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Incertae sedis, Lästige

1 Achtlos

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Oft greift der Mensch[1] mit Absicht ein in die Natur,

Um sich, genau wie die Vorfahren[2] – und wie heute jedes lebende Tier[3]

An dem zu bedienen, was er zum Leben unbedingt braucht.

Vielfach schießt er, aus Leidenschaft oder gar Gier, hinaus übers Ziel.

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Eingespannt in der Lebewesen multivalentes Beziehungsnetz,

– Mit Nehmen, jedoch auch mit Geben –

Entzieht er sich mehr und mehr seiner Pflichten,

Nutzt zum unnötigen Leid der Geschöpfe oft

Seine Intelligenz, sich über sie zu erheben,

Vergisst, dass auch er nur ein Teil der Natur.

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Glaubt Rechte über alles, an allem zu haben,

Bedenkt nicht, woher er eigentlich kommt:

Die Vorfahren[4] kämpften die Wege ihm frei

Für sein jetziges oft unverdient bequemes, angenehmes Leben!

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Mit dem Verstand, der ihm gegeben,

Erhob er sich über alles empor!

Doch nur ein Teil seiner Art profitiert,

Gewinnt aus Klima und Gunst der Natur.

Der Großteil darbt, träumt nur – wenn er noch kann –

Von einem zumindest notdürftigen Leben!

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Was kann er nicht heute, wenn einmal die Basis gelegt,

Aus der Natur nicht alles für sich zum Vorteil gewinnen!?

Glaubt, nur ihm, dem Günstling des Klimas, der Böden,

Sei alles gegeben, nur ihm allein zur Verfügung gestellt.

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Kultiviert im Übermaß, pickt das Beste heraus,

Glaubt sich berechtigt, alles, was nicht seiner Nase entspricht,

Obwohl Geschenk der Natur,

Misszuachten, zu verwerfen und zu vernichten.

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Ein Teil nur der Menschheitsfamilie

Beutet als Liebling der Evolution, Ressourcen[5],

Zum Nachteil der andern, die sie besitzen,

Unterpreisig, rücksichtslos aus. –

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Wo bleibt die Umarmung, die Liebe,

Die euch als Auftrag gegeben?

Seid nur ihr Mein Abbild,

Die Unterbemittelten nicht?

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Fußnoten

[1 ]Moderner Mensch: Homo sapiens (Homo spp. – Hominini – Homininae – Hominidae – Hominoidea –…)

[2] Homo spp: Modernere Menschen (Hominini – Homininae – Hominidae – Hominoidea – Catarrhini –…)

[3] Animalia, Echte Tiere (Opisthokonta – Eukarya)

[4] Hominini: Menschen i. w. S (Homininae – Hominidae – Hominoidea – Catarrhini – Anthropoidea – …)

[5] Ressourcen: Natürlich vorhandene Bestände von etwas, was zum Fortkommen, zum Leben, benötigt wird

Eingestellt am 15. März 2025

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Incertae sedis, Lästige

2 Der Intelligenz zu verdanken

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Habt ihr nicht Wege gefunden, sich mit allem,

Wessen ihr scheinbar bedürft, zu versorgen?

Mit mehr noch sogar!

Könnt wählerisch sein!

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Ihr züchtet, selektiert[1], verändert genetisch,

Gezielt und schneller als die Evolution[2],

Und denkt, ihr seid die Herren der Welt!

Nur der Erde Murren, der Mikroben[3] unersättliches Wesen,

Zieht einen Strich durch eure wohlkalkulierte Berechnung –

Und findet doch erneut einen Weg aus der Malaise[4].

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Doch wie arm ist euer Respekt vor Meiner Schöpfung,

Quält ihr nicht Tiere wegen der Gier,

Nehmt ihnen die Freiheit, setzt sie in Enge,

Um preiswert – sie tragen die Kosten dafür –

Den Überfluss noch zu vermehren,

In dem ihr ohnehin lebt!

