleben wächst dafür enorm.
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Gameten[15], wie auch Zygoten, ist gleichfalls der Aufwand zu groß,
Immer neu Elemente zu bauen, zusammenzusetzen zum festen Verbund.
Nach Teilung vorgelegte Muster verringern gehörig den Aufwand,
Halten Fertigungszeiten und Kosten gering. –
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Ciliophora sucht einen Partner.
Heben auf alle Grenzen[18],
Vereinen sich, zum genetischen Bund.
Lösen den Makronucleus
In die Bestandteile auf.
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Meiose[19] ist nun beider Partner Mikrozellkerne Ziel,
Verwerfen je drei von den Vieren,
Verdoppeln mitotisch[20] die bleibenden Zwei,
Tauschen je einen der Kerne,
Trennen sich wieder,
Vereinen die so zusammengewürfelten Partner[21],
Kombinieren die Anlagen neu,
Leiten Ciliophora frisch gebrieft auf zukunftsweisende Bahn.
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Doch zuvor steh‘n noch drei mitotische Teilungen an:
Acht diploide[22] Kerne birgt somit jede der Zellen,
Vier verschmelzen zur großvolumigen genetischen Masse[23],
Die restlichen warten auf Separation.
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Der Makronucleus[24 ]teilt zweimal sich,
Neuentstand‘ne behalten die Größe allerdings bei.
Zweimal die Zelle geteilt, entstehen vier neue Individuen.
Zu einem polyploiden Makro- gesellt sich ein diploider Mikronucleus[25] je noch dazu.
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Für sexuelle Kontinuität zu sorgen,
Ist des Mikronucleus‘ einziges Ziel.
Der Makronucleus reorganisiert, sortiert, potenziert seine Gene,
Lenkt und ordnet Ciliophoras Aktivität.
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Fußnoten
[1] Zellkern: Chromosomen einschließendes, cisternenumgebenes Organell der Eukarya, in dem u. a. im Zuge der Mitose, auch der Meiose, die Verdopplung der Chromosomen stattfindet
[2] Enzym: Protein, das, an spezielle Moleküle angepasst, Synthese oder Abbau katalysiert. Meistens werden mehrere Enzyme zu einem Komplex verbunden, um eine räumliche Nähe zwischen den einzelnen, aufeinanderfolgenden Syntheseschritten herzustellen
[3] Dynein: Ein zur Gruppe der Motorproteine gehörendes Molekül in eukaryotischen Zellen, das dem Transport von Vesikeln und anderen Transport- und Bewegungsvorgängen dient. Das Dynein-Protein besteht aus einer Kopfregion, die an Mikrotubuli bindet, sowie einem Schwanzteil, der mit anderen Proteinen interagieren kann. Dyneinkomplexe binden ein zu transportierendes Molekül an sich und „laufen“ dann entlang eines Mikrotubulus. Der Transport erfolgt gerichtet, da Dynein auf dem Mikrotubulus nur in Richtung des sogenannten minus-Endes wandern kann. Dyneine transportieren also ihre Fracht von der Peripherie in RichtungMikrotubuliorganisationscentren, MTOCs.
[4] Alpha-Tubulin und Beta-Tubulin: α- und β-Tubuline (je aus etwa 450 Aminosäuren bestehend) polymerisieren zu Mikrotubuli, einem Hauptbestandteil des eukaryotischen Cytoskeletts. Die Tubuline unterschiedlicher Organismen sind nicht identisch, dadurch variieren die Durchmesser der Mikrotubuli zwischen 20 und 30 Nanometer.
[5] Kinesin: Bezeichnet eine Gruppe von Motorproteinen in eukaryotischen Zellen. In Kooperation mit anderen Motorproteinen, wie Myosin und Dynein ist Kinesin wesentlich am intrazellulären Transport von biologischen Lasten entlang der Mikrotubuli beteiligt. Der Kinesinkomplex besteht aus zwei schweren und zwei leichten Proteinketten. Das Kinesin-Protein selbst besteht aus einer Kopfregion, die an Mikrotubuli binden kann und die katalytische Domäne enthält, einem Hals, einem langen Stiel, sowie einem Schwanzteil, der mit anderen Proteinen über eine Vielzahl von Verbindungsproteinen interagieren kann. Durch ATP-Hydrolyse am aktiven Zentrum verändert sich die Konformation des Kopfes und des Halses, ein 8 nm langer Schritt über ein Tubulindimer folgt damit. Kinesinkomplexe binden ein zu transportierendes Molekül an sich und 'laufen' dann entlang einem Mikrotubulus vom Minus- zum Plus-Ende.
[6] Actin,Fädiges Actin: Actin ist ein häufiger Bestandteil des Cytoskeletts und kommt besonders in Muskelzellen vor; zu Fäden polymerisiert (F-Actin), dient es der Stabilisierung der äußeren Zellform sowie der Ausbildung von Zellfortsätzen, intrazellulären Verlagerungen und gerichteten intrazellulären Bewegungen
[7] Myosin: Eine Familie von Motorproteinen eukaryotischer Zellen. Koordiniert mit anderen Motorproteinen wie Kinesin und Dynein wesentlich den intrazellulären Transport von Biomakromolekülen, Vesikeln und Zellorganellen längs des Cytoskeletts; ist aber allein an Actinfilamenten tätig.
