zum Glossar über:
Pneumocystidales, Lungenzystler
1 Ungelöstes Rätsel (AP,HP)
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In der Äonen[1] Tiefe verborgen,
Kein Zeuge, keine Botschaft blieb uns aus
Ostafrikas ursprünglicher Zeit erhalten,
Blutflüssige[4] Bäume und Sträucher,
Vielleicht auch Früchte, zur nahrhaften Wohnung noch nahm.
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Wer hat die Früchte gegessen,
Wer die Luft durch Nase und Mund in die Lungen gesogen,
Als süßer Saft aus der Bäume Rinde[5] verschwand und
Wind Schizas[6] Sporen mit sich nahm?
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Umgeben von Feuchte, nahe des fließenden Bluts,
Dort, wo noch ein bisschen Süße durch
Dünne Epithelwände dringt!
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Wer davon genügsam sich nährte,
Wände beim Teilen dünn, wie sie anfänglich waren, beließ,
Lebte, mit Frischluft aufs Beste versorgt;
Nur verkleben musste er sich,
Um Rauswurf, falls er der Lunge reinliches Leben
Doch zu sehr reizte, mit Glück zu entgeh’n.
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Um mehr von der Zelle Glucan[9] zu bekommen,
Dünnten Schizas Wände
Sich zur hauchzarten Hülle;
So engte den Körper sie nicht mehr so ein;
Der Epithelzellen Kuppen schmiegte Schiza sich an,
Drang sachte, ein bisschen nur, zwischen sie ein.
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Nun hat sie, was zum Leben sie braucht.
Nur auffällig darf sie den Zellen nicht werden!
Vielleicht hat sie einen angetroffen,
Der sich darum nicht schert.
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Sie selbst versucht, was sie nur kann.
Hält die Wand als Antigenträger[10] dünn,
Durch ihres Wirtes Membransteroid, das als Pilz sie hätte entlarvt.
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Nur für eines musste Schiza noch sorgen!
Wie kommt sie wieder hinaus an die Luft,
Nicht endlos hier verweilen zu müssen,
Denn Freiheit ist ihrer Sporen Ziel.
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Sie selbst kann’s nicht glauben, wie einfach dies war!
Liegen acht spindlige Sporen mit
Fester Hülle im schützenden Ascus[17].
Ob der Wirt nun ihn oder die Sporen nach außen hustet,
Ist ihm auswurfegal.
Von feinen Tröpfchen nur sollten umschlossen sie bleiben,
Damit sie nach stürmischer Fahrt durch die Luft
Erneut in Lungen landen für eine nächste Generation.
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Fußnoten
[1] Äonen: Umfassen immer mehrere hundert Millionen bis weit über eine Milliarde Jahre
[2 ]Schizosaccharomycetes: Spalthefenverwandte (Taphrinomycotina – Ascomycota – Dikarya – Unbegeißelte Chitinpilze – Fungi –…)
[3] Spalthefe
[4] Blutfluss (Bäume, Sträucher): Saftausscheidung nach einer Verletzung von Phloem oder Xylem
[5] Rinde: Gewebe der Sprossachse und der Wurzel von Tracheophyta, das außerhalb des Zentralzylinders liegt; Epidermis und Rhizodermis sind davon ausgeschlossen
[6] Bezeichnung für hypothetischen Vorfahren der Schizosaccharomycetes
[7] Epithel (Animalia): Ein- oder mehrlagige Zellschichten, die alle inneren und äußeren Körperoberflächen von Echten Tieren (Animalia) bedecken
[8] Bronchiolen: Kleinste Äste des Bronchialsystems, der Lungenäste als Teil der unteren Atemwege; weisen keine Knorpel und keine schleimartigen Drüsen mehr auf
[9] Glucane: Generelle Bezeichnung für aus Zuckern entstandene Substanzen
[10] Antigene: Oberflächen (Glyco)Proteine; generell molekulare Strukturen von Pathogenen, die von Immunzellen Befallener als fremd erkannt werden und daraufhin Antikörper dagegen entwickeln
[11] Cholesterol, Cholesterin: Essenzieller Bestandteil aller tierischen Zellmembranen
[12] Ergosterol, Ergosterin: Essenzieller Bestandteil aller pilzlichen und Mykoplasmen Zellmembranen
[13] Plasmogamie: Verschmelzung der Protoplasten zweier Zellen im Zuge sexueller Fortpflanzung; abgekürzt P!
[14] Karyogamie: Verschmelzung zweier haploider Zellkerne; abgekürzt K!