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Merkt nicht, wie euer Verhalten;

– Gegen euch selbst und gegen der Schöpfung Natur –

Euch immer mehr schadet, bis ihr den Fehler erkennt

Und doch nur stammelnd dagegen euch wehrt,

Wieder und wieder handelt ohne Vernunft

Und nicht in euer Inneres hört!

Das am Anfang in euch schon gelegt und gelehrt,

Was rechtes Verhalten ist in Schöpfung und in Gemeinschaft.

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Fußnoten

[1] Selektieren: aussondern

[2] Evolution: Stammesgeschichtliche Entwicklung von niederen zu weiterentwickelten (zu oft höheren) Formen des Lebendigen

[3] Mikroben: Mikroskopisch kleine Lebewesen, die einzeln nicht mit bloßem Auge erkennbar sind, zum Beispiel Bakterien und Archäen. Die meisten dieser Mikroorganismen sind Einzeller, zu ihnen zähen jedoch auch wenigzellige Lebewesen (einige Pilze und Algen, viele Amoebozoa, Chromalveolata, Rhizaria und Excavata) entsprechender Größe

[4] Malaise: Unbehagen

Eingestellt am 15. März 2025

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Incertae sedis, Lästige

3 Ohne Absicht

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Hefen[1], überall auf der Erde gegeben,

Dienen den Menschen oft als Bereiter von Nahrung,

Doch auch sie finden Ressourcen,

Suchen sich Zentren, Nischen[2], zum Leben.

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So wird auch der Mensch[3]

– Wundert sich jemand darüber? – zum Ziel dieser Pilze;

Nährt er doch sich von Stärke[4], von Zucker[5],

Die nicht selten im Überschuss, bevorzugt davon.

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Candida[6], ferne Verwandte von Saccharomyces[7],

Ein heterogener Haufen von Hefen,

Zur Ordnung Saccharomycetales[8] gehörend

– Die Forschung rätselt noch über den rechten Ort im System –

Brachten mit Albicans[9] eine spezielle Hefe hervor,

Die ausschließlich sich Menschen zugewandt.

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Angepasst an Temperaturen im Darm,

Der Epithelien[10] prokaryotenfreie[11] Stellen besetzend,

Warten sie, was an Zucker zu ihnen kommt,

Ernähren sich friedlich, bleiben vor Ort;

Wandern aber, wenn ihr Halt gering,

Nach außen mit zu entsorgendem Brei.

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Bakterien halten Ablicans‘ Okkupationsdrang in Schach

Solange sie nicht Antibiotika[12] hatten zu weichen,

Gegeben, um Krankheiten bringende Schwestern

Aus des Menschen Körper zu treiben;

Oder des Organismus‘ Schwächung[13] nutzend,

Sodass Albicans unbeschränkt sich vermehrt.                                    

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Besetzt warm-feuchte, zuckerleckende Orte,

Am Po, unter Windeln,

In Speckfalten des Bauchs, der Beine der Brust

– Wenn immunsupprimiert, Mundraum, Rachen und Zunge –

Zwischen Fingern und Zehen, recht selten an Nägeln;

Auch an intimen Stellen greifen sie zu.

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Kein Mensch gilt als candidafrei!

Im Geburtskanal wird von Mutter auf Kind der Lästige übertragen,

Mit Lippen und was noch dahinter.

Candida findet bestimmt einen Weg.