[8] Nanosekunde: 0,000 000 001 s; 10-9s
[9] Sexuelle, geschlechtliche Fortpflanzung: Dafür sind drei Vorgänge miteinander gekoppelt, Meiose (abgekürzt mit R!), Plasmogamie (Zellen vereinen sich, abgekürzt mit P!) und Karyogamie (Kerne verschmelzen, abgekürzt mit K!) verbunden, wobei P! und K!, mit Ausnahme bei Dikarya, unmittelbar aufeinander folgen. Bei Dikarya (Unbegeißelte Chitinpilze – Fungi – Opisthokonta – Eukarya) sind beide Vorgänge unterschiedlich lang (weit) voneinander getrennt. Da bei Animalia und Plantae P! und K! unmittelbar aufeinander folgen, werden beide Vorgänge häufig zu Befruchtung (B!) zusammengefasst.
[10] Chromosomen (Eukarya): Das Chromatin, die Chromosomensubstanz, wird durch eine Hierarchie von Ordnungsprinzipien in verschiedenen Stufen immer stärker kondensiert: um flache, rundliche Nucleosomen, entstanden aus vier verschiedenen, je zweifach vorhandenen, basischen, daher kationisch wirkenden Histonen, wickelt sich die saure, damit anionisch gestimmte DNA-Helix; sie wird somit durch Anziehung daran stabilisiert. Solche Nucleosomen mit etwa zweifachem DNA-Umlauf reihen sich hintereinander, verbunden über freie DNA; liegen in dichter Folge und werden als platzsparender Strang seitenwechselnd in Doppelreihe zusammengefasst; solche Doppelreihen, dann zu Schlaufen gelegt, werden zusammengehalten von anderen speziellen Proteinen, den Condensinen; diese Schlaufen legen sich wieder zu schraubigen Strukturen, die dann zu mehreren im Chromosom zusammen einen definierten Abschnitt bilden. Solche Abschnitte liegen im Chromosom aneinander, hängen über DNA zusammen und bilden Abschnitt für Abschnitt das Chromosom. Solche Abschnitte lassen sich durch Färbung im Lichtmikroskop des Öfteren nachweisen. Im Arbeitskern und beim Transkribieren werden diese Hierarchien gelöst, so dass Transkriptasen in der Lage sind, daran als Matrize mRNA zu synthetisieren. (Nach Lüttge et al. 2010). (Abbildung unter „Eukarya, 7 Gordischer Knoten“)
[11] Zoosporen: Einzellige, eigenbewegliche Verbreitungseinheiten
[12] Zygote: Diploide Zelle, die nach der Verschmelzung zweier haploider Kerne im Zuge der sexuellen Fortpflanzung entstand
[13] Basalkomplex: Zellinterne Basis der Geißel mitsamt assoziierten Mikrotubuli und verbindende, gestreifte und ungestreifte Wurzelelemente.
[14] Ciliophora: Bezeichnung eines hypothetischen Vorfahrens der Ciliata; Nachfahre Stomias und Cilias
[15] Gameten: Für sexuelle Fortpflanzung vorgesehene haploide Zellen
[16] Cytostom, Zellmund: Bereich der Zelle bei Einzellern, an dem das Plasmalemma eine tiefe Einsackung zur Nahrungsaufnahme aufweist; Nahrungspartikel werden dort über Endocytose in Nahrungsvakuolen eingeschlossen, worin sie anschließend verdaut werden.
[17] Zellkonjugation: Zellen legen sich zwecks Fortpflanzung eng aneinander, lösen Zellwände auf oder nutzen vorhandene Poren oder enge Hohlröhren (z. B. Escherichia coli; Pennales), um genetisches Material zu transferieren.
[18] Plasmogamie: Verschmelzung der Protoplasten zweier Zellen im Zuge sexueller Fortpflanzung; abgekürzt P!
[19] Meiose, meiotisch, R!: Meiose dient der Reduktion eines diploiden Chromosomensatzes zu haploiden Sätzen. Dabei werden einander entsprechende Chromosomen, im Kern sich dann mittig in einer Ebene gegenüberstehend, gepaart und anschließend in entgegengesetzter Richtung („polwärts“) separiert. Dieser Vorgang wird auch als Reduktionsteilung (oft abgekürzt als R! und zugleich stellvertretend für die ganze Meiose verwendet) bezeichnet. Da die voneinander getrennten haploiden Chromosomen schon zu Chromatiden verdoppelt sind, schließt sich an die Reduktionsteilung noch eine mitotische Teilung an, so dass vier haploide Kerne letztlich vorliegen.
[20] Mitose, mitotisch, abgekürzt M!: Im Kern mittig in einer Ebene versammelte Chromosomen bildeten je zwei identische Chromatiden, die bei der Mitose durch Mikrotubuli separiert werden und, von einer Zellwand getrennt, als identische Chromosomensätze der entstandenen Zellen wirken
[21] Karyogamie: Verschmelzung zweier haploider Zellkerne; abgekürzt K!
[22] Diploid: Zellkerne mit doppeltem Satz zusammenpassender, homologer, Chromosomen; ausgedrückt mit 2n
[23] Wird polyploid: Ein Zellkern besitzt mehr als zwei Chromosomensätze; bei drei, vier oder sechs Chromosomensätzen, wird oft exakter von tri-, tetra- und hexaploid gesprochen.
[24] Makronucleus: Polyploider, sehr großer Zellkern, der neben einem diploiden, Meiose und Karyogamie unterworfenem Zellkern vorhanden ist und selbst nicht an Meiose und Karyogamie teilnimmt; er entsteht aus vegetativer Verschmelzung von vier haploiden Kernen.
