zum Glossar über:
Dothidiomycetes, Geschwürpilze
1 Alles nur Pseudo
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Ein Drittel vielleicht aller Ascomycoten[1]
– Zwanzigtausend Arten und mehr –
Umfasst diese Klasse
Ausnahmsweise mit Ektomykorrhizen[6],[7] als Partner von Bäumen.
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Auf gut zwei Dutzend Ordnungen,
Knapp einhundertundzwanzig Familien, eintausendvierhundert Gattungen,
Verteilen sich all ihre Arten und doch
Bleiben bestimmt noch viele inkognito.
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Leben auf Stämmen, Borke[8], Blättern, in Blättern sogar,
Leben endophytisch[9] oft dort, unerkannt,
Weil ohne Symptome, an diesen Pflanzen,
Denn dann erst pflanzen sie sich fort, sind ihre Wirte[10] schon tot.
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Steuert ein wichtiges Merkmal für die Verwandtschaft noch bei;
Erfolgt ihre Entwicklung doch, soweit überprüft, ascoloculär[15]:
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Beengt zwar auf kleineren Raum,
Doch nahe genug besammen, ein Ascoma[16] gemeinsam zu bilden,
Lassen dabei sich von Nachbarn nicht stören,
Denn Wände verflochtener Hyphen[19] liegen dazwischen
Als kräftige, blickdichte Wand,
Mitunter von unten nach oben geschoben[22],
Vielleicht auch von beiden Seiten her kommend,
Um sich in der Mitte zu treffen, ineinander zu laufen[23].
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Erst wenn Asci keulig und breit und voll Sporen,
Werden die Vorhänge etwas gelichtet,
Vielleicht auch zur Seite geschoben;
Eine Öffnung, eng wie Perithecien[24] zeigen sie,
Oder weit, Apothecien[25] sehr ähnlich,
Brechen der Sporen zuliebe die Fruchtkörper auf;
– Pseudothecien[26] nennt der Experte die schlussendliche Form –
Peudo- setzt sich vor die Bezeichnung je nach Gestalt[27].
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Wer nennt ihre Namen, kennt ihr Verhalten?
Zu klein oft, um mit bloßem Auge die Fruchtkörper zu seh’n.
Gewitzte auch in beiderlei Form.
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Parasitsche Arten berühen die Menschen[30] am meisten,
– Obwohl Pflanzen davon als erste betroffen –
Falls die Schmarotzer[31] ihr Liebgewonnenes zu arg bedroh‘n!
Wir folgen dem Ärger der Menschen, wählen entsprechende Beispiele aus.
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Fußnoten
[1] Ascomycota: Schlauchpilze (Dikarya – Unbegeißelte Chitinpilze – Fungi – Opisthokonta – Eukarya)
[2] Saprotroph, saprob: Nur von toter organischer Masse lebend
[3] Parasitisch, parasitär: Schmarotzend leben auf Kosten lebender Organismen
[4] Symbio(n)tisch: Wechselseitiges Nehmen zu beiderseitigem Vorteil; auch als wechselseitiger Parasitismus verstehbar
[5] Flechten: Symbiosen aus Pilzen und Algen
[6] Ektomykorrhiza: Eine Symbiose, Mykorrhiza, aus Pilzen (-myko-) und Pflanzenwurzeln (-rhiza). Bei dieser Mykorrhiza wachsen die Hyphen ausschließlich in den Zellwänden der Wurzel (Ekto-; außerhalb des Zellinneren). Der Molekültransfer (Wasser und Nährionen vom Pilz zur Wurzel; Zucker und andere Substanzen von der Wurzel zum Pilz) erfolgt über ausgedünnte Zellwände (Restzellwände) beider Partner. Hyphen bilden außerdem eine dichte Hülle (Mantel) um die Wurzel, aus der Hyphen in den Boden hineinreichen, über die Wasser und Nährionen an die interzellulär wachsenden Hyphen und letztlich an die Wurzel gehen; oftmals stehen vom Mantel auch Cystiden (Mantelcystiden) ab.
[7] Cenococcum geophilum: Schwarzkugelsklerotium (Cloniaceae; nicht separat behandelt; Mytilinidiales; nicht separat behandelt – Dothidiomycetes – Bitunicate Ascomycota – Inoperculate Ascomycota –…)
[8] Borke: Äußerste, tertiär entstandene Abschlussschicht an Bäumen; Korkschichten trennen, um entstandene Risse zum lebenden Gewebe hin wieder abzudichten, Teile des Bastes ab, die danach absterben und artabhängig in unterschiedlichen Formen abblättern; sekundäres Abschlussgewebe ist Rinde; primäres die Epidermis.
[9] Endophytisch, Endophyten (Pilze): Symptomlos im Wirt wachsend; zumindest sind keine Symptome erkennbar, die auf schädigenden Einfluss hindeuten würden; erst nach Absterben besiedelter Teile des Wirtes, beginnen Endophyten sich asexuell oder sexuell zu vermehren.