[15] Meiose, meiotisch, abgekürzt R!: Meiose dient der Reduktion eines diploiden Chromosomensatzes zu haploiden Sätzen. Dabei werden einander entsprechende Chromosomen, im Kern sich dann mittig in einer Ebene gegenüberstehend, gepaart und anschließend in entgegengesetzter Richtung („polwärts“) separiert. Dieser Vorgang wird auch als Reduktionsteilung (oft abgekürzt als R! und zugleich stellvertretend für die ganze Meiose verwendet) bezeichnet. Da die voneinander getrennten haploiden Chromosomen schon verdoppelt sind, schließt sich an die Reduktionsteilung noch eine mitotische Teilung an, so dass vier haploide Kerne in letztlich vier Zellen liegen
[16 Mitose, mitotisch, abgekürzt M!: Im Kern mittig in einer Ebene versammelte Chromosomen bildeten je zwei identische Chromatiden, die bei der Mitose durch Mikrotubuli separiert werden und, von einer Zellwand getrennt, als identische Chromosomensätze der entstandenen Zellen wirken
[17] Ascus, Schlauch: Meisporangium der Ascomycota
Eingestellt am 15. März 2025
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Membransteroide von Pilzen und Tieren (ppt-generiert; Reinhard Agerer)
Oben: Cholesterol (-in); in Tieren
Unten: Ergosterol; in Pilzen
Eingestellt am 15. März 2025
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Pneumocystidales, Lungenzystler
2 Den Wirten ergeben (AP)
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Einmal Lungen als lebensfreundliche Nischen gefunden,
Bleibt Schiza[1]– was läge denn näher? –
In der Familie bei Vater, Mutter und Kind;
Nistet sich unerkannt immer wieder dort ein.
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Über Luft trifft sie vielerlei Tiere
Mit je etwas anderer Lungenstruktur!
Nachfahren nutzen die Gunst der Stunde,
Passen sich an; vielleicht zu sehr,
Denn nur, wer ihrer Vorstellung exakt entspricht,
Wird als Wirt[2] akzeptiert. –
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Ohne dem Wirt weiter lästig zu fallen,
Leben sie unerkannt am einmal besiedelten Ort.
Wenn aber Wirte aus unerfindlichen Gründen geschwächt,
Oder immundefizient [3], brechen Lungenentzündungen aus. –
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AIDS[4]-Patienten, auch Organtransplantierte,
Geben bereits seit Jahrzehnten Anlass,
Über Pneumocystis[5], Schizas lungenbewohnende Urururenkel,
Intensiver zu forschen.
Zwei Arten sind derzeit bekannt:
Lungen von Ratten[8] besiedelnd.
Wirtspezifitäten und DNA-Sequenzen lassen noch viele weitere Arten vermuten[9].
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Nur den modernsten Methoden ist zu verdanken,
Dass Pneumocystis wurde als Pilz entlarvt.
Hielt Forscher lang auf irriger Spur:
Eine Protozoe[12] müsste es sein,
Lindert doch dieses Mittel nicht der Betroffenen Pein.
Nur wussten die Ärzte damals noch nicht,
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Fußnoten
[1] Schiza: Bezeichnung für hypothetischen Vorfahren der Schizosaccharomycetes
[2] Wirt (Parasiten, Symbionten): Opfer eines Parasiten
[3] Immunsupprimiert: Herabgesetze oder unterdrückte Immunreaktion verursacht durch Krankheit oder durch Medikamente
[4] AIDS:AcquiredImmunodeficiencySyndrome; Erworbenes Immunschwächesyndrom, verursacht vonHumanImmunodeficiencyVirus, Lentivirus (Retroviridae – RNA-Viren – Viren – Bacteria)
[5] Pneumocystis: Lungenzystler (Pneumocystidales – Schizosaccharomycetes – Taphrinomycotina – Ascomycota – Dikaryota –…)
[6] Pneumocystis jirovecii: PJ-Pneumonie, Menschen-Lungenzystler (Pneumocystidales – Schizosaccharomycetes – Taphrinomycotina – Ascomycota – Dikarya –…)
[7] Pneumocystis carinii: Ratten-Lungenzystler (Pneumocystidales – Schizosaccharomycetes – Taphrinomycotina – Ascomycota – Dikaryota –…)
[8] Ratten: Rattus (Murinae – Muridae – Muroidea – Myomorpha – Rodentia –…)
[9] Drei andere Arten sind derzeit wissenschaftlich beschrieben
[10] Amphoterizin B: Amphotericin B ist ein breit wirksames Antimykotikum aus der Gruppe der Polyen-Antimykotika
[11] Antimycoticum: Eine biogene Substanz, von Bakterien oder von Pilzen gebildet, die gegen verschiedene Pilze wirken; oft auch unter Antibiotika subsumiert
[12] Protozoen: Eine organismenreichübergreifende Bezeichnung für Eukarya, die als Einzelzellen oder in Kolonien leben; stellen also keine verwandtschaftliche Einheit dar
[13 ]Cholesterol, Cholesterin: Essenzieller Bestandteil aller tierischen Zellmembranen
SL Springer JR (2002) Pneumocystis. Int J Med Microbiol 292: 391-404
Eingestellt am 15. März 2025
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Amphotericin B, ein Antimykotikum (ppt-generiert; Reinhard Agerer)
Kohlenstoff: grau. – Sauerstoff: rot. – Stickstoff: blau. – Wasserstoff violett. Einfachbindungen: feiner grüner Strich; Doppelbindungen: breiter grüner Strich.
Eingestellt am 15. März 2025
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