[25] Mikronucleus: Diploider, Meiose und Karyogamie unterworfener Zellkern, der ergänzend zum Makronucleus vorliegt
Eingestellt am 14. Juni 2025
Sexuelle Fortpflanzung der Ciliatae, anhand der Zellkerne gezeigt (ppt-generiert, Reinhard Agerer)
Makronucleus (große Ellipse), Mikronucleus (kleine Ellipse)
a. Zwei Ciliaten mit je einem polyploiden Makro- und einem diploiden Mikronucleus (gelb und braun kennzeichnen die partnermäßig zugehörigen Zellkerne) legen sich aneinander. – b. Nach Plasmogamie (P!) werden die Makronuclei aufgelöst (möglicherweise auch später erst). – c. Die Mikronuclei nehmen je eine Meiose (R!) vor, wonach je vier haploide Kerne entstehen. – d. Je drei der haploiden Kerne werden aufgelöst. – e. Der verbliebene haploide Kern verdoppelt sich durch Mitose (M!). – f. Die beiden Partner tauschen je einen Kern aus; wonach sie sich trennen. – g. Nun erfolgt in den beiden Zellen unabhängig die Karyogamie (K!), wodurch wieder diploide Kerne entstehen, somit Merkmale beider Partner in sich vereinen (braun/gelb-Schattierung); somit entstanden Zygoten, in ursprünglicher Ciliatengestalt. – h. Die diploiden Zellkerne vollziehen zwei mitotische Teilungen, wodurch jede Zelle danach acht diploide Kerne besitzt. – i. Vier der Kerne verschmelzen (KV!) zu je einem Makronucleus, die restlichen vier Zellkerne bleiben separat. – j. Je zwei Mitosen vermehren die Makronuclei auf vier; damit liegen vier Makronuclei und vier Mikronuclei vor. – k. Durch Zellwände separiert sich jeder der ursprünglichen Partner in vier eigenständige Ciliaten. – l. Die neu entstandenen, zweimal vier Individuen gehen ihren eigenen Weg (nur als Zellkernpaare dargestellt).
Eingestellt am 7. August 2025
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Asexuelle Vermehrung bei Ciliaten
Die meisten Wimpertierchen teilen sich durch Querteilung (transversal), aber bei einigen Arten kommen auch andere Arten der Binärspaltung vor, beispielsweise: Knospung (engl. budding) bei Vorticella microstomata, Teilungscysten bei Colpoda (Palintomie), transversale Mehrfachteilung (Strobilation) bei Anoplophrya
Autor: Deuterostome
Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license; unverändert
Eingestellt am 14 Juni 2025
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Ciliata, Wimpertierchen
5 Überlegenswert
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Ja, Hypothesen sind es nur,
Die das Gebäude zur Einheit erst fügen.
Kein Zeugnis der Urzeit blieb uns erhalten.
Nur Ausgetüfteltes liegt versteinert im Fels.SL
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Wer akzeptiert die Gedanken,
Fordert nicht den Beweis?
Geschöpf sind sie alle zusammen,
Doch wo liegt der Beginn?
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In der festen, finalen Struktur
Wie mancher so denkt,
Oder doch im Big Bang[1]
Und Gottes Zukunftsidee?
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Woher kommt dein Verstand?
Aus dir selbst sicherlich nicht!
Ist er nicht dazu da,
Gottes Wirken zu seh‘n?
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Ob in einzelnen Schritten,
Oder groß von Anfang schon an,
Gib Gott die Ehre,
Brich bloß keinen Streit darüber vom Zaun!
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Fußnoten
SL Li C-W, Chen J-Y, Lipps JH, Gao F, Chi H-M, Wu H-J (2007) Ciliated Protozoans from the Precambrian Doushantuo Formation, Wengan, South China. Geol Soc London Spec Publ 286: 151-156
[1] Urknall, Big Bang, Singularität: Einmaliges Ereignis, das die Weltentstehung mit einem Energieausbruch in Gang setzte
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Ciliata, Wimpertierchen
6 Pantoffeltierchen
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Um die eigene Achse langsam rotierend,
Schwimmt Paramecium[1] unbeirrt auf lang-spiraliger Bahn
Bis ein Hindernis den Weg ihm verstellt,
Zum Rückrudern es zwingt.
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Schon stoppt es der Cilien[2] richtunggebenden Schlag,
Zieht sie nur zögernd empor,
Hält sie kurzfristig an,
Führt dann der Cilien Hiebe zur Gegenrichtung hin aus.
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Nur kurz bleibt die Neuorientierung besteh‘n.
Ein wenig nach rechts oder links sich nun wendend,
Schwimmt es, dem Hindernis hoffentlich jetzt schon die Seite gekehrt,
Wieder wie anfangs voraus.
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Oh unglückliches Tierchen!
Du steckst in der Höhle, der Ausgang ist eng.
Wie du dich drehst und wendest,
Du stößt erneut an die Wand!
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Endlich, nach vielem vergeblichem Mühen,
Findet es schließlich ermattet heraus,
Strudelt mit all der verbliebenen Kraft
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Oh, wie hilfreich ist doch der Cilien Ordnung!
In Viererreihen zu schwingenden Wogen vereint,
Leiten sie, spiralig zum Schlund[5] hinorientiert,
Die Nahrung zum vesikulären Verpackungsverbund[6].
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Ein Zuviel des einströmenden Wassers,
Mit Algen, auch durch die Haut,
Pumpen pulsierend zwei Vakuolen[7] nach außen,
Verhindern Parameciums platzenden Tod.
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Kranzförmig liegend, entleeren gefüllte Ampullen
Bläh‘n sie auf zum diastolischen[10] Rund,
Schließen dünne Verbindungskanälchen,
Entnehmen erneut überschüssiges Wasser dem Plasma[11]
Und erwarten systolisches Pumpen der rhythmisch gestimmten Zentralvakuole.
Abwechselnd wirken zwei der Systeme und
Halten den Turgor[12] justiert. –
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Es spürt einen Feind ganz in der Näh!
