zum Glossar über:
Listeria, Listerien
1 List(er)ig (AP)
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Gefahr in Verzug, spürt Listeria!
Zielstrebig nähern sich Lysosomen[1]
Ihrer hüllenden Endosomenmembran[2];
Mit ihr zu verschmelzen,
Ihrem Leben ein Ende zu setzen,
Das ist der Plan.
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Rechtzeitig zerlegt sie mit Hilfe Hämolysins[3]
Den zuvor noch schützenden Mantel,
Schlüpft unerkannt zwischen Häschern hindurch,
Rettet sich in ungefährliche Zonen.
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Unbehelligt lebt sie nun, frei im Cytoplasma[4] liegend,
Immer bestrebt, zahlreiche Nachkommen in die winzige Welt zu setzen,
Bis der Lebensraum viel zu eng
Und jeder von ihnen nach Neulanden strebt.
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Wie lange wohl mussten die Vorfahren bangen,
Nach dem Verlassen der Zelle erkannt und zerrieben zu werden,
Bevor eine Neubesiedlung gelang?
Bald schon spannten sie listig den Wirt vor den Karr‘n.
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Am hinteren Ende, raffiniert konstruiert,
Präsentiert Listeria Anknüpfungsorte für Wirtszell-Actin[5],
Das, zu Bündeln vereint, sich ständig verlängernd,
Listeria rasch an die Zellgrenze bringt.
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Stülpt das Plasmalemma[6] nach außen,
Drückt es, die Nachbarzelle invaginierend,
Von zwei Membranen folglich umhüllt,
Tief in die Flanke der Zelle hinein.
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Rasch dem Vesikel entschlüpft,
Wird auch diese Zelle kolonisiert,
Bis Listeria monocytogenes[7] mit Hilfe des Wirts
Weite Gewebebereiche durchdringt.
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Dichte Befälle im Darm rufen Gastroenteritis[8] hervor.
Doch meist bleibt die Infektion ohne Symptom,
Nur immungeschwächte Personen, Kinder und Schwangere
Leiden nicht wenig davon.
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Wird die Plazenta[9] besiedelt,
Laufen Hoffnungsvolle[10] Gefahr,
Ihr Kind zu verlieren,
Doch Ernährungsempfehlungen beugen dem vor.
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Fußnoten
[1] Lysosomen: Von einer Membran umschlossene kugelförmige Zellorganellen von Eukaryonten; enthalten hydrolytische Enzyme und Phosphatasen, mit denen sie Fremdstoffe oder körpereigene Stoffe abbauen.
[2] Endosom: Mikrobenumschließendes Vesikel entstanden aus einer Zellmembraneinstülpung
[3] Hämolysine: Dienen Bakterien in erster Linie dazu, Nahrungsstoffe von Wirtszellen aufzuschließen. So ist zum Beispiel Eisen ein wichtiger Wachstumsfaktor vieler pathogener Erreger.
[4] Cytoplasma: Flüssiger Zellinhalt mit darin liegendem Cytoskelett
[5] Actin,Fädiges Actin: Actin ist ein häufiger Bestandteil des Cytoskeletts und kommt besonders in Muskelzellen vor; zu Fäden polymerisiert (F-Actin), dient es der Stabilisierung der äußeren Zellform sowie der Ausbildung von Zellfortsätzen, intrazellulären Verlagerungen und gerichteten intrazellulären Bewegungen.
[6] Plasmalemma: Zellmembran (Lipiddoppelmembran) von Organismen mit starrer Zellwand; wird oft als Gegenstück zum Tonoplasten betrachtet, der im Zellinneren eine größere Saftvakuole umgibt; für Bakterien kein gebräuchlicher Begriff.
