zum Glossar über:

Charybdeida, Charybdis-Würfelquallen

1 Kurzcharakteristik

.

Je nach Gattung, vier Mal ein, zwei oder drei Pedalien[1] pro Ecke,

Wobei jedes Pedalium nur einen Tentakel[2] trägt;

Keine Gastraltaschenblindsäcke[3] werden gebildet;

Aus Haplonemen[4], Erythelen[5] und Stenothelen[6] besteht ihr Cnidom[7].

.

Fußnoten

[1] Pedalien: Stark aufgetriebene, wasserkanalführende, dehn- und krümmbare, hochkontraktile basale Teile von Tentakeln oder Tentakelbüscheln

[2] Tentakel: Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria

[3] Gastraltaschenblindsäcke (Cubozoa): Gastraltaschen bilden nach außen Blindsäcke, die in die Subumbrellarhöhle hineinhängen

[4 Haploneme Anisorhize: Nesselkapseln mit schraubig gedrehtem Schlauch, auch nachdem sie explodiert ist; als Anisorhizen, ist eine Schraubung in diesem Zustand in Seitenansicht kaum mehr erkennbar; Haploneme Isorhize: Nesselkapseln mit schraubig gedrehtem Schlauch in der unentladenen Cnide; entladen ist der Schlauch gerade.

[5] Eurythelen: Nesselkapselschlauch mit zwei unterschiedlichen Bereichen wenn explodiert: Basal mit kurzem, geradem Anteil, an dem weit spiralig ein Haarkranz emporläuft, an den sich ein engschraubiger Schlauch anschließt, dessen Schraubung in diesem Zustand in Seitenansicht kaum mehr erkennbar ist und in Spitzenansicht keine Höhlung erkennen lässt.

[6] Stenothelen: Nesselkapseln mit stilett- oder skalpellartigen, leicht gekrümmten, messerscharfen, oft in zwei Etagen angeordneten Strukturen an der etwas verbreiterten Basis des ausgestülpten Nesselkapselschlauchs

[7] Cnidom: Gesamtheit der Nesselzellen(typen)

Eingestellt am 23. November 2024

.

Cniden-Typen: Auswahl (Tusche; Reinhard Agerer)

Von links nach rechts:

Spirocyste, Klebkapsel: Der nach Explosion umgestülpte Schlauch ragt als gerades Stück aus der Cnide, dem, spiralig nach rückwärts wickelnd, sich sein erheblich längerer Teil anschließt und mit klebriger Masse umgeben ist; in der unentladenen Cnide, liegt der Schlauch schraubig um den geraden Teil

Haploneme Isorhize: Der nach Explosion umgestülpte Schlauch ragt als gerades Stück aus der Cnide; in der unentladenen Cnide liegt der Schlauch schraubig

Haploneme Anisorhize: Der nach Explosion umgestülpte Schlauch ragt enggeschraubt Stück aus der Cnide, in Seitenansicht ist die Schraubung kaum mehr erkennbar; in der unentladenen Cnide liegt der Schlauch schraubig

Rhaboide, Mastigophore: Nesselkapseln mit rundum etagiert angeordneten Mastigonemen in der unteren Hälfte des ausgestülpten Nesselkapselschlauchs; in der unentladenen Cnide, liegt der Schlauch schraubig um den geraden Teil

Eurythele: Nesselkapselschlauch mit zwei unterschiedlichen Bereichen, wenn explodiert: Basal mit kurzem, geradem Anteil, an dem weit spiralig ein Haarkranz emporläuft, an den sich ein engschraubiger Schlauch anschließt, dessen Schraubung in diesem Zustand in Seitenansicht kaum mehr erkennbar ist; in der unentladenen Cnide, liegt der basal gegabelte Schlauch als Rolle

Stenothele: Nesselkapseln mit stilett- oder skalpellartigen, leicht gekrümmten, messerscharfen, oft in zwei Etagen angeordneten Strukturen an der etwas verbreiterten Basis des ausgestülpten Nesselkapselschlauchs; in der unentladenen Cnide, liegt der basal ungegabelte Schlauch als Rolle

Zeichnung aus Westheide & Rieger, Seite 124, Abb. 193 (Auswahl)

Eingestellt am 23. November 2024

.

Charybdeida, Charybdis-Würfelquallen

2 Die Tänzer

.

Der Dreifüßige Cystenträger[1], sein Name verrät es,

Gruppiert drei Pedalien[2] an jeder Medusenecke, mit je einem Tentakel[3] daran

Und, wie nur wenige Arten, sitzt der Polyp[4] basal in einem Peridermbecher[5]

– Zellen, deren Geißeln[6] zu Stiften versteift,

Überzieh‘n als Sinnesorgane den Körper –

Zieht sich, wenn ungünstig die Lebensbedingungen, in eine Kapsel[7] zurück,

Holt seine drei Tentakel ein, einer davon auffällig lang,

Umgibt sich mit dünner Schicht Periderm.