Schon schießt es Ejektosomen[13] der Richtung entgegen als Wehrbatterie. –
Noch einmal dem Angriff entkommen –
Rudert dahin als wär nichts gescheh‘n.
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Fußnoten
[1] Paramecium: Pantoffeltierchen (Ciliata – Wimpeola – Chromalveolata – Eukarya)
[2] Cilie, Wimper, Flagellum, Geißel, (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.
[3] Algen: Eine organismenreichübergreifende Bezeichnung für überwiegend im Wasser lebende Thallophyten
[4] Cytostom, Zellmund: Bereich der Zelle bei Einzellern, an dem das Plasmalemma eine tiefe Einsackung zur Nahrungsaufnahme aufweist; Nahrungspartikel werden dort über Endocytose in Nahrungsvakuolen eingeschlossen, worin sie anschließend verdaut werden.
[5] Zellpharynx (Ciliata): Trichterförmige Vertiefung im oft flacheren Mundfeld eines Ciliaten
[6] Nahrungsvesikel: Durch Endocytose entstandene Verdauungsvesikel, die tote Partikel oder Organismen enthalten können; verdaut wird, was verfügbar (Proteine, Fette, Zucker, Nucleinsäuren, Cellulose, etc.)
[7] Pulsierende Vakuolen, kontraktile Vakuolen: Kontrahierende Bläschen bei verschiedenen Einzellern mit fehlender Zellwand, dienen der Wasserausscheidung, indem sie sich rhythmisch vergrößern und dabei Flüssigkeit aus dem Cytoplasma aufnehmen und, sich zusammenziehend, nach außen abgeben. Dies ist notwendig, da durch Osmose ständig Wasser in ihre Zelle strömt. Dieser Wassereinstrom kommt durch den höheren osmotischen Innendruck zustande. Die Salzkonzentration innerhalb der Zellen ist also höher als in dem sie umgebenden Süßwasser. Ohne die kontraktilen Vakuolen würden die Zellen platzen.
[8] Systole: Kontraktionsphase eines Hohlorgans
[9] Saftvakuolen: Hauptsächlich mit Wasser gefüllte, mit verschiedenen Ionen versehene Vakuolen
[10] Diastole: Entspannungs- bzw. Erschlaffungsphase, Vergrößerungsphase eines Hohlorgans
[11] Protoplast, Protoplasma: Gesamter Inhalt einer Zelle
[12] Turgor: Druck der in den Zellen enthaltenen Flüssigkeit auf die Zellumgrenzung
[13] Ejectosom: Struktur, die aus einem zylinderartig aufgerollten Band besteht, das ausgestoßen wird und sich entrollen kann; mitunter Trichocyste genannt
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Paramecium, Pantoffeltierchen
Oben: Paramecium aurelia. Die Blasen innerhalb der Zelle sind Vakuolen. Die gesamte Oberfläche ist mit Wimpern umgeben, die durch ihre schnelle Bewegung beim Fotographieren verwischt werden.
Autor: Barfooz at the English Wikipedia
Lizenz: GNU Free Documentation License; unverändert
Mitte: Tetrahymena theromphila
Autor: Robinson R (2006) Ciliate Genome Sequence Reveals Unique Features of a Model Eukaryote.PLoS Biol 4(9): e304.
Lizenz: Creative Commons Attribution 2.5 Generic license; unverändert
Unten: Paramecium; schematische Darstellung
Einzelheiten beschriftet.
Autoren: EtaundMichaelFrey
Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license; unverändert
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Ciliata Wimpertierchen
7 Lorica
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Ein Häuschen[1], das wärs doch,
Zum Schutz bei Gefahr!
Rundum erbaut,
Fest, dünnwandig zwar.
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Mucoblasten[2]– was sonst? –
Versenkt in der Peripherie,
Besorgen den Baustoff,
Cilien[3] seinen Transport.
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Polysaccharide[4] kommen nicht weit
Bis sie zur Schicht sich verheddern.
Rotierend skulpturieren Tintinniden[5] die Wand,
Halten im Häuschen sich fest.
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Wartete Tinna[6] und wedelte Strömung herein,
Oder lugte beim Strudeln sie
Aus ihrer Lorica jagend heraus
Und zog sich nur manchmal zurück?
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Wie war es wohl damals
Als Tinna die Tüte[7] erfand?
Wie ist es heute,
Nach sechshundert Millionen Jahren Bestand?
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Fußnoten
[1] Lorica, Gehäuse: Bei Einzellern eine Form einer extrazellulären Hülle um die Zelle, die diese einschließt. Eine Lorica besitzt an einem Ende, gelegentlich an beiden, eine Öffnung, sie kann entweder mit einer Stielregion am Substrat verankert sein oder vom freischwimmenden Organismus mitgeführt werden.
[2] Mucoblast: Schleimvesikel
[3] Cilie, Wimper, Flagellum, Geißel, (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.
[4] Polysaccharide: Vielfachzucker aus einer großen, unbestimmbaren Zahl von Einfachzuckern (Monosacchariden)
[5] Tintinniden: Tintinnida; nicht separat behandelt (Ciliata – Wimpeola – Chromalveolata – Eukarya)
[6] Tinna: Bezeichnung für hypothetischen Vorfahren der Tintinniden
[7] Lorica
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Dictyocysta mitra (Tintinnida, Ciliata)
Autor: nicht angegeben
Lizenz: GNU Free Documentation License; unverändert
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Ciliata, Wimpertierchen
8 Vorticella
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Hoch hinaus das Köpfchen gereckt,
Den Stiel zur Gänze in Länge gezogen,
Wiegen sie sich, mit Cilien behaart, wie Glöckchen,
– Doch ohne den Klang – am kantigen Stein im munteren Bach.