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Fußnoten

[1] Hefen i.w.S.: Von Fungi (Echten Pilzen) durch Knospung gebildete Einzelzellen unterschiedlichster Form; Knospungsstellen sind als Narben in der Zellwand erkennbar; im weiten Sinne können sie von Ascomycota (Schlauchpilzen) wie von Basidiomycota (Ständerpilzen) gebildet werden; als Hefen in engerem Sinne werden jene der Ascomycota bezeichnet

[2] Nischen (ökologische): Meist begrenzte Gebiete mit ziemlich einheitlichen Lebensbedingungen; durch spezifische abiotische und biotische Faktoren bestimmt

[3] Moderner Mensch: Homo sapiens (Homo spp. – Hominini – Homininae – Hominidae – Hominoidea –…)

[4] Stärke: Gemisch aus Amylose und Amylopectin; Speicherpolysaccharid der Pflanzen

[5] Saccharose, Rohrzucker, Rübenzucker: Disaccharid aus α-Glucose und β-Fructose in 1,2-Verknüpfung; Zwischenspeicherzucker von Echten Pflanzen

[6] Candida spp.: Weißpilze (Saccharomycetales; nicht separat behandelt – Saccharomycotina – Ascomycota – Dikarya – Unbegeißelte Chitinpilze –…)

[7] Saccharomyces cerevisiae: Bäckerhefe, Weinhefe, Bierhefe (Saccharomycetaceae – Saccharomycotina – Ascomycota – Dikarya – Unbegeißelte Chitinpilze –…)

[8] Saccharomycetales; nicht separat behndelt: Alkohol-Hefen i.w.S. (Saccharomycotina – Ascomycota – Dikarya – Unbegeißelte Chitinpilze – Fungi –…)

[9] Candia albicans: Weißlicher Weißpilz, Weißlicher Darm-Hautpilz (Saccharomycetales; nicht separat behandelt – Saccharomycotina – Ascomycota – Dikarya – Unbegeißelte Chitinpilze –…)

[10] Epithel: Ein- oder mehrlagige Zellschichten, die alle inneren und äußeren Körperoberflächen von Echten Tieren (Animalia) bedecken

[11 ]Prokaro(n)t: Organismus, der keinen echten Zellkern besitzt, sondern einfache, meist ringförmige Chromosomen frei in einem zentralen Bereich liegen hat

[12] Antibiotikum: Ein natürlich gebildetes, oft chemisch modifiziertes, niedermolekulares Stoffwechselprodukt von Pilzen, Bakterien oder Schwämmen, das schon in geringer Konzentration das Wachstum anderer Mikroorganismen hemmt oder diese gar tötet

[13] Immunsupprimiert: Herabgesetze oder unterdrückte Immunreaktion verursacht durch Krankheit oder durch Medikamente

Eingestellt am 15. März 2025

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Candidose, Soor

Links: Soor der Zunge bei einem Kind

Lizenz:  Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license; unverändert

Rechts: Soor der Mundhöhle bei einem AIDS-Paienten

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:CandidiasisFromCDCinJPEG03-18-06.JPG

Autor: Sol Silverman, Jr., D.D.S.

Lizenz: Gemeinfrei; unverändert

Eingestellt am 15. März 2025

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Incertae sedis, Lästige

4 Von Hefen zu Hyphen und wieder zurück

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Ein Arsenal von Außenfaktoren bestimmt Candida albicans‘[1] Phänotyp[2]:

Als Hefe wächst[3] sie, wenn Körpertemperatur sie umgibt,

Mit Hyphen[4], wenn die Umgebung recht kühl;

Fädig[5] wenn neutral der pH[6],

Sprossend[7 ]im sauren Milieu[8];

Wie auch Saccharomyces[9] sprosst, wenn sie mit Nährstoff aus allen Seiten befüllt,

Jedoch hyphig sich gibt, falls an Ressourcen der Ort schon verarmt;

So nimmt Candia albicans Blutserum[10] wenn sprossend, so wie Saccharomyces als Hefe den Zucker[11].

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Strömendes Blut, so scheint es,

Fördert Candidas Wachstum mit Hyphen,      

Schleime und äußere Haut

Dagegen ihr Leben als Hefe.