Werden Strömungen heftiger, dann wird er vertragen:

Ihm macht es nichts! Löst sich, andernorts angekommen, daraus,

Sucht kriechend sich neu einen günstigen Ort,

Streckt nur einen Tentakel voran,

– Unklar ist, wie und wo er diesen verwendet –

Heftet sich fest, vollzieht als Polyp, wie’s in der Sippe so Brauch.

.

Zu Spermienbündel[8] fassen Quallenmännchen Spermatozoide zusammen,

Werden in speziellen Taschen gelagert und, damit

Zusammen sie halten, mit einer Membran[9] umgeben.

Aufwendig scheint es, bis er übertragen sie darf:

.

Zuerst schwimmen Männchen und Weibchen nebeneinander.

Irgendwann fängt das Männchen mit einem Tentakel einen der Braut,

Freier und Braut dreh'n sich danach im Kreis eine Weile;

Erhört, überbringt er auf einem Tentakel ihr das Spermienpaket,

Sie, nicht unverständlich, führt es mit ihrem belad‘nen

Über den Mund[10] des Manubriums[11] in den Gastralraum[12],

Nachdem das Männchen von ihr schon gelassen.

Dort öffnet die Spermatophore[13] sich,

So können befreite Spermatozoide von Gonaden[14] ausgestoßene Eier[15] befruchten.

Nach zwei bis drei Tagen werden sie Planulalarven[16] schon sein.

.

Hat die Braut etwas zu sagen?

Oder entscheidet der Bräutigam nur?

Sie übernimmt zumindest die dargebotene, zukunftverheißende Gabe!

Tut sie dies, weil um sie kein anderer warb?

.

Niedlich müssen die Reigentänzer erscheinen,

Die kaum eines Mädchens Fingerhut groß.

Können vielleicht nur deshalb sie, Arm in Arm zu tanzen, wagen,

Weil als einziger Art wohl auch für sie harmlos das Nesselgift?

.

Fußnoten

[1] Dreifüßiger Cystenträger: Tripedalia cystophora (Charybdeida – Cubozoa – Medusozoa – Cnidaria – Animalia –…)

[2] Pedalien: Stark aufgetriebene, wasserkanalführende, dehn- und krümmbare, hochkontraktile basale Teile von Tentakeln oder Tentakelbüscheln

[3] Tentakel: Nesselzellenbestückte, bewegliche Fangarme der Cnidaria

[4] Polypen: Lebensstadien von Nesseltieren. Polypen haben eine Körperform, die aus einem hohlen Zylinder besteht (Hohltier) und in einer zentralen, von Tentakeln umgebenen Mundöffnung endet.

[5] Periderm (Cubozoa): Epidermal gebildete Hülle von Polypen

[6] Flagellum, Geißel (Eukaryageißel): Charakterisiert durch ihren internen Bau aus 9 peripheren, etwas schräg nach innen gestellten Doppelmikrotubuli (Querschnitt durch die Geißel) und einem zentralen Tubulipaar, das etwas Abstand voneinander hält. Dyneinarme verbinden die Mikrotubuli. Die Geißel ist von der Zellmembran umgeben und gefüllt mit Cytosol. Am Übergang der Geißelbasis in den Zellkörper treten spezielle Verstrebungen, Verstärkungen, auf; eine dünne Querplatte trennt oft den untersten, in die Zelle integrierten Teil, der in seiner Struktur einem Centriol entspricht: Es fehlen die beiden zentralen Mikrotubuli und die peripheren Zwillinge wurden zu Drillingen. Die in der Zelle gelegenen Teile der Geißel sind noch durch verwandtschaftsabhängig gestaltete Haltestrukturen verwurzelt. (Abbildung unter „Eukarya, 12 Sprachlos“)

[7 ]Möglicherweise chitinös

[8] Spermatozoide, Spermatozoen, Spermien: Reife, haploide Keimzellen, Gameten, die im Normalfall zu eigenständiger Bewegung fähig sind

[9] Möglicherweise chitinös

[10] Mund-After-Öffnung: Körperöffnung, die zugleich als Mund und After verwendet wird

[11] Manubrium: Lange Röhre als Fortsetzung des Magens und Träger des Munds

[12] Gastralraum (Schwämme, Nesseltiere): Großraum nahe des Osculums, oder des Mund-Afters, in den alle zuführenden engeren, dann weiteren, wasserführenden Kanäle oder Taschen münden

[13] Spermatophore: Zu männlichen Reproduktionsorganen verpackte Spermien, um die Übertragung auf Weibchen zu erleichtern

[14] Gonaden: Geschlechtszellen bildende Organe

[15] Eizellen: Unbewegliche, nährstoffreiche, weibliche, haploide Keimzellen

[16] Planula: Birnförmige bis länglich ovale bis keulenförmige, außen bewimperte Larve der Cnidaria

Eingestellt am 23. November 2024

.

Tripedalia cystophora, Dreifüßiger Cystenträger

Autoren: Jan Bielecki, Alexander K. Zaharoff, Nicole Y. Leung, Anders Garm, Todd H. Oakley

Eingestellt am 23. November 2024

.