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Cilien[1], in doppelter Reihe zur Haarspirale gedreht,
Umlaufen die leicht nach innen gebogene Scheibe
Von halber Höhe bis an den Rand,
Enden oben im seitlich liegenden Band.
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Strudelnde Strömung erzeugen die Reihen
Bis ein Segel, aus eng verbund‘nen,
Elastisch zur Fläche geformten Cilien,
Das letzte Geleit übernimmt.
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Weit hinab in die Tiefe zieht sich,
Mehr und mehr sich verengend,
Die Multifunktionsvertiefung für Ernährung,
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Einzigartig erscheint uns heute Vorticellas Bewegungssystem.
Fest sitzt sie am Ästchen, doch zuckt sie plötzlich zusammen,
Verkürzt den Stiel,
Bleibt eine Weile in Ruh!
Was bewog Vorticellas unzählige Ahnengenerationen
Actino-Myosin[5] zu Strängen zusammenzuzieh‘n?
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Liegen seit Urzeiten schon
Zum Ordnen und Stabilisieren der Form.
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Dünne Bündel Actinfilamente zieh‘n Vorticellas Köpfchen entlang,
Vereinen sich im Stielchen zum Strang,
Sind sie zum Einsatz fast schon perfekt.
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Aber die nötige Ordnung im Strang ist noch lang nicht geschafft!
Die Fäden wachsen, verlängern sich zur Spirale.
Von außen sieht niemand etwas davon.
Nur eine kurze Berührung am Köpfchen,
Schon verkürzt sich das Stielchen
Und schraubt zur Spirale sich auf.
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Der Gefahr nun entzogen,
Klappt das Köpfchen das rundum laufende Band
Fest über dem haarigen Kränzen zusammen
Und wartet geduldig in Ruh,
Bis langsam sich die Verkrampfung
Wieder entspannt.
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Manchmal verlässt sie ihr sesshaftes Leben
Will sich auf Suche nach Partnern begeben,
Integriert ihren Stiel, rundet sich ab,
Löst sich, schwimmt eine Zeit lang dem Bach hinab.
Trifft sich im Stillen mit Vorticella.
Was anschließend kommt, das wisst ihr ja schon[12].
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Fußnoten
[1] Cilie, Wimper, Flagellum, Geißel, (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.
[2] Pulsierende Vakuolen, kontraktile Vakuolen: Kontrahierende Bläschen bei verschiedenen Einzellern mit fehlender Zellwand, dienen der Wasserausscheidung, indem sie sich rhythmisch vergrößern und dabei Flüssigkeit aus dem Cytoplasma aufnehmen und, sich zusammenziehend, nach außen abgeben. Dies ist notwendig, da durch Osmose ständig Wasser in ihre Zelle strömt. Dieser Wassereinstrom kommt durch den höheren osmotischen Innendruck zustande. Die Salzkonzentration innerhalb der Zellen ist also höher als in dem sie umgebenden Süßwasser. Ohne die kontraktilen Vakuolen würden die Zellen platzen.
[3] Exocytose: Ausscheiden eines Partikels aus der Zelle mit Hilfe eines sich in die Zellmembran integrierenden Vesikels; der Partikel wird damit durch Ausstülpung ausgeschieden
[4]Z ellafter, Cytopyge: Konstanter Ort in der Zellmembran vieler einzelliger Organismen, über den Reststoffe oder Giftstoffe durch Exocytose ausgeschieden werden; tritt vor allem bei Einzellern mit einer verhärteten Zellrinde, besonders bei Ciliata, auf.
[5] Actinomyosin-Komplexe: Actin bildet mit Myosin für Bewegungen in Zellen Komplexe mit mehreren Fibrillen; Myosin als Motorprotein, kann Verknüpfungen zu verschiedenen Actin-Fibrillen herstellen und dadurch die Fibrillen aneinander vorbeiziehen, was in Zellbewegungen münden kann.
[6] Actin,Fädiges Actin: Actin ist ein häufiger Bestandteil des Cytoskeletts und kommt besonders in Muskelzellen vor; zu Fäden polymerisiert (F-Actin), dient es der Stabilisierung der äußeren Zellform sowie der Ausbildung von Zellfortsätzen, intrazellulären Verlagerungen und gerichteten intrazellulären Bewegungen
[7] Myosin: Eine Familie von Motorproteinen eukaryotischer Zellen. Koordiniert mit anderen Motorproteinen wie Kinesin und Dynein wesentlich den intrazellulären Transport von Biomakromolekülen, Vesikeln und Zellorganellen längs des Cytoskeletts; ist aber allein an Actinfilamenten tätig.
[8] Prokaryo(n)t: Organismus, der keinen echten Zellkern besitzt, sondern einfache, meist ringförmige Chromosomen frei in einem zentralen Bereich liegen hat
[9] Eukaryo(n)t: Organismus mit echtem cisternenumgrenztem Zellkern
[10] Protoplast, Protoplasma: Gesamter Inhalt einer Zelle
[11] ATP:Adenosin-Tri-Phosphat; der Energieträger von Organismen, bestehend aus Ribose und Adenin; Ribose trägt an seiner nicht in den Zuckerring einbezogenen Kohlenstoffgruppe drei hintereinander liegende Phosphatgruppen. Diese lineare Anordnung der Phosphate hat zur Folge, dass das dritte, äußerste Phosphat, mit seiner ihm dadurch innewohnenden Energie, diese leicht unter Abspaltung auf andere Moleküle übertragen kann
[12] Sexuelle, geschlechtliche Fortpflanzung: Dafür sind drei Vorgänge miteinander gekoppelt, Meiose (abgekürzt mit R!), Plasmogamie (Zellen vereinen sich, abgekürzt mit P!) und Karyogamie (Kerne verschmelzen, abgekürzt mit K!) verbunden, wobei P! und K!, mit Ausnahme bei Dikarya, unmittelbar aufeinander folgen. Bei Dikarya (Unbegeißelte Chitinpilze – Fungi – Opisthokonta – Eukarya) sind beide Vorgänge unterschiedlich lang (weit) voneinander getrennt. Da bei Animalia und Plantae P! und K! unmittelbar aufeinander folgen, werden beide Vorgänge häufig zu Befruchtung (B!) zusammengefasst.
