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Myriangiales, Unzähligfrüchtler
1 Ohne Fruchtkörper, dennoch geschützt ( AP)
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Sklerotien[1], an Blättern, Stengeln und Früchten geformt,
Überwintern am Boden in Resten von Pflanzen,
Erwachen im Frühjahr, wenn feucht die Umgebung,
In ein- oder zweifacherweise und je nach Art:
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Doppelstrategisch halten’s die einen,
Überzieh‘n mit Hyphen[2], wenn sie zum Frühling sich dehnen und strecken,
Ihr sonst noch ruhendes, dunkel bezogenes Bett;
Deren phialidisch[3] geformten Enden
Pressen Konidien[4], von Schleimen zusammengehalten,
Nach außen dem Regen entgegen.
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Worauf wohl werden sie warten?
Fliegen mit Vehikeln sie etwa nach oben?
Sie gelangen auf frühlingserwachendes Grün und kleben sich,
Wenn das Glück sie verwöhnt,
Mit schleimiger Hülle dort fest.
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Das erste ist schon einmal gelungen:
Mit Vielzahl von Treffern das Grün zu besiedeln.
Nun ist es Zeit, an Sporen zu denken,
Die, in Asci[5] versammelt, tief in Sklerotien verborgen.
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Langsam zerbröselt Elsínoes[6] wintererfahrener Körper,
Gibt Höhlungen frei mit einzeln, auch zu zweit wartenden Asci
Mit reichlicher Freiheit zum achtmaligen Böllern[7],
Zum Schießen von Sporen nach ihrer Verwandtschaft bewährten Art.
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Anderen reichen zunächst gekammerte Sporen[8],
Werden erst später keimen und, wie auch die andern,
Konidien aus sich entfaltenden Blättern gebären,
Die sich mit schleimiger Hülle sichern den Halt.
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Um der Treffer Zahl zu vermehren,
Treiben manche aus Sporenkammern Konidien;
Verbreiten sich und Schäden mit Wasser- und Blätterkontakt;
Inokulieren[9] im wahrsten Sinne des Wortes:
Bald von offenen Augen[13]besprenkelt bemalt.
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Fußnoten
[1] Sklerotien: Runde, ellipsoide oder längliche Überdauerungsorgane aus dicht gepackten, reservestoffreichen Hyphen; der Sklerotien äußeren Bereiche sind durch Pilzmelanine meist dunkelbraun bis schwärzlich gefärbt.
[2] Hyphen: Einzellreihige, zellwandumgebene Fäden von Pilzen mit Spitzenwachstum, mit oder ohne Querwände
[3] Phialiden, phialidisch (enteroblastisch-): Enteroblastisch bedeutet, bei der Konidienbildung werden nur die inneren Zellwandschichten der konidienbildenden Zelle zur Konidienbildung herangezogen; bei phialidischer Bildung liegt der konidienbildenden Zelle eine Flaschenform zugrunde; außerdem werden die Konidien in Serie gebildet, wobei die älteste Konidie an der Spitze der Kette steht, die jüngste an der Mündung der Phialide.
[4] Konidie: Asexuell und nach außen gebildete Verbreitungseinheit
[5] Ascus, Schlauch: Meiosporangium der Ascomycota
[6 ]Elsinoe: Erreger der Brennfleckenkrankheit, der Anthraknose (Elsinoaceae; nicht separat behandelt – Myriangiales – Dothidiomycetes – Bitunicate Ascomycota – Inoperculate Ascomycota –…)
[7] Achtsporig
[8] Kammerartig unterteilte, mehrzellige Sporen
[9] Inokulieren (mit einem Mikroorganismus versehen): Bei diesem Vorgang wird ein Substrat mit Bakterien, Hefen, Konidien oder Sporen versehen; nach dem Anwachsen sehen die kleinen Kolonien wie Augen aus, deshalb ‚inokulieren‘. Hier beziehen sich die Augen auf die Nekrosen, auf die durchgebrochenen Stellen der Blätter.
