zum Glossar über:

Cystonectae, Schlauchschwimmer

1 Die wohl ursprünglichsten ihrer Ordnung

.

Ihr Stamm, generell als Siphonophor[1] bezeichnet,

Trägt weder Nectophor[2] noch ein Phyllozoid[3];

Dafür hält sie an der Wasserfläche

Oft ein hochdifferenzierter Pneumatophor[4].

.

Fußnoten

[1] Siphonophor: Zentraler Polyp, Stammpolyp, der Staatsquellen, an dem modifizierte Polypen und Medusoiden hängen

[2] Nectophoren: Schwimmglocken: Glockenartig umgewandelte, mit der Exumbrella am Zentralpolypen ansitzende, im Subumbrellarraum undifferenzierte, kontraktionsfähige Medusoide, die einen Polypenstock vorantreiben können

[3] Phyllozoide: Blattförmig umgebildete, nesselzellenversehene Polypen mit erkennbarem Hohlraum, am Zentralpolypen eines Polypenstocks sitzend, als Schutzorgan für darunterstehende Polypen und Gonozoide

[4] Pneumatophor: Luft-, Gasträger; Luftkissen

Eingestellt am 23. November 2024

.

Cystonectae, Schlauchschwimmer

2 Portugiesische Galeere

.

Ein dreieckig flächiger Pneumatophor[1] als Längskamm,

Prall mit Luft mitunter mit Kohlenmonoxid[2] zudem gefüllt,

Liegt in windstiller See.

Eine Brise kommt auf, richtet den Kamm zum Segel empor,

Stemmt sich dem Lufthauch entgegen –

Schaukelnd fährt die Galeere[3] dahin,

Benetzt sich beidseits immer wieder,

Nötig sonst trocknet es aus.

.

Dutzende langgezogene, spiralig gedrehte Tentakel[4]

Hängen ins Wasser Dutzende Meter tief,

Tragen pro Centimeter tausend Nesselzellen[5], kleine Fische zu töten;

Bringen Menschen brennende, mitunter gefährdende Pein.

Stabilisieren, luvseitig[6] befestigt, das segelnde Schiff, das

Reusengleich filternd, windgetrieben Meere durchzieht;

Steuern, manövrieren den Segler ein wenig,

Dass als Schutzgemeinschaft ihr Großverband möglichst zusammenbleibt.

.

Gonozoide[7], Fress[8]- und Verdauungspolypen[9]

Reihen sich dicht an dicht dem Siphonophor[10] entlang,

Fassen vereint auch größere Beute,

Ziehen Opfer, sie mehrfach fixierend, unaufhaltsam, sich verkürzend dabei, heran.

.

Der Wind legt sich.

Das Segel klatscht aufs Wasser zurück.

Die Fahrt ist beendet – macht nichts –

Denn für lange Zeit ist die Mannschaft versorgt. –

.

Physalia phyalis wird oft, trotz vieler Nesselzellen, als Beute betrachtet:

Karettschildkröten[11], Atlantische Blauschnecke[12], Veilchenschnecken[13] und Mondfisch[14] gehören dazu;

Auch kleinere Fische knabbern, unempfindlich gegen der Galeere Tentakel, an ihren feuernden Fäden.

Wird zu bunt es ihr, lässt sie sekundenschnell die Luft einfach aus: sinkt rasch tiefer hinab.

.

In dieser hochorganisierten Gemeinschaft

Ergänzen sich arbeitsteilig wirkende Glieder

Zum Wohl des gesamten Verbunds.

Könnte Physália phýsalis nicht Vorbild für manche Gemeinschaft sein?

.

Fußnoten

[1] Pneumatophor: Luft-, Gasträger; Luftkissen

[2] Kohlenmonoxid, CO: [C≡O]

[3] Portugiesische Galeere: Physalia physalis (Cystonectae – Siphonophorae – Leptolina – Hydrozoa – Medusozoa –…)

[4] Tentakel: Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria

[5] Nesselzellen, Cnidocyten: Zellen in der Epidermis der Cnidaria, zum Beutefang und zur Abwehr dienend; bei Reizung wird ein Nesselschlauch ausgeschleudert, der häufig ein hochwirksames Gift in das Opfer injiziert

[6] Luvseite: Dem Wind zugewandte Seite

[7] Gonozoide: Träger von Gonophoren

[8] Luvseite: Dem Wind zugewandte Seite

[9] Verdauungspolypen: Dactylozoide der Staatsquallen

[10] Siphonophor (Staatsquallen, Cnidaria): Zentraler Polyp, Stammpolyp der Staatsquellen, an dem modifizierte Polypen und Medusoiden hängen

[11] Karettschildkröten; Caretta caretta (Cheloniidae – Cryptodira – Testudines – Anapsida – Sauropsida –…)

[12] Atlantische Blauschnecke: Glaucus atlanticus (Claucidae; nicht behandelt – Caenogastropoda – Gastropoda – Mollusca – Schizocoelia –…)

[13] Veilchenschnecken: Janthina janthina (Janthinidae; nicht behandelt – Caenogastropoda – Gastropoda – Mollusca – Schizocoelia –…)

[14] Mondfisch: Mola mola (Molidae – Tetraodontiformes – Percomorpha – Acanthopterygii – Acanthomorpha –…)

Eingestellt am 23. November 2024

.

Portugiesische Galeere, Physalia physalis

Duzende Tentakel sind hier verdrillt, ein freier, etwas länger ausgezogener Tentakel lässt sich am unteren Bildrand noch erkennen.

Autor: Image courtesy of Islands in the Sea 2002, NOAA/OER

Lizenz: Gemeinfrei; unverändert

Eingestellt am 23.November 2024

.