[10] Wirt (Parasiten, Symbionten): Opfer eines Parasiten, Partner eines Symbionten
[11] Bitunicat (Ascus): Die Auswand besteht aus zwei sich funktionell unterscheidenden Schichten, aus Exo- und Endoascus
[12] Ascus, Schlauch: Meiosporangium der Ascomycota
[13] Fruchtkörper (Fungi): Komplexe Hyphengeflechte, die Überdauerungsorgane, Konidien oder Sporangien enthalten oder diese oberflächlich tragen
[14] Ontogenese (oft Ontogenie): Vorgang der Entwicklung des Individuums von der Zygote ab; oder seiner Organe
[15] Ascoloculär: Entwicklung eines Pseudotheciums, wobei die einzelnen, hymenienbildenden Höhlungen als Loculi bezeichnet werden. Der Gegensatz dazu ascohymenial, bei dem von Anfang an nur ein Hymenium angelegt wird.
[16] Ascoma, Ascomata: Fruchtkörper der Pezizomycotina
[17] Ascogon: Ein meist bauchiges, vielkerniges weibliches Gametangium, das mit einem Fortsatz dem männlichen Gametangium es erleichtert, es zu umschlingen, um an einer Stelle die trennenden Zellwände für Plasmogamie aufzulösen.
[18] Antheridium (Pilze): Männliches Gametangium, das seine Kerne in das weibliche einspeist
[19] Hyphen: Einzellreihige, zellwandumgebene Fäden von Pilzen mit Spitzenwachstum, mit oder ohne Querwände
[20] Flor (Vorhang): Vorhang mit abstehenden Fäden und Schlingen
[21] Pseudoparaphysen, Paraphysoide, Interthecialfasern: Paraphysenähnliche, vom Deckel des Pseudotheciums nach unten, zwischen die Asci hängende Hyphen
[22] Paraphysen: Sterile, gametophytische (haploide), zum Teil speziell gestaltete, zwischen den Asci stehende Hyphen, die mitunter an ihrem apikalen Ende verbreitert sind und so eine Schutzschicht über den sich entwickelnden Asci bilden, die von ihnen bei Reife durchstoßen wird, um die Sporen unbehindert abschießen zu können
[23] Paraphysoiden: Paraphysenähnliche Hyphen, die ursprünglich benachbarte Hymenien der Pseudothecien trennten
[24] Perithecium, Krugförmiger Fruchtkörper, (Pezizomycotina): Bauchig-flaschenförmiger Fruchtkörper (wie eine Chianti-Flasche) mit enger Mündung, durch die sich streckende Asci ihre Sporen in die Umwelt schießen, oder durch die im Innern abgeschossene Sporen allmählich nach außen gedrückt werden
[25] Apothecium, Schüsselförmiger Fruchtkörper (Pezizomycotina): Fruchtkörper mit weiter Öffnung für das Hymenium (wie die konkave Seite einer Schüssel), so dass Asci ihre Sporen ungehindert in die Umgebung schießen können
[26] Pseudothecium: Viele Arten lassen zunächst in einem geschlossenen Primordium, einzelne Hymenien durch je eine Gametangiogamie entstehen, die durch sterile Ränder getrennt sind; lassen die trennenden Bereiche bei Reife und beim Öffnen verschwinden, so dass ein einziges, durchgehendes Hymenium vorgegaukelt wird
[27] Pseudoapothecium, Pseudoperithecium
[28] Konidie: Asexuell und nach außen gebildete Verbreitungseinheit
[29] Clonale Vermehrung: Asexuelle Vermehrung (rein mitotisch bedingte Vermehrung, daher Individuen genetisch identisch)
[30] Moderner Mensch: Homo sapiens (Homo spp. – Hominini – Homininae – Hominidae – Hominoidea –…)
[31] Schmarotzer, Parasit: Ein Organismus lebt auf Kosten eines anderen
Eingestellt am 15. März 2025
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Sterile hymenienbegleitende Hyphen bei Pezizomycotina (Bleistiftzeichnung; Reinhard Agerer)
Paraphysen: Sterile, gametophytische (haploide), zum Teil speziell gestaltete, zwischen den Asci stehende Hyphen, die mitunter an ihrem apikalen Ende verbreitert sind und so eine Schutzschicht über den sich entwickelnden Asci bilden, die von ihnen bei Reife durchstoßen wird, um die Sporen unbehindert abschießen zu können.
Periphysen: Paraphysenähnliche Hyphen, die bei Perithecien seitlich in den hymenienfreien Raum des Fruchtkörpers ragen
Periphysoiden: Paraphysenähnliche Hyphen, die bei Apothecien von der Fruchtkörperwand gegen das Hymenium ragen
Paraphysoide: Paraphysenähnliche, vom Deckel des Pseudotheciums und von unten her zwischen die Asci drängende Hyphen
Pseudoparaphysen: Paraphysenähnliche, vom Deckel des Pseudotheciums nach unten, zwischen die Asci hängende Hyphen
Eingestellt am 15. März 2025
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