[10] Rubus: Him-, Brom- und Kroatzbeeren (Rosoideae – Rosaceae – Rsoales – ZyFaRoFaCu-Verwandtschaft – Rosanae – …)
[11 ]Vitis vinifera, Weinrebe (Vitaceae; nicht separat behandelt – Vitales – Rosidae – Superrosidae – Eudicotyle –…)
[12] Elsinoe veneta: Rubus-Anthraknose (Elsinoaceae; nicht separat behandelt – Myriangiales – Dothidiomycetes – Bitunicate Ascomycota – Inoperculate Ascomycota –…)
[13] Durchbrochene, nekrotisierte Zentren
Eingestellt am 15. März 2025
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Elsinoe veneta auf Rubus-Blatt
Autor: James Lindsey
Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.5 Generic license; unverändert
Eingestellt am 15. März 2025
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Myriangium duriaei
Habitus. – B. Ein Exemplar. – C. Längsschnitt durch ein junges Exemplar. – D. Sklerotium im Längsschnitt. – E. Aufgesprengter Ascus und reife Sporen.
Aus Gäumann (1926), Seite 211, Abb. 137. Gemeinfrei wegen des Alters der Publikation.
Eingestellt am 15. März 2025
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Myriangiales, Unzähligfrüchtler
2 Vitis' starrende Augen (AP)
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Einmal durch glücklichen Zufall das Ziel erreicht,
Dringen sofort sie in Zellen,
Bis das getroffene Zentrum erschöpft kollabiert.
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Doch der Schmarotzer[3] sucht sich neue Ressourcen!
Wächst zentrifugal[4] dem Grünen, dem Saftigen zu,
Fordert nun immer neue Reviere,
Bis eine Delle, dünn wie ein Vorhang, die Stelle vertieft.
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Empfindlich gegen jegliche Kraft,
Zerbröselt der gräuliche Vorhang zum rundlichen Loch,
Umgeben von braunem, zum Sterben verurteiltem Leben,
Am Ende umringt von purpurnem Kreis.
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Am Rand, dort, wo reichlich Reserven noch liegen,
Ballt sich wie im Gewitter Konidienhagel[5] zusammen;
Zerspritzen im Regen, schießen nach oben, fallen wie Schrot[6]
Wahllos auf alles hernieder,
Ob fröhlich noch lebend, oder schon tot,
Treffen wollen sie aber nur Grün, Läsionen[7] wieder zu bilden.
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Wie ein Auge blickt uns das Runde nun an!
Aber noch ist des Blattes Leid nicht zu Ende:
Am Rande, wie von dunklen Brauen umrahmt,
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Durchlöchern die Früchte sie nicht;
Krater, rund, vertieft in die Süße,
Sehen traurig aus Vitis[12] dich an
Als wären sie Boten, die dir verkünden:
Nichts bin ich dem Winzer mehr wert.
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Fußnoten
[1] Wirt (Parasiten, Symbionten): Opfer eines Parasiten, Partner eines Symbionten
[2] Ressourcen: Natürlich vorhandene Bestände von etwas, was zum Fortkommen, zum Leben, benötigt wird
[3] Schmarotzer, Parasit: Ein Organismus lebt auf Kosten eines anderen
[4] Zentrifugal: Von einem Zentrum Richtung Peripherie, nach außen
[5] Konidie: Asexuell und nach außen gebildete Verbreitungseinheit
[6] Schrot (Jagd): Kleine Kugeln aus Metall, die in Form zahlreicher Einzelprojektile aus Gewehren verschossen werden; hier verwendet für die vielen Sporen/Hefen in Asci und für Konidien
[7] Läsionen: Gewebeschädigungen durch Absterben oder Verletzung von Gewebe; bei Blättern oft mit Durchbruch verbunden
[8] Hyphen: Einzellreihige, zellwandumgebene Fäden von Pilzen mit Spitzenwachstum, mit oder ohne Querwände
[9] Sklerotien: Runde, ellipsoide oder längliche Überdauerungsorgane aus dicht gepackten, reservestoffreichen Hyphen; der Sklerotien äußere Bereiche sind durch Pilzmelanine meist dunkelbraun bis schwärzlich gefärbt.
[10] Beeren: Botanisch definiert sind Beeren Früchte, die, ausgenommen das nach außen begrenzende Häutchen, vollkommen saftig sind; ausgenommen natürlich auch die Samen; folglich sind die beiden inneren Schichten der Frucht, Endo- und Mesocarp, fleischig geworden, das Exokarp häutig.
[11] Trauben: Früchte, Beeren, von Vitis vinifera
[12] Vitis vinifera, Weinrebe (Vitaceae; nicht separat behandelt – Vitales – Rosidae – Superrosidae – Eudicotyle –…)
Eingestellt am 15. März 2025
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Elsinoe ampelina, Anthraknose des Weins
Autor: The Bugwood Network at the University of Georgia and the USDA Forest Service
Lizenz: Creative Commons Attribution 3.0 United States license; unverändert
Eingestellt am 15. März 2025
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