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Vorticella convallaria, Maiglöckchen Glockentierchen
Autor: CG Ehrenberg, 1838
Lizenz: Public domain; unverändert
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Vorticella campanula, Glockenförmiges Glockentierchen
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Ciliata, Wimpertierchen
9 Nicht zum Blasen
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Am ganzen Körper in feinen Reihen behaart,
Sitzt Stentor[1] auf Lauer.
Den weit geöffneten Trichter umstehen nur
Schmal dreieckig zugespitzte Membranellen[2]
Aus dicht verklebten, basal gelenkigen Cilien[3],
Um ständig Ströme von Wasser ins Zentrum zu lenken.
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Allmählich nach unten verjüngend,
Sitzt die Trompete mit schmal gezogenem Ende
Fest am Substrat,
Schwingt leicht myonemenbewegt[4] hin und her.
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Konzertiert schlagen Unmengen Cilien
Im trompetenförmigen Trichter.
Setzen nur konsequent fort,
Was der Kreis von Kleinmembranen[5] begann.
Versenken im Schlund in Vesikel[6]
Noch bevor sich das Opfer besann.
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Wie eine Trompete mutet das Tierchen an.
Dicht steh‘n die Bläser,
Doch konzertant sind sie nicht.
In Pausen schwimmen sie los,
Gewinnen und fördern auch Nachwuchs,
Doch zeitlebens bleibt ihr Orchester stumm.
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Fußnoten
[1] Stentor: Trompetentierchen (Ciliata – Wimpeola – Chromalveolata – Eukarya)
[2] Membranelle: Organell bei Ciliaten. Es handelt sich um zahlreiche, scheinbar miteinander verbundene Cilien, die ein stehendes Dreieck bilden, am Ansatz hingegen als Rechteck aus in der Regel 3 oder 5, gelegentlich 2 oder 4 dichten Reihen angeordnet sind. Die Kinetosomen werden durch Fibrillen verknüpft. Sie dienen üblicherweise als funktionelle Einheit zum Herbeistrudeln von Nahrung, selten zur Fortbewegung.
[3] Cilie, Wimper, Flagellum, Geißel, (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.
[4] Myonema-Fäden: Organelle einiger Protozoen die diesen verschiedene Bewegungen ermöglichen. Sie bestehen aus Bündeln von Motorproteinen (wohl nicht aus Myosin und Kinesin) die intrazelluläre, kontraktionsfähige Filamente aufbauen, mit deren Hilfe sich besonders sessile Vertreter sehr rasch zurückziehen können. Das sich anschließende langsame Wiederausstrecken wird durch die Elastizität der Hülle hervorgerufen.
[5] Membranellen
[6] Nahrungsvesikel: Durch Endocytose entstandene Verdauungsvesikel, die tote Partikel oder Organismen enthalten können; verdaut wird, was verfügbar (Proteine, Fette, Zucker, Nucleinsäuren, Cellulose, etc.)
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Stentor roeseli, Trompetentierchen
Autor: Protist Image Database
Lizenz: Public domain; unverändert
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Stentor muelleri; Trompetentierchen (tausendfach vergrößert)
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Ciliata, Wimpertierchen
10 Cilienläuse
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Flachrückig, angedrückt schiebt sich,
Auf winzigen Füßchen schreitend,
Hebt plötzlich ab und wählt eine andere Bahn.
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Tasthaare des Rückens schlugen Alarm,
Abrupt sich heftig gegen den Boden zu stemmen,
Schnellten das Tierchen ein Stück weit weg von ihrem Feind. –
Landet, welch Glück,
Wieder auf nahrhaftem Grund.
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Eine Cilienreihe verläuft als reusenartiger Saum
Dem angedrückten Schildchen[5] entlang.
Pirouetten drehend, dann doch der Pharynx[8] verschlingt.
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Wie Schildläuse[9] mit Füßen,
Geht Stylonychia auf ihren Cirren.
Saugend leben die einen,
Nur strudelnd wirken die andern.
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Fußnoten
[1] Stylonychia: Cilienlaus (Ciliata – Wimpeola – Chromalveolata – Eukarya)
[2] Biofilme: Dünne, meist geschlossene Schichten aus verschiedenen Mikroorganismen
[3]C irren: Lange Wimpernbündel
[4]Cilie, Wimper, Flagellum, Geißel, (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.
[5] Stylonychia
[6] Mundfeld: Größere, flächige Vertiefung an Ciliaten, in die oft nur randständige Cilien oder Membranellen Plankton strudeln; am tiefer gelegenen Ende liegt der Pharynx, an dem die Nahrungspartikel in Vakuolen aufgenommen werden.
[7] Membranelle: Organell bei Ciliaten. Es handelt sich um zahlreiche, scheinbar miteinander verbundene Cilien, die ein stehendes Dreieck bilden, am Ansatz hingegen als Rechteck aus in der Regel 3 oder 5, gelegentlich 2 oder 4 dichten Reihen angeordnet sind. Die Kinetosomen werden durch Fibrillen verknüpft. Sie dienen üblicherweise als funktionelle Einheit zum Herbeistrudeln von Nahrung, selten zur Fortbewegung.
