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Haemosporidia, Blutsporidien

1 Der Weg

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Eine Mücke, Anopheles[1] bei Menschen, ist es,

Die Verderben mit sich führt und in die Blutbahn bringt:

Denn mit blutgerinnungshemmendem Speichel dringen Sporozoite[2] in Kapillaren[3],

Werden mit Blut in die Leber geschwemmt.

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In Leberkanälchen[4] angekommen, landen

Spindelförmige Sporozoite in Leberzellen an,

Dringen ein, ernähren sich prächtig,

Bis ihnen Lust, sich zu zerteilen, kommt:

Teilen mehrfach mitotisch[5] die Kerne[6],

Lassen Dutzende eiförmige Merozoiten[7] anschließend frei.

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Ausgeschüttet in Blutkapillaren der Leber,

Durchzieh’n sie den Körper, doch nicht sie selbst:

Haben Vehikel für den Transport sich genommen,

Legten sich roten Blutkörperchen an,

Wurden umwallt darauf, einbezogen ins Innere.

Genau dort wollten sie hin!

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Immer mehr Erythrocyten[8] werden von ihnen befallen:

Ernähren über Mikroporen sich von Hämoglobin[9],

Bis auch sie wieder sich in Dutzende teilen.

Eine Synchronisierung erfolgt allmählich: Die vielen sind beinahe gleichalt;

Abfallprodukte der Erythrocyten, sowie der Merozoitenbildung Reste

Überschütten das Blut, worauf den Körper Fieber befällt.

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Einige träumen sexueller Vermehrung entgegen,

Bereiten darauf sich als Makro[10]- und Mikrogamonten[11] vor,

Männliche teilen im Voraus die Kerne,

Weibliche bleiben so wie sie sind.

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Hoffen auf Anopheles‘ Dienste,

Wollen mit Blut aufgesaugt sein,

Mit dem Strom in der Mücke Darm zu gelangen,

Denn dort erst vollzieht sich, was sie gewollt.

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Der Mikrogamont zerfällt in viele Mikrogameten[12],

Der Makrogamont schiebt eine ruhige Kugel, wartet getrost

Bis einer der vielen kommt angeschwommen,

Und sie als Ookinet[13] sich weiterbewegt,

Hin zur Darmwand, in eine erste Zelle – und so weiter –

Bis sie des Darms Außenseite erreicht;

Legt sich, wie Merozoiten an Erythrocyten,

Jedoch einer Darmzelle, einfach so an;

Wird ummantelt, zieht nicht sie ins Innere.

Plasmodium[14] hat nichts dagegen, weil es die eigene Hülle sich spart,

Zumal die Verpackung mit ihm sich ständig vergrößert,

Bis dann sie doch einmal platzt, sich mit Hunderten Sporozoiten ergießt.

– Dauersporocysten[15 ]werden erst gar nicht gebildet, hätten nur Ressourcen gekostet,

So wurde alles, was die Darmzelle bot, in Sporozoite investiert. –

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In der Hämolymphe[16] Strom gelangen sie in

Speicheldrüsen des Blutsaugerinsekts:

Warten dort – zu lange wird es sicher nicht dauern –

Bis es nach einer Blutmahlzeit Anopheles lechzt.

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Nun haben Menschen wieder unter den Stichen zu leiden.

Wer noch Glück hat, bekommt eine Spezies injiziert,

Die nicht dem Tod die Wege bereitet,

Sondern der Körper nur, wenn auch schwer, dagegen kämpft.

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Fußnoten

[1] Anopheles: Malariamücken (Culicidae – Nematocera – Diptera – Antliophora – Mecopteroida –…)

[2] Sporozoit: Eigenbewegliche, in einer Zygote entstandene, haploide, infektiöse Sporen der Apicomplexa

[3] Blutkapillaren: Feinste Verästelungen der Arterien und Venen, verbinden arterielles und venöses Gefäßsystem.

[4] Leberblutkapillaren

[5] Mitose, mitotisch, abgekürzt M!: Im Kern mittig in einer Ebene versammelte Chromosomen bildeten je zwei identische Chromatiden, die bei der Mitose durch Mikrotubuli separiert werden und, von einer Zellwand getrennt, als identische Chromosomensätze der entstandenen Zellen wirken

[6] Zellkern

[7] Merozoite: Durch Zergliederung ungeschlechtlich vermehrte Zellen

[8] Erythrocyten: Rote Blutkörperchen; Zellen des Bluts, die den Blutfarbstoff Hämoglobin enthalten

[9] Hämoglobin: Hämoglobine sind eine Gruppe von eisenhaltigen, farbigen Proteinen, die vorwiegend dem Sauerstofftransport dienen und in den Erythrocyten des Wirbeltierbluts, sowie bei vielen Wirbellosen frei in der Hämolymphe vorkommen; binden Sauerstoff reversibel und transportieren diesen so im Blutkreislauf; bestehen aus Globinen und dem Eisen-II-Komplex Häm.

[10] Macrogamont, Makrogamont: Weiblicher Gamont

[11] Microgamont, Mikrogamont: Männlicher Gamont

[12] Mikrogameten, Microgameten: Männliche Gameten; die kleineren bei Anisogamie; bei Oogamie die begeißelten Gameten (Spermatozoide) 

[13] Ookinet: Bewegliche Zygote

[14] Plasmodium (Morphologie): Vielkerniger, eigenbeweglicher Protoplast (Amöbe), der durch Kernteilung ohne nachfolgende Zellteilung entsteht

[15] Dauersporocysten: Cysten, die mehrere Sporen enthalten

[16] Hämolymphe: Bei Arthropoden sind Blut und Lymphe noch nicht in separaten Gefäßen getrennt; beides flottiert somit durchmischt

Eingestellt am 14. Juni 2025

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Plasmodium spp., Entwicklungszyklus

(1) Anopheles saugt Blut aus dem Menschen, dabei werden aus der Speicheldrüse Sporozoiten in die Blutbahn gebracht. (2) Sporozoite infizieren Leberzellen, wonach ein vielkerniges Plasmodium entsteht (Schizont, Meront), das sich in viele Merozoite aufspaltet (3), die vom Meronten freigesetzt werden (4). Nach dem Freisetzen gelangen die Merozoite in Leberblutkapillaren und infizieren Erythrocyten (5). Dort wachsen und reifen Merozoite zu von roten Blutkörperchen sich ernährende Trophozoite (d). Im sogenannten Erythrocytenkeislauf (B) vermehren sich in einem Nebenkreislauf asexuell die Trophozoiten („Schizont“), in dem sie sich in den Blutkörperchen spalten und zu Merozoiten werden, die beim Platzen der Erythrocyten freigesetzt werden (6) und wieder rote Blutkörperchen befallen können. Damit erfolgt eine exponentielle Vermehrung des Parasiten im menschlichen Körper.

(d) Reife Trophozoite können sich aber auch für den Hauptkreislauf, für die sexuelle Fortpflanzung, entscheiden und Gametocyten (Gamonten) (7) bilden. Dabei differenzieren sie sich innerhalb der Erythrocyten in weibliche bzw. in männliche Gametocyten (Gamonten), die je nach Plasmodium-Art unterschiedlich aussehen können (7, P. falciparum sichelförmig; P. vivax, P. ovale und P. malariae kugelig bzw. ellipsoid). Diese werden beim Stich einer infizierten Person durch eine Anopheles dem Blut des Menschen entnommen (8) und in den Darmkanal der Mücke transportiert. Dort werden von der Microgametocyte (Microgamont) die begeißelten Microgameten freigesetzt (9, Exflagellation), die sich die einzellige Macrogametocyte (Macrogamont) (9) suchen, mit ihr verschmelzen (Plasmogamie) und zur diploiden Zygote (Karyogamie) werden; sie wird als Ookinet bezeichnet (10), ist sie doch als Zygote eigenbeweglich.

Als Ookinet (10) bewegt sie sich weiter, durchwandert die Darmwand, legt sich einer Richtung Leibeshöhle liegenden Darmzelle an, wird als Zygote (11, Oocyste) ummantelt, vollzieht Mitosen und anschließend viele Meiosen, so dass beim Platzen der Oocyste (12) viele haploide Sporozoite (1) freigesetzt werden; sie gelangen über die Hämolymphe der Mücke in die Speicheldrüsen, warten, bis die Mücke erneut einen Menschen sticht. Damit kann der Lebenskreislauf von Plasmodium spp. neu beginnen.

Es liegt hiermit ein Entwicklungszyklus eines haploiden Organismus vor, bei dem allein die Zygote diploid ist. Außerdem ist er obligat wirtswechselnd zwischen Menschen und Anopheles, wobei im Menschen die sexuelle Fortpflanzung beginnt (Gamontenbildung) und in der Mücke mit Plasmogamie, Karyogamie und Meiose zu Ende geführt wird. Hauptsächlich im Menschen erfolgt in einem Nebenkreislauf die explosionsartige asexuelle Vermehrung, die zur Krankheit Malaria führt. Aber auch in der Mücke zeigt sich eine starke Vermehrung durch Freisetzung erheblicher Mengen Sporozoite aus einer einzelnen Zygote.

Autor: Chb at German Wikipedia

Lizenz: Gemeinfrei; unverändert

Eingestellt am 14. Juni 2025

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Haemosporidia, Blutspordien

2 Des Horrors Liste

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Vier der einhundertundsechzig Plasmodien-Arten werden für Menschen gefährlich,

Unterscheiden zum Teil sich, wann ein nächster Fieberschub glüht:

Bei Plasmodium ovale[1] und Plasmodium vivax[2] jeweils nach achtundvierzig Stunden,

Von Schub zu Schub gezählt, immer am dritten Tag;

Plasmodium malariae[3] braucht etwas länger für der Merozoiten[4] Entwicklung,

Zweiundsiebzig Stunden, so entsteht hohe Körpertemperatur jeweils am vierten Tag;

Plasmodium falciparum[5] zeigt keine synchronisierte Lebensweise,

Unregelmäßig sind Fieberanfälle daher.

– Der Mikroskopiker erkennt zwischen den Arten deutliche Unterschiede

In der Sporozoiten Form, Größe und interner Struktur. –

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Wer mit Malariae[6] oder Ovale[7] befallen,

Hat zu überleben größere Chancen;

Nierenschäden begleiten Malariae,

Nichts Konkretes ist von Ovale bekannt.

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Und doch gibt es nicht wenige Menschen,

Die voll Unglück sich wähnen, weil ihre Erythrozyten[8] nicht normal,

Nicht rundlich, wie bei anderen Menschen,

Sondern von Sichelform.

Eine Mutation des Hämoglobins[9] hat die Gestalt in dieser Weise verändert,

So, dass sie erheblich weniger Sauerstoff binden, verglichen, als wären sie rund.

Als Vorteil werden sie nicht von Fieberschüben geschüttelt,

Der Parasiten Vermehrung wird durch diese Erythrocyten offensichtlich begrenzt.

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Zerfallen nach massiver Merozoitenvermehrung Erythrozyten,

Werden bei nichtmutiertem Hämoglobin Häm-Moleküle[10] freigesetzt,

Kreisen als Gift in der Blutbahn,

Lösen Entzündungsreaktionen als Immunantwort und Fieberanfälle aus.

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Ganz anders bei mutiertem Hämoglobin der Sichelzellen:

Deren Hämoglobin bewirkt einer Hämoxigenase[11] pausenlose Produktion,

Das zerstörerisch wirkt auf freigewordene Häm-Moleküle,

So greift der Blutbahn Immunsystem nicht ein;

Dabei entsteht in geringsten Mengen Kohlenmonoxid[12],

Das zurückwirkt auf die Hämbindungsstelle am Protein,

Verfestigt so die Bindung zwischen des Hämoglobins Molekülteilen,

Folglich treten keine Entzündungsreaktionen auf.

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Normale Erythrocyten produzieren zwar ebenfalls Hämoxidase,

Allerdings nicht fortwährend, zudem nur minimal.

Bei Sichelzellenanämien lassen, so Ergebnisse an Mäusen, Erythrocyten

Hauptsächlich in Blutbildungsgeweben Hämoxidase entstehen und auch im Rückenmark.

Hoffnung scheint auf am fernliegenden Horizont Leidgeprüfter,

Eine Therapie zu finden, auf Grund des Resultats;

Heterozygote[13] Sichelzellenanämie besitzt schon den Schutzschirm,

Doch homozygote[14] Träger dieses Allels[15]

Warten auf Abhilfe wahrscheinlich noch länger.

Ihre Sichelzellen verstopfen Kapillaren, weil zu dicht sie gedrängt.

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– Dies ist ein überzeugendes Beispiel für evolutive Veränderungen:

Gerade in Malaria-Gebieten kommen Sichelzellenerythrozyten überproportional häufiger vor,

Was in sumpfig-feuchten Regionen Afrikas mit dichten Anopheles[16]-Beständen

Ganz besonders ins Auge fällt. –

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Über eine Million tote Kinder gehen allein in Afrika auf der Plasmodien Rechnung;

Zwei Komma drei Millionen Menschen sollen weltweit es sein;

Dreihundert bis fünfhundert Millionen Malaria-Infizierte

Gibt es weltweit laut WHO[17].

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Fahren wir Europäer in malariaverseuchte Gebiete,

Bieten sich zwei Möglichkeiten der Prophylaxe an:

Expositionsschutz: mückendichte, insektenrepellierend[18] getränkte Kleidung,

Die wenigen frei noch verbliebenen Stellen werden mit eiem Repellent besprüht,

Doch in der Nacht empfiehlt es sich,

Immer, zu schlafen unter einem anophelesmückendichtem Netz.

Medikamentöse Prophylaxe umfasst Tabletten, die regelmäßig zu nehmen,

Deren Art an örtliche Plasmodienresistenzen angepasst sein muss.

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Wir können uns schützen, wenn wir nach Afrika auf Safari[19] gehen.

Doch wer dauernd in feuchter Wärme dort lebt, den trifft es oft hart.SL

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Fußnoten

[1] Plasmodium ovale: Malaria-tertiana-Erreger, Fieberanfälle etwa jeden dritten Tag (Haemosporidia – Aconodasida – Apicomplexa – „Wimpeola“ – Chromalveolata –…)

[2] Plasmodium vivax: Malaria-tertiana-Erreger, Fieberanfälle etwa jeden dritten Tag (Haemosporidia – Aconodasida – Apicomplexa – „Wimpeola“ – Chromalveolata –…)

[3] Plasmodium malariae: Malaria-quartana-Erreger, Fieberanfälle etwa jeden vierten Tag (Haemosporidia – Aconodasida – Apicomplexa – „Wimpeola“ – Chromalveolata –…)

[4] Merozoite (Apicomplexa): Durch Zergliederung ungeschlechtlich vermehrte Zellen

[5] Plasmodium falciparum: Malaria-tropicana-Erreger, Fieberanfälle unregelmäßig (Haemosporidia – Aconodasida – Apicomplexa – „Wimpeola“ – Chromalveolata –…)

[6] Plasmodium malariae

[7] Plasmodium ovale

[8] Erythrocyten: Rote Blutkörperchen; Zellen des Bluts, die den Blutfarbstoff Hämoglobin enthalten

[9] Hämoglobin: Hämoglobine sind eine Gruppe von eisenhaltigen, farbigen Proteinen, die vorwiegend dem Sauerstofftransport dienen und in den Erythrocyten des Wirbeltierbluts, sowie bei vielen Wirbellosen frei in der Hämolymphe vorkommen; binden Sauerstoff reversibel und transportieren diesen so im Blutkreislauf; bestehen aus Globinen und dem Eisen-II-Komplex Häm.

[10] Häme: Komplexverbindungen mit einem Eisen-Ion als Zentralatom und einem Porphyrin-Molekül

[11 ]Hämoxigenase: Ein Enzym das die Spaltung von Häm katalysiert. Dabei entstehen u. a. Eisen und Kohlenstoffmonoxid

[12] Kohlenmonoxid, CO: [C≡O]

[13] Heterozygot: Bedeutet, dass das Erbgut einer Zelle zwei verschiedene Allele, also zwei unterschiedliche Kopien eines bestimmten Gens auf den beiden Chromosomen besitzt

[14] Homozygot: Bedeutet, dass das Erbgut einer Zelle zwei gleiche Allele, also zwei gleiche Kopien eines bestimmten Gens auf den beiden Chromosomen besitzt

[15] Allele: Unterschiedliche Varianten eines Gens an einer bestimmten Stelle (Genort) eines Chromosoms

[16] Anopheles: Malariamücken (Culicidae – Nematocera – Diptera – Antliophora – Mecopteroida –…)

[17] WHO, World Health Organisation: Steuerungs- und Koordinationsorgan für den Gesundheitsbereich der UNO (United Nations Organisation)

[18] Repellierend:  Abschreckend, abstoßend, abwehrend

[19] Safari: Fahrt in Afrika, auf der die Teilnehmer besonders Großwild fotografieren bzw. jagen können

SL Ferreira A, Marguti I, Bechmann I (2011) Sickle Hemoglobin confers tolerance to Plasmodium infection. Cell DOI: org/10.1016/J.Cell.2011.03.049

Eingestellt am 14. Juni 2025

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