[7] Listeria monocystogenes: stäbchenförmiges, fakultativ-anaerobes und aufgrund von Flagellen bewegliches Bakterium (polare oder peritriche Begeißelung). Es ist in der Regel pathogen und verursacht eine Reihe von Erkrankungen beim Menschen und bei Tieren, die als Listeriose bezeichnet werden. Der häufigste Infektionsweg ist die Aufnahme über verunreinigte Lebensmittel. (Wikipedia)
[8] Gasteroenteritis: Schleimhautentzündung des Magen-Darm-Traktes
[9] Plazenta: Sich während der Schwangerschaft entwickelndes Gewebe an der Gebärmutterwand, das zum embryonalen Organismus gehört, von diesem gebildet wird und von Blutgefäßen der Mutter und des Embryos durchzogen ist, darüber steht der Embryo, bzw. Fötus, mittelbar mit dem Blutkreislauf der Mutter in Verbindung, erhält Nährstoffe und Sauerstoff und gibt Abfallprodukte ab. (Wikipedia)
[10] Schwangere, „In der Hoffnung“
Eingestellt am 6. April 2024
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Listeria, Listerien
2 Auf Umwegen (AP)
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Listeria monocytogenes[1] findet im Boden,
Wie viele Konsorten,
Verdauungstrakte genug, unbesorgt die Zeit zu beleben,
Bräuchte nicht in Menschen zu zieh‘n.
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Wind bringt sie mit Staub aus dem Dunkeln,
Lagert sie ab an Gräsern, Blüten und Frucht.
Wartet vergeblich dort auf Rückkehr in die kühlere Welt,
Kommt aus Versehen in der Kühe Verdauungssystem.
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Ohne zu zögern, besiedelt sie Zotten[2] des vielfach gewundenen Darms,
Breitet sich aus in Muskeln und Milch,
Schwimmt zum Kälbchen munter hinüber.
Viele verlassen beim Koten den Darm.
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Ihr oberirdischer Kreislauf ist schier nicht zu bremsen.
Wirkt symptomlos im Wirt,
Landet gekühlt in Theken, in Schränken und Gläsern,
Lebt langsam, doch recht gut.
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Bienen[3] sammeln sie fleißig mit Nektar,
Bringen sie mit ins wabenbehangene Haus,
Verdichten den Nektar zu Honig:
Listerien inmitten des zuckrigen Mahls.
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Nehmen gerne Kühlung in Kauf,
Ergreifen, was sonst die Konkurrenz hätt‘ genommen,
Verbreiten sich trotz aller Kühlung zum Nachteil der Hungrigen
Unbedrängt in Fleisch, Wurstwaren und Milch.
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Ihre Plasmamembranen[4], getrimmt mit ungesättigten Fettsäuren,
Bleiben flexibel für mannigfache Passagen,
Und mit manchem Frostschutzprotein.
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Wehe, Temperaturen werden erhöht!
Dann lecken fluide geword’ne Membranen,
Vermischen Substanzen, bringen zusammen, was sonst ist getrennt,
Bis die Zelle am Ende zerbirst.
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Rohmilchprodukte, ungenügend erhitzte Milch,
Rohe Würste, zu wenig gebratenes Fleisch,
Ungewaschener, güllegedüngter Salat oder Kohl
Und Honig gefährden kleinere Kinder und jede geschwächte Person.
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Fußnoten
[1] Listeria mónocystógenes: stäbchenförmiges, fakultativ-anaerobes und aufgrund von Flagellen bewegliches Bakterium (polare oder peritriche Begeißelung). Es ist in der Regel pathogen und verursacht eine Reihe von Erkrankungen bei Menschen und bei Tieren, die als Listeriose bezeichnet werden. Der häufigste Infektionsweg ist die Aufnahme über verunreinigte Lebensmittel. (Wikipedia)
[2] Darmzotten: Kleinste finger- bis blattförmige Ausstülpungen der Darmschleimhaut; stellen Fortsätze der Lamina propria dar, die von einer dünnen Schleimhautschicht bedeckt sind und ins Darmlumen ragen
[3] Honigbienen, Apis mellifera (Apini – Apidae – Apocrita …– Eukarya – Animalia)
[4] Plasmamembran, Zellmembran: (Lipiddoppelmembran) von Organismen mit starrer Zellwand; wird oft als Gegenstück zum Tonoplasten betrachtet, der im Zellinneren eine größere Saftvakuole umgibt
[5] Kälteschutzmittel, Frostschutzmittel: Senkt den Gefrierpunkt einer Flüssigkeit
[6] Trehalose: Disaccharid (Zweifachzucker), das aus zwei je α-1-verknüpfen Glucosen besteht: Glc α (1–1) α Gluc
Eingestellt am 6. April 2024
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Endpunkt erreicht