[8] Zellpharynx: Trichterförmige Vertiefung im oft flacheren Mundfeld eines Ciliaten
[9] Schildläuse: Sternorrhyncha (Hemiptera – Acercaria – Neoptera – Pterygota – Dicondylia – …)
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Stylonychia pustulata, Waffentierchen (aus Heuaufguss)
Autor:Roland Gromes
Lizenz:Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license; unverändert
Eingestellt am 14. Juni 2024
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Ciliata, Wimpertierchen
11 In der Tiefe der Höhle (TP)
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Hinabgerutscht auf schleimiger Bahn,
Umspült, durchwalkt von stickiger Masse,
Wühlen mit Cirren[1] sie und Cilien im
Völligen Dunkel nach Prokaryoten[2] und Minipartikel.
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Bizarr ist des Körpers Gestalt:
Schwänze und Kränze zugespitzter, hängender Lappen,
Zieren die Tierchen am hinteren Ende;
Mundbereich vorne umgeben Spiralen aus dichtstehendem Haar[3].
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Sauerstoff fehlt der Höhle vollkommen,
Nur fein verteiltes Methan[4]
Umgibt die langsam rotierenden Wesen
Und doch verenden sie nicht.
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Sauerstoff ist Tabu, sonst stürben sie ab.
Für sich zum Gewinn.
Verzichten auf viel Energie,
Geben, wie der Ciliaten lebendes Futter,
CH4 frei in gelöster, feinverteilter Form.
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Zugang und Ausgang hat ihre Höhle.
Keineswegs ist der Einstieg Zufall,
Ihr Ausgang allerdings tödlich.
Wird er einmal durchschritten, ist ihr Leben vorbei.
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Wohltemperiert ist die Höhle,
Körperwarm umgibt sie der Brei.
Im Pansen[7 ]leben die Tierchen,
Nicht nur in einer wiederkäuenden Kuh[8].
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Fußnoten
[1] Cirren: Lange Wimpernbündel
[2] Prokaryo(n)t: Organismus, der keinen echten Zellkern besitzt, sondern einfache, meist ringförmige Chromosomen frei in einem zentralen Bereich liegen hat
[3] Cilie, Wimper, Flagellum, Geißel, (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.
[4] Methan [CH4]: Kohlenstoffatom mit vier Wasserstoffatomen in Tetraederform, mit Kohlenstoff im Zentrum
[5] Glucane: Generelle Bezeichnung für aus Zuckern entstandene Substanzen
[6] Cellulose: Unverzweigte Ketten aus Glucose in β-1,4-Verknüpfung; wobei der 6C-Zucker Glucose in Ring-Form geschrieben, das C1 der Aldehydgruppe ist [CH2OHCHOHCHOHCHOHCHOHCHO], davon aus gerechnet ist der vierte Kohlenstoff das C4 ist. In Ringform geschrieben weist die OH-Gruppe des C1 nach oben, wie auch die frei gebliebene CH2OH-Gruppe. Die OH-Gruppen wechseln von 1 bis 4 die Stellung: C1 nach oben, C2 nach unten, C3 noch oben, C4 nach unten, an C5 hängt die nach oben stehende CH2OH-Gruppe.
[7] Pansen, Rumen: Hohlorgan der Wiederkäuer und der größte der drei Vormägen. Er ist eine große Gärkammer, die dem eigentlichen Drüsenmagen (Labmagen) vorgeschaltet ist.
[8] Kuh, Hausrind: Bos taurus (Bovini – Boodontia – Bovidae – Pecora – Ruminatia –…)
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Darstellung vier verschiedener, den Magen von Wiederkäuern besiedelnder Ciliaten
© Humboldt-Universität zu Berlin, Lebenswissenschaftliche Fakultät, Institut für Biologie/Vergleichende Zoologie; mit Erlaubnis.
https://www.sammlungen.hu-berlin.de/objekte/zoologische-lehrsammlung/10119/; (CC-BY NC ND); unverändert
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Ciliata, Wimpertierchen
12 Schier ohne Grenzen
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Vom harmlosen Strudler bis zum aggressiv schlingenden Jäger,
Von der lieblichen Schönheit zum Krankheitserreger.
Ein Weltreich erobern Ciliaten mit wehenden Haaren
Nehmen keine Rücksicht bisweilen auf Ihresgleichen sogar.
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Worin liegt der Grund für diese Globalinvasion der Ökosysteme[1]?
Ist es nicht der optimierte Verbund engstehender Cilien[2],
Die mit Tubulibändern[3] mehrfach verknüpften Bewegungszentren der Geißeln für
Fein abgestimmte Koordination?
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Die Bereitschaft, für höhere Ziele sich zu verbünden,
Flexibilität ihres Körpers durch Actino-Myosin-Filamente[6] zu wahren?
Ihr Cytostom[7] fürs Strudeln zu weiten, zu verengen fürs Schlingen?
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Unkompliziert bezüglich Ernährung zu leben?
Mit und ohne Sauerstoff Energie zu gewinnen,
Baustoff zu heben?
Bei Gelegenheit Algen[8],[9] im Innern zu hegen,
Zu kultivieren?
Sexuell sich zu spezialisieren,
Bewegliche Stadien[10] zu reduzieren,
Nur zu kopulieren[11]?
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Frei im Wasser zu schwimmen,
Sich festzusetzen mit Stiel?
An Fremdorganismen sich festzusaugen,
Oder wegzuspringen, wenn Gefahr?
Feinde zu schrecken, mit Proteinfäden schleudernden Ejectosomen[12],
Mit nesselkapselähnlichen[13] Vesikeln injizieren tödliches Gift?
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Sind es Fähigkeiten, chemische und mechanische Reize wahrzunehmen,
Darauf zu reagieren, Aufenthaltsorte zu ändern bis
– Formveränderbarkeit durch Actino-Myosin-Komplexe ermöglicht dies –
Neu sie gefunden, was ihrem Leben, ihrem Bedürfnis entspricht,
So schiere Allgegenart in Ökosystemen ermöglicht:
In Süßwasser, Meer, Böden, niedriger Vegetation[14]?
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Von Allem wohl macht sie etwas divers.
Doch ohne befehlendes Zentrum[15] ist alles Makulatur.
Der entscheidende Zug ihrer Evolution ist wohl,
Aufgaben zu teilen bezüglich des Kerns:
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Permanent befehligt ein riesiger Kern[16] des täglichen Lebens Funktion!
Nur so kann die Größe der Zellen besteh‘n,
Von 100 Mikrometer bis multipliziert mit Zehn.
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So sind heute mehr als siebentausendfünfhundert Arten
Dieser zauberhaften Wesen der Forschung bekannt.
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Fußnoten
[1] Ökosysteme: Bezeichnen eine je unterschiedlich ausgeprägte Lebensgemeinschaft von verschiedenen Organismen (Tiere, Pflanzen, Pilze, Bakterien, etc.) in ihrer unbelebten Umwelt (Steine, Erde, Wasser etc.)
[2] Cilie, Wimper, Flagellum, Geißel, (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt.
[3] Mikrotubulibänder: Zu geraden oder gebogenen Ebenen einschichtig zusammengefasste Mikrotubuli größerer Zahl
[4] Membranelle: Organell bei Ciliaten. Es handelt sich um zahlreiche, scheinbar miteinander verbundene Cilien, die ein stehendes Dreieck bilden, am Ansatz hingegen als Rechteck aus in der Regel 3 oder 5, gelegentlich 2 oder 4 dichten Reihen angeordnet sind. Die Kinetosomen werden durch Fibrillen verknüpft. Sie dienen üblicherweise als funktionelle Einheit zum Herbeistrudeln von Nahrung, selten zur Fortbewegung.
[5] Cirren: Lange Wimpernbündel
[6] Actinomyosin-Komplexe: Actin bildet mit Myosin für Bewegungen in Zellen Komplexe mit mehreren Fibrillen; Myosin als Motorprotein, kann Verknüpfungen zu verschiedenen Actin-Fibrillen herstellen und dadurch die Fibrillen aneinander vorbeiziehen, was in Zellbewegungen münden kann.
[7] Cytostom, Zellmund: Bereich der Zelle bei Einzellern, an dem das Plasmalemma eine tiefe Einsackung zur Nahrungsaufnahme aufweist; Nahrungspartikel werden dort über Endocytose in Nahrungsvakuolen eingeschlossen, worin sie anschließend verdaut werden.
[8] Algen: Eine organismenreichübergreifende Bezeichnung für überwiegend im Wasser lebende Thallophyten
[9] Endosymbiotisch (Endosymbiose): Organismen dringen in anderer Lebewesen Zellen zu beiderseitigem Vorteil ein
[10] Schwärmer, Zoid: Allgemeiner Ausdruck für begeißelte, bewegliche Zellen (Zoospore oder Gamet)
[11] Zellkonjugation: Zellen legen sich zwecks Fortpflanzung eng aneinander, lösen Zellwände auf, oder nutzen vorhandene Poren oder enge Hohlröhren (z. B. Escherichia coli; Pennales), um genetisches Material oder Zellkerne zu transferieren.
[12] Ejectosom: Struktur, die aus einem zylinderartig aufgerollten Band besteht, das ausgestoßen wird und sich entrollen kann; mitunter Trichocyste genannt
[13] Nesselkapseln: In Zellvesikel geformte, nesselzellähnliche Strukturen
[14] Vegetation: Gesamtheit der Pflanzenformationen und Pflanzengesellschaften, die in einem Gebiet wachsen
[15] Zellkern: Chromosomen einschließendes, cisternenumgebenes Organell der Eukarya, in dem u. a. im Zuge der Mitose, auch der Meiose, die Verdopplung der Chromosomen stattfindet
[16] Makronucleus: Polyploider, sehr großer Zellkern, der neben einem diploiden, Meiose und Karyogamie unterworfenem Zellkern vorhanden ist und selbst nicht an Meiose und Karyogamie teilnimmt; er entsteht aus vegetativer Verschmelzung von vier haploiden Kernen.
[17] Mikronucleus: Diploider, Meiose und Karyogamie unterworfener Zellkern, der ergänzend zum Makronucleus vorliegt
[18] Zellkonjugation
Eingestellt am 14. Juni 2025
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Ciliata, verschiedene Beispiele
Oben links: Colpoda inflata; Bakterienfresser mit vielen Nahrungsvakuolen
Autor: Dr. Eugen Lehle
Lizenz: GNU Free Documentation License; unverändert
Oben rechts: Epispathidium amphoriforme; räuberisch lebender Ciliat
Autor: Dr. Eugen Lehle
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Unten links: Strombidium sp.; Strudler von planktontischen Algen
Autor: Jihn Dolan
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Unten Mitte: Blepharisma japonicum; Strudler
Autor: Frank Fox
Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany license; unverändert
Unten rechts: Nivaliella plana; zählt zu den kleinsten Ciliatenarten und ernährt sich von Bodenpilzen
Autor: Dr. Eugen Lehle
Lizenz: GNU Free Documentation License; unverändert
Eingestellt am 14. Juni 2025
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