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Candida zeigt schon der Fungi mehrfach realisiertes Prinzip,

Dimorph[12] mit Hyphen[13] zu wachsen zum

Dringen in neue Gefilde,

Mit Hefen an Orten mit Nährstoff in Fülle.

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Welche Faktoren des Pilzes Wachstumsverhalten entscheiden,

Liegt an der Umwelt, die seine Verwandtschaft gewählt.

Nicht viele bleiben derart flexibel wie der Glänzende Weißling[14] dies zeigt.

Meist legt der Kreislauf des Lebens[15] dies fest.

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Fußnoten

[1] Candia albicans: Glänzender Weißpilz, Weißlicher Darm-Hautpilz (Saccharomycetales; nicht separat behandelt – Saccharomycotina – Ascomycota – Dikarya – Unbegeißelte Chitinpilze –…)

[2] Phänotyp: Erscheinungsbild, Aussehen, eines Organismus‘ oder einer Organismenkolonie

[3] Hefeknospung: Wenn Hefen sich vermehren, wird an eng begrenzter Stelle die Zellwand der Zelle erweicht, so, dass intern sich erhöhender Druck dort die Zellwand nach außen beulen kann; diese Beule wird immer größer, wird sich, weil ihre Zellwand noch plastisch ist, zu einer sippenspezifischen Form entwickeln, bis sie ihre endgültige Größe erreicht hat, dann wird die Pore, durch die der Protoplast (mit Zellkern; nach Mitose) von der Mutter- in die Tochterzelle gewandert ist, durch eine Zellwand verschlossen; anschließend zerteilt sich mittig die gemeinsame Zellwand der beiden, so dass die Tochterzelle, passiv abbrechend, sich von der Mutterzelle lösen kann. Dieser Vorgang kann sich an ein und derselben Mutterzelle mehrfach wiederholen. Dadurch kommt es zu einer raschen Vermehrung der Hefezellen, solange der Energievorrat in der Zelle und um sie reicht.

[4] Hyphen: Einzellreihige, zellwandumgebene Fäden von Pilzen mit Spitzenwachstum, mit oder ohne Querwände

[5] Hyphen

[6] Neutraler pH: pH (Potential des Wasserstoffs) von 7, reines Wasser

[7] Hefen

[8] Saurer pH: pH (Potential des Wasserstoffs) von 0 bis kleiner 7

[9] Saccharomyces cerevisiae: Bäckerhefe, Weinhefe, Bierhefe (Saccharomycetaceae – Saccharomycotina – Ascomycota – Dikarya – Unbegeißelte Chitinpilze –…)

[10] Blutserum: Gelbliche zellfreie Blutflüssigkeit, die nach Entfernung der Blutzellen (Blutkörperchen und Thrombozyten) und der Gerinnungsfaktoren zurückbleibt

[11] Saccharose, Rohrzucker, Rübenzucker: Disaccharid aus α-Glucose und β-Fructose in 1,2-Verknüpfung; Zwischenspeicherzucker von Echten Pflanzen

[12] Dimorph: Sind Organismen treten sie in zwei verschiedenen vegetativen Erscheinungsformen auf

[13] Hefen-Hyphen-Dimorphismus: Besteht, treten Pilze sowohl in Hefen- als auch in Hyphenform auf

[14] Weißlicher, Glänzender Weißpilz: Candia albicans (Saccharomycetales; nicht separat behandelt – Saccharomycotina – Ascomycota – Dikarya – Unbegeißelte Chitinpilze –…)

[15] Entwicklungszyklus, Entwicklungskreislauf, Lebenskreislauf, Lebenszyklus: Ein Kreislauf (eigentlich ist es eine Schraube, weil immer Neues entsteht, das zwar dem Anfänglichen gleicht, doch zeitlich später kommt), in dem sexuelle Fortpflanzung erfolgt. Zusätzlich kann noch in regelmäßigem Wechsel eine Phase der asexuellen Vermehrung eingeschlossen sein.

Eingestellt am 